Brainstorming Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Hm, das Problem das ich sehe ist, das es hier um Menschen geht die sich selbst hemmungslos in die Tasche lügen.

Ich sehe darin aber weder eine besondere Herausforderung noch irgendeinen Hinderungsgrund. Gott, das Prinzip der Verdrängung existiert schon seit grauer Vorzeit.

Das Problem ist nicht die Rechtfertigung, sondern die Tatsache das sie alleine und ohne Opposition auf weiter Flur steht.

Was der Sache hier fehlt, ist ein Preis oder wenigstens ein Gegensatz, um es spannend zu gestalten. Etwas, das man verlieren kann, eine Währung, die aufgeopfert wird um etwas unterhaltsames passieren zu lassen. (Wie z.B. Trefferpunkte: Die gehen runter, wenn etwas interessantes passiert.)

Vielleicht "Gewissenspunkte", die abnehmen je mehr man über die eigenen Aktionen reflektiert/zum reflektieren gezwungen wird, in Verbindung mit dem Geschehen der Greueltaten via Flashback?

-Silver
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Mir erscheint das Ganze noch etwas unklar...

Werden die besagten Taten ausgespielt (so dass das Spiel zwei Teile hat), oder nicht?

Soll es Regeln geben, oder wäre würfellos-regellos besser?

Ist es das Ziel des Spiels, dass die SCs sich ihre Taten eingestehen, oder dass sie ihre Taten erfolgreich verschleiern? Gibt es überhaupt ein Ziel?

Und die wichtigste Frage: Kann so ein Spiel überhaupt Spaß machen? Ich würde lieber denjenigen spielen, der die Lügen aufdeckt. Lieber Sophie Scholl als Roland Freisler...
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Silvermane schrieb:
Hm, das Problem das ich sehe ist, das es hier um Menschen geht die sich selbst hemmungslos in die Tasche lügen.

Und darum wie gut sie damit umgehen.

Vielleicht "Gewissenspunkte", die abnehmen je mehr man über die eigenen Aktionen reflektiert/zum reflektieren gezwungen wird, in Verbindung mit dem Geschehen der Greueltaten via Flashback?

Etwas ähnliches hatte ich zunächst angedacht, in der Zwischenzeit aber wieder verworfen, da mir kein ansprechender Abwicklungsmechanismus in den Sinn kommen wollte.
Die ganze verregelte Seite der Sache ist ja noch vollkommen offen.

Im Prinzip könnte ich mir zum Ende hin auch eine Art von Urteil vorstellen, vielleicht auch zwei - zum einen ob der Charakter tatsächlich schuldig oder unschuldig ist, und zum anderen ob er als schuldig oder unschuldig wahrgenommen wird. Kommt er mit seinem Gewissen ins Reine? Kommt er mit seiner Umwelt ins Reine?
Aber auch das ist nichts Definitives. Die Idee steht immernoch ganz am Anfang.

mfG
fhf
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

blut_und_glas schrieb:
Einem das von Anfang an exakt darauf zugeschnitten ist.
Würde mich wundern wenn Du ein "exakt darauf zugeschnittenes" RPG finden würdest. Im Zweifel: Selber machen.
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Prisma schrieb:
Würde mich wundern wenn Du ein "exakt darauf zugeschnittenes" RPG finden würdest. Im Zweifel: Selber machen.

Und jetzt raten wir noch einmal warum dieser Thread wohl in dem Forum platziert ist, indem er sich befindet.

(Kleiner Tipp, weil die Aufgabe ja wirklich ziemlich schwierig ist: Der Titel des Forums lautet: "Selbstentwickelte Rollenspiele".)

mfG
fhf
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Für langweilig halte ich diese Idee keinesfalls. Der Film Nichts als die Wahrheit mit Götz George als Josef Mengele behandelt im Prinzip ja genau diese Thematik und den Film fand ich alles andere als langweilig.

Man darf es halt nicht nur auf eine Gerichtsverhandlung beschränken. Die angesprochene Familie, die den vermeintlichen Täter mit Fragen drangsaliert oder das Jüngste Gericht, das blut_und_glas angesprochen hat (wobei dies, zugegebenermaßen einer weltlichen Gerichtsverhandlung doch ähneln könnte).
Ein Interview durch einen Zeitungsreporter wäre auch noch eine Idee. Es muß ja nicht immer um die Schuld als solche gehen, sondern die andere Partei könnte ja vielmehr daran interessiert sein, wie Menschen zu solchen Taten fähig sein können. Da "Ob" steht schon fest, es geht nur um das "Warum" der Tat.
Oder ein Jugendlicher, der sich einfach für den entsprechenden Zeitabschnitt interessiert. Der Musterschüler behandelt dieses Thema, wobei hier der zentrale Punkt nicht so sehr die Fragen sind, die blut_und_glas gerne behandeln möchte.

