Konvertierung Chanbara-Samurai-Fantasy für Savage Worlds?

Skyrock

t. Sgeyerog :DDDDD
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Ich habe neulich wieder Inindo: Way of the Ninja ausgegraben, und Bock auf Chanbara-Kram à Seven Samurai oder Der Wolf mit dem Kind - ehrenhafte Samurai, die dutzende minderwertige Feinde niedermetzeln, Ninjas mit Feuerbomben, mysteriösen Mikos die Kami auf ihre Feinde herabrufen, Daimyos die Horden von Bauern mit Arkebusen kommandieren und anderem Kram, der verdammt savage wäre.

An kommerziellen Produkten gibt es Iron Dynasty - wobei der Steampunk-Aspekt als überflüssig erscheint und Werbung mit über 80 neuen Edges für mich stets und immer ein Warnzeichen ist. Die Tatsache, dass aus der gleichen Ecke das berüchtigte (und zumindest aus meiner Sicht grauenhaft unsavage) "Modern Martial Arts"-PDF kam, stimmt mich auch nicht gerade hoffnungsfroh wenn es um die Adaption eines sehr kampfkunstlastigen Settings geht.
Insofern bin ich nach erster Infosammlung nicht bereit, dafür Geld auszugeben, wobei ich mich auch gerne in die andere Richtung überzeugen lasse falls es nachweislich guten und klaubaren Stoff enthält, der sich aus diesem Lizenznehmersetting extrahieren lässt.

Im Bereich der Conversions hat es auf Savageheroes mehrere L5R-Conversions, die mir aber vom Überfliegen her zuviel Rokugan-Settingwank über Clans und Teezeremonien enthalten und zu wenig dazu, wie man möglichst savage mit Katana und Wakizashi dutzende unehrenhafte Minderfeinde niedermäht.

Am brauchbarsten erscheint mir da noch diese halbfertige Sengoku-Conversion, auch wenn ich daran schon vom Überfliegen her einige Sachen fragwürdig finde wie etwa die Shugendo-Sündentabelle. (Da es in Shinto eher auf rituelle Reinheit und korrekte Durchführung von Riten ankommt als auf die Einhaltung von moralischen Geboten, fände ich die Bad-Medicine-Regelung aus DL:R sinnvoller - aber das könnte gefixt werden.)

Gibt es in der Richtung schon irgendetwas fertiges und brauchbares? Oder irgendwelche Conversions von L5R, Sengoku, Ruins&Ronins o.ä., die brauchbar genug wären um sie für ein überkandideltes pseudohistorisches Chanbara-Japan auszuschlachten?
 
Schau mal bitte auf das Erscheinungsdatum von ID und MMA. Beide sind noch zu Revised und SWEX Zeiten entstanden und seitdem haben alle bei Reality Blurs dazugelernt, wie Realms of Cthulhu und Agents of Oblivion beweisen.
Übrigens sind die Regeln für Dramatic Tasks und Social Conflicts in der SWD maßgeblich von ihnen entwickelt worden.

Zum Ausschlachten reicht ID allemal und es ist trotz all seiner Macken dennoch das tauglichere Produkt.

Allerdings könnte man auch gleich nach den Grundregeln spielen. Die richtigen Settingschrauben gedreht und auf die Edges/Hindrances entsprechende Trappings gepappt und fertig ist die Laube.
 
Ich bin dann mal Kardohans Empfehlung gefolgt und habe mir Iron Dynasty zugelegt...

Das Ergebnis ist besser als ich erwartet habe (und es gibt einige Bausteine, die man guten Gewissens rausbrechen kann wenn man Savage Chanbara haben will), aber trotzdem nichts was ich roh runterschlingen wollen würde.

Detailkritik v.a. unter dem Gesichtspunkt einer Adaption für Chanbara:

Edges:
Es gibt einige sehr stimmige Edges, wie Arrow Cutting, Herbalist, Lightfeet, Mentor, One Against Many oder Silent Kill. Manches davon wäre zu überkandidelt für eine "realistische" Kampagne (mit Silent Kill beispielsweise kann ein Ninja jemanden töten und noch in der gleichen Runde die Leiche verschwinden lassen, ohne dass Beobachter etwas davon mitbekommen), aber bei Chanbara für überlebensgroße Helden passt es wie die Faust aufs Auge.


Sie werden allerdings von einer Unmenge schlecht gemachter Edges eingerahmt, die man entweder umschreiben oder streichen müsste. Ich liste einfach mal alles auf, was mir schon beim Überfliegen negativ ins Auge gestochen ist:

Warum sollte ich High-Born für +1 Charisma als Background Edge erwerben, wenn es Attractive gibt? Außer als Freischaltung für Most High, womit man zwei Edges braucht um den Effekt des GRW-Edges Noble wiederzuspiegeln...
Wenn man Reichtum und Adel trennen will, wäre eine settingspezifische Abwandlung des Noble-Edges sinnvoller gewesen.

