Belletristik Überbewertete Bücher

Agroschim

mit Nero in Disneyland.
Registriert
26. November 2003
Beiträge
9.443
Inspiriert hiervon: Top 10 Most Overrated Novels - Listverse Welche Bücher werden eurer Meinung nach völlig überbewertet?

Ohne es je gelesen zu haben kann ich mal als erstes den DaVinci Code nennen. Kein Dan Brown dieser Welt könnte etwas schreiben, was Pynchon, Wilson oder Eco nicht besser hinbekommen haben.

Gelesen und gelangweilt, Orwells 1984 verarbeitet das, was der Autor von Politik und der Zukunft zu verstehen glaubte. Wir wissen heute alle, dass die Zukunftsvisionen von Huxley viel realistischer sind.

Auch gelesen, so ziemlich alles sogar, aber die Begeisterung wollte sich bei den meisten Werken von Murakami nie einstellen. Exemplarisch sei mal Kafka am Strand genannt. Ein netter coming-of-age Roman, viel mehr konnt eich da nicht rauslesen. Wer einen japanischen Autor lesen mag, greife lieber zu Oe.

Weiterhin bin ich fest davon überzeugt, dass die Lektüre von Hesses Steppenwolf und Siddartha mir lediglich wertvolle Zeit gestohlen hat, die ich besser mit Camus verbracht hätte (gibt mir Tiernamen, Schumann).
 
AW: Überbewertete Bücher

Wie im Thread nebenan geäußert, in letzter Zeit hat sich insbesondere Wächter der Nacht bei mir in diesen Kreis mühsam hinein gearbeitet. Wurde mir von so vielen Leuten empfohlen bis ich nicht mehr widerstand und zugriff, und ich habe es nichtmal bis zum Ende durchgehalten. Vielleicht tue ich dem Autor da Unrecht und es liegt an der Übersetzung, das werde ich wohl nie erfahren, aber einen derart langweiligen Schreibstil kombiniert mit Charakteren, bei denen ich auch nach der Hälfte des Buches nicht nur nicht das geringste emotionale Investment betreiben kann, nein, ich habe auch das Gefühl, das Buch will mich aktiv daran hindern das zu tun, sowas ist mir vorher in der Form noch nie untergekommen.

In Anbetracht der Tatsache dass es kaum eine handvoll Bücher gibt, die ich angefangen, aber nicht zu Ende gelesen habe, und Wächter der Nacht von jenen das einzige war, dass von einer größeren Masse an Leuten wohl für gut gehalten wird, dürfte das wohl meinen Preis in der Kategorie gewinnen. Sicher gibt es aus dem Rahmen der Schulliteratur noch einiges, was ich hier anführen könnte, aber da will ich mir kein abschließendes Urteil erlauben, so lange ich die Bücher nicht nochmal aus meinem heutigen Blickwinkel gelesen habe.
 
AW: Überbewertete Bücher

Gelesen und gelangweilt, Orwells 1984 verarbeitet das, was der Autor von Politik und der Zukunft zu verstehen glaubte. Wir wissen heute alle, dass die Zukunftsvisionen von Huxley viel realistischer sind.
Ich will Dir nicht absprechen, dich gelangweilt zu haben, aber wenn du 1984 hauptsächlich als Zukunftsvision siehst, hast Du den Roman vermutlich nicht kapiert. Es geht nicht darum, was passieren könnte, sondern darum, was in den '40er und '50er jahren passiert.
 
AW: Überbewertete Bücher

DAS ist etwas anderes - und stimmt auch nur bedingt, bzw. ist eine Kampfaussage von Gegnern des Totalitarismusbegriffs, der tatsächlich nur sehr begrenzt (in der Debatte darum, ob es ein guter Begriff ist, den deutschen NS zu fassen) seine Bedeutung verloren hat.
 
