Realismus & häufige Fehler in Dark Age

killriam

Kafkas Käfer
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11. September 2003
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Ich habe mir vor kurzen die Giovanni Chronik zugelegt und möchte sie demnächst spielen, dabei ist mir aufgefallen dass da eigentlich sehr wenig an Hintergrundinformation außerhalb der Storyline vorhanden ist.

Die Frage an euch: Wieviel Realismus darf es denn sein?
In Form von Kleidung, Kunst und Benehmen?
Last ihr alle historischen Ereignisse in eure einfließen oder nur die die euch gerade passen?


Bei der Charaktererschaffung habe ich bemerkt dass man manchmal zu bestimmten Fehldenken, im puncto Mittelalter, kommt.
bsp.:
-nicht jeder Char sollte Akademisches Wissen haben
-fast alle glauben(wissen) an Gott oder sind sonst wie gläubig
-Toleranz und Humanismus sind Frendworter
-freie Berufswahl steht in keiner Stadtverordnung

dass sind die Punkte die mir eingefallen sind, bitte um Ergänzung
 
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Realismus...
Hmm, gerade für Mittelalter würde ich davon abraten.
Nimm lieber das verdünnte Popkultur-Mittelalter.

Da kommt ja noch hinzu:
-Alle sehen durchschnittlich 10-20 Jahre älter aus, oder wenn man sich unsere heutigen 50er anschaut, sogar 40-50. Das Leben der meisten Leute ist schliesslich mit 40 vorbei, die Säuglings- und Kindersterblickeit hoch
- Die Leute sind hässlich und stinken. Kein Clearasil, kein Duschgel, keine Zahnmedizin, außer 'Rausreissen', keine Antibiotika, keine Krankenversorgung...
-Lesen, Schreiben, Rechnen sind den meisten unbekannt. Ebenso alles außerhalb einer, oder für die ganz weitgereisten, zweier Tagesreisen ist unbekannt und Terra inkognita. Nachrichten kommen, wenn überhaupt, als Gerüchte an. Nicht als Zeitung.
- Die Obrigkeit ist von Gott gegeben. Wer sich also gegen die Gesellschaftsordnung auflehnt, lehnt sich gegen Gott auf. Und das glauben auch 99% der einfachen Bevölkerung. Sogar die, die es getan haben.
Edit:
- 'Behinderungen' sind häufiger, weil eine gebrochene Hand oder ein gebrochenes Bein oft genug bedeuten, dass man zum Krüppel wird. Ebenso ist gerade in ländlichen Gegenden die Gefahr vorhanden, dass Mama und Papa etwas zu nah verwandt sind. Wenn Opa und Oma, Mama und Papa und 3. Generationen davor auch alle Cousin und Cousine waren, stehen die CHancen gut, dass Karlchen ein Vollidiot ist. Oder missgebildet.
- Lokale Entstellungen. In Gebieten mit verunreinigtem Grundwasser bilden die Leute Kröpfe aus. Anderswo mag sich die Haut verfärben oder ähnliches.

Wie gesagt:
Ich halte Realismus für eine dumme Idee.
 
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Ich versuche soviel Realismus einzubauen, wie ich mit vertretbaren Aufwand recherchieren kann. Meistens muss halt der gesunde Menschverstand herhalten und regionale Modeerscheinungen, die sich auch alle 50 Jahre ändern, kann ich nicht bieten.
Schwierig finde ich es immer mit Erfindungen: Darf man die Armbrust benutzen, oder wird man von der Kirche dafür gleich hops genommen? Wieviel Papier gibt es? Bodenheizung, Fenster, Mechanik, Wasserleitung, Kanalisation?

Die Giovanni Chroniken spielen ohnehin kaum noch im Mittelalter, das ist schon Renaissance und ab da verändern sich die Dinge immer schneller.

@Burncrow:
Die meisten von dir beschriebenen Probleme gibt es ja nur auf ablegenen Dörfern auf dem Land. Vampire spielt ja normal schon in größeren Metropolen oder Städten.
 
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Schwierig finde ich es immer mit Erfindungen: Darf man die Armbrust benutzen, oder wird man von der Kirche dafür gleich hops genommen?
Nur wenn du sie gegen die Obrigkeit oder gegen Gläubige einsetzt. Gegen Heiden geht das in ordnung.
Wieviel Papier gibt es?
Ab 1400 immer mehr. Da fangen dann auch die Kaufleute, Notare, etc. an Papier routinemäßig zu benutzen.

Die meisten von dir beschriebenen Probleme gibt es ja nur auf ablegenen Dörfern auf dem Land. Vampire spielt ja normal schon in größeren Metropolen oder Städten.
Was die Ignoranz angeht macht das keinen Unterscheid, zumal die meisten Städte nicht frei, sondern einem Herrn Untertan waren.
Darüberhinaus gibt es großen Teil Städter die aus dem Umland kommen oder geflohen sind.
Und was Inzest und Verunreinigungen des Grundwassers angeht:
Durchaus möglich und auch vorgekommen. Tatsächlich waren mittelalterliche Städte mehr oder weniger ständig kurz vor einer Seuche. Kein Wunder wenn die Scheisse in den Strassen steht.
 
