[Mai 2008] Anruf bei Jenny

G.I.Giovanni

Michael Köning
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12. Mai 2013
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Martin erzählte Michael von seinen Erfahrungen bei den Zwangsversteigerungen, welche genau so merkwürdig waren, wie die bei den Maklern, welche Michael gemacht hatte.

Bei Zwangsversteigerungen wollten alle Personen ein Schnäppchen machen, wie bei Ebay, dort bot auch keiner für eine Gebrauchtware ohne Sammlerwert, fast den Neupreis. Wenn alle Objekte weit über den Verkehrswert weggegangen waren, war die schon mehr als sonderbar. Üblicherweise war dies nicht der Fall und ein möglicher Marktwert, würde sehr selten erreicht. Auch, dass man einen Makler mehr bot, als eigentlich verlangt wurde, ist genau genommen schwachsinnig. Üblicherweise denken sich die Menschen was bei ihren Handeln, also musste dort ein System hinter stecken.

Wer trieb die Preise hoch? Und warum?

Michael überlegte, wen kannte er, wer links einzuordnen war. Keiner, warte doch Jenny könnte wenn schon links sein.

Also rief Michael Jenny an.
 
Es dauerte nicht lange, da wurde das Gespräch angenommen.
Im Hintergrund konnte Michael Musik vernehmen, untermalt von unverständlichem Stimmengewirr. Glücklicherweise war es nicht so laut, dass man Jenny nicht verstehen konnte.

"N'Abend! Jenny hier, was gibt's?"

Man konnte hören wie sie an einer Zigarette zog, als sie auf die Antwort des Anrufers wartete...
 
Hörte sich nach der schrecklichen Muke es Hovels an.

„Hallo, ich würde gerne mit Dir was besprechen, es geht um den Wohnungsmarkt hier, aber wohl besser nicht am Telefon oder?“ Michael war zwar kein Experte für Sicherheit, aber Telefone waren sicherlich nicht sicher, lustiges Wortspiel, dachte Michael.
 
"Nö, Telefone sind kacke!"

Offensichtlich bewegte sich Jenny von der Musik weg, denn die Hintergrundgeräusche wurden vernehmlich leiser.

"Komm einfach am Hovel vorbei. Ich hänge irgendwo im Eingangsbereich ab. Und mach dir keine Sorgen wegen deiner Klamotten, niemand hier wird dir auf die Pelle rücken."
 
"Ok, ich komme in Hovel vorbei. Ich mache mich gleich auf den Weg, bis gleich." Michael legte auf, wenn Jenny nicht noch was wollte und setzte sich in Richtung Hovel in Bewegung. Eine halbe Stunde später stand er am dessen Eingang und suchte Jenny.
 
Trotz des Versprechens der Caitiff wurde Michael durch die Anwesenden streng beäugt. Man kannte sich in der Szene und Fremdlinge wurden sofort bemerkt und im Blick behalten. Es war klar, dass jede übertrieben falsche Bewegung oder unpassende Äußerung zu umfassenden Problemen führen konnte. Trotzdem war niemand wirklich unfreundlich zu dem Arzt. Eher zurückhaltend und unverholen Misstrauisch.

"N'abend Doc! Schön, dass du hergefunden hast.", Jenny tauchte plötzlich keine zwei Schritte hinter Michael auf. Sie hatte eine Zigarette im Mundwinkel hängen und hielt sich an ihrer obligatorischen Whiskyflasche fest. Ihr Outfit, eine teures und eigentlich gut sitzendes schwarzes Businesskleid, war ein wenig lädiert. Knöpfe waren geöffnet, Reißverschlüsse hinabgezogen und der teure Stoff an vielen Stellen faltig, verschoben und zerknittert. Die Netzsrumpfhose der Anarche war Höhe des Oberschenkels gerissen.

'Tschuldige meine Aufmachung aber ich war grad beim essen.", sagte sie und grinste breit. " Was kann ich für dich tun?"
 
Interessantes Abendessen, welches auch noch die Kleidung ruiniert. Sie kann wohl auch anders, wie mir scheint.

Michael liebte Leute, welche sich von hinten anschleichen.

