So, ich habe mir jetzt kürzlich das "Hellfrost Spielerhandbuch" zugelegt, da mich das Setting interessierte. Hatte im Laden schon einmal durchgeblättert, mir die Rassen angeschaut und schon gesehen, dass der Band weder Abenteuer noch eine PPK aufwies.
Bevor ich hier eine kleine Rückmeldung zum Band gebe, erst einmal etwas Grundsätzliches:
Was erwarte ich von einem Savage World Settingband?
Die drei großen F.
Fast, furious and fun! - Fast bedeutet dabei für mich aber auch, dass ich mir einen Savage Worlds Setting Band zulege und gleich losspielen kann. Dies geht mit dieser Reihe überhaupt nicht, da man sich anscheinend für eine Publikationsform im Sinne der Großen Blockbuchstaben-RPGs entschied. Tut mir leid, aber das führt für mich weder dazu, gleich (fast) losspielen zu können, noch für besonders viel fun.
Damit habe ich das große Manko Hellfrosts meinerseits schon benannt.
Das Setting klingt sehr interessant, ich mag diesen nordischen Fantasmix mit Eiszeit, zerstörten Kulturen und Nomadendasein; mit diesem kleinen Einschlag Game of Thrones. Nur leider muss ich, um mehr über dieses Setting zu erfahren neben dem Spielerhandbuch nun auch noch einen Weltenband und einen Kreaturenband kaufen. Der Meister in mir sagt da: Okay, den Kreaturenband braucht es eigentlich nicht, das kann man sich mithilfe des Fantasykompendiums und der Monster im SW GRW selbst basteln. Einfach eine Frostresitenz bei den Monstern dazupacken, die etwas weiß einfärben und an Schnee und Eis anpassen. Gut.
Aus Spielersicht würde mich das sogenannte "Spielerhandbuch" jetzt aber auch nicht besonders ansprechen, sprich zum Losspielen in diesem Setting motivieren. Sicherlich, alles was ich zum groben Charakterbau brauche, steht darin: Völker, Ausrüstung, Magie, Religion und ein paar Organisationen, denen sie angehören könnten.
Möchte ich meinem Charakter jedoch einen Hintergrund verpassen, so bietet mir dieser Band leider nicht viele Möglichkeiten und mehr Frust. Es fehlt schwer, die einzelnen Völker in Rassilion zu verorten, zumal es einer Karte und genauerer Angaben zu den einzelnen Regionen fehlt. Ich lese zwar, dass der Kontinent nun unter Schnee und Eis liegt und das es hier und dort Krieg gibt, doch auch darauf wird nicht näher eingegangen, sodass bei mir als Spieler folgendes ankommt: Aha, benannte Fantasywelt. Keine Ahnung wie die aussieht, ein Haufen verwirrender Namen, die ich nicht verorten kann und was die Völker so treiben, mit wem sie Probleme haben oder WAS diese Welt überhaupt bedroht - neben einer neuen Eiszeit - weiß ich auch nicht.
Sprich: Als Spieler erfahre ich zu wenig über diese Welt, kann mich zu wenig in ihr einfinden und somit wird mein Interesse eher gedämpft.
Sicherlich, nun wird man einwerfen, es gäbe ja im Internet eine Karte der Welt. Gut. Da frage ich mich nur: Wieso finde ich die nicht dort, wo sie hingehört? Nämlich im Spielerhandbuch? Wenn man diese nicht übersetzt, wieso belässt man es dann nicht auch bei den Englischen Bezeichnungen? Man kann dies doch auch schön IT begründen. Das würde zumindest bei der Orientierung etwas helfen.
All diese Punkte führen dazu, dass ich zwar die Settingregeln Hellfrosts und die neuen Ausrüstungsgegenstände wie Schlitten als sehr nützlich empfinde, der Welt in dieser Form jedoch eine klare Unspielbarkeit attestieren muss. Bzw. jeder eigene Kartenentwurf für ein Startgebiet mit einer neuen P&P-Runde mit ein paar markanten Punkten und Orten, ein zwei Ländern, zu denen man sich einen netten Hintergrund überlegt hat, kann es derzeit für mich mit Hellfrost als Fantasywelt aufnehmen.
Im Optionalfall nehme man eine bestehende Fantasywelt nach eigenem Geschmack und verpasse ihr eine Eiszeit. Das ginge wahrscheinlich genauso gut. Zumindest von dem, was im SHB rüberkommt.
Leider regt mich das SHB auch nicht dazu an, mir jetzt noch den Rassilon-Band zu kaufen, denn unbedingt besser wird es in diesem für mich, nach Blick in die Englische Ausgabe, auch nicht unbedingt. Denn statt einer genauen Lage der beschriebenen Landstriche, müsste ich diese erst einmal mühsam auf der Karte suchen.
Hierbei kommt noch ein ganz persönlicher Geschmack hinzu: Mir ist Rassilion als Fantasywelt zu groß. Bzw. ist in zu viele Reiche und Länder zersplittert, sodass ich auf der Karte leicht den Überblick verliere. Grobe kleine Karten mit den Grenzen und Nachbar plus vielleicht 2,3 wichtigen Orten, der einzelnen Regionen hätten da viel Abhilfe geschafft. Im SHB hätte da genügt, wenn man angrenzende Regionen/Reiche benannt hätte und kurz so etwas wie "Imperial City XY liegt im Osten, die Ruinen von Sundso im Süden und zentral wird das Land geteilt durch den ZXY-Gebirgszug, der über den HCL-Pass überwunden werden kann."
Sicherlich man mag jetzt argumentieren, dass Hellfrost klar als neues Prometheus-Fantasysettign angelehnt ist. Dass man sich da den großen Blockbuchstaben anschließt und genau wie sie aus vielen Einzelveröffentlichungen Geld schöpft. Das ist für einen Kleinverlag ja auch legitim. Und es mag auch sein, dass Hellfrost, wenn man erst einmal genügend Publikationen zusammen hat, als Welt auch irre faszinierend und ein sehr interessantes Spielsetting ist. Aber diese Zerstückelung widerspricht für mich eben den Grundsätzen von Savage Worlds.