Vielmehr soll es ja um die (alltägliche) Konfrontation mit Taten gehen, die teilweise menschenverachtend sind und wie der Täter damit umgeht.
Die Verdrängung gibt es, keine Frage, aber wie verhält sich ein Mensch, wenn er Jahre/Jahrzehnte später wieder mit seinen Handlungen konfrontiert wird.
Angehörige eines Opfers, dessen Deportation der Charakter abgestempelt hat, steht auf einmal vor der Tür - um nur ein weiteres Beispiel zu nennen.

Ich sehe da durchaus Potential.
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Ich habe nur gesagt, dass ich derzeit "Die Panne" von Dürrenmatt (natürlich in leicht abgewandelter Form) vor mir sehe.
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

blut_und_glas schrieb:
Und jetzt raten wir noch einmal warum dieser Thread wohl in dem Forum platziert ist, indem er sich befindet.

(Kleiner Tipp, weil die Aufgabe ja wirklich ziemlich schwierig ist: Der Titel des Forums lautet: "Selbstentwickelte Rollenspiele".)

:rolleyes:


Ich sage: Für
blut_und_glas schrieb:
ein Spiel, dass sich um Mitläufer, um willentlich Blinde, um Rückgratlose und um kleine Zahnräder dreht

  • ist das System und der Hintergrund völlig egal (reine Geschmackssache).
  • ist das Einzige worauf es ankommt, der Abenteuerstil und welche Sorte von Charakteren zugelassen werden.


Das Potential eines solchen Rollenspiels ist auch eher fragwürdig. Was sollten die Charaktere denn erreichen können? Soll es den Spielern Spaß bringen und wenn ja, wo und wie?
Als Abenteuer (Ziel: Hoffentlich kommt der Charakterbackground nicht ans Tageslicht) ist die Idee vielleicht schon eher brauchbar.
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Hmm... als klassisches Rollenspiel kann man das wohl vergessen. Also hin zum Forge Ansatz, basteln wir uns das Spiel doch so wie wir es gerne hätten. Backstory ist folgende: Jeder Charakter war teil an einem ganz bestimmten Genozid. Ob das jetzt auf den Todeslagern von Rigel 7 war oder ob der Charakter "kurzzeitig" bei der SS war (von 33-45) oder ob Wache im Indianerreservat oder Mauerschütze oder zur Zeit von Qin Shihuangdi spielt überhaupt keine Rolle.

Die Charaktere sind nach dem Ende ihres Regimes entkommen, haben eine Familie gegründet und sind irgendwohin geflohen. Dachten sie zumindest. Eine andere Gruppe hat sie gefunden und kommt sie gerade nachts besuchen. In jeder Szene des Spiels steht ein "Charakter" seinen "Richtern" gegenüber. Wir reden hier aber nicht von der Variante mit Robe, sondern von "Operation: Zorn Gottes". Während man im Wohnzimmer sitzt, Kaffee trinkt stellt sich die Frage ob man das Großväterchen jetzt wirklich aufhängt und wie man das tut. Also redet man. Und hier greift das Spiel:

Jeder Spieler spielt abwechselnd einen Gesichts und Namenlosen Rächer (Mossad Agenten, Rebellenallianz, Indianisches Todeskomando, whatever) und einen der Täter. Der Täter fängt an seine Version der Geschichte zu erzählen, der Rest der Truppe fragt nach. Dann wechset man die Szene zum nächsten Täter (Täter und nächster Täter tauschen die Plätze) und derjenige fängt an zu erzählen bis man durch alle durch ist.

Wenn man alle Geschichten gehört hat wissen die Charaktere wer der Haupttäter war, wer ausführendes Organ war, wer nur Schreibtischtäter und wer nur Mitläufer war. Was bleibt ist das Urteil welcher von den Monstern die man gerade erschaffen hat weiterleben darf.
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Da ist immer noch kein Konflikt, die Schuldigkeit steht von vorneherein fest, das Ergebnis ist absehbar, da der Richter/Henker keinen neutralen Standpunkt hat.

Ich halte die Idee an sich für nicht umsetzbar, da es einfach keinen Konflikt gibt, der für irgendeine wie auch immer geartete Form von Spannung sorgt.

Vom Punkt "Spass", den ich an Rollenspielen eigentlich sehr schätze ganz zu schweigen. Das ganze Konzept klingt unglaublich spassig. Nämlich irgendwo zwischen Steuererklärung und Darmspiegelung.

Nicht alles, was eine nette Idee ist, ist auch dafür geeignet, ein komplettes Rollenspiel darum zu zimmern. Speziell die Forge-Fraktion übersieht diesen Fakt gerne. Siehe Schwampf a'la "Breaking the Ice".

-Silver
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Der Konflikt spielt sich in meiner Idee auch nicht zwischen Richtern und Schuldigem statt, sondern auf einer Metaebene zwischen den Schuldigen. Wenn ich BuG richtig verstehe, dann will er Leute die sich versuchen herauszureden und die Schuld auf andere zu schieben. Genau das war meine Intention. Wenn man das ganze darauf limitiert das die Richter nur den HAUPTSCHULDIGEN kriegen wollen ist tatsächlich einiges an Konflikt da.

