Encyclopedia Angelitica

Tasnica

@Thorus84
Registriert
14. Juli 2009
Beiträge
218
Ich möchte kurz ein Lebenszeichen zu meinem Fanprojekt (vormals Engel 3.0) abgeben. Ich rechne damit, dass ich noch in diesem Jahr das Hauptdokument veröffentlichen kann. Ich war die vergangenen Jahre sehr mit dem Rakshazar-Projekt eingespannt, das ich mit zwei, drei anderen hauptverantwortlich betreue. Ich habe Engel aber nicht vergessen und immer wieder hervorgekramt und weiter bearbeitet. (Erst neulich habe ich ein Rakshazar-Abenteuer veröffentlicht, das seit 2007 in der Mache war... Da bin ich mit 8 Jahren für Engel 3.0 noch ganz gut dran...)

Mein Ansatz damals war ja, dass Engel quasi "spielbar" gemacht wird, bzw. einige Setzungen/Geheimnisse festgemacht bzw. alterniert werden, wenn diese sich aus SL-Sicht als unsinnig herausgestellt hatten. Die Überlegungen aus den hiesigen Arbeitsthreads (Geheimnisse usw.) wurden bereits mit berücksichtigt; auch Zornhaus "Was Engel wissen", wurde mir vor ein paar Jahren von ihm bereits zur Verfügung gestellt.

Hinzukommen ein paar weitere ursprünglich für das Setting bestimmte Hintergrundinfos die ich von "gut informierten Quellen" erhalten habe, auf die ich hier nicht weiter eingehen werde, die aber ebenfalls eingepflegt werden. Alles in allem kommt das Projekt nunmehr auf 140 Seiten; ich werde auch noch eine Anthologie von Szenarien und Kampagnenvorschlägen einpflegen, so dass hinterher ca. 190 Seiten zusammen kommen werden.

Damit das Projekt sich vom Ursprungssetting abhebt und unterscheidet, trägt es nun den Namen Encyclopedia Angelitica. Es ist mir wichtig zu sagen, dass es sich um eine Variante des Settings handelt und nicht etwa um ein Bugfixing oder eine Fortführung der alten Fehler. Die Angelitica wird ein eigenständiges, von Engel inspiriertes Non-Profit-Fanrollenspiel sein und ausdrücklich kein Engel 3.0.

Mein "Kanon" setzt übrigens 30 Jahre später ein (2684), womit einige Klippen der verhunzten offiziellen Setzungen umschifft werden können oder ins Land der Legenden verwiesen werden.

Ich wollte nur mal ein wenig Leben hier ins Board bringen, da Engel ja leider ziemlich tot ist.
Es soll aber als ein kleines Zeichen dafür dienen, dass das Spiel immer noch von einigen verrückten Fanboys wie mir geliebt und verehrt wird. ;)
 
Oh, cool! :)
Gibt es doch noch ein paar Engel-Fans!
Würde mich freuen, wenn mal wieder neues Material zu Engel kommt.
 
Sind denn bei "Engel 3.0" die Geschehnisse in den beiden abschließenden Romanen tatsächlich passiert?
Oder ist das ein kompletter Ret-Con der - dort leider sehr verhunzten - "Auflösung" der Engel-Geheimnisse?
 
Sind denn bei "Engel 3.0" die Geschehnisse in den beiden abschließenden Romanen tatsächlich passiert?
Oder ist das ein kompletter Ret-Con der - dort leider sehr verhunzten - "Auflösung" der Engel-Geheimnisse?

Ich denke, dass wir uns alle einig sein dürften, dass das meiste, was prosaisches nach Hiobs Botschaft rauskam - insbesondere die beiden letzten Romane - nichts geringeres als ein literarisches Kriegsverbrechen an wehrlosen Bäumen war.