Signature Move ist irreführend benannt, da es um Spezialisierung auf bestimmte Waffen und nicht um bestimmte Kampfmanöver geht. Weapon Specialization o.ä. wäre besser gewesen.

Weapon Focus (erhöht Schaden spezifischer Waffen) ist eigentlich doppelt gemoppelt, da Signature Move bereits die Chancen auf Raises und damit mehr Schaden erhöht. Würde ich als unnötige Aufblähung der Edge-Auswahl streichen.

Weapon Finesse - Agility statt Strength für Waffenschaden benutzen zu dürfen ist eine klassische Schlechte Idee (TM). Für einen Charakter mit diesem Edge wird Strength außer für Traglast zum reinen Dumpstat. Ersatzlos streichen.

Focused Strike - Attributswürfel als Wild Die ist noch eine klassische Schlechte Idee (TM). Ersatzlos streichen.

Einer meiner Pet-Peeves wird reichlich bedient: "Enabling Feats", also Edges die einem erlauben Sachen zu versuchen, die jeder versuchen sollen dürfte. Entangle, Ranged Pin und Takedown fallen mir da schon beim Überfliegen auf.

Disarm Mastery benutzt komplett andere Regeln zum Entwaffnen als die GRW-Regeln. Entweder benutzt man die GRW-Regel, oder man ändert das Entwaffnen generell als Settingregel, aber in der Form ist das einfach weder Fisch noch Fleisch.

Scabbard Block gehört auf die Ausrüstungsliste als Verteidigungswaffe, nicht in die Edge-Auswahl.

Elemental Focus - hübsche Idee, furchtbar unbalancierte Ausführung. Ohne jegliche Zusatzkosten W4 Extraschaden auf sämtliche Kampfzauber zu bekommen, bei jeder Berührung des Zauberers einen Rettungswurf gegen Shaken abzuverlangen (besonders in Verbindung mit einem billigen Langzeitzauber wie Environmental Protection) und ähnliche Späße sind einfach eine Schlechte Idee (TM).
Dazu werden die westlichen Elemente benutzt. Bei Japanofantasy hätte ich da eher die Zusammenlegung von Wasser und Luft und dafür als separate Elemente Holz und Metall erwartet...

Illustrious Worth - Charisma auf ToWs addieren ist eine klassische Schlechte Idee (TM).


Etwas verwunderlich finde ich die vollständige Abwesenheit von Kampfschulen, obwohl ansonsten reichlich aus PotSM abgeschrieben wurde. Bei einem Chanbarasetting hätte ich eher Schulenbildung nach Provinzen, Clans und einzelnen Meistern erwartet, als dass jeder die gleichen generischen Techniken lernen kann.

Gear:
Rüstungen sind elegant gemacht mit einer Trennung in leichte, mittlere und schwere Rüstung für verschiedene Zonen, sowie den Optionen Nimble (reduziert Gewicht) und Reinforced (erhöht Rüstungsbonus aber auch Gewicht). Die Exquisite-Option ist ein Hartholzharnisch (verbindet alle Vorteile von Nimble und Reinforced ohne Nachteile) und würde ich daher streichen.


Die Waffenliste, die erst die Waffen mit japanischen Namen auflistet und danach nochmal eine separate Liste hat, in der westliche Äquivalente aufgelistet werden, ist umständlich. Ich hätte da eher die westliche Bezeichnung gleich in Klammer dazu gepackt.
Immerhin sind alle Waffen ansprechend illustriert, so dass man seinen Spielern einfach zeigen kann wie so ein Sasumata oder Kama aussieht.

Shuriken sind eigenwillig umgesetzt. Sinnvollerweise sind sie im Gegensatz zu den meisten anderen Settings als RoF3-Waffe umgesetzt - und bekommen dann per Sonderregel Suppressive Fire verboten (was eigentlich der Sinn von Shuriken ist - Wirkungstreffer sind eher ein gerne in Kauf genommener Glücksfall, hauptsächlich geht es darum Gegner zu verlangsamen und zu verwirren). Zum Glück ist das leicht zu fixen.

Ikazuchi (Arkebusen) als Statussymbol für Samurai sind ein großer "WTF?"-Moment. Vielleicht ist das den Steampunkeinflüssen geschuldet, aber in einem Chanbara-Setting würde ich Feuerwaffen eher billig und leicht benutzbar machen, dafür aber das Führen und Benutzen mit einem Preis für Charisma und/oder Reputation versehen.