„Hallo Jenny, der Immobilienmarkt hier in Finsterral spinnt ein wenig. Ich vermute da hilft jemand kräftig nach. Das ich hier eine Wohnung suche ich wohl nichts wirklich Neues. Bei den letzten Zwangsversteigerungen gingen alle Objekte weit über dem Verkehrwert weg, ich vermute mal annähernd bei dem Marktwert. Also bei Zwangsversteigerungen werden selten über dem Verkehrwert geboten und schon gar nicht alle. Bei Malkern gehen Gebote ein, welche über den geforderten Mietpreis liegen, dies ist schon fast widersinnig. Und letztens der Mietspiegel nach oben angehoben worden.

Alles in allem mehr als merkwürdig, als wenn jemand hier was großen plant.“

Michael schaute Jenny an und beachte erst mal nicht weiter die anderen Personen. Welche Whiskymarke nutze Jenny eigentlich immer?

Das mit dem netten Kleid verkniff sich Michael. Er wollte was von Jenny, also sollte man nett sein.
 
"Bist du sicher?"

Solche Dinge hörte Jenny überhaupt nicht gerne. Höhere Mietpreise bedeuteten mehr Obdachlose. Schon jetzt waren die letzten verbliebenen Sozialbauten im Schwarzen Kamp vollkommen überlaufen und die Schäden des damaligen Gasunglücks hatte man auch noch nicht gänzlich beseitigt. Konnte nicht endlich mal einer der Bonzen kommen und einfach mal was Gutes tun? Sie selbst hatte kaum Geld und gab beinahe jeden verbliebenen Cent für andere aus. Warum konnten das nicht auch die, die wesentlich mehr Cents in den Taschen hatten?

"Erzähl mir alles was du weißt!"

Michael hatte die vollständige Aufmerksamkeit der Anarche.
 
Schön Treffer, an der Aussage von Helena scheint was dran zu sein.

„Wie schon gesagt bei der Zwangsversteigerung, wo ich einen Vertreter hingeschickt habe, da ich mich persönlich mit der Substanz von Häusern nicht wirklich gut auskenne und den dortigen Gepflogenheiten. Er hat mir berichtet, wie schon gesagt, das alle Objekten über dem Verkehrswert weg gegangen sind. Da er nicht den genauen Marktwert kannte, konnte er nur vermuten, dass die Die Kaufpreise in der Nähe des Marktwertes bewegten. In Regelfall geht dies wie bei ebay zu, möglichst wenig zu zahlen. Es haben auf alle Objekte zwei, drei Personen geboten, folglich sind diese als Gewerbliche anzusehen. Ich kenne keine Privatperson welche gleich mehrere Häuser kauft.

Als ich wegen einer Wohnung oder einem Haus bei Maklern war , haben die mir versichert, dass Ihnen Angebote über dem geforderten Mietpreis vorliegen würden. Ich habe mir schon deswegen einen aktuellen Mietspiegel von Finstertal besorgt. Der wurde gerade aktualisierst und dann auch gut erhöht, wenn ihm mit den letzten davor vergleicht.“

Michael kramte kurz in seiner Tasche, holte ein paar Kopie heraus. „Wenn Du dies mal sehen willst.

Bezüglich der Zwangsversteigerungen und der Feststellung, wer der neue Eigentümer ist, habe ich auch schon eine Idee. Nur Du kennst hier in Finstertal sicherlich die passende Person dafür.“

Michael schaute erwartungsvoll Jenny an und Jennys Gedanken wusste er ja nichts.
 
Jenny sah die Unterlagen durch und ließ sich Zeit damit.
Das alles wirkte in der Tat äußerst seltsam. Was für einen Grund konnte es geben, dass Grundstücke über Wert verkauft wurden? Doch nur den einen, dass jemand kein Risiko eingehen wollte. Dies weiderum konnte nur bedeuten, dass jemand das Land brauchte. Nur wofür? Und warum so viel? Dann plötzlich war es ganz klar und deutlich. Jemand kaufte deshalb soviel Land, achtete sorgsam darauf dass er alles bekam was er wünschte, weil er sich eine große und zusammenhängende Fläche aneignen wollte. Es konnte keinen anderen Grund geben....

"Du hast recht, hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Da steckt etwas ganz großes hinter. Ich werde mit dem Primogenen der Brujah und der Nosferatu sprechen. Sie werden wissen was zu tun ist und an welchen Stellen wir nachhaken müssen. Außerdem kennen sie Leute, genügend um an weitere Antworten zu kommen."

Jenny hielt Michael ihre Flasche Jack hin, etwas das sie normalerweise nicht tat. ihr Fusel war ihr heilig...

"Verflucht gute Arbeit, dass muss der Neid dir lassen!"
 