In der Langfassung vielleicht ein paar allgemeine Worte. Die Angelitica wird keinen Kanon als absolut setzen, sondern zweieinhalb mögliche Grund-Metaplots beinhalten. Es wird kein Wischiwaschi-Gewäsch geben, das bedeutungsschwanger offen lässt ob dieses oder jenes "wahr" sein könnte, sondern die SL mit den häufigsten Geheimnissen und Setzungen konfrontieren und zu einer Entscheidung "zwingen", was nun als wahr oder falsch für die eigene Spielrunde zu zählen hat.

Ab hier Spoiler!

Es gab und gibt ja immer wieder Engel-Runden, die den ganzen Metaplot-Überbau weglassen und auch der große Plottwist niemals ausgespielt wird; er also de facto irrelevant ist.
Ich möchte für diese Gruppen anbieten, dass man Engel als metaphysisches, göttliches Setting bespielen kann, wo die Engel wirklich Engel sind. Sei es durch göttliche Sendung, als Ergebnis eines Chimärenexperiments oder durch Mutation spielt eine untergeordnete Rolle: Sie sind da und sie wurden nicht durch Menschen geschaffen. In dieser Welt gibt es weder Taufe noch Läuterung; die Beutereiter sammeln Kinder für den Nachwuchs der Himmel, als Monachen, Beginen und militärischen, menschlichen Nachschub, nicht aber um zu Engeln zu werden. Hintergründe, Antagonisten und Geheimnisse finden zumeist eine übernatürliche Erklärung. Gott ist real, die Traumsaat und der Herr der Fliegen sind real.

Das zweite Metaplot-Angebot orientiert sich eng an der offiziellen Setzung, inklusive aller grausamer Details. Dieser Metaplot setzt aber lediglich am damaligen Grundregelwerk an, die Metaplotentwicklungen werden weitgehend ignoriert - wenngleich es natürlich Inspirationen gibt. Um einen gewissen Abstand zum Grundsetting zu gewährleisten, spielt dieser Metaplot 30 Jahre später. Auch hier wird man als SL die Wahl haben, ob man die Metaplotsetzungen und damalige Geschichte einbezieht oder ignoriert.
In diesem Metaplot werden alle Hintergründe, Antagonisten und Geheimnisse naturwissenschaftlich erklärt, bzw. stark unterstrichen, dass alles mit rechten Dingen zugeht, in der Welt.

Wichtig in beiden Ansätzen: Alle Informationen liegen für die SL sofort auf den Tisch. Sie werden nicht über eine zehnjährige Veröffentlichungsorgie häppchenweise rausgegeben, überarbeitet, verändert oder geretconnt.

Das dritte Metaplot-Angebot ist eine Kombination aus beiden Setzungen und präsentiert alle Informationen und Geheimnisse als optionales, modulares Baukastensystem, wo die jeweilige SL selbständig entscheidet, was und wie in die eigene Chronik kommt. Die einzelnen Module sind in einem Drei-Punkte-System so abgestimmt, dass sie sich nicht mit anderen Setzungen widersprechen. Elemente (Module) aus Metaplot 1 sind grundsätzlich "weiß" gekennzeichnet, Elemente aus Metaplot 2 sind grundsätzlich "schwarz" gekennzeichnet. Rund die Hälfte aller Module sind aber auch gleichzeitig "grau" gekennzeichnet. Dies zeigt an, dass die Information aus Metaplot 1 mit einer Information aus Metaplot 2 harmoniert, wobei die exakt gegensätzlichen Module einander ausschließen.

