Spielfilm [Horror Romanze] Shape of Water – Das Flüstern des Wassers

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Guillermo del Toro hat ein kleines Meisterwerk produziert. Zahlreiche Auszeichnungen, den Goldenen Löwen, 4 Oscars und noch weitere hat diese Horrorromanze bislang eingefahren. Bei uns läuft er seit Februar in den Kinos. Von den ersten Eindrücken erinnert er mich an eine Mischung aus "Der Schrecken des Amazonas" (1954) - praktisch eine Neuverfilmung des Themas - mit der "Bioshock"-Bühne, ein moderner Videospielklassiker in drei Teilen. Ich habe Euch mal die Trailer verlinkt, damit Ihr meinen Eindruck teilen könnt.

Ich denke auf jeden Fall, das ist ein ziemlich großer Wurf. Mich ärgert nur ein wenig, dass der Film wieder auf der Retrowelle schwimmt. Er spielt mit den Klischees des großen amerikanischen Kinos und das zieht viele in den Bann.

https://de.wikipedia.org/wiki/Shape_of_Water_–_Das_Flüstern_des_Wassers


 
So. Ich habe ihn gesehen, brauchte jedoch mehrere Pausen, denn er war für mich sehr anstrengend. Die Retroeinlagen hatten mich nicht so gestört. Es könnte daran gelegen haben, dass sich die Figuren charakterlich weder erklären noch weiter entwickeln. Dadurch baut sich langsam ein statisches Feld auf, dass auf mich abstoßend gewirkt hatte. Es fehlte der Fluss bzw. wird man doch teilweise ark und ohne echte Überraschungen auf die Folter gespannt.

Wolfgang M. Schmitt jun. meint, der Film verurteile nur und entwickle nichts Neues. Lediglich die Rollen werden vertauscht. Es findet keine Reflektion statt.
 
Wie sich doch die Kritik unterscheiden kann. Man könnte meinen jeder sah einen anderen Film...



Mich riss der Film nicht vom Hocker und die an sich geile Optik wurde durch für mich eher maue Story runtergezogen. Die Schauspieler waren klasse aber mit keinem konnte ich mich identifizieren.
Guter Film wie gesagt, aber nicht so richtig für mich.
 
Das Problem daran ist einfach das Kritiker auch nur Menschen sind und somit genauso wie jeder andere Zuschauer auch eine eigene meinung und einen Eigenen Geschmack haben.

Das problem an der Sache ist wohl eher das diese Horrorromanzen zwischen Menschlicher Frau und (Hoffendlich) Männlichen Monster doch schon etwas Ausgelutscht ist.

Bereits mit den Twilight Filmen (Mädchen verliebt sich in Vampir) war für mich Persönlich dieses Thema schon so gut wie Todgetreten.
Mit Warm Bodies (Mädchen verliebt sich in Zombie) wurde er auch schon Parodiert.
Und jetzt das?
Das Flüstern des Wassers ok diesmal scheint es zumindest eine Erwachsene Frau zu sein die sich in die Kratur aus den Gill Man verliebt aber bitte was soll das?
Was kommt als nächstes?
Das Mädchen Verliebt sich in den Blob?

Ich sage nicht das dieser Film Schlecht ist.
Nur das Thema hat seine Beste Zeit einfach Hinter sich.
 
Viele haben die Anhäufung von Minderheiten oder anders deren "Unvollständigkeit" (würde teilweise sogar sagen, deren Minderwertigkeitskomplex und Verletzung) schon wahrgenommen. Ich fand das nur nicht unterhaltsam, sondern habe das eher als konstruierte, statische "Wahrheit" erlebt.

Die Choreographie, die Bilder, die Bühne und die Maske sind großartig, garkeine Frage, nur fühlt es sich für mich wie eine - wenn auch sehr schöne - Bühne an und nicht, wie das reale Leben. Ganz klar ist die Stimmung der alten Hollywoodfilme hier auch beabsichtigt.

Ich bin halt ein alter Realo, was Horror anbelangt. Mit Musicals kann man mich - bis auf wenige Ausnahmen - jagen, weil sie halt auch meist so konservativ sind, eine Welt beschwören, die nicht existiert, sondern nur Unabänderlichkeit reaktionärer (Un-)Werte aufzeigt, wie Sexualität, die monogame Ehe, Ständegemeinschaft, Rassismus usw.
Genau das zeigt der Film und er findet ebenso keine Lösung, sondern ergeht sich schließlich in einer unwirklichen Fantasy, einem Traum, in dem alles wieder gut zu werden scheint.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ick versteh die Kritik nicht. War halt ein Märchenfilm. Und als solcher überhaupt nicht "ausgelutscht". Und wenn ich mir die Dekonstruktion des Amerikanischen Traums, des amerikanischen Exzeptionalismus und des Mythos der Heile-Welt-Fünfziger in Gestalt von Agent Strickland anschaue, auch weder konservativ noch festgefahren. Eher im Gegenteil ein ziemlich subversiver Film.

Ich werf mal auch noch ein Video in den Ring.
 