Settingregeln
Die Entscheidung für Defining Interests hat mich etwas irritiert, aber wenn man vom romantisierten Samuraibild ausgeht bei dem Künste wie Blumenstecken gleichwertig zur Kampfkunst geübt werden, macht es Sinn.

Reputation ist zu 90% aus PotSM bekannt.
Eigenwillige Abweichung zu PotSM ist, dass man negativen Ruhm genauso sehr ansammeln kann wie positiven und dass dieser genauso gute Effekte hat wie positiver (nur dass man Fierceness statt Charisma anhäuft). In einem Setting, in dem Ehre, Giri, Seppuku und ähnliche Konzepte eine wichtige Rolle spielen, halte ich das für keine gute Idee. Der leichtere und verführerischere Pfad der Unehrenhaftigkeit sollte in einem Chanbara-Setting zusätzlich Nachteile und/oder deutlich schwächere Vorteile als der schwierigere Pfad der Ehre bieten.

Die an die Reputation andockenden Duellregeln sind dafür sehr schön gemacht. Höherstehende können ungestraft Duellforderungen von Niederrangigen ablehnen (und der Niederrangige verliert sogar für die Abfuhr Ruhm), während bei Gleichrangigen Charisma ausschlaggebend ist. (Charisma wird dadurch indirekt auch für reine Kampfschweine zu einem interessanten Wert - und mit einem speckigen Kimono und einem abgewetzten Strohhut rumlaufen, ist da dank der aus DL:R adaptierten El-Cheapo-Gear-Regeln ein greifbarer Nachteil.)
Öffentliche Duellforderungen als Angriff auf die Ehre eines Gegners sind auch ein interessanter Kniff, sowohl für die Trickkiste der Spieler (und NSCs) um einen Feind aus der Reserve zu locken als auch als Aufhänger für Abenteuer und Nebenhandlungen.
Abgerundet wird das ganze noch einem kleinen sozialen Konfliktsystem um Duelle zu provozieren und die NSC-Reaktion zufällig zu bestimmen.
 
Du wolltest doch eh was Eigenes basteln :confused: . Daher sagte ich doch ausschlachten, nicht anmerken was nicht passt.

Es geht hier ja nicht um ID als Setting, denn das wurde schon vor 4 Jahren wegen der genannten Punkte (und mehr) kritisiert.

Wie gesagt, spiel nach den Grundregeln mit angepassten Trappings. Pack die Settingbausteine hinzu, die für deine Vision eines Japan-Settings OK sind. Spart enorm viel Zeit! ;)
 
Ach, das habe ich alles während dem Lesen nebenher für mich selbst notiert, als ich gefiltert habe was ich gebrauchen kann, was ich nicht gebrauchen kann und was man nach einem Umschrieb gebrauchen könnte.
Als Service für den Forenleser habe ich das ganze anschließend gleich ins Forum gehackt, damit User mit der gleichen Problemstellung einschätzen können ob und wie weit ID ihnen bei der Umsetzung von Chanbara hülft.

Ansonsten war ich nicht zwingend auf Selbermachen eingeschossen (wenn es ein gutes Fertigprodukt gegeben hätte, hätte ich das auch mit Kusshand genommen), aber nach Durchsicht von ID und o.g. Conversions läuft es wohl doch darauf hinaus.
 
Keine Ahnung was für Werte die den Shuriken gegeben haben, aber auch wenn die Dinger in Wirklichkeit nur zur Ablenkung waren, so währe es für dein Ziel (Chanbara-Samurai) nur passend wenn man mit ihnen reihenweise Leute umlegen kann ;)
 
Shuriken sind schon OK. Str+d4 an Schaden und +2 auf Agility-Tricks, wenn man sie zur Verwirrung nutzt. Suppressive Fire ist zu Recht verboten, da diese Regel ein Flächeneffekt ist und die Gegner bei einer 1 einfach so töten kann.

Persönlich hätte mir der normale Shaken-Effekt durch Schaden ausgereicht und ich hätte ein Talent eingeführt a la Double Shot, das das Werfen mehrerer Shuriken pro Runde erlaubt. Aber das ist Geschmackssache...
 
Die Handhabung als Agility-Trick ist auch ein gangbarer Weg, aber ich denke mechanisch wird Shuriken-Beschuss immer noch am besten durch Sperrfeuer emuliert - Haupteffekt ist es Shaken zu machen (was den Gegner verlangsamt/seine Deckung schwächt und es damit sowohl zu einer guten Angriffsvorbereitung als auch zum einem Fluchtmittel macht), es besteht eine geringe Chance auf Wirktreffer, und der Widerstand geschieht mit Spirit (es geht vor allem darum, einen kühlen Kopf zu bewahren und die tatsächliche Gefährlichkeit des einem um die Ohren fliegenden Stahlhagels richtig einzuschätzen).
Bei Savage Cobra Command (wo Wurfsterne auch eine prominente Rolle einnehmen) habe ich das ähnlich gemacht.

