[Mai 2008] "Passierschein A38?!" (Etat für die Anstalt)

Kalliope

Kainit
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Sobald Helena die benötigten Kontaktdaten übermittelt hatte, würde sich Ligeia um die Etatfrage für eine Psychiatrie zu Finstertal bemühen.

Das Spiegelbild der Malkavianerin hielt ihrem kritischen Blick endlich stand. Den bleichen Teint sowie die dunklen Schatten unter den Augen hatte sie fein säuberlich mit Make-Up überdeckt und von mattem Kalk in vitales Alabaster gewandelt. Ein wenig Maskara sowie ein schlichter, schwarzer Lidstrich um die Augen zu betonen und roten Lippenstift um einen Farbakzent zu setzen. Der Zopf ihres dunklen Haares saß hoch und war sorgfältig frisiert. Ihre Aufmachung, bestehend aus einem schwarzen, enganliegenden Seidenblazer, passendem Bleistiftrock und Pumps, hielt die Balance zwischen Weiblichkeit und seriösem Auftreten.
War ihr Aufzug -von einigen wenigen Details abgesehen- auch in jeder Nacht, in der sie eben nicht explizit als Privatperson unterwegs war, derselbe, so kam die Mondtochter doch nicht darum herum sich immer wieder aufs Neue eingehend zu betrachten. Vielleicht eine kleine Neurose, oder auch bloß schlichte Gewohnheit. Mag sein auch eine Ahnung....
Andererseits hatten Spiegel so etwas unaussprechlich Beruhigendes, Angenehmes an sich. Sie bedeuteten Ende der Begrenzung zwischen dem Hier und Dort, machten tatsächlich greifbar, was eigentlich Illusion sein musste - und ließen Dinge erkenntlich werden, die manch einem anders verborgen blieben.

Unwillkürlich hatte die Untote in den letzten Minuten ihre Linke leicht angehoben und ganz allmählich gen der Reflektionsfläche bewegt. Bloß noch wenige Millimeter trennten die weißen Fingerspitzen von ihrem Kristallpendant. Die Malkavianerin verharrte.
Schließlich jedoch wurde die Hand wieder gesenkt und Ligeia wandte sich von dem Ebenbild ihres Leibes ab.

Ein Blick auf den Laptop. Hatte Helena bereits geschrieben?


Out of Character
Ich geh mal einfach davon aus, dass die Gute mir den Kram wohl zumailt.
 
Helenas Email war schon sehr lange da und der Zeitstempel war aus einer Zeit, als sie nicht mal dran denken konnte aufzustehen.
Es waren sogar 2 Terminvorschläge dabei, einer am selben Abend etwa in einer Stunde von jetzt an und einer 2 Tage Später um 22 Uhr.
 
War Ligeias Mine äußerlich auch ausdruckslos, wie stets wenn sie allein mit sich und ihrer Guhlin war, so staunte sie doch nicht schlecht über das frühe Zustellungsdatum. Das....musste entweder sehr für Helenas Menschlichkeit und damit ihre Person an sich sprechen oder die Toreador verfügte über exzellent informiertes und eng mit ihr zusammenarbeitendes Personal.
Zwei mögliche Termine also. In einer Stunde würde unter Umständen etwas knapp werden, aber einen versuch war es immerhin wert. Schnell bestätigte Raven den Empfang der Nachricht, dankend für den kurfristigen Termin und mit der Bemerkung sie werde sich bereits um jenen ersten bemühen.
Sollte es nötig sein sich vorab an entsprechender Stelle per mail oder telefonisch anzukündigen würde die Malkavianerin dies selbstverständlich tun ehe sie ihre Wohnung in Burgh mit ihren beiden ständigen Begleitern -Guhlin und Tasche - verließ.
Lenore würde wie üblich das Steuer des Wagens übernehmen während ihre Herrin auf dem Beifahrersitz des Vans Platz nahm.
Ziel war die für den Anstaltsetat zuständige Amtsstelle.
 
Um zum Amt zu kommen musste sie nach Finstertal zum Rathaus. Es gab dort nicht viele Zimmer in denen um diese Zeit noch Licht brannte, doch auch am Eingang schien noch jemand zu sein der sie einlassen konnte und mit dem Namen Peter Reinhard, würde sie dort vermutlich auch weiterkommen.