Ja, aber nur kopieren ist ja nix Neues. Und es stellt sich die Frage, inwieweit Effekte gewollt oder unbeabsichtigt sind, also unbewusst eingebracht werden. Ich war auch mal ein wenig im Laienbereich tätig und da kommen ganz schnell Klischees zusammen, weil halt irgendjemand denkt, das würde passen, ohne das man wirklich darüber spricht.

Das Einzige was mich aus der "Wunderbaren Welt der Amelie trifft ein seltsames Wesen" abgeholt hatte, war die realistische Abbildung von sexuellen Handlungen. Was ich jedoch etwas seltsam fand, warum das Wesen ein Typ war und es einen Ständer hatte, obwohl es ja eigentlich eher ein Fisch war und weniger ein Meeressäuger. Ich denke halt nur, der Schrecken des Amazonas war gerade so gruselig, da versucht wurde, es realistisch umzusetzen - wie bei allen anderen Monsterstreifen halt auch. Jetzt ein Märchen daraus zu machen, ist so typisch für den Zeitgeist der Fakenachrichten. Man schafft sich eine Vergangenheit, die man sich selber ausgedacht hat, nur um eine Stimmung zu herzustellen, thematisiert vor allem Sexismus, Rassismus, Militarismus, um sich darin wieder zu erkennen. Außenseiter sind halt in der Minderheit und enden in einer lächerlichen Fiktion. Das ist alles andere als das, was man mit Märchen erreichen wollte, das die Kinder sich vorsehen und zu besseren Menschen werden.

Ich erkenne auf jeden Fall eine Vermischung von Aschenputtel und vor allem den Froschkönig darin.
Nur das Aschenputtel die Ständegemeinschaft nicht aufmischt und der Froschkönig ein hässlicher Frosch bleibt. Nicht sie reift zu einer Frau, sondern sie verwandelt sich in das "Monster", verliert jeden Bezug zu der Gemeinschaft. Das Ego spritzt ab. Ende. Wie es weiter geht, kann sich ja schließlich jeder denken. Er nimmt sie mit auf sein Schloss und dort haben sie viele Kinder und gründen ein Unterwasserreich, etcetc. NEIN, NATÜRLICH NICHT!!!

Was soll's. Man kann auch die Raufasertapete lesen und irgendwann irgendeinen tieferen Zusammenhang finden... glaube aber, in der Weise anspruchsvoll war das nicht geplant. Ich würde es eher mit einem modernen Musical vergleichen wollen. Simpel, repetierend, mit einer betörenden Oberfläche.
 
Du wirkst, als hättest du noch keinen Del Toro Film geguckt.

Der macht oft bewusst Märchen mit politischem Hintergrund oder politischer Message. Ich sage nur Devils Backbone oder Pans Labyrinth.
Und dabei kann man ruhig hinterfragen wer nun "menschlicher" ist vom Wesen her - Amphibienmann oder skrupellose Wissenschaftler.

Ich wollte den Film schauen, aber das hiesige Kino hat ihn nicht gezeigt, oder wenn, dann nur sehr kurz.
Wie alle Del Toro Filme aber nach Erscheinen ein Pflichtkauf für mich.

Stimme dem Herrn Waschbär also voll und ganz zu :D
 
Man schafft sich eine Vergangenheit, die man sich selber ausgedacht hat, nur um eine Stimmung zu herzustellen, thematisiert vor allem Sexismus, Rassismus, Militarismus, um sich darin wieder zu erkennen. Außenseiter sind halt in der Minderheit und enden in einer lächerlichen Fiktion.
Du wirkst, als hättest du noch keinen Del Toro Film geguckt.
Und ganz spezifisch diesen hier nicht.
Der gesamte Handlungsbogen um Strickland ist doch genau das Gegenprogramm gegen die retroaktive Utopie (d.h. "Vergangenheit, die man sich selber ausgedacht hat") der amerikanischen Rechten und zeigt den Rassismus, den Sexismus, die Gewalttätigkeit, die Grausamkeit, die Hubris, den Militarismus, das menschenverachtende Effizienzdenken und die Ausweglosigkeit des Karrierehamsterrades (was wäre passiert, wenn Strickland "geliefert" hätte? Er wäre weiter befördert worden, wäre aber kein Stück glücklicher oder weniger entfremdet), der aus der Märchenvorstellung der "heilen" Fünfziger immer ausgeblendet wird. Und die Außenseiter sind im Gegenteil nicht "in der Minderheit". Bis auf Strickland, seinen Partner, seinen Vorgesetzten und den Tortenverkäufer sind alle Charaktere mit Sprechrollen angehörige von minorisierten Gruppen (Frauen, Behinderte, People of Color, Schwule, Fischmenschgötter). Was auch aus represäntationsperspektive wichtig ist (gerade in der Trump-Ära), weil es zeigt, dass selbst im "goldenen Zeitalter" nichts ohne die Gruppen gegangen wäre, die die Trumpisten am liebsten aus der Gesellschaft entfernen würden.
Und auf der diskurskritischen Ebene ist der Film gerade deshalb wichtig, weil er zeigt, dass wir-gegen-die-Dychotomien nicht tragfähig sind und nur zum Untergang derer führen, die an ihnen festhalten (Strickland).
 
