[05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Das Arkanum

Atheist von Gottes Gnaden
Teammitglied
Registriert
25. August 2004
Beiträge
4.732
Nachdem Malik gegangen war, öffnete Delta die Kellertüre. So sehr sie die Gesellschaft des Wahnsinnigen schätzte, ihre Sicherheit und Privatssphäre schätzte sie mehr.
Delta packte die Überreste der letzten Mahlheit am Fuß und zog den Leichnam die Kellertreppe herunter wie einen Müllsack. Lautstark schlug der Kopf des Mannes auf den Stufen auf. Abfällig könnte man behaupten, dass selbst im Leben nichts, was von großem Gebrauch war, dabei hätte Schaden neben können.

Langsam schleifte der Freier auf dem feucht-kaltem Steinboden in Richtung Ziel. Im Hintergrund wurde eine schwere Türe entriegelt, welche durch mehrere Schlösser geschützt war. Dahinter änderte sich allmählich der Untergrund. Es wurde immer schmutziger bis es nochmals für den Körper steil abwärts ging und er völlig im Dreck lag. Dann wurde es dunkel für den armen Trottel, welcher zur falschen Zeit am falschen Ort seinen Trieben erlegen war. Kein Licht. Nie mehr. Endstation.

Delta hatte seit geraumer Zeit das Haus untergraben, wobei sie den einfachen Weisungen ihres Erzeugers folgte, um die Statik nicht unnötig zu gefährden, und hat eine Verbindung zur alten Kanalisation der Stadt hergestellt. Wie viele Nosfertu hatte auch Delta den Großteil ihres Unleben in den unterirdischen Labyrinthen der Stadt verbracht. Jahrzehnte unter der Erde verändern jeden, besonders wenn die einzige Gesellschaft Ratten und Monster sind. Die Auswahl des Ortes hat geraume Zeit in Anspruch genommen, doch endlich war alles perfekt.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Die Dunkelheit war kalt und träge, floß zäh und sparsam unter der schuppigen Haut. Es hatte sich verändert, sie war nicht mehr da, das spürte sie. Das Flüstern ihres Blutes war verstummt und jener, der nun an ihrer statt hier wandelte, wollte nichts von sich abgeben. Es gab Futter und Schutz, aber nichts von ihm. Wo war sie nur? Sie war hier gewesen, voller traurigkeit, und hatte sie berührt. Tröstend und gut. Wo sie hinging, konnte man ihr nicht folgen. Nichteinmal sie, die Dunkelheit, die doch schon soviele Jahre hatte kommen und gehen sehen.

Der schuppige Leib hob und senkte sich sachte. Ein Atemzug, lang und tief. Fleisch und Fressen lag in der Luft. Es kam nicht von hier, es kam aus den Tunneln. Die alte Finsterniss öffnete ein Auge. Es drehte sich nutzlos in der lichtlosen Höhle. Etwas anderes war in der Stadt. Eine von ihnen. Nicht derjenige der jetzt über ihr durch den Müll wanderte. Der süße Duft von Fleisch und Fressen. Noch war er schwach und kaum da. Aber sie konnte warten. Sie war geduldig und das Warten gewöhnt. Noch würde sie die Andere nicht finden können, aber der Gerruch würde zunehmen. Wo immer einer von ihnen war, fielen früher oder Später Fleisch und Fressen an. Sie musste nur warten, biss der Haufen groß und alt genug war, dann konnte sie sie finden.

Das Auge schloss sich wieder und mit ihm schlossen sich Gedanken der schuppigen Dunkelheit, drehten sich wieder um sich selbst und um das, wovon ihresgleichen träumte, in seinem schlammigen, kaltem Bett.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Out of Character
Sehr schön.

Nun war es Zeit die Spuren ihres kürzlich dahin geschiedenen Mitternachtssnack zu verwischen; das Auto stand noch immer vor der Türe. Das geringere Problem.

Maliks Aufspielung mochte Delta aufgeregt haben, doch sie durfte sich zu diesem Zeitpunkt nicht ablenken lassen. Sie konzentrierte sich auf ihre Maske und trat vor die Türe. Behutsam verschloss sie die Haustüre hinter sich. Ihr Blick wanderte aus gesunder Paranoia die Strasse entlang. In beiden Richtungen war nichts zu sehen. Sie wusste, dass dies nichts zu bedeuten hatte, doch fühlte sie sich so besser.

Opel. Eine sterbende Marke. So it goes. Delta drücke auf den Knopf auf dem Schlüssel und bald war die Quelle des Geräusches gefunden. Sie stieg ein und startete den Motor. Ziel war die Gosse Finstertals. Weit hatte es Delta nicht. Dort angekommen, wenn sie sich sicher war nicht beobachtet zu werden, warf sie den Schlüssel auf den Sitz und lehnte die Türe an. Jeder durfte wissen, dass dieser Wagen zur Versteigerung stand.

Sie zog sich die Kapuze ihres modischen Sweatshirts über den Kopf, vergrub die Hände in den Taschen und schlich die Strasse entlang. Sie hatte ein Lächeln auf dem Gesicht.