Toll, was sollte Michael mit dem Alkohol, klar er konnte nicht ablehnen, aber wirklich verdauen kann er ihm auch nicht - eine lose lose Situation. Michael nahm dankend die Flasche und nahe einen ganz kleinen Schluck in den Mund; "Danke" und betete, dass diesser mit Blut versetzt war.

"Der Neid" und schaute Jenny fragend an."Ich habe da auch noch eine Idee. Kennst Du zufälligerweise einen linken Journalisten, die sich nicht scheuen mal heiße Eisen anzufassen?

Kannst Du mit den Einzelheiten was anfangen?"
 
Purer Whisky ohne jeden Versatz.

"Es scheint mir, als wäre etwas großes im Gang? Mehr kann ich dazu nicht sagen. Vielleicht ist die ganze Sache ja auch vollkommen harmlos und wir bekommen einfach nur in den nächsten Jahren eine riesige WilliWonka Fabrik in die Stadt. Etwas mehr Schokolade würde mir gefallen..."

Ein schmales Grinsen, dann zündete sich Jenny eine Zigarette an.

"Lass mich erst mit ein paar Leuten reden. Ich selbst kenne keine Journalisten, aber ich kenne wen der welche kennt. Und ich kenne Leute, die mehr in Erfahrung bringen können. Nachdem ich mich umgehört habe, treffen wir uns und reden erneut. Der Vorteil an solch großen Ereignissen ist, dass sie immer mehr als zwei oder drei Tage brauchen um ins Rollen zu kommen..."
 
Mist!!! Michael biss sich leicht mit seinen Zähne auf die Zunge, so dass etwas Blut floss und vermischte dies mit dem Whisky, hoffte dies reicht und schluckte dann das bisschen Whisky mit Blut runter. Danach konnte er endlich antworten.

„ Dein Wort in Gottes Ohr, aber ich würde eher glauben, dass die hier eine Drogenfabrik gebaut würde, wenn diese legal wären oder ein Atomkraftwerk.“ Auf die schnelle fiel Michael kein besonders gutes Negativbeispiel ein.

„Wenn Du einen im Grundbuchamt kennst, könnte man sich auch den Umweg über den Journalisten sparen. Zur Einsichtnahme muss man ein berechtigtes Interesse, wie belegtes Kaufinteresse/Vollmacht vom Verkäufer oder Mieter nachweisen. Dies kann man meist nicht so ohne weiteres. Jetzt kommt die Presse und die Pressfreiheit ins Spiel. Für diese gelten Besonderheiten; über den ursprünglichen, dem allgemeinen Rechtsverkehr mit Grundstücken dienenden Regelungszweck hinaus – besteht im Hinblick auf die verfassungsrechtlich verbürgten Pressefreiheit, die auch journalistische Vorbereitungstätigkeit einschließt, auch ein schutzwürdiges Interesse der Presse daran, von den für ein bestimmtes Grundstück vorgenommenen Eintragungen Kenntnis zu erlangen. Damit kann man erforderliche berechtigte Interesse zur Grundbucheinsicht begründen.“ Netter Trick wenn ihn kennt, manchmal ist es schon gut einen Juristen als Sire zu haben und auch sonst einige der Zunft zu kennen.
 
"Du überschätzt mich, Honey!", den Worten folgte ein Zug an der Kippe und ein tiefer Schluck aus der Flasche. "Was das normale Umfeld angeht, kenne ich nur die Leutz auf der Straße, die Gangs die sich hier herum treiben und den ein oder anderen Gauner. Aber ich sagte ja, dass ich genügend Blutsauger kenne, die mir ein paar Antworten auf unsere Fragen geben könnten, beziehungsweise sich mal umhören werden."

Das Gespräch begann sich im Kreis zu drehen und Jenny wurde es langweilig.

"Ich höre mich um und melde mich dann bei dir, ok? Mach's gut!"

Sie grinste noch einmal frech, dann wandte sie sich ab und ging zurück zum Hovel. Unterwegs kam ihr ein ziemlich heruntergekommener Typ entgegen, den sie unter vergnügtem Gejohle fest in den Arm nahm. Sie küsste den fremden leidenschaftlich und verschwand nur wenig später mit ihm im dröhnenden Inneren des Gebäudes.
 
Irgendwie fühlte sich Michael einfach stehen gelassen, wobei es ist ja insgesamt nicht schlecht sondern gut gelaufen war.

"Schönen Abend" wünschte er noch hinter Jenny her. Mal sehen, ob da eine Antwort kommt.
 
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