[10.07.07] Die neue alte Heimat

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Mit einem leichten Rums setzte die Boing schließlich auf der Landebahn auf. Die Bremsen quietschten laut und brachten das Flugzeug schließlich zum Stillstand. Julius hatte sein lang ersehntes Ziel letztlich doch noch erreicht. Noch kurz zuvor instruierte die Stewardess die Passagiere sich vor der Landung sicherheitshalber an zuschnallen. Julius ließ es sich hierbei nicht nehmen ihr verstohlene Blicke zu zuwerfen und sie somit völlig aus dem Konzept zu bringen. Nein, gelangweilt hatte Julius sich nicht und der fast 5 Stunden lange Flug verlief letztlich sehr relaxed. Doch war das Fliegen in der ersten Klasse ohnehin immer eine recht entspannte Angelegenheit. Als Julius dann schließlich den ersten Fuß auf den Boden seines neuen Heimatlandes setzte begann es in seinen Fingern plötzlich zu kribbeln. Julius überkam seltsamerweise ein heimeliges Gefühl. Trotz der Tatsache das er noch nie in diesem Land gewesen war fühlte er eine gewisse Vertrautheit. Suchend tasteten seine Augen das Umfeld ab. Da Julius bereits zuvor seine Habseligkeiten nach Finstertal geschickt hatte brauchte er auch kein Gepäck mehr abzuholen. Er müsste noch zum Anwesen chauffiert werden. Dort könnte Julius dann rasten; ohnehin war die Nacht nicht mehr besonders lang.

Julius griff mit der Rechten in seine Manteltasche um ein Päckchen Zigaretten hervor zu kramen. Dieses verschwand auch schon wieder in seiner Manteltasche nachdem er sich eine Zigarette im Mundwinkel platziert hatte. Mit gesenktem Haupt entzündete er den Glimmstängel und nahm einen tiefen Zug; eines der vielen Laster aus vergangenen Tagen. Als Julius wieder sein Haupt hob stand ein schwarz uniformierter Mann mit Chauffeurmütze vor ihm; in seinen Händen hielt er ein Pappschild mit dem Namen 'Strauss' darauf.
 
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Der etwas unterwürfig wirkende Mann sah fragend zu Julius hinüber. Er schien bemüht aber auch etwas ängstlich. Es war nicht zu übersehen das dieser Mann den Job brauchte und alles tat um an ein brauchbares Trinkgeld zu gelangen.

"Herr Strauss? Der gewünschte Wagen steht fürs sie bereit. Darf ich mich um das Gepäck kümmern?"

Ausladend zeigte er mit dem Arm in südöstliche Richtung um anzudeuten in welcher Richtung sich die gemietete Limousine befand. Gleichzeitig schien er nach etwas Ausschau zu halten. Wie es schien suchte er die Umgegend nach Koffern oder Reisetaschen ab.
 
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Julius nickte kurz auf die Frage zu seiner Person und fuhr sich mit der Linken langsam durch die Haare.

"Wie erfreulich."

Kam es schlicht aus seiner Kehle; der englische Akzent war klar aus seiner Stimme heraus zu hören, dennoch drückte er sich keineswegs unverständlich aus. Kurz darauf drückte er die Zigarette in einem dafür vorhergesehenen Sandbehälter aus, wie sie in Flughäfen oder Bahnhöfen üblich waren.

"Nein, das dürfen sie nicht..."

Julius Gesicht verzog sich plötzlich zu einer fiesen, abstoßenden Grimasse. Er konnte sich schon denken wie der Chauffeur sich nun gefühlt haben musste. Doch schon kurz darauf verzogen sich Julius Gesichtszüge erneut zu einem Lächeln.

"...denn ich habe meine Garderobe bereits vor ein paar Tagen einfliegen lassen."

Darauf blickte Julius zur Limousine, als ob er darauf warten würde das der Chauffeur vorgehen würde um ihm die Türe zu öffnen.
 
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Dieser erkannte und deutete den Blick seines Fahrgastes recht schnell und ging mit schnellem Schritt voraus um die besagte Tür zum Fond zu öffnen. Sogar der wahrscheinlich erwartete leichte Bückling mit abgesetztem Hut wurde still und beinahe korrekt durchgeführt. Was taten sich Menschen nicht alles an, nur um ein kleines wenig mehr Geld zu verdienen.

"Darf ich anmerken, das es absolut nicht üblich ist eine Limousine bis zu diesem Punkt auf der Landbahn vorzulassen Herr Strauss. Ich darf mit Stolz behaupten das ich einer der wenigen Unternehmer bin die dies vermögen!"

Nur für den Fall das du demnächst wieder meine Dienste benötigst Geldsack!

Nachdem Julius eingestiegen war und der Chauffeur die Tür geschlossen hatte, ging es auch schon los. Routiniert lenkte der Fahrer den Wagen aus dem Flughafenverkehr.
Zeit genug für den Toreador sich mit dem Inneren des beeindruckend luxeriös ausgestatteten Wagens zu beschäftigen. Es gab alles was das Herz eines reichen Sterblichen begehrte. Für Kainiten bot der Wagen allerdings eher wenig.
So zogen sich die Minuten dahin bis der Wagen endlich in die Straße zum Anwesen einbog und wenig später auf dessen Hof hielt.
Wieder öffnete sich die Tür und die Gestalt des Chauffeurs zeichnete sich vor dem dunklen Nachthimmel ab.
 
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Auf Julius Gesicht befand sich mittlerweile ein breites Grinsen, während er den Charakter des Chauffeurs bereits nach kürzester Zeit von Kopf bis Fuß analysiert hatte. Wobei dies für einen halbwegs normalen Menschen auch keine große Herausforderung war. Einer der Vielen die auf die Schnelle großes Geld verdienen wollten, ohne zu merken das sich ihr Schicksal nie zum besseren wenden würde. Weder loyal noch Pflichtbewusst, aber gierig und somit gefügig und in gewisser Weise sicherlich nützlich.