Das Medium Burst Template ist vielleicht etwas zu überkandidelt für drei Shuriken (besonders wenn sich mehr als drei Gegner darunter befinden), aber andererseits... Es ist Chanbara. In einem Setting, in dem Leute über Wasser laufen, mit nur zwei Klingen ein Dutzend Gegner in Schach halten und Wachen vor den Augen ihres Partners unbemerkt garottieren und in der gleichen Bewegung die Leiche verschwinden lassen, fange ich sicher nicht an Erbsen zu zählen wenn es um gängige Template-Größen geht. Da würde ich eher Shuriken leichter und billiger machen und dafür zu einer vollwertigen RoF3-Waffe machen (also mit 9 Shuriken pro Vollautoangriff und 15 Shuriken pro Sperrfeuersalve).
YMMV wie üblich.
 
9 oder 16 Shuriken als "normales" Kampfmanöver rumzuwerfen - ohne etwa ein besonderes Talent erlernt zu haben - finde ich selbst für dieses Genre zu übertrieben. Nebenbei wertet es dann andere Fernwaffen in der Reichweitenklasse deutlich herab.

Ich würde es beim Trick lassen. Es gibt dadurch ja noch -2 auf die Parade, was ich gerade im folgenden Nahkampf als viel "angenehmer" empfinde.
 
Ich hab von Savage Worlds keine Ahnung, aber wenn Chanbara im Titel eines aktuellen Threads auftaucht muss ich den einfach lesen ;)
Im Bereich der Conversions hat es auf Savageheroes mehrere L5R-Conversions, die mir aber vom Überfliegen her zuviel Rokugan-Settingwank über Clans und Teezeremonien enthalten und zu wenig dazu, wie man möglichst savage mit Katana und Wakizashi dutzende unehrenhafte Minderfeinde niedermäht.
Ich weiß nicht wie gut du dich mit L5R auskennst, aber an Möglichkeiten Leute und "Dinger" zu metzeln gibt es da reihenweise. Zwar liegt bei vielen Beschreibungen ein Schwerpunkt auf Teezeremonie und so einem Kram, das liegt aber mE daran, dass das der Punkt ist, der für die meisten Spieler was neues ist wenn sie aus der Euro-Fantasy-Ecke kommen. Muss man ja nicht so wichtig nehmen, lies dir ein bisschen Hintergrund zum Scorpion Clan Coup, dem Clan War oder wenn du auf Kurosawa stehst zu dem Dürre-Setting (!) durch - da wirst du fündig :skull:
 
Ich glaube, es ging ihm weniger um den Fluff an sich, sondern das die Conversions die L5R Mechaniken mit rüberbringen wollen - wo es in Savage Worlds mit Hintergrundwissen, einem Wissenswurf, Soziale Konflikte etc doch schon getan wäre.
Diese Conversions beachten nicht: "Convert the setting, not the rules"
 
9 oder 16 Shuriken als "normales" Kampfmanöver rumzuwerfen - ohne etwa ein besonderes Talent erlernt zu haben - finde ich selbst für dieses Genre zu übertrieben.
Wir reden da von einer Waffe, die schon auf 5' -2 Reichweitenmali erleidet, eine Distanz über die jeder unbeeindruckte Gegner locker ohne Sprinten rüberlatschen kann um dem Shurikenwerfer eine Watschen im Nahkampf zu verpassen.
Ohne Edges, die Autofeuerstrafe negieren, Reichweite erhöhen o.ä. ist das eher ein netter Versuch als eine nützliche Tat - und solche Edges habe ich bereits im Hinterkopf.

Und ja, Shuriken (mit entsprechenden Edges verbessert) wären damit besser und vielseitiger als Wurfmesser, Schleudern, Wurfäxte und ähnliche Wurfwaffen - und dürfen es in einem Chanbara-Setting auch sein, wo sie eine deutlich prominentere Rolle als o.g. haben.

@Arashi:
Mag sein dass das Setting mehr hergibt, aber das ist worauf die SW-Conversions davon herumreiten.
Davon abgesehen habe ich außer als Klaukasten kein Interesse an Rokugan, wenn ich stattdessen die originalen Streitenden Reiche haben kann 8)
 
Na Geschmackssache. Da sind mir 3 getrennte Würfe, die explodieren oder versemmelt werden können lieber. Ist letztlich deine Entscheidung... ;)
 
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