AW: Überbewertete Bücher

Als Charakterisierung des NS und Stalinismus taucht er meiner Meinung nach aber bei Orwell auf, hat er selbst so gesagt, wenn ich mich recht entsinne.
 
AW: Überbewertete Bücher

Nope, 1984 bezieht sich eigentlich nur auf den Stalinismus - und da kann man den alten Totalitarismusbegriff noch sehr gut gebrauchen. Überholt ist er eben nur bei dem (apologetischen?) Vergleich.
 
AW: Überbewertete Bücher

"My recent novel [Nineteen Eighty-Four] is NOT intended as an attack on Socialism or on the British Labour Party (of which I am a supporter) but as a show-up of the perversions ... which have already been partly realized in Communism and Fascism. ...The scene of the book is laid in Britain in order to emphasize that the English-speaking races are not innately better than anyone else and that totalitarianism, if not fought against, could triumph anywhere."

Aus seinen gesammelten Essays, zitiert nach Wikipedia.
 
AW: Überbewertete Bücher

@ Wächter der Nacht: Hatte mir den Sammelband (Nacht, Tag, Zwielicht) für'n Zehner gekauft und bis z8um Ende durchgelesen. War extrem zäh und langweilig. Und auf jeder Seite dachte ich mir: 'Wann wird das denn jetzt spannend und wann kommt die Action? Schließlich sagt doch jeder dass das sooo toll ist'. Mit der mieseste Schund den ich je gelesen hab.
 
AW: Überbewertete Bücher

Selbst wenn wir jetzt in einer Welt leben würden, die sich vollkommen identisch entwickelt hätte, wie in Brave New World vorgegeben, wäre ich immer noch erstaunt, dass so ein in literarischer Hinsicht abscheuliches Buch wie Brave New World auch nur mit 1984 verglichen werden kann.
Auch wenn einem Goethes Faust nicht ganz zusagt, vergleicht man es trotzdem nicht mit einem Micky Maus-Comic.
 
AW: Überbewertete Bücher

@ Wächter der Nacht: Hatte mir den Sammelband (Nacht, Tag, Zwielicht) für'n Zehner gekauft und bis z8um Ende durchgelesen. War extrem zäh und langweilig. Und auf jeder Seite dachte ich mir: 'Wann wird das denn jetzt spannend und wann kommt die Action? Schließlich sagt doch jeder dass das sooo toll ist'. Mit der mieseste Schund den ich je gelesen hab.

Jaaaaa ich bin nicht alleine :) Danke danke danke! Ich dachte wirklich schon, irgendwas wäre falsch in meinem Kopf und ich hätte nur irgendwie die Großartigkeit dieses Buches nicht erkannt.
 
AW: Überbewertete Bücher

Grundsätzlich Kerouac und Boyle...

Wobei "Steppenwolf" natürlich unterstützt wird...
 
AW: Überbewertete Bücher

[...]
Auch wenn einem Goethes Faust nicht ganz zusagt, vergleicht man es trotzdem nicht mit einem Micky Maus-Comic.
Ähm... ich will ja nicht unbedingt jetzt lästerlich klingen: Aber der heranziehende Vergleich kann in einer dekonstruktivistischen Lesart durchaus nützlich sein.


Im Übrigen möchte ich, um dem Thema etwas beisteuern zu können "Die Leiden des jungen Werther" hier auf die Liste setzen. Das Buch erfüllt alle Bedingungen um zu Zeigen, dass ein guter Author durchaus Übung braucht, ehe er gut schreiben kann, ist aber insgesamt durchaus etwas, dass man bei der nächsten Literaturkanonausdünnung als einen der ersten Bände wieder aus dem Kanon schmeißen kann.
 
AW: Überbewertete Bücher

Schon wieder einer, der den "Werther" nicht kapiert hat - oder warum er zwingend in jeden Kanon gehört, auch wenn er heute ohne fachmännische Anleitung kaum noch zu verstehen ist.
 
Zurück
Oben Unten