Dieses inaktive Kopieren ist es doch gerade, was ich kritisiere. Zu kopieren, Ausweglosigkeit aufzuzeigen ist kein Lösungskonzept oder eine Kritik. Ganz im Gegenteil wirkt es sogar anziehend, spannend. Genau das was reaktionäre Menschen suchen. Die fühlen sich in ihrer Weltsicht bestätigt. Es fehlt der Witz, die Novellierung des Vertrages untereinander.

Die "aktiven" Minderheiten habe ich nicht in dem Film erkannt. Ganz im Gegenteil haben diese (Minderheiten) sich eigentlich eher eingeordnet, schubsen lassen, waren Teil des Ganzen. Sei es dass der russische Geheimdienst dem Mädchen hilft, das Monster zu befreien oder ihr Job es erst ermöglicht, in diese Räumlichkeiten vorzudringen. Diese "Rebellion" ist eine Blüte des Egoismus, gerade weil sie anders behandelt wurden und keine der Freiheit, die sie sich ausgesucht hatten. Ich erkenne einfach nicht, warum uns das gemeinschaftlich weiter gebracht haben sollte. Der gemeinschaftliche Umgang mit Sexualität, Behinderung, Rassismus etc. änderte sich doch nur aufgrund egoistischer bzw. finanzieller Entscheidungen, nicht weil zB. die 68er unsere Wahrnehmung geändert hatten. Sexualität ist neben dem Konkurrenzdruck und dem Militarismus weiterhin DER Wirtschaftsmotor. Da hat sich nichts geändert, auch nicht vorher in den 70ern oder 80ern. "Passende" Minderheiten wurden lediglich rekrutiert, andere werden nach wie vor unterdrückt, verbannt oder ausgerottet. Locker war es schon in den 20ern oder zuvor bestimmt auch zu manch anderer Zeit - in Rom, Indien?

Wenn ich es jedoch mit anderen Del Toro Filmen vergleiche, muss ich Scatach recht geben. Sie sind alle ähnlich angelegt. Insbesondere die Realitätsflucht im Kriegsfilm "Pans Labyrinth" fällt mir da auf. Sind alles schwere Brocken. Nicht wirklich witzig oder unterhaltsam im Sinne von "im Dialog bleibend". Schräg, fantasievoll. Wie ein Blick in ein Kaleidoskop oder so etwas.

Wie gesagt, er ist ja auch nicht schlecht, befreit mich jedoch nicht, sondern wirkt auf mich eher ermattend, wenn nicht sogar erdrückend. Alles ein wenig zu statisch und konstruiert.
 
Dieses inaktive Kopieren ist es doch gerade, was ich kritisiere. Zu kopieren, Ausweglosigkeit aufzuzeigen ist kein Lösungskonzept oder eine Kritik. Ganz im Gegenteil wirkt es sogar anziehend, spannend. Genau das was reaktionäre Menschen suchen. Die fühlen sich in ihrer Weltsicht bestätigt. Es fehlt der Witz, die Novellierung des Vertrages untereinander.

Die "aktiven" Minderheiten habe ich nicht in dem Film erkannt. Ganz im Gegenteil haben diese (Minderheiten) sich eigentlich eher eingeordnet, schubsen lassen, waren Teil des Ganzen. Sei es dass der russische Geheimdienst dem Mädchen hilft, das Monster zu befreien oder ihr Job es erst ermöglicht, in diese Räumlichkeiten vorzudringen. Diese "Rebellion" ist eine Blüte des Egoismus, gerade weil sie anders behandelt wurden und keine der Freiheit, die sie sich ausgesucht hatten. Ich erkenne einfach nicht, warum uns das gemeinschaftlich weiter gebracht haben sollte. Der gemeinschaftliche Umgang mit Sexualität, Behinderung, Rassismus etc. änderte sich doch nur aufgrund egoistischer bzw. finanzieller Entscheidungen, nicht weil zB. die 68er unsere Wahrnehmung geändert hatten. Sexualität ist neben dem Konkurrenzdruck und dem Militarismus weiterhin DER Wirtschaftsmotor. Da hat sich nichts geändert, auch nicht vorher in den 70ern oder 80ern. "Passende" Minderheiten wurden lediglich rekrutiert, andere werden nach wie vor unterdrückt, verbannt oder ausgerottet. Locker war es schon in den 20ern oder zuvor bestimmt auch zu manch anderer Zeit - in Rom, Indien?
Pfff... okay.
Das kann ich auf einer derart grundlegenden Ebene nicht nachvollziehen, dass ich das Gefühl habe, dass jeder Antwortversuch ein Karussell in Gang setzen würde. Insofern... you do you.
 
Wir können uns darauf einigen, dass Toro ungewöhnliche Filme und Serien macht. Ob sie einen kulturellen Wandel herbeiführen, schätze ich eher nicht. Jedoch in einer kulturell verarmenden Kinolandschaft hat der Film auf jeden Fall Aufmerksamkeit verdient.
 
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