[09.05.2008] Vater, wo bist du?

Navokha

Gott
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9. Oktober 2008
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Esteban, der nach den bisherigen Erkenntnissen ziemlich aufgewühlt war und dennoch eine solide Fassade wahren musste, fuhr nun alleine in seinem Wagen ganz bewusst aus der Stadt heraus. Garou hin oder her. Er war sich sicher, zu überleben. Und selbst wenn nicht, was machte dies für einen Unterschied? Auf einer Landstraße drosselte er das Tempo und fuhr auf einen begrünten Seitenstreifen. Er durchwühlte das Wageninnere. Irgendwo musste es doch sein...
Tatsächlich fand er nach langer und umständlicher Suche sein altes Notiz- und Tagebuch. Er blätterte darin herum, bis er auf eine Stelle stieß, die ihn innehalten ließ.

Was kümmert es die Ewigkeit, dass ich am Leben bin?
Wann hat mich die Wirklichkeit und wann bin ich ein Kind?
Wer ist meines Geistes gleich? Verbrannte Flügel neben mir
Wo sind all die Bestgelehrten? Geht nicht Leid und Elend um
Was ist, wenn es morgens blitzt und abends fehlt das Licht?
Wenn ich mich dreh ist alles Eins und nichts davon trägt eine Seele

Vater wo bist du..? Nimm mich an die Hand
Vater wo bist du..? Zeig mir Leben und Verstand
Vater wo bist du..? Gib mir dein warmes Blut
Vater wo bist du..? Beschütze mich vor Gottes Zorn

Wie fühlt sich wahre Liebe an und wie der blanke Hass?
Fühl das kalte Grauen zittern, wenn das Herz im Rhythmus bricht
Es ist Glas auf nackter Haut; von den Bienen tausend Stiche
Wenn die Erinnerung an Gestern mit dem blutend Atem heute mischt

Vater wo bist du..? Nimm mich an die Hand
Vater wo bist du..? Zeig mir Leben und Verstand
Vater wo bist du..? Gib mir dein warmes Blut
Vater wo bist du..? Beschütze mich vor Gottes Zorn

Wo sind all die großen Väter?
Wer mich erzieht ist geistlich reich...

Esteban zückte sein Mobiltelefon. Es war an der Zeit, mit Julian zu reden. Endlich würde er ihm sagen, wie er dachte. Endlich würde er sich nicht mehr verbiegen. All die Wut aus 10 Jahren Isolation sollte sich kanalysieren und seinen Erschaffer treffen.
 
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Julian Lorca:

Ich hatte einen Scheiß Tag! Der Verkackte Prinz hatte mich gestern wieder Sabbatianer jagen geschickt. Und was ist bei rumgekommen? Tja. Die Wunden dürften mich noch die nächste Woche beschäftigen! Scheiß Dreck! Aber: Denen habe ich es gezeigt. Missgeburten! Und ich hab jetzt noch mehr Fell am Körper!

Es dauerte eine Weile, dann ging Julian ans Telefon. Seine Stimme war rau, genervt und unterschwellig aggressiv:

„Julian Lorca, Ancillae der Gangrel, Geißel der Domäne Frankfurt. Wer da?!“
 
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"Wer da?!? Ich, du elelndes Stück Scheiße! Jagst mich in den tiefsten Höllenschlund dieses Landes ohne vorher auch nur ein Wort darüber zu sagen? Was fällt dir eigentlich ein, Julian???"
Ohne das Esteban es wirklich bemerkte, nannte er seinen Sire nun das erste Mal direkt beim Vornamen...
"Ich habe es satt! DICH und deine Spielchen! Eines kann ich dir versprechen: Wenn ich die nächsten Nächte überlebe, dann werden wir uns eines Nachts wieder treffen. Doch dann stehe ich nicht mehr alleine da. Das erste Mal seit langer Zeit bin ich Gleichgesinnten begegnet. Und wenn ich dich in die Finger bekomme, machen wir kurzen Prozess mit dir! Gleiches gilt für all die anderen Massenmörder, die sich Mitglieder der Camarilla schimpfen! Ihr und euer Gehabe macht mich KRANK!"
 
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Julian Lorca:

"Fertig, Sohn?", seine Stimme hatte einen eklig stumpfen Unterton.
 
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"Was ist los mit dir? Hat es dir die Sprache verschlagen? Oder hast du mal wieder Unschuldigen den Tod gebracht? Wie damals, als du mich gezwungen hast, die Caitiff im Bahnhofsviertel zu töten?"
Esteban hasste es, wenn Julian in diesem knappen Ton mit ihm redete. Von oben nach unten, einer Befehlskette folgend.
"Hier in Finstertal ist die Hölle los! Aber eins sage ich dir: Ich werde versuchen, am Kampf teilzunehmen und wenn ich diesen überlebe, werden meine neugewonnen Freunde und ich dafür sorgen, dass Monster wie du keinen Schaden mehr anrichten können!"
 
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Julian Lorca:

"Ich frag dich nochmal: Fertig Sohn? Oder kann willst du einen Monolog führen?" Seine Stimme war ruhig und bestimmend
 
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"Mit dir bin ich noch lange nicht fertig! Und nenne mich nicht Sohn!", brüllte Esteban in sein Mobiltelefon hinein.
"Was könntest DU mir denn schon zu sagen haben? Hm? Na los!"
 
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Julian Lorca:

"Man kann sich seine Eltern nicht aussuchen, Sohn. Also: Du hats in diesem Finstertal bereits Freunde gefunden? Loyal genug, dass sie mich zusammen mit dir aufmischen wollen? Ich bin postiv überascht, Sohn."
 