Beispiel:
Ein Modul in Metaplot 1 lautet: "I. Gott existiert und hat seine Engel gesandt." (weiß/grau)

Ein Modul in Metaplot 2 lautet: "I. Gott existiert nicht und die Engel sind menschengemacht." (schwarz/grau)

Die beiden Module schließen sich aus - man muss sich für eines entscheiden. Was jedoch beispielsweise funktioniert sind die folgenden Kombinationen:

"I. Gott existiert und hat seine Engel gesandt" (weiß/grau) + "II. Der Herr der Fliegen ist eine Erfindung und seine Traumsaat sind genetische Mutationen" (schwarz/grau)

"I. Gott existiert nicht und seine Engel sind menschengemacht" (schwarz/grau) + "II. Der Herr der Fliegen existiert als dämonische Wesenheit und seine Traumsaat ist dämonisch" (weiß/grau)


Die vier Leitlinien zur Angelitica lauten:
- Keine der Informationen soll den alten Ausarbeitungen absolut widersprechen, noch sollen sie im Widerspruch zur neuen Fate-Fortsetzung von Engel stehen.
- Alle Informationen sollen sofort gebündelt auf dem Tisch liegen und sich nicht in tausend Publikationen aufteilen, die dann vielleicht niemals kommen.
- Die SL soll einen funktionierenden Baukasten haben, um ihre Wahrheit für die eigenen Spielrunde festzulegen.
- Die Fanausarbeitung wird kein Konkurrenzprodukt sein und kein ausuferndes Regelwerk enthalten, sondern eine Sortierungs- und Orientierungshilfe bieten, ohne jeden unnötigen Ballast.


Zu den Abenteuern, Szenarien, Kampagnen:
Diese sind so optional gestaltet, dass sie mit der Encyclopedia Angelitica, dem Original-Engel, als auch mit dem kommenden Fate-Engel spielbar und kompatibel sind.
Es handelt sich um zwei erste Missionen, auf die die Engel ausgeschickt werden, sowie eine Detektivgeschichte in einer Diadochenstadt (mit menschlichen Charakteren) und schließlich eine kleinere Verschwörung in einem Beginenkloster (mit menschlichen Charakteren), sowie die Aufdeckung eines "Flugunfalls", bei dem ein Engel zu Tode kam und Engel und menschliche Dorfbevölkerung multiperspektivisch vorgehen müssen, um den seltsamen Vorfall aufzuklären. Allesamt Abenteuer, die mit dem großen Metaplot nicht in Berührung kommen und auch zeitlich und örtlich nicht exakt verortet sind.
 
Mir gefällt die Mischung von weltlich-wissenschaftlicher Begründung für viele Elemente im Setting, dabei aber immer noch die Möglichkeit offenzulassen, doch die eine oder andere wirklich übernatürliche Einflußnahme vorzusehen.

Mir war das offizielle Getue, daß es "das Licht" nicht gäbe, es keinen Gott gäbe, was dann aber aufgelöst wird mit "es war der Teufel", sowas von zuwider. Unausgegoren und billig.
 
Mir gefällt die Mischung von weltlich-wissenschaftlicher Begründung für viele Elemente im Setting, dabei aber immer noch die Möglichkeit offenzulassen, doch die eine oder andere wirklich übernatürliche Einflußnahme vorzusehen.

Mir war das offizielle Getue, daß es "das Licht" nicht gäbe, es keinen Gott gäbe, was dann aber aufgelöst wird mit "es war der Teufel", sowas von zuwider. Unausgegoren und billig.

Es soll im Rahmen der Angelitica für die Spieler auch niemals ganz ausgeschlossen sein, dass das Pendel nicht in die eine oder andere Richtung schlägt. Ich halte es aber für ultimativ wichtig, dass wenigstens die SL das, was sie in ihrer Eigenschaft als Spielleitung präsentiert, auch vollständig durchdringt und überblickt. Wenigstens eine Person am Tisch muss wissen, was sie tut und was für Konsequenzen die Handlungen der SCs haben. Das war bei Engel halt bis zum bitteren Ende nie wirklich der Fall. Die SL war genauso ratlos und uninformiert wie die Spieler am Tisch. Mit ein Grund, warum das System so katastrophal unterging. Ich bin recht zuversichtlich, dass die Neuauflage, die ja auch die Story weiterschreibt, zumindest in diesem Punkt gleich alles richtig macht und alle Karten auf den Tisch legt.