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Magnus Eriksson schrieb:
Die meisten von dir beschriebenen Probleme gibt es ja nur auf ablegenen Dörfern auf dem Land. Vampire spielt ja normal schon in größeren Metropolen oder Städten.

Für das Lebensgefühl der damaligen Zeit sind fast alle Dörfer abgelegen. Jemand der schonmal mehr als 10 km von Daheim weg war zählt als weitgereist. Die meisten Leute auf dem Land dürften eher besser Leben als in den Städten. Die Menschen sind im allgemeinen wie Vieh. Individualismus als Selbstdefinition ist unbekannt. Man definiert sich selbst über sein Umfeld und seine Zugehörigkeit und Familie. Den analphabetismus hatten wir ja schon, wichtige Ausnahme ist der Klerus. Die Messe wird auf Latein gelesen, ausnahme ist die Predigt. Auch die Bibel gibts nur auf Latein, damit die einfachen Leute gar nicht erst auf die Idee kommen, die Worte des Priesters anzuzweifeln. Kirchenämter werden gekauft und nicht nach Kompetenz verteilt, ebenso andere Ämter. Das Zölibat ist noch nicht eingeführt, bzw. je nach Zeit noch ein recht neues Konzept. Menschen sterben an jedem Mist und wer 50 wird sieht meist eher aus wie jemand der heute 70 ist.
 
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und wieso sollte man dann davon abraten, sowas einzubauen?

meine fresse es sind die DARK ages und nicht aventurien.

da sollte man den ganzen mist, dem die leute täglich ausgesetzt sind so deutlich wie nur irgendwie möglich darstellen.
 
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Ähm der Armbrusteinsatz interessierte eigentlich weitgehend niemanden. Würde Burncrow in soweit zustimmen das du damit Probleme kriegst sobald du sie gegen jemanden einsetzt der dir auf die Zehen treten kann und das nicht im Dienste von jemandem tust der demjenigen auf die Zehen treten kann.

Ähm große mittelalterliche Metropolen sind im europäischen Raum bestenfalls Wunschdenken und das die angesprochenen Probleme in der Stadt besser seien wenn dann überhaupt eingeschränkt und bestenfalls für eine recht schmale Oberschicht.
 
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Ich finde diese ganzen Sachen auch sehr reizvoll und verwende sie. Dadurch wird die Welt erst GROß in den DA. Ob das allerdings für die Giovanni-Chroniken wesentlich oder nützlich ist, kann ich nicht beurteilen.

Meiner Meinung nach ist Vampire auch das am wenigsten spielbare von den Dark Ages Spielen vor dem realen Hintergrund: Spielen in "Städten" wie Prag, mit grade mal 4000 Einwohnern mag ja noch angehen, aber rumkommen tut man als Vampir erst recht nicht (zu den normalen Gefahren einer Reise kommen ja hier noch die Wölfe dazu) und die meisten Städte sind einfach zu klein um Glaubwürdig eine grosse Vampirpopulation zu unterhalten. Wenn da noch ein Klüngel mit 5 Vampiren dazukommt verdoppelt sich die Population der meisten Orte schnell mal.

Da find ich VA:V von der Idee viel Spannender, bzw. ich würde auch gerne mal Rome:V oder sowas ausprobieren...

Just my two cents

Apocalypse
 
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Reden wir hier jetzt vom tiefen Mittelalter oder von den Giovanni Chroniken?

Also, die Giovanni Chroniken beginnen im 15. Jahrhundert, 1444 um genau zu sein. Da sind die Geschichten von Marco Polo bereits 200 Jahre alt (Weltweiter Handel ist also möglich und wird immer profitabler). In Italien aber auch anderen Ländern haben längst einflussreiche Kaufleute begonnen an Macht und Einfluss den Kirchen und Adel den Rang abzulaufen. In den Städten entsteht der einflussreiche Mittelstand. Z.B. gründen die Bürgermeister der Hanse einen freien Städtebund. Venedig hat zu der Zeit etwa 200.000 Einwohner und ist etwa noch einen Steinwurf vom Ausbruch der Renaissance entfernt.
 