Out of Character
Hier kann sich gerne jemand einschalten
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Der Aligator hatte den Tod und das Blut gerochen, das roch köstlich, nach Futter, es gab eine Zeit, da hatte er immer reichlich gekommen, sein geliebtes Frauchen hatte immer reichlich Nachschub, doch sei einigen Tagen und Nächten nichts mehr und der Hunger wurde größer.

Da kam ein solcher Bissen gerade recht, zumal sich der Fressfeind, als solcher wurde Delta zunächst eingestuft, seine Beute verlassen hatte. Schnell war das grosse Tier an seinem Ziel, packte den Mann, der ein reichliches Mahl versprach und zerrte ihn hinter sich her, durch etliche Tunnel und ein Stück durchs Abwasser bis zu seiner Höhle.

Hier konnte er sich richtig genüßlich über den fetten Leckerbissen hermachen, das war ein richtiges Festmahl und hätte ein Aligator schmatzen können, hätte er es in dem Moment bestimmt getan.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Es vergingen einige Stunden, in denen das Haus in Stille lag. Bis plötzlich die Stille durch das Knarren der Tür durchbrochen wurde.
Mit einem Zug an dem Seil brannte die 40 Watt Glühbirne über der Kellertreppe. Delta legte die Kapuze in den Nacken und stieg die Treppen in ihr unterirdischen Reich herab. Für einen kurzen Moment verließ Delta den Lichtkegel beim Wechsel in den nächsten, um ohne ihre Maske in ihrer unmenschlichen Pracht wieder aufzutauchen. Sie rollte den Kopf auf ihren knöchigen Schultern, um sich aus der Anspannung der dauerhaften Konzentration abzuschütteln.
Langsam ging sie die künstlich angelegte Treppe weiter herunter in den Untergrund. Nun konnte man in der Ecke eine Matraze und soetwas wie einen Nachttisch erkennen. Etwas weiter stand ein Schreibtisch. Die Wände waren mit Zeitungsartikeln und Bildern gepflastert, welche die Ereignisse der letzten Tage und Wochen aus menschlicher Sicht dokumentieren sollten. Dazu gesellten sich andere Informationen, welche nicht für das menschliche Auge bestimmt ist.

Delta heftete die Listen der Kainiten Finstertals an die künstlich erzeugte Wand. Sie betrachtete sie noch kurz bevor sie sich an den Schreibtisch setzte und den Computer anschaltete. Plötzlich erstarrte die Nosfertu beim Anblick der Reflektion des Monitors und wirbelte herum.

Fuck...

Die Leiche war weg.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Das einzige, was von der Leiche übrig geblieben war, waren ein paar Schleifspuren und einige seltsame Klauenabdrücke. Da war etwas eindeutig nichtmenschliches unterwegs gewesen.

Wo kam das wohl her, etwa durch das Loch in der Wand?
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Neugier - ja, das musste es gewesen sein, was Delta zu der Entscheidung brachte ihr kürzlich dahingeschiedenes Mahl zu suchen. Es war eine Eigenschaft, die jedem Nosfertu irgendwie zu eigen war, sich aber bei jedem anders manifestierte. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass in diesen uralten Tunneln etwas derart groteskes lebte. Ausgenommen von ihr und den anderen Nosfertu.

An der Wand lehnte noch immer der Vorschlaghammer, mit dem sie den Durchbruch vorgenommen hatte. Sie nahm ihn und hebelte ihn auf ihre Schulter. In diesem Moment erinnerte nichts mehr das hübsche Mädchen, welches sie früher einst gewesen war. Jetzt hieß es Monster gegen Monster.

Langsam krabbelte sie durch den Durchbruch in die Kanalisation. Es war feucht und wenn man sich anstrengte meinte man das Ungeziefer hinter den Wänden arbeiten zu hören. Alte ungenutze Rohre verliefen an dem alten Deckengewölbe und sonderten eine Flüssigkeit ab. Augenscheinlich Wasser, aber wer wusste das schon.

Delta hielt Ausschau nach der Blutspur.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

So schwer war es nicht der Spur zu folgen immerhin war sie noch relativ frisch und von daher noch gut zu erkennen oder besser riechen.

Wer immer die Leiche geholt hatte, er hatte jedenfalls eine gute Nase gehabt, denn der Weg war weit, sehr weit unter der Stadt, durch Schmutz, Brackwasser und Unrat, an einigen Abzweigen vorbei, zweimal durch enge Tunnel, in denen auch Delta nur kriechen konnte und dann roch die Nosferatu war, das war eindeutig Vitae - ein ausgesprochen verlockender Duft, stieg ihr in die Nase, auch wenn es nicht mehr so ganz taufrisch roch.

Vor ihr tat sich ein Loch auf und leise Kratz- und auch Atemgeräusche waren zu hören. Irgendwas war hier und es lebte - eindeutig.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Delta dachte daran ein Feuerzeug rauszuholen und in das Loch zu werfen, um einen besseren Blick riskieren zu können. Doch nicht selten sind Nosfertu und Mensch umgekommen, weil sie nicht daran gedacht haben, dass von irgendwoher entzündliche Gase durch die Tunnel unter der Erde strömen können. Deshalb verzichtete sie darauf und verdunkelte sich stattdessen. Was auch immer da unten war sollte es schwer haben, sie zu sehen.