Auf den Unterlagen von Helena war auch eine Durchwahlnummer zum Büro angegeben, wenn sie also wollte, konnte sie sich aich anmelden.
 
An sich gebot es wohl schon allein die Höflichkeit sich vorab anzumelden. Also wurde noch von unterwegs die Durchwahl zum Büro des Herrn Reinhard gewählt.
Sofern der Herr abhob und sich entsprechend namentlich meldete, würde die Untote ihr Anliegen kurz schildern.

"Guten Abend Herr Reinhard. Verzeihen sie die Störung zu solch später Stunde." Konnte der Mann am anderen Ende der Leitung es auch nicht sehen, so begleitete doch ein seichtes, höfliches Lächeln die geschult - um nicht zu sagen: routiniert- freundlichen Worte der Malkavianerin, welche betont ruhig zu ihm sprach.
"Dr. Raven mein Name. Mir wurde seitens der Kunstakademie nahe gelegt mich mit ihnen Zwecks Aufbau einer neuen Psychiatrie zu Finstertal in Verbindung zu setzen.
Ein möglicher Termin dafür sei in von jetzt aus circa...."
ein Blick auf die silberne Taschenuhr mit Rabenemblem, "...einer dreiviertel Stunde angesetzt.
Bin ich dahingehend richtig informiert?"


Out of Character
hoffe es ist ok wenn ich das Tempo da minimal anziehe, müssen ja keine 1000 posts dafür machen....wenn das zu verwirrend sein sollte, einfach sagen, dann änder ichs wieder und schreib in kleineren zeitlichen Schritten...^^°
 
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"Guten Abend frau Doktor", kam es als Antwort. "Ja, das stimmt, ich habe vorhin mit Ms O'Niell gesprochen und würde dann auf sie warten, nennen sie einfach an der Pforte meinen Namen und sagen sie, daß sie zu mir möchten."

Die Stimme des Mannes klang freundlich und zuvorkommend, man würde sehen, was sich ergab.
 
"In Ordnung. Bis gleich also und vielen Dank."
Das schien ja alles geradezu vorzüglich glatt zu laufen. Die Hüterin zu Finstertal musste einen bemerkenswerten Draht zu den Behörden unterhalten. Wirklich nützlich - und vollends gefällig.
Ach ja....Gefälligkeiten...da war ja was...
Inneres Seufzen.

Am Rathaus angekommen wechselte die Vampirin noch ein par Worte mit ihrer Guhlin betreffs der weiteren Abendplanung ehe sie aus dem Wagen ausstieg während Lenore wartend verblieb.
Für einen Moment überlegte Raven ob es so klug gewesen war Stiefel gegen schlichte Pumps zu tauschen. Andererseits sollten hautfarbene Strumpfhosen unter dem knielangen Rock einen ähnlichen Effekt erfüllen wie das Schuhwerk, zumal sie wohl niemand an den Waden anfassen dürfte, geschweige denn sonderlich darauf achten würde...hoffte sie. Bei genauem Hinsehen hätte man nämlich unter Umständen erkennen können, dass die Psychiaterin keine gewöhnliche, halbdurchsichtige Seidenstrumpfhose, sondern ein weitestgehend blickdichtes Pendant trug. Ob man sie auf diese Eigentümlichkeit ansprechen würde oblag natürlich dem Ermessen eines potentiell aufmerksamen Gegenübers, ebenso wie die Frage danach, ob man in einem Kleidungsstück überhaupt Eigentümlichkeit wittern mochte. In jedem Fall war es der Untoten schlicht ein Gräuel daran zu denken, dass ihre Beine geradezu entblößt vielleicht Blicke auf sich ziehen könnten.

Sei es wie es sei. Letztlich waren Pumps die dem Gesamtbild wohl am ehesten entsprechende Wahl gewesen, weniger auffällig oder exzentrisch anmutend als es kniehohe Stiefel unter Business-Garderobe gewesen wären.

Die Malkavianerin ging zur Pforte, wo sie das anwesende Personal mit einstudiert freundlichem Lächeln grüßte.
"Guten Abend. Dr. Raven mein Name. Ich habe einen Termin bei Herrn Reinhard."
 
