AW: Verschwörung als Dämon?
... und mir dabei gedacht "Wieso muß es unbedingt ein Dämon sein?"
Genau das ist mir dann beim Lesen von Sorcery&Sword - trotz Begründungsversuchen des Autors - auch immer wieder als Frage gekommen.
Sicher stellen die übernatürlichen Dämonen ja "Mächte" dar, die man auch mit "natürlicheren", aber ebenso undurchschaubaren und unbeherrschbaren Zielen versehenen, Mitteln - wie hier mit einer Verschwörung - abbilden könnte.
Aber ist das nicht Etikettenschwindel?
Wenn ICH einen Zauberer, genauer: einen Dämonenbeschwörer, spielen möchte, dann will ich nicht eine sehr gummiartig wirkende "Interpretation" haben, warum ich auch eine Organisation als quasi-Dämon haben kann oder gar soll, sondern "Wo Dämonen draufsteht, da sollen gefälligst auch welche drin sein." - Problem mit einer "juristischen Person": es IST KEINE Person. Ein Dämon schon. Man kann zu einem Dämon eine Beziehung haben, weil er auf einer ganz wesentlichen Ebene seinem Beschwörer gleicht: er ist ein Wesen. Eine Organisation, oder noch unkonkreter eine Verschwörung ist so vage, so wenig "Bauchgefühl" und zuviel Kopf, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß hier im Spiel dieser urtümliche Konflikt des widernatürlichen, des unnatürlichen, des übernatürlichen Dämonen, gegen alles was dem Sorcerer gut, natürlich und letztlich irgendwie verständlich erscheinen mag, tatsächlich auftreten wird.
Es ist dann mehr wie Agentenfilme, wie Mafiafilme, wie Watergate. Das ist aber letztlich zu "down to earth". Das ist - genauer gesagt - eher die Domäne von Unknown Armies, wo es das Übernatürliche eigentlich und ausschließlich nur durch den Menschen und sein persönliches Wirken gibt. Bei Sorcerer ist aber das Übernatürliche auch gleichbedeutend mit etwas, das jenseits des Menschen (und damit des Menschlichen und damit wiederum der Menschlichkeit) liegt. So ist die - nach meinem Verständnis - Grundanlage der Kräfte bei allen Sorcerer-Settings.
Und genau deshalb finde ich - trotz auch meiner starken Verbundenheit mit Pulp-Fantasy, insbesondere der von REH - bei Sorcerer&Sword, daß das selbstgesteckte Ziel dort krass verfehlt wird. Da werden Konflikte (alle nur Instanzen des abstrakten Oberkonflikts "Das Übernatürliche gegen die Menschlichkeit") künstlich aufgebaut, wo in der literarischen Vorlage nicht diese Konflikte, sondern eben die innere Konfliktfreiheit (zumindest bei Conan, Solomon Kane, etc.) das Besondere ist. Die S&S-Helden sind eins mit sich und zweifeln nicht, sondern handeln.
Der Grundkonflikt bei Sorcerer SOLL aber genau diese bei S&S nicht vorkommenden Selbstzweifel auslösen. Wie weit bist Du bereit zu gehen, um Deine Ziele zu erreichen? Wieviel ist Dir Dein Ziel an Menschlichkeitseinbuße wert? Welchen Preis bist Du bereit zu zahlen?
Welchen Preis? - So etwas fragt sich Solomon Kane nicht, sondern er tut das, was er tut. Warum? Weil er so ist, wie er ist. REH schildert eine ganz natürliche, innere Stärke, die seine Charaktere von außen trotz aller physischen Unbill in ihrem Wesen unzerbrechlich machen. Sie sind hart. So hart, wie ihr Wille eisern ist. Sie haben kein "Abwägen" kein Taktieren nötig. - Genauer: diejenigen, die in REHs Büchern abwägen, taktieren, ausloten wie weit sie zu gehen bereit sind, das sind die GEGNER, die von REHs Helden erbittert und letztendlich erfolgreich bekämpft werden.
Somit halte ich Sorcerer für den gesetzten Konflikt "Dämonen gegen Menschlichkeit" für gut geeignet, weil das der Fokus von Sorcerer ist. Das "Mundanisieren" von Dämonen holt den grundsätzlichen, den kosmischen Konflikt auf eine viel zu weltliche Ebene, auf eine Ebene, bei der eigentlich reine weltliche Kompetenz (= Cover) ausreicht um zu bestehen. Somit ist jegliche Lore überflüssig. Das ist bei S&S genauso gelagert (zumindest bei nicht-magiebegabten Helden - bei Elric oder Kane (von Wagner) ist das etwas, aber nicht grundsätzlich, anders).
Ich würde nicht eine Verschwörung als "Ersatz" für ein echtes Wesen jenseits des Normalen verwenden. Klar kann man sich und Sorcerer soweit verbiegen/anpassen bis man meint, daß es passen würde. Doch paßt es eben nicht, weil es durch das Verbiegen die ursprüngliche Stärke des unbeherrschbaren kosmischen Konfliktes einbüßt.