Vorsichtig observierte sie das Loch näher. Wo führte es wohl hin? Konnte sie es mit einem gezielten Schlag des Vorschlaghammers vergrößern? Gab es andere Hinweise auf eine verwaiste Kainiten Zuflucht oder gar Werwölfe?
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Sie würde durch das Loch kriechen können. Als sie näher kam, roch sie wieder die Leiche und auch die Kainskinder-Vitae, was immer da war, es hatte was mit Kainskindern zu tun, das war ganz klar.
Allerdings hörte sie außer mehr leisen Atemgeräuschen nichts, garnichts, es bewegte sich nichts dort.

Konnten Werwölfe sowas? Wenn ja, dann wäre es bestimmt nicht sinnvoll jetzt da reinzusteigen. Dann hatte sie kurz das Gefühl, als würde sich das Licht in großen, kalten Augen spiegeln. Was immer da war, es hatte sie gesehen, trotz Verdunkelung, so kam es ihr jedenfalls vor und das sollte auch ein entsprechender Hinweis sein, was es denn sein könnte.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Ich seh, was was du nicht siehst. So gerne Delta, als Nosfertu, dieses Spiel auch spielte, so ungern spielte sie es, wenn sie beobachtet wurde.

Delta ging ein paar Schritte zurück. Langsam ließ sie das kalte, tote Blut in ihren Adern durch ihre Muskeln strömen. Das uralte Erbe Kains, dass sie am Leben hielt, ließ das kalte Gewebe ihrer Muskeln erquicken. Die ledirgen Handflächen knirschten als sie den hölzernen Griff des Vorschlagshammer enger fassten.

Dann war es soweit. Sie öffnete den Mund. Langsam wuchsen ihren Fänge aus dem Kiefer und blitzten im Restlicht der Kanalisation. Unnatürlich weit riss sie den Mund auf, weit über das Potential anderer Kainiten. Plötzlich rammte sie ihre unmenschlichen Fänge in die Hand. Sie ließ das Blut für eine Weile auf den Boden strömen, bevor der Blutfluss versiegte.

Sie hielt sich bereit.

Happa Happa...
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Nun, der Bewohner der Höhle ließ sich nicht lange bitten und schon bald hörte Delta ein schabendes Geräusch, das sich näherte. Kaum einige Augenblicke später schob sich der Kopf eines gewaltigen Aligators durch das Loch und langsam auch der Rest des massigen Körpers.

Witternd näherte sich das Tier dem Blut auf dem Boden und dann schoß seine Zunge aus dem Maul und er leckte das Blut auf. Es war ganz klar, er war auf jeden Fall gewohnt, das Blut von Kainiten zu sich zu nehmen. Doch wem gehörte er? Wer hatte dieses Tier geguhlt?

Angreifen wollte es die Nosferatu wohl nicht, zumindest jetzt nicht.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Delta hatte erwartet, dass das Monster aus dem Dunkeln dies als eine Einladung zum Angriff sah. Sie war etwas erleichtert, dass es nicht derart aggressiv ist. Doch das konnte sich noch ändern.

Delta blickte dem Aligator in die Augen und ließ ihr Tier ihre Worte übersetzen.
"Wer bist du und wem gehörst du?"

Sie bleib in Alarmbereitschaft.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

"Ich gehöre der Wasserfrau", raunte das Tier zurück. "Aber gib mir mehr von deinem Blut."

Delta konnte deutlich die Gier bei dem Aligator bemerken, es war etwas, was er wohl seid einigen Tagen schon vermisst hatte.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

"Erst beantwortest du meine Fragen. Warum füttert dich diese Wasserfrau nicht mehr?"

Delta ahnte, dass es sich um einen Nosfertu handeln musste.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

"Nicht da und kann ihr nicht folgen", kam als Antwort. "Kann sie finden ..."

Nun begannen die Augen böse zu funkeln.

"Gib mir."
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

"Eine Frage noch! Was ist mit den anderen Nosfertu? Kennst du andere, die so sind wie ich oder die Wasserfrau?"
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

"Nur noch alter Grieskram da. Andere alle weg." Nun wer alter Griesgram war, würde Delta vielleicht noch rausfinden. "Nicht mehr wissen."

Gut, es war ein Tier und da war es schon viel, was es wußte.
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Delta drückte auf das Handgelenk und ließ ihr Blut um das Maul des Aligators tropfen.

"Wen du mehr willst, komm zu mir. Ich denke, wir werden uns gut verstehen."
 
AW: [05.05.2008] Pietät und vernachlässigte Reptilien

Das ließ sich der Aligator nicht zweimal sagen, er fand die Zweibeinerin toll, nicht so toll wie die Wasserfrau, aber immerhin war sie nicht uninteressant bis diese wieder da war.

"Soll ich bei dir bleiben?" fragte er.
 
Zurück
Oben Unten