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Der Mann am Empfang lächelte kurz und nickte Raven dann freundlich zu.
"Guten Abend Frau Dr. Raven", sagte er. "Das Büro befindet sich in der zweiten Etage, Zimmernummer 212, gleich rechts.
Die Treppe bzw. den Aufzug finden sie gleich um die Ecke."

Er deutete ihr den Weg, aber auch an der Wand war das entsprechende Piktogram zu sehen.
 
"Vielen Dank", entgegnete die Malkavianerin und erwiderte zugleich das grüßende Nicken.
Der deutenden Geste folgend entschied sich die Untote die Treppe anstelle des Aufzugs zunehmen. Ein wenig mehr Zeit sich geistig zusammeln, Gedanken zu ordnen, das Lächeln zu richten und sich -so sehr es ihrem Wesen auch widersprach- von allem frei zu machen, was aus ihrem Geist nach außen hin hätte wirken und ihre Maske der Zurechnungsfähigkeit gefährden können.
Die Augen, die stechend grünen Augen. Es wäre ein Willensakt zu kaschieren was die Seelenspiegel offenbarten - zur Wahrung des Anscheins allerdings unumgänglich und damit beschlossen.
Als Ligeia sich endlich vor Zimmer 212 eingefunden hatte, verharrte sie noch einen Moment. Ein letztes Mal wurde der Blazer gerichtet, die Gemme um ihren Hals mit den Fingern kurz umschlossen und sich versichert, dass nichts Ungewöhnliches an ihren Beinen auszumachen sein sollte.
Schließlich klopfte die Brünette an die Tür des Beamten und wartete darauf hineingerufen zu werden. Hörte sie von innen die Stimme des Herrn Eintritt gewähren, würde sie dem mit routiniert freundlichem Lächeln auf den roten Lippen Folge leisten.
 
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Es dauerte nicht lange, bis von drinnen ein Herein erfolgte.

Wenn sie eintrat, würde sie hinter dem Schreibtisch einen Mann mittleren Alters vorfinden, eine geschmackvolle Nickelbrille auf der Nase und ein grauer Anzug mit weissen Hemd und farbiger Krawatte. Er erhob sich.

"Guten Abend, Frau Dr. Raven", sagte er freundlich aber mit sicherer Stimme und deutete auf einen der Besucherplätze. "Nehmen sie doch Platz, sie wurden mir schon empfohlen."
 
"Guten Abend, Herr Reinhardt."
Die Haltung der hübschen Psychiaterin war kerzengerade, beinahe etwas steif, wie stets und ihr einstudiertes, höfliches Lächeln hielt - ganz wie man es dem Klischee nach von einer Britin erwartet hätte. Seiner einladenden Geste folgend ließ sich die Brünette galant auf einem der Besucherplätze nieder.
"Vielen Dank.
Oh, dass ich ihnen empfohlen wurde freut mich sehr zu hören. Ich hoffe bloß ich kann dem Bild, welches man ihnen von mir skizziert haben mag, gerecht werden",
sprach sie ruhig. Ein leichtes, dezent kokettes Schmunzeln, welches keinerlei Unsicherheit vermuten ließ und von einem durchaus selbstbewussten Glitzern der alles in allem ein wenig glanzlos wirkenden Augen untermauert wurde kräuselte die rot angemalten Lippen.

//Bloß nicht die Maske fallen lassen...// schoss es ihr durch den Kopf, immer und immer wieder.

"Allerdings möchte ich sie zu solch später Stunde nicht unnötig lange aufhalten. Ich bin ihnen ohnehin außerordentlich verbunden, dass sie so schnell Zeit für mich gefunden haben. Darum komme ich gerne auch schleunigst zum Anlass meines Besuches, nämlich der Ausschreibung für eine Psychiatrie und der damit verbundenen, benötigten Anstaltsleitung."
Tatsächlich ging die Untote davon aus, dass ihr Gegenüber sich wohl nach einem nahenden Feierabend sehnen dürfte, es sei denn natürlich die örtlichen Kainskinder waren so frei gewesen neue, etwas unkonventionelle Amtszeiten im Generellen zu etablieren. Dementsprechend vermutete sie, es dürfte in beiderseitigem Interesse liegen diese Angelegenheit so schnell wie möglich, wenn auch so sorgfältig wie eben nötig abzuhandeln.

