News Rattenfänger-Anthologie

Ebenfalls in unserer Reihe MAGIC EDITION erschienen:


MAGIC EDITION
(Hrsg.) Bernd Rothe
RATTENFÄNGER
Band 8, Mystery-Stories
ISBN 3-89840-268-1
400 Seiten Paperback - 9,95 €
Oktober 2005
Innenillustrationen: Pat Hachfeld, www.dunkelkunst.de
Covermotiv und -artwork: Mark Freier
BLITZ-VERLAG, www.Blitz-Verlag.de


Diese Novellen - in der Tradition des Rattenfängers von Hameln - lehnen sich weniger an die klassische Sage an, sondern grenzen sich phantasievoll davon ab. "Fänger" aller Art sind nicht nur auf Ratten aus. Dieser von Pat Hachfeld reich illustrierte Band wirft ein völlig neues Licht auf das interessante Thema.
Marc-Alastor E.-E. bringt die Frage auf: Was treiben Vampire aus Siebenbürgen am Mäuseturm von Bingen? Alisha Biondas MEPHISTO gibt Goethes Faust eine erotische Note und greift die scheinbar unvereinbaren Werte "Weltprinzip und lüster-nes Geschöpf" des Klassikers auf. Armin Rößlers SF-Variante DER VERLORENE spielt gar auf einem fernen Planeten. Dirk Taeger fabuliert aus der Sicht der Ratten - ungewöhnlich in Form und Sprache, dem Werk Sir Thomas Malorys "König Artus" nachempfunden. Und Christian von Aster bietet eine ganz besonders moderne und technische Variante.


STORYS

Schattenschläger, Stefanie Bense
Mephisto, Alisha Bionda
Nicht ohne Wut, sei vom Lamm das Blut, Marc-Alastor E.E.
Die Rattenfänger sind in der Stadt!, Christian Schönwetter
Lenas Wege, Marlies Eifert
Der Puppenmacher von Canburg, Frank W. Haubold
Der Lichtfänger, Dominik Irtenkauf
Die Königin und ihr Gardist, Barbara Jung
Das Rattenmädchen, Monique Lhoir
Rattentod GmbH, Markus K. Korb
Der Verlorene, Armin Rößler
Die Stadt der Riesen, Dirk Taeger
Die Flöte des Spielmannes, Stefani Hübner-Raddatz
Niederfrequenzmanipulation oder Des großen Rattenfänger Trick, Christian von Aster
Canard – Liebling, Veruka Aniko
Ein leises Lied vom Verschwinden... , Volly Tanner
Der Rattenkönig, Martin Skerhut,
Die Wege des Herrn... ,Alexander Amberg


Dieser Titel eignet sich ideal als Erzählband, da er reicht illustriert ist und für 9,95 satte Lesekost auf 400 Seiten bietet.

REZENSION:

Die alte Sage vom Rattenfänger ist im Anhang dieses Buches abgedruckt. Sie umfasst nicht einmal eine Seite. Rund 370 Seiten dagegen beanspruchen die 18 Geschichten, die das Thema variieren. Auf Einladung des Herausgebers Bernd Rothe, eines gebürtigen Hamelners, lieferten beim BLITZ-Verlag 18 AutorInnen, die in verschiedenen Bereichen des Phantastischen zu Hause sind, ihren Beitrag zu dem ewig jungen Stoff ab.

Entstanden ist eine lesenswerte Anthologie, die bekannten und weniger bekannten Namen auf den Spuren einer der bekanntesten deutschen Sagengestalten folgt.

In der Tat bietet der kleine Ausgangstext viele verschiedene Ansatzpunkte für Phantasien und Phantastisches. Da sind erstens die menschlichen Protagonisten: der Rattenfänger, ein Spielmann, ein Outlaw, aber vielleicht auch der Teufel; das saturierte Bürgertum, das ihn um seinen Lohn betrügt; die Kinder dieser Bürger. Schon vor x Jahren lieferte der Liedermacher Hannes Wader seine Version des Geschehens, die den Rattenfänger entteufelt und die Karten neu mischt – einige der AutorInnen folgen dieser Lesart, am deutlichsten Stefanie Bense („Schattenschläger“, die Eingangsgeschichte) und Frank W. Haubold („Der Puppenmacher von Canburg“, immer wieder lesenswert, ein Highlight des Bandes). – Zweitens wäre da die Idee, es doch auch einmal aus der Perspektive der Ratten zu versuchen – am eindrucksvollsten gemeistert von Barbara Jung in „Die Königin und ihr Gardist“. – Drittens bietet das Wort „Rattenfänger“ in seiner übertragenen Bedeutung wundervolle Ansatzpunkte, für die Satire etwa; wer aber könnte die in einem solchen Forum besser meistern als Christian von Aster („Niederfrequenzmanipulation oder Des großen Rattenfänger Trick“)? Aber auch Christian Schönwetter liefert zu dieser Lesart eine gute Story ab („Die Rattenfänger sind in der Stadt!“). – Sodann haben wir natürlich das Thema des Betrugs und der darauf folgenden Rache (u. a. in Armin Rößlers SF-Geschichte „Der Verlorene“ umgesetzt). Hybriden Gestalten aus Ratte und Menschen entstehen in Alisha Biondas „Mephisto“, wobei auch das Teuflische und das Erotische zum Tragen kommen, oder in Dominik Irtenkaufs „Der Lichtfänger“, eine Geschichte, die in nahezu schwelgerischen Bildern ein hier oft präsentes weiteres Thema ausschmückt: das des Verfalls nicht nur einer Stadt, sondern auch der sozialen Bindungen zwischen den Menschen. Vielleicht ist dieses Motiv nicht das eigentliche Zentrum der ursprünglichen Rattenfänger-Sage, in der Anthologie jedoch rückt es in den Fokus vieler Erzählungen.

Blieben noch zwei besondere Beiträge zu erwähnen: Marc-Alastor E.-E.s dunkeldüstere Vampir-Novelle „Nicht ohne Wut, sei vom Lamm das Blut“, welche sprachlich exorbitant die Sage vom Bingener Mäuseturm mit der Hameln-Geschichte und dem Vampirmotiv verquickt, und Markus K. Korbs spannende Horror-Story „Rattenfänger GmbH“, die durch eine außergewöhnliche Hauptfigur und durch einen Showdown in dunklen Gängen überzeugt (Leser mit Ratten- und Klaustrophobie seien vor ihr dringlichst gewarnt).

Auch die übrigen, hier aus Platzgründen nicht genannten VerfasserInnen leisten durchaus Solides, so dass diese Anthologie insgesamt bestens unterhält. BLITZ-Stammillustrator Pat Hachfeld gibt jeder Geschichte per Titelblatt ein eigenes Gesicht; die Autoren zeigen Gesichter in der abschließenden Galerie.

Gesamtprädikat: lohnenswert!

Rezension von Peter Schünemann – SOLAR X
 

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