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Auch die Bibel gibts nur auf Latein, damit die einfachen Leute gar nicht erst auf die Idee kommen, die Worte des Priesters anzuzweifeln.
Ein weitere Grund ist, dass es auch weder Hersteller noch Markt gibt.
Die Kirche hat kein Interesse Bibel herzustellen (eine sehr aufwendige Prozedur, weil alles von Hand kopiert werden muss) die nicht in der Universalsprache latein geschrieben sind.
Es kann ja sowieso jeder Priester Latein und so ist 'Massenproduktion' oder zumindest die Produktion von Reihen möglich, weil es ja immer dasselbe ist.
Zweitens gibt es keinen Markt. Es können kaum Leute lesen und die die es können haben oft kein Interesse daran sich eine teure Übersetzung+Abschrift beim örtlichen Kloster zu bestellen.
Drittens besteht bei Übersetzung, mehr noch als schon beim Abschreiben, die Gefahr von Verfälschung.

@Magnus:
Da solltest du allerdings berücksichtigen, dass Italien ohnehin ein Sonderfall war.
 
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Burncrow schrieb:
@Magnus:
Da solltest du allerdings berücksichtigen, dass Italien ohnehin ein Sonderfall war.
Klar, aber es ist auch nicht so, dass große Städte noch unter der 10.000 Marke rumkrebsen und das die häufigsten medizinischen Operationen Knochensäge und Aderlass sind.

Natürlich kann man überlegen, ob es in der WoD alles noch viel schlimmer war, als im realen Mittelalter.
 
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Die meisten 'großen' Städte krebsten da.
Köln war die IIRC die größte Stadt Europas mit 40000 Einwohnern.
Das ist dann sowie New York heute 7 Millionen hat.
Dennoch wirst du nur sehr wenige Städte finden die auch nur in die Nähe kommen.
 
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@magnus:
Mir sind die Gedanken bei der Giovanni chroniken gekommen, die spielen aber im Übergang zwischen Spätmittelalter und Renaissance.
mir ging es generell um Realismus und Mittelalter.
 
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Burncrow schrieb:
Die meisten 'großen' Städte krebsten da.
Köln war die IIRC die größte Stadt Europas mit 40000 Einwohnern.
Das ist dann sowie New York heute 7 Millionen hat.
Dennoch wirst du nur sehr wenige Städte finden die auch nur in die Nähe kommen.
Naja, Konstantinopel hatte schon im 12. Jh. so um 1 Million Einwohner. Aber es stimmt, Rom hatte zu der Zeit nur etwa 20.000.
Nichtsdesto trotz sollte - bei der geschätzten Dark Age Rate von 1:1000 - 20 Vampire pro Stadt völlig ausreichen. Wobei man Städten mit starken Handeln sicherlich noch ein paar mehr Vampire gestatten kann.

@Killriam:
Ok, also richtiges Mittelalter.
 
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Konstantinopel ist ja auch keine mittelalterliche Stadt im Sinne des europäischen Mittelalters.
Wenn man von "mittelalterlich" spricht sollte man sich strikt in den Grenzen Lateineuropas halten und sich dabei noch klar machen, dass die Entwicklungsgeschwindigkeiten regional doch sehr stark differieren.
 
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Wenn es ein Spiel mit einem Partner wird (intime), dann sollte man nicht die Minne vergessen.
Außerdem finde ich es ziemlich stylish alle heutigen Euphemismen völlig entfallen zu lassen -> Schwarze sind Tiere!

Edit: Hierbei sollte angemerkt sein, dass "Schwarze sind Tiere" nicht meine persönliche Meinung ist (ich mich auch dementsprechend davon abgrenze) und es auch klar als fiktives Beispiel zu verstehen ist (es also so aussehen könnte - man könnte dort auch jedes andere vergangene Vorurteil einfügen) - keine Diskriminierung!
 
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Realismus sorgt weniger für Angst-Feeling was sich die meisten Vampirespieler wünschen als für eine unnötig komplizierte Lektürearbeit des Spieleiters einerseits sowie einer ebenso unnötigen komplexität des Rollenspiels für die Spieler andererseits. Nebenbei bemerkt, das wirkliche Mittelalter kannte keine Vampire. Was hir von Nöten ist, sind Aspekte die das Spielgefühl verschieben und Stimmung erzeugen, mit Realismus muss das überhaupt nichts zu tun haben.
 
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Außerdem finde ich es ziemlich stylish alle heutigen Euphemismen völlig entfallen zu lassen -> Schwarze sind Tiere!

Das kam, soweit ich weiß, allerdings erst später und noch nicht im Mittelalter.
 
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Naja, mit dem Realismus ist bei uns schon was her. Nicht alle Historischen Fakten fließen ein. Was auch ignoriert wird ist die Sache mit Riesenwuchs, 2-2,20 Meter. Das könnte im Mittelalter durchaus auch was weniger sein.
 
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Wenn ich mich nicht total verzettele, galten zumindest Äthiopier bei den Europäern die sie kannten als besonders edel und ritterlich, da sie es schafften sich gegen die in Afrika übermächtigen Moslems zu behaupten und so eine Bastion des christlichen Glaubens bewahren konnten. Wenn man den Schwarzen also für einen Äthiopier hält, dann hat es sich was mit Tier...
 
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