Die schwarze Ledertasche, auf welcher ihre ineinander gefalteten Hände ruhten, inklusive aller darin enthaltener, eventuell benötigter Referenzen hatte Raven auf ihrem Schoss abgelegt.
"Ich muss gestehen, dass ich die Vorstellung eine psychiatrische Klinik von Grund auf neu zu errichten für außerordentlich reizvoll halte."
War ihre Mimik auch wie üblich eher professionell als emotional, so ließ die Stimmführung doch kaum Zweifel an der ehrlichen Ambition der Mondtochter zu. Immerhin hatte Ligeia ihre Anstalt in London seinerzeit lediglich übernommen und war damit in ein bereits vorgefertigtes und vollständig etabliertes System eingestiegen. Ein System wohl gemerkt, in welchem sich ihre Guhlin vermutlich besser zurecht zu finden vermocht hatte als die Malkavianerin selbst. Nicht sonderlich überraschend, wenn man bedachte, dass Eleanore in besagter Londoner Psychiatrie bereits gearbeitet hatte bevor Raven überhaupt mit ihrem Studium begonnen hatte.
 
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Der Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches lächelte und nahm einen ziemlich umfangreichen Ordner aus der Schublade.
Irgendwelche Unsicherheiten fielen ihm nicht auf oder überging sie und auf die Idee, daß mit Ravens Beinen etwas nicht stimmten konnte, kam er garnicht,

"Sie sind zwar ein wenig jünger als ich mir den Bewerber vorgestellt hatte, aber da man mir versichtert hat, daß sie die notwendigen Befähigungen haben, freue ich mich über ihr Interesse", begann er. "Also, nachdem vor 2 Jahren die alte Psychiatrie abgebrannt ist, hat die Stadt beschlossen, dafür Ersatz zu schaffen und da natürlich die Mühlen der Verwaltung manches Mal etwas langsam arbeiten, hat es etwas gedauert, aber vielleicht war es auch Fügung, weil der richtige Bewerber gerade erst hierher gekommen ist." Er machte eine Pause.

"Wie sie den Unterlagen entnehmen können ist ein entsprechende Psychiatrische Klinik, mit einer angegliederten Ambulanten Abteilung vor gegeben. Auf Grund der bisherigen Erfahrungen der Stadt, eine ausschließlich Psychiatrische Einrichtung ohne angegliederte andere Zweige. Die zur Verfügung gestellten Mittel sollten ihren Bedürfnissen gerecht werden, wenn nicht muss darüber nach entschieden werden."
 
Der Verweis auf ihre augenscheinliche Jugend entlockte der Untoten einen inneren Seufzer, obgleich sie sich auch nach außen hin nichts davon anmerken ließ. Wenigstens musste sie sich heutzutage nicht mehr im Übermaß gegen einmal höchst gängige Vorurteile ihrem Geschlecht gegenüber erwähren und im 21. Jahrhundert konnte man mit einem beschämten Verweis auf die Wunder der modernen Schönheitschirurgie und Kosmetik sowie dem Schwören auf absurdeste Dieten das dauerjunge Fleisch zumindest einigermaßen und für eine gewisse Zeit glaubwürdig verkaufen. Nach Ablauf der nicht ausdefinierten Frist würde aber letztlich nichts als der Rückzug aus der Öffentlichkeit oder das Zurückgreifen auf gewisse Gaben des Blutes bleiben, obgleich die Technik der Gegenwart deren Effizienz mitunter beeinträchtigte.
Wenigstens schienen jene Abscheulichkeiten ihrer Gliedmaßen ihrem Gegenüber nicht weiter aufzufallen....oder? Hoffentlich! Aber was wäre... Nein, darüber sollte sie nun wirklich nicht nachdenken. Sie sollte sich besinnen und ihr Vorhaben schlicht und ergreifend umsetzen. Ganz professionell, ganz ohne Problem.

Die Bemerkung über die Mühlen der Verwaltung sowie die Fügungen des Schicksals quittierte die Malkavianerin mit einem leichten Lächeln. Schließlich ging sie davon aus, dass sie sich bei dieser Bemerkung durchaus ein wenig geschmeichelt fühlen und dies implizit nach außen kommunizieren sollte.