Nach der Anmerkung des Chauffeurs konnte Julius schon erahnen was jener am liebsten ausgesprochen hätte, jedoch nicht vermochte zu sagen wenn dieser sich ein sattes Trinkgeld erhoffte. Julius hingegen wollte ihn damit auch nicht so einfach davon kommen lassen und schoss schließlich zurück, verbal versteht sich.

"Warum fragen sie ob sie etwas anmerken dürfen, wenn sie sowieso gleich weiter reden ohne auf meine Antwort zu warten?"

Von dem Chauffeur hatte Julius darauf keine großen Antworten erwartet. Was hätte er darauf auch antworten können, ohne dabei sein Trinkgeld aufs Spiel zu setzen. Nach einer längeren Fahrt erreichten sie letztlich das Anwesen. Julius stieg langsam aus dem Wagen und durch die Fenster des Anwesens konnte man bereits leicht ein paar, in Laken gehüllte, Möbel erkennen. Julius ließ den Chauffeur eine Zeit lang zappeln, so das dieser dachte das er auf sein Trinkgeld zu verzichten hätte. Doch schließlich war Julius kein Unmensch, oder besser gesagt kein unmenschlicher Vampir, daher zückte er einen Zwanziger hervor, das letzte was er an Bares bei sich trug und überreichte es dem Chauffeur als Trinkgeld.

"Ich werde auf sie zurückkommen."

Antwortete Julius während er ihn schelmisch anlächelte und kurz darauf auf die Eingangstür des Anwesen zuging.
 
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"Vielen Dank Herr Strauss, ich hoffe sie waren mit meinen Diensten zufrieden? Ich lasse ihnen die Rechnung dann zukommen. Auf Wiedersehen!"

Der Chauffeur deutete noch eine kleine Verbeugung an und verschwand wenig später in seinem Wagen.

Julius indess bemerkte das alle Renovierungen zwar ordnungsgemäß durchgeführt worden waren, der Garten dabei aber schwer gelitten hatte. Schwere Baufahrzeuge und Transporter hatten im wahrsten Sinne des Wortes ihre Spuren hinterlassen und auch einige Haufen Bauschutt lagen noch überall verteilt herum.
Wie es aussah gab es noch einiges zu tun.
 
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Als Julius mit der Hand über die massive Eichentür strich und letztlich am eisernen Türklopfer, der die Form eines Löwenkopfes hatte, hängen blieb, konnte er sich nicht eines Blickes auf seinen Vorgarten erwehren. Vereinzelt Ziegelbrocken und Holzstücke waren quer über den Vorgarten verstreut, doch war dies nur ein Bruchteil davon was Julius im eigentlichen Garten seines Anwesen erwarten sollte. Überall lag Schutt, Metallrohre und herausgerissene Holzplanken, welche teils modrig und mit Schimmel übersehen waren. Vom Rasen war nicht mehr viel übrig gewesen, doch scheinbar nicht mal das Rosenbeet wurde von den Bauarbeitern und ihren eisernen Ungetümen verschont. Leicht vorgebeugt griff Julius nach einem auf dem Boden liegenden Rosen Blatt und zerrieb es langsam zwischen Zeigefinger und Daumen. Julius seufzte leicht und schüttelte mit dem Kopf. Er würde wohl noch einiges zu tun haben bevor das alte Anwesen wieder zu gewohntem Glanze kommen würde.

Doch dies war nun wirklich nicht die richtige Zeit, es war schon spät und der Mond würde sich bald verabschieden um die Sonne zu begrüßen. Aus seiner Tasche kramte Julius den Schlüssels zu seiner neuen Heimat. Mühelos ließ sich die Tür öffnen und Julius betrat das Gebäude. Kurz drehte sich Julius im Kreis um die Gesamtheit des Hauses zu erfassen. Doch bis auf ein paar in Laken gehüllte Möbel befand sich noch nicht viel in seinem Domizil. Mit den Gedanken jedoch füllte Julius diese Leere, er hatte bereits gewisse Vorstellungen zur Raumgestaltung. Nach ein paar Minuten jedoch ging Julius die Treppe zur zweiten Etage herauf, auf der sich ein großes Wandgemälde, das einen fein gekleideten, älteren Herren abbildete, befand. Julius blickte etwas schärfer auf das Bild welches sowohl den Namen des Künstlers als auch den Titel des Bildes 'Julius Thadeus Strauss' trug. Es war also unschwer zu erraten das es hierbei um Julius Großvater handeln musste welcher auf dem Portrait abgebildet war. Auf Julius Gesicht zeichnete sich ein leichtes Lächeln. Schon irgendwie komisch dass das Bild nach all den Jahren immer noch dort unbeschadet hing, wo doch so viel längst in die Brüche gegangen war. Mit dem Blick noch immer auf das Portrait gerichtet spazierte Julius weiter den Korridor der zweiten Etage entlang. Er schaute in die geöffneten Räume bis er schließlich eines der insgesamt drei Schlafgemächer fand. Nach einem erneuten Blick auf die Überreste des Gartens durch das Fenster zog Julius schließlich die Gardinen zu. Er streifte seine Klamotten ab und schmiss sich auf das Bett. Nicht einmal die Decke hatten sie abgestaubt als sie alles wieder an ihren Platz richteten. Doch Julius war nun nicht in der Stimmung um sich darüber aufzuregen, er brauchte jetzt erst mal seine Ruhe. Doch schon bald würde er alles in die Wege leiten um den Garten sowie die Innenarchitektur des Anwesens wieder herzurichten.
 
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