Was die Spaßfrage angeht... naja: ICH finde es auch nicht spaßig. Ich würde es auch kaum spielen. Ich bin ein Freund der These das man Rache an Schuldigen ohne unnötiges Geseier abhalten sollte - gehen wir gleich zu den Kugeln. Aber da wird ja was anderes gewünscht ;)
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Saint schrieb:
Der Konflikt spielt sich in meiner Idee auch nicht zwischen Richtern und Schuldigem statt, sondern auf einer Metaebene zwischen den Schuldigen. Wenn ich BuG richtig verstehe, dann will er Leute die sich versuchen herauszureden und die Schuld auf andere zu schieben. Genau das war meine Intention. Wenn man das ganze darauf limitiert das die Richter nur den HAUPTSCHULDIGEN kriegen wollen ist tatsächlich einiges an Konflikt da.

BuG schrieb:
Ich weiss, wo ich ankommen will, aber ich weiss noch nicht welchen Weg ich dahin nehmen werde.
Wo ich ankommen will, dass ist ein Spiel, dass sich um Mitläufer, um willentlich Blinde, um Rückgratlose und um kleine Zahnräder dreht. Um Menschen, die an staatlichen Verbrechen beteiligt sind, und versuchen das vor sich und anderen abzuleugnen.

Klingt für mich mehr nach der Jahresversammlung der Mitläufergesellschaft e.V.
Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, verstehe ich auch nicht worauf es hinauslaufen soll. Ich sehe da kein Potential für ein Spiel, und um über funktionierende Verdrängungsmechanismen zu reden sind mir meine Rollenspielabende zu schaden.
Während in der Mitläuferschaft und dem Abwälzen von Schuld sicherlich einige Elemente für eine interessante Story liegen, so ist ein reiner Befehlsempfänger/Mitläufer/Schreibtischtäter so ziemlich der jämmerlichste Protagonist den ich mir Vorstellen kann (und auch als Antagonist gibt er nur sehr wenig her).
Entweder das ganze bekommt einen Twist, etwas, was es besonders macht, oder ich muß BuG hier die Glaubensfrage stellen:

"Warum sollte ich sowas spielen, und nicht irgendetwas anderes?"

-Silver
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Silvermane schrieb:
"Warum sollte ich sowas spielen, und nicht irgendetwas anderes?"

Weil dich die gleiche Frage/das gleiche Thema interessiert wie mich.

Ist das nicht der Fall, dann sollst du es auch nicht spielen.

Der Fokus ist so eng, und so abseits des Üblichen, dass ich es bestens nachvollziehen kann, wenn jemand kein Interesse daran haben sollte - das stellt für mich aber keinen Grund eine radikale Änderung des Grundkonzeptes vorzunehmen... ...denn dann hätte ich kein Interesse mehr daran.

mfG
fhf
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Ich habe keine Ahnung wie "Dogs in the Vineyard" im Detail funktionieren soll, aber davon ausgehend was mir ein Mitspieler davon erzählt hat, könnte es halbwegs in die Kerbe schlagen die du suchst.

Um das mal halbwegs widerzugeben, spielten die Spieler religöse Fanatiker die im Auftrag einer höheren Macht über ihre Mitmenschen zu richten hatten. Was im Laufe einer kurzen Kampange u.a. darin endete das ein SC erschossen wurde, weil er in den Augen seiner Mitfantatiker "Befehle verweigerte" und ein anderer sich das Leben nahm weil er (im nachhinein) einsah was er alles getan hatte. Klang eigentlich recht cool, weiß aber nicht ob/wieviel da gehausregelt wurde.

Ersetzte nun "religöse Fanatiker" durch "willige Befehlsempfänger" und lies "über Mitmenschen richten" als "greultaten verüben" und du bist schon sehr nah an "Ich habe nur meine Befehle ausgeführt" dran. Scheinbar gab's dabei aber keine übergeordnete Instanz vor der man sich verantworten müsste, jedenfalls jenseits dem Gewissen des einzelnen SC und der Feuerkraft der anderen SC ;), insofern vielleicht nicht ganz das wahre.
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Ich glaube, wenn blut_und_glas die Möglichkeit sehen würde, sein Vorhaben mit DitV umzusetzen, würde er es auch tun.
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

Ich muss zugeben nicht den ganzen Thread gelesen zu haben und nicht zu wissen ob b_u_g, betreffendes Spiel kennt oder nicht. War nur ein schneller Einschuss, wenn das schon besprochen wurde: Sorry! Ignoriert meinen Beitrag und tut so als ihr nichts gesehen hättet.
 
AW: Ich habe nur meine Befehle ausgeführt

So meinte ich das auch nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß gerade blut_und_glas DitV nicht kennt. Das würde mich doch sehr überraschen. ;)
 
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