Als der Ordner vor ihr aufgeschlagen wurde warf Raven interessiert einen Blick in die Unterlagen des Beamten. Dabei hob sich gänzlich unwillkürlich eine ihrer Brauen in einer Weise, wie man sie wohl mit einem gewissen, spitzohrigen Außerirdischen assozieren würde.
Noch ehe Ligeia dergleichen hätte lesen können, wurde ihr bereits ein für sie nicht unbedeutendes Detail der Planung durch die Worte des Herrn Reinhardt enthüllt. Viel Spielraum, welchen man beispielsweise den Ambitionen eines gewissen Caitiff hätte zur Verfügung stellen können, war seitens der Stadt nicht vorgesehen. Bedauerlich... nein, eigentlich viel mehr ärgerlich.
Allerdings war das Thema damit zunächst einmal unangesprochen vom Tisch und es galt sich nun mit den gegeben Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen. Die Realität biegen und beugen konnte man schließlich auch bei Bedarf nur sofern man sich ihrer konkreten Parameter innerhalb des auserkorenen Wirkspektrums gewiss war.

"Ich sehe schon. Es ist also eine eigentliche Fachklinik ohne Ausdifferenzierung weiterer Bereiche oder gar Anbindung an eine Art Zentralklinikum angedacht. Ich glaube, das kommt mir recht entgegen." Tatsächlich war so wenigstens davon auszugehen, dass sowohl der bürokratische Teil der Anstaltsleitung als auch die Gefahr mit eventuellen weiteren, blutsaugenden Teilzeit-Philanthropen in weißen Kitteln aneinander zu geraten, sich auf ein erträgliches Maß beschränken würden.

"Ist bereits ein konkreter Standpunkt für das Projekt vorgesehen?", fragte die Malkvianerin nüchtern während sie den Ordner studierte. Am liebsten wäre es ihr fraglos, wenn die Möglichkeit bestünde das Sanatorium in Burgh, am allerbesten in ihrem Clansgebiet zu etablieren, schon allein um etwaigen Unannehmlichkeiten mit den nicht all zu lieben Artgenossen vorzuschützen, von den Vorzügen einer Zuflucht nahen Arbeitsstätte kaum zu schweigen. Da letztlich ortsrandnahe Lagen für dergleichen Einrichtungen aus einer Vielfalt an Gründen vorzuziehen sein mussten, schien die Hoffnung, sie würde sich ihren persönlichen Spielplatz sozusagen direkt vor die eigene Haustür stellen können, wenigstens nicht gänzlich unrealistisch. Immerhin waren frische Luft, Ruhe und vor allem Distanz zum Alltag Dinge, welche essentiell für die Genesung potentieller Patienten scheinen mussten, gerade im psychiatrischen Sektor.
Sollte eine forensische Abteilung Teil des Konzepts sein, wäre Abstand zur allgemeinen Zivilgemeinschaft wohl auch aufgrund sicherheitspolitischer Überlegungen durchaus angebracht.
Je mehr sie darüber nachdachte, umso sinnvoller, gar verantwortungsbewusster, musste die Wahl eines Standortes im malkaviansichen Clansgebiet oder aber zumindest in dem für Gäste deklarierten Sektor, vielleicht auch je nach Grundstücksgrenzen beide Areale schneidend, anmuten. Erfreulich!

Doch was verrieten nun die Unterlagen weiterhin über den städtischen Plan mit der neuen Anstalt? Gab es Hinweise auf ein Anknüpfen an alte Strukturen? War vielleicht ein privater Investor oder ein anderweitiger Träger in das Unterfangen eingebunden? Wie viel Teufel steckte im Detail? Oder konnte sich die Psychiaterin über weitestgehend freie Hand in allen ausschlaggebenden Belangen ihres zukünftigen Sanatoriums freuen?
 
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"Es sind einige Standortvorschläge in den Unterlagen, auch einige Vorschläge für die Ausstattung, die ein weit ausbekannter Architekt erstellt hat", erwiderte der Beamte. "Es wäre schon wünschenswert, daß der Standort am Stadtrand liegt und ein weitläufiges Gelände dazu gehört. Aber, wenn sie Gründe für einen anderen Standort nennen können oder nicht alle Aspekte der Einrichtung übernehmen möchten, dann können sie dies natürlich einreichen."