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"Du glaubst gar nicht, wie loyal sie sind. Wir werden hier - sofern wir das Höllenloch überleben - die Scheiße aus allen Camarilla-Arschlöchern heraus prügeln, bis sie an ihrem eigenen Blut ersticken. Ich habe mich der Camarilla ein für allemal abgewandt. Nie wieder werde ich es tolerieren, als Teil dieser Organisation betrachtet zu werden. Hörst du? NIE WIEDER! Lieber sterbe ich ein zweites Mal, bevor ich mich der Sklaverei hingebe. Ich werde für das kämpfen, was ich für gut und richtig erachte. Wir alle werden das. Nicht mehr lange und es wird ein Freistaat in Finstertal entstehen, an welchem sich die alteingestaubten Blutsauger ihre Fänge ausbeißen werden. Und wenn du es genau wissen willst: Man hat mich sogar schon zum Anführer der Gruppe gewählt. Ich weiß nicht, ob es an meinem starken Willen, an meinem Überlebensinstinkt oder schlichtweg an gewisser Sympathie für mich lag - jedenfalls führe ich unsere Organisation in den direkten Kampf, um Bestien wie dich ein für allemal in ein dunkles Kapitel der Geschichte zu verdrängen!"
 
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Julian Lorca:

"Ich bin in der Tat überascht, Sohn. Ja, sogar positiv. Ich sollte über deinen Freispruch nachdenken, nicht wahr? Du bist also Anführer einer autonomen Gruppierung von Vollchaoten geworden. Ja, ich sollte dich freisprechen. Dann habe ich zumindest nicht die Verantwortung für deine Gewalttaten!"
 
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"Deine Camarillatitel interessieren mich nicht mehr. Ich bin schon frei. So frei, wie ich überhaupt nur sein kann. Und als Freiheitskämpfer ist es meine Pflicht, gegen die Verbrechen der Camarilla anzukämpfen und die uralten Ketten der Unterdrückung zu sprengen!"
 
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Julian Lorca:

"Wie du meinst. Alles sehr löblich und positiv. Ich empfehle dir jedoch es nicht zu übertreiben, mein Sohn. Sonst weißt du nachher nicht, wem du gerade ans Bein pinkelst. Gib mir die Nummer deiner Primogenin. Ich will deinen Freispruch. Den... hast... du ... dir... verdient... Sohn!"
 
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"Wenn es dir so wichtig ist, dann ruf doch selbst in der Akademie an! Die Nummer hatte ich ja von dir. Und wenn du mich unbedingt freisprechen willst, dann frage dort nach der Nummer von Meyye. Mich interessiert das einen Scheiß!"
 
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Julian Lorca:

"Wie du wünscht, Sohn. Nun gut: Dann erzähl mir einmal von ganz vorne was du bisher erreicht hast. Ganz alleine, ohne die Hilfe deines Vaters."
 
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"So einiges. Ich brauche dich nicht mehr! Ich habe zusammen mit neugewonnenen Freunden eine Organisation aus dem Boden gestampft und war nicht unmaßgelblich an der Rettung des Ventrue Primogen vor den Garou beteiligt. Das hatte allerdings taktische Gründe, schließlich ist unsere Gruppierung auf Unterstützung angewiesen. Außerdem habe ich noch dezente Nachforschungen im Garou-Territorium tätigen könnnen. Wie du siehst, komme ich wunderbar ohne dich und deine dreckigen Camarillakumpel zurecht. Merke dir eines: Solltest du je nach Finstertal kommen und uns Anarchen ins Gehege kommen, machen wir kurzen Prozess mit dir! Dein Einfluss auf mich ist erloschen. Und damit du nie wieder übernatürlichen Einfluss auf mich ausüben kannst, habe ich entsprechende Vorkehrungen getroffen. Ich stieß auf einen Seelenverwandten, mit dem ich gemeinsam die Organisation gründete und damit wir auf der sicheren Seite sind, haben wir uns gegenseitig durch Blut gebunden. Niemand wird es schaffen, einen Keil zwischen uns und den anderen Anarchen zu treiben!"

Estebans Stimme strotzte förmlich vor Stolz. Er war wirklich beeindruckt, was Richard und er in nur zwei Nächten erreicht hatten.
 
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Julian Lorca:

"Also: Du hast dich den Anarchen angeschlossen, den Wölfen auf den Zahn gefühlt, den Ventrueprimogen gerettet und dich an einen anderen Anarchen binden lassen? Jaaa ich bin wirklich Stolz auf dich, mein Sohn."
 
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Esteban kochte vor Wut förmlich über...

"Julian, hör auf damit! Ich bin nicht dein Sohn! Und du warst mir zu keiner Zeit ein Vater. Du hast mich über zehn Jahre lang isoliert. Du hast mir jede Möglichkeit verwährt, eigene Erfahrungen zu machen und mich mit anderen Kainiten auszutauschen. Was soll dieser Mist? Hast du mich etwa nur aus einer Laune heraus erschaffen? Oder war es gerade praktisch für dich und deine Camarillafreunde, weiteres Kanonenfutter parat zu haben? Hör auf, deine Spielchen mit mir zu spielen!"
 
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Julian Lorca:

"Ich musste dich so behandeln, sonst hättest du die Camarilla nich so gesehen, wie ich sie sehe, mein Sohn." antwortete er ruhig, fast traurig.
 
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Esteban stutzte. Was hatte Julian da gerade gesagt? War das sein Ernst? Oder war es doch nur wieder ein Manöver seines Sires, um ihn erneut zu täuschen?

"Moment mal. Was genau meinst du damit?"
 
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Julian Lorca:

"Ich sagte doch ich bin Stolz auf deine Leistungen. Wenn du die Camarilla nicht morden gesehen hättest, wäre sie dann etwa etwas Schlechtes? Hättest du die Ungerechtigkeiten sehen können?"
 
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