Das Problem wird ein anderes sein: Das neue Fate-Projekt setzt ja die Setzungen, die durch die letzten Romane festgelegt wurden leider nicht außer Kraft. Daher ist das neue Spiel für mich auch absolut keine Alternative, obwohl ich mich darüber freue, dass womöglich neue Fans angezogen werden und ich neue Engel-Bücher im Regal stehen habe. Der Plot hat sich aber, ziemlich genau seit 2006, in eine Richtung entwickelt, die abstrus, unlogisch und nicht zu vermitteln ist. Ich kann mich in diesem Punkt nur vorsichtig äußern, aber ich bin mir recht sicher, dass das damals nicht nur wir als Fans das so gesehen haben. ^^

Ab 2006 (mit Homini Lupus) ging das Setting wie gesagt in eine völlig seltsame Richtung und Deus Vult und Apocalyptica waren dann die Sargnägel.
Ich sehe noch nicht, wie man ein supertolles neues Fate-Engel auf dieses Fundament setzen kann; wie es auf diesem schweren Erbe aufbauen kann. Das Fundament wurde durch diese zwei bis drei Romane quasi kaputt geschrieben. Ja, ich weiß, dass ein Weltenschöpfer auch immer das Vorrecht hat, seine Welt zu verändern, zu zerstören oder umzudeuten. Und Fans sind da auch stets ein sehr undankbares Publikum, da sie Dinge in die Welt hineininterpretieren oder projizieren, die von seiten des Schöpfers gar nicht vorgesehen waren. Aber die Schöpfer der Engel-Welt haben auch mehrere Jahre lang tatenlos und sprachlos zugesehen, wie sich diese Weltsicht im Fandom manifestieren konnte. Diesen Spielern hinterher "ihr Setting" zu "versauen", weil man ja ursprünglich alles anders vorgesehen hatte, hätte man sich nachträglich auch sparen können. Ich postuliere, dass die letzten zwei bis drei Romane dem Setting und der Community sogar mehr geschadet haben, als die Tatenlosigkeit zuvor. ;) Dann doch lieber die Ungewissheit, so dass man eigene "Wahrheiten" postulieren kann und darf. Und an jene SLs und Spieler, die selbständig Fakten definieren wollen, richtet sich mein Fanprojekt. :)
 
Für Engel habe ich mich zwar nie richtig erwärmen können, aber es ist immer schön zu sehen, wenn sich Leute solche Mühe geben. :)
 
Mir war das offizielle Getue, daß es "das Licht" nicht gäbe, es keinen Gott gäbe, was dann aber aufgelöst wird mit "es war der Teufel", sowas von zuwider. Unausgegoren und billig.

PS: Diese Idee fand ich übrigens gar nicht soo schlecht. Als mögliche Alternative bleibt die auch drin. Es ist erzählerisch schon ein interessanter Twist, dass die plakativ als Engel dargestellten Kinder "Fakes" sind, während der große Feind tatsächlich real ist. ;) Die Art und Weise, wie man das gemacht hat, war aber ziemlich hingeschludert. Hätte ein offenes "Ende" (was ja nun keines mehr ist, sondern den Übergang zum nächsten Erzählturnus markiert) bevorzugt, das sich die SLs selber zusammen stellen konnten.
Vielleicht erinnert sich noch jemand an den Abschlussband von Vampire: Masquerade, damals zum Ende von Gehenna. (Gleichnamiger Band). Da wurde klipp und klar gesagt, dass man niemals alle Erzählstränge unter einen Hut bringen könne und niemals alle Spielrunden befriedigen könne. Also bot man mehrere mögliche Enden an, von pseudowissenschaftlicher, "weicher" Beendigung der Spezies Vampir, bis zur biblischen Apokalypse, die gleichberechtigt nebeneinander stehen und wo man sich als SL das passende raussuchen kann. Das hätte ich mir für Engel gewünscht. Das gab es nicht und wird es nicht geben. Also wird die Angelitica diese Aufgabe übernehmen.
 
Zurück
Oben Unten