Tatsächlich war ein sehr umfangreiches Gebiet, einschließlich Sicherheitsverwahrung von Straftätern vorgesehen, sogar ein kleines Forschungsinstitut könnte sie haben. Alles in allem, würde sie gut beschäftigt sein und einen ziemlich grossen Stab brauchen, wenn sie die Aufgabe übernahm.
 
"Ich verstehe... Ja, ein Stadtrand naher Standort wäre in jedem Fall auch meine erste Wahl gewesen."
Augenscheinlich hatte niemand irgendwelche absurden innerstädtischen, hochgradig experimentellen und mindestens ebenso ideologisch geprägten Nonsens-Konzepte ins Auge gefasst. Erfreulich.
"Der Osten bis Südosten Burghs scheint soweit ich es überblicken kann reichlich adäquat." Die Worte, halblaut und sinnend gesprochen, waren augenscheinlich artikulierte Überlegung. In Wahrheit verbarg sich hinter der Äußerung Ligeias allerdings nichts anderes als Kalkül, ging sie doch davon aus, dass sie auf diese Weise mögliche Widrigkeiten hinsichtlich ihres Wunschstandortes in Erfahrung bringen könnte.
Parallel durchsuchte sie den Ordner gezielt nach den erwähnten Standortvorschlägen. Befand sich das angestrebte Terrain vielleicht bereits darunter? Auszuschließen war es aufgrund der enormen Größe des unbebauten Gebietes sowie der ruhigen Lage, abseits von Autobahn und Industrie, immerhin nicht, ganz im Gegenteil.

Die schiere Größe der geplanten Anstalt, welche tatsächlich auch eine forensische Sektion sowie ein Forschungsinstitut beinhalten sollte, imponierte der Malkavianerin zutiefst, um nicht zu sagen: sie war schlicht weg begeistert, wenn man es ihr wohl auch schwerlich anmerken mochte. Doch hatte dieses Projekt tatsächlich das Potential die Londoner Anstalt, in welcher sie bisher die längste Zeit praktiziert hatte, in den Schatten zu stellen. Großartig!
Ein wenig ambitioniert vielleicht, aber nichts desto trotz großartig.
Und hinsichtlich der sich sicherlich ergebenden Personalfrage, hatte sie mit ihrem ehemaligen Schützling Daniel bisher wenigstens einen Wunschkandidaten bei der Hand. Raven hatte ohnehin vorgehabt sich innerhalb der nächsten Nächte noch einmal mit ihm in Verbindung zu setzen. Es mochte sein, dass seine ehemalige Mentorin ihm bis dahin zumindest einen augenzwinkernden Wink gen zukünftiger Karierechancen würde zuteil werden lassen können.
Doch ganz soweit war sie nun noch nicht. Man wollte ja das Fell des Bären nicht verteilen bevor man ihn auch tatsächlich erlegt hatte, nicht wahr?

In jedem Fall hatte ihr bis dato nichts in den Unterlagen übel aufgestoßen. Noch hatte sie die Papiere nicht vollkommen durchgesehen, doch soweit wirkte das Konzept und die bereitgestellten Möglichkeiten durchaus ein ganz klein wenig wenig wie der Grundstein eines privaten Eldorados für die untote Psychiaterin.
 
Es war wirklich ein Areal in den Vorschlägen, das Ravens Wünschen zu Gute kam, vielleicht etwas zu nahe am Werwolfsgebiet, aber nun auch nicht so nahe, daß es wirklich gefäjhrlich werden würde.

"Schauen sie es sich in aller Ruhe an, wenn sie ein anderes Terrain in Betracht ziehen, dann können sie sich gerne melden", erkläre der Beamte. "Wenn ihnen eine der Vorschläge für der Baulichkeit gefällt, so verweise ich sie auch gerne an den Architekten."

Auch wenn die Malkavianerin sich ihre Begeisterung nicht anmerken lassen würde, so ganz würde es ihr wohl nicht gelingen.
 
Solange die zukünftige Anstalt möglichst bloß nicht in den Revieren eines anderen Clans lag wäre Raven hoch erfreut. Über die Werwölfe sowie deren Reviere hatte man sie bis dato nicht weiter aufgeklärt. Mag sein sie existierten, mag sein irgendwo in der Umgebung von Finstertal. Doch wo genau war der Malkavianerin unbekannt. Entsprechend machte sie sich über die pelzigen Ungetüme als potentielle Bedrohung wenig bis keine Gedanken....
Viel präsenter war da doch das schiere Misstrauen in ihre eigene Art und der Wille jeden Konfliktherd, welcher sich im Umgang mit selbiger ergeben mochte, möglichst präventiv auszumerzen oder gar nicht erst angedeihen zu lassen. Wenn man schon in eine Stadt kam und im Zuge eines Wimpernschlages vom Ancilla zum Ahnen, Primogen und ganz nebenbei auch noch Harpye wurde, konnte man immerhin nicht vorsichtig genug sein. Zumal der Aufbau und die Leitung einer psychiatrischen Anstalt unumstößlich mit einem eisernen Griff nach dem entsprechenden Einflusssektor gleichgesetzt werden musste und vielleicht, rein hypothetisch, dem ein oder anderen länger ansässigen Kainskind ein Dorn im Auge sein dürfte.
Lag der Bauplatz also in neutraler Zone, war dies der Untoten ebenso recht wie ein Standort direkt vor der Haustür. Zumal sich daraus eventuell die Möglichkeit ergab das eigene Clansrevier mindestens de facto, unter Umständen gar de jure auszubauen. Vielleicht würde die Anstalt aber auch nur zu einem dieser... wie wurde das im Schreiben der Principessa genannt? Vorteilhaft prägnanten Gebäude erklärt und so möglicher Weise zu einer Art...exterritorialem Malkavianer-Gebiet?
Noch hatte die Untote definitiv nicht ganz verstanden wie die Dinge in Finstertal liefen, von daher blieb ihr in dieser Sache wohl lediglich die Spekulation und die erfrischende Freiheit des Narren.

War Ligeia auch wirklich alles andere als die Art Person, welcher man das Prädikat "emotional" zusprechen würde, so musste sich ihr empfundener Enthusiasmus letztlich doch in einem Glänzen ihrer Augen sowie einem zufriedenen, wenn auch eher seichtem Lächeln artikulieren.
Überbleibsel vergänglicher Sterblichkeit, welche der Guhlin Lenor ein halb amüsiertes, halb wissendes Schmunzeln entlockt und der Malkavianerin, sofern sie sich bei diesem Mienenspiel selbst ertappt hätte, wohl ein klein wenig Ekel vor sich selbst eingeflößt haben würde.

Den Worten des Beamten kam Raven gerne nach. Sorgfältig studierte sie die Einzelheiten des Vorhabens, vor allem auch in baulicher Hinsicht. Welcher Art waren die Entwürfe des Architekten? Handelte es sich lediglich um Variationen der Ästhetik oder fanden sich nennenswerte Unterschiede hinsichtlich der praktischen Gebrauchsmöglichkeiten?
Hatte auch alles Hand und Fuß?

Würde ihr keine Ungereimtheiten oder konkret signifikante Einschränkungen auffallen, wäre es letztlich wohl an der Zeit sich um die explizit finale Zusage, dass diese Angelegenheit fortan die ihre sein würde, zu kümmern. Bisher hatte sie nichteinmal ihre Bewerbungsunterlagen ausgehändigt. Oder hatte die Hüterin der Rosen ihre Öle bereits derart strömen lassen, dass der Besuch im Rathaus letztlich bloß noch Formsache war?
 
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So auf die Schnelle, würde Raven nicht wirklich alles erfassen können. Reinhard hatte recht, sie sollte es wirklich mitnehmen und sich die Grundstücksvorschläge ansehen, die ganzen ganzen Entwürfe genauer studieren, das brauchte Zeit, da reichte es nicht, die Sachen einige Minuten anzuschauen, das wurde ihr ganz klar.

Jetzt sofort eine Entscheidung zu treffen, wäre nicht das klügste, das sollte ihr als Psychaterin klar sein und sie hatte alle Fäden in der Hand, keiner würde es ihr wegnehmen, wenn sie selber es nicht wegwarf. Das konnte einem fast Angst machen, so als wäre es ein Traum, der vielleicht beim Aufwachen nicht wahr sein könnte, ein schlechte Scherz der Rosen. Soviel Glück konnte man eigentlich nicht haben, oder?
 
Das Unheimlichste an der ganzen Angelegenheit musste für die Malkavianerin sein, wie gerne sie sich in dieser Sache zu einer Impulsentscheidung hinreißen lassen würde. Es war dieses Verlangen, dieser schiere, aller Wahrscheinlichkeit trotzende, pure störrische Wille. Es kam nicht sonderlich häufig vor, doch wenn sie etwas haben wollte, dann wollte sie es besser gestern als morgen in ihren Fingern halten...
Vermaledeit!
Riskierte man am Rande einen Blick hinter die Fassade, wäre es auf den ersten Blick wohl nicht gänzlich befremdlich. Auf den zweiten jedoch musste man realisieren, dass sich das Stichwort 'Manie' auf keiner der vergilbten Seiten längst verschollener Akten fand.

Und doch war er da, der Drang alle Vernunft vollkommen über Bord zu werfen, am liebsten gleich den Pakt mit Mephistophelis im eigenen Blute zu unterzeichnen ohne überhaupt die Bedingungen gelesen zu haben.
An ein Komplott wollte oder konnte Raven in dieser Sache nicht denken, allerdings mochte dies ihrem gerade zu ridikül blinden Vertrauen in die Vorsehung ihres Fürsten geschuldet sein. Es war nun einmal kein Geheimnis, dass Aas den Raben anzog wie das Licht die Motten und die Venusfalle die Fliegen.

Die Irrationalität ihres inneren Triebes war ungeheuerlich, eigentlich geradezu widerwärtig. Dennoch war es da. Ein lächerliches, absurd zuversichtliches Beharren darauf, dass alles sich so fügen würde, wie es müsse...bloß unterschlug Ligeia hier vor sich selbst, dass die Vorsehung mit unter nicht unbedingt mit ihrem Eigensinn gleichzusetzen sein mochte.

Eine kleine Weile blätterte die Brünette noch stumm in den Unterlagen während die Stimmen in ihrem Kopf das Für und Wider zur Disposition stellten. Letztlich jedoch war man sich überwiegend einig, dass Bedacht zu walten hatte. Es war nicht zuletzt vereinzelnden, allerdings präzise gesetzten Hiebe betreffs ihrer Profession zu verdanken, dass die Psychiaterin sich dazu durch rang die Fassade ihres Inneren wieder zu erneuern. War es auch ein Willensakt, schließlich siegte die Vernunft - vorerst...
Contenance lautete die Losung der Stunde. Nicht das Fell des Bären verkaufen bevor man ihn erlegt hatte. Ein wenig mehr Paranoia, bloß ein ganz klein wenig. Auch wenn es ihrem Verlangen mitunter entgegen stehen mochte.

Besessenheit wurde mitunter die Schlinge um den eigenen Hals.
Und doch blieb es Fakt: So wie sie war, ohne Position, ohne Praxis, ohne Probanden und Patienten fehlte etwas an ihr, war sie nicht komplett.
Für Raven waren Sanatorien der natürliche Lebensraum, selbst noch im Untod. Und sie begehrte in dieser einen einzigen Angelegenheit nichts mehr als die Illusion der Normalität, ihr ganz privates El Dorado, Schauplatz des Pendels, verborgene Gewölbe voll Salpeter.

Aber nein. Es war nicht richtig! Keine Ikarus-Flügel dürften es sein! Der Tradition der Clymene Sohn war zu folgen!
Dort war kein Platz für triviale Egoismen, oberflächliche Profilierung. Sehr wohl jedoch für Selbsterhalt.

"Nun, ich glaube ich bin ein wenig erschlagen vom Umfang ihrer Planungen, wenn auch gegenwärtig sehr im positiven Sinne."
Ligeia, äußerlich nach wie vor angetan, schlug den Ordner zu. "Ich werde wohl eine kleine Weile damit beschäftigt sein die Unterlagen zu sichten... Wann könnte ich sie wieder erreichen?"
 
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"Auf dem Umschlag steht meine Email-Adresse und meine Telefonnummer, melden sie sich einfach, wenn sie soweit sind", sagte er und lächelte freundlich.
"Sie können sich mit der Entscheidung Zeit lassen, auf ein paar Tage mehr oder weniger, kommt es nicht an."

Wenn sie dann gegangen war, würde er auch endlich Feierabend machen können.
 
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