Coyote Trail ist draussen!

Silvermane

Wahnsinniger
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Howdy, Pardners.

Zu meiner großen Erheiterung hat Politically Incorrect Games vor wenigen Tagen Coyote Trail releast. Eine Rarität, eigentlich, denn es ist ein ganz normales Western-RPG. Keine Zombies, keine Werwölfe. Nur die Guten, die Schlechten und die Häßlichen. (Und die Schnellen und die Toten.)

Weswegen ich mich freue wie ein Schneekönig? Es verwendet das gleiche System wie mein Lieblings-SciFi-RPG Hard Nova, kostet auch nur eine handvoll Dollar (5$) und ist ähnlich flexibel aufgebaut. Alles drin, alles dran.

-Silver, poliert seine Sporen.
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Silvermane schrieb:
Eine Rarität, eigentlich, denn es ist ein ganz normales Western-RPG.
Howdy, Fremder! - Rarität kann man ja nich' gerade sagen. Was da bei uns so alles über den Pass kommt an "normalen" Western-Rollenspielen, das geht ja bald auf keine Kuhhaut mehr: Shady Gulch, Gunslingers, Sidewinder: Recoiled, 1PG Six Gun, Far West, D20 Wild West, und noch einige mehr (viele davon für "generische" und "universelle" Regelsysteme - eigentlich gibt es keines der "Generika", das nicht "out of the box" Western unterstützen würde: FUDGE, FATE, GURPS Old West, Western Hero, Savage Worlds, ... ). Dazu noch Grenzwertiges wie Dust Devils, Blaze of Glory, Dogs in the Vineyard, oder Sorcerer, wo die Dämonen ja interpretationsbedingt auch nur starke innere Triebe und Begierden der Akteure sein könnten und somit immer noch "normale(re)" Western-Settings darstellen könnten. - Demgegenüber ist der zahlenmäßige Anteil an Weird oder Savage West bzw. CF: Sixguns&Sorcery schon recht gering.

Die Tatsache, daß "normale" Western-Rollenspiele als Rarität wirken, liegt meiner Meinung nach daran, daß diese normalen Western-Rollenspiele keine Alleinstellungsmerkmale haben, die ihnen im eh schon eingeschränkten Western-Marktsegment einen sichtbaren Anteil verschaffen könnten. Alleinstellungsmerkmale wie Werwölfe der WoD im Wilden Westen oder Zombies/Harrowed/Steamtech/Magie im Weird Wild West sind eben BEMERKENSWERTER und somit auch reizvoller als "plain vanilla" Western-Ware. Normale Western kann man mit normalen generischen Regelsystemen problemlos spielen. Wenn man noch ein wenig Zusatzinformationen über den Old West Hintergrund haben will, so ist das Internet oder ein paar Bücher hilfreich - und man kann eigentlich sofort losspielen (zumal ja Western im Film und Fernsehen so verbreitet sind, daß praktisch jeder sofort WEISS, wie man sich im Westen zu verhalten hat - das erleichtert den Einstieg in das Setting ungemein).

Nachdem es sich also um keine Rarität handelt, werde ich es mir nichtsdestotrotz zulegen (weil ich auf Western stehe - weird oder "normal") und mal sehen, was es inhaltlich so hergibt. Die Ähnlichkeit des Systems zu Hardnova II ist jedenfalls schon ein Zeichen dafür, daß es sich wohl kaum um ein Alleinstellungsmerkmal im Regelwerk handeln wird.

Also mal sehen. (RPGnow.com aufgemacht. - So, wo habe ich jetzt meine Kreditkarte... ?)
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Nun ja. Es kam so, wie es zu erwarten war.

Coyote Trail
ist analog zu Hardnova II aufgebaut. Das Regelsystem ist identisch. Die settingbezogenen Unterschiede im reinen Regelsystem sind minimal (klar gibt es im Western keine Aliens und Pferdewagen sind im Sci-Fi-Umfeld eher untypisch - trotzdem: keine Überraschungen).

Es wird wie schon bei Hardnova II im Sci-Fi-Genre auch hier knapp das Setting mit ein wenig Hintergrund-Information (die man am Besten aus dem Web oder der Stadtbibliothek ergänzen sollte - etwas, daß man beim Sci-Fi-Hintergrund von Hardnova II leider nicht konnte) vorgestellt. Zur Powerlevel-Steuerung werden ein paar Tips präsentiert (für ein grimmig-tödliches "un-cinematisches" Setting oder für ein eher den Western-Filmen entsprechendes Setting, in welchem die Charaktere in der Regel mehr aushalten und nicht so schnell abkratzen). Die Fahrzeuge (hier die Kutschen) sind ähnlich wie die Raumschiffe in Hardnova II mit analog aufgebauten Werten versehen und werden auch ähnlich behandelt.

Es sind Abenteuer enthalten (der Enhancement Pack liefert noch ein paar mit sowie Regeln für Dynamit und noch ein paar Charakterarchetypen wie - endlich - auch die "Soiled Dove").

Was mir auffällig fehlt, sind Informationen zu den Indianischen Nationen, zu Indianer-SCs etc. Diese werden (im Gegensatz zu ehemaligen Sklaven) für meine Verhältnisse schlichtweg unterschlagen (klar könnte man die Archetypen aus dem Ärmel schütteln, aber hier, wie übrigens auch in Shady Gulch und anderen Old West Rollenspielen, werden die Roten Brüder unterschlagen).

Das einzige unerwartete Highlight war der direkte Verweis auf Knuckleduster's Firearms Shop, ein Buch, welches in keiner Western-Rollenspielsammlung fehlen sollte. Es wurden sogar Angaben zur Umsetzung der Knuckleduster-Werte für die historischen Feuerwaffen in Coyote Trail Werte gemacht, so daß es beim Einsatz derselben in Coyote Trail keine Schwierigkeiten geben wird.

Coyote Trail hat als Westernrollenspiel eine ausreichende Bestückung mit Informationen, Regeldetails und Szenarien, so daß man für die Handvoll Dollar ($4) für das Grundregelwerk bzw. für ein paar Dollar mehr (+ 1$) für das "Enhancement Pack" einen soliden Gegenwert bekommt.

Wie schon bei Hardnova II so ist auch bei Coyote Trail für ein schnelles Losspielen ausreichend Material vorhanden, daß man ein paar Wochen daran spielen kann. Für Gruppen, die nur mal so zwischendurch Western als Abwechslung ausprobieren wollen, ist das gut geeignet. Für jemanden, der sich tiefer im Western-Genre tummeln will, ist Coyote Trail garnicht erst gedacht. - Also, mach', daß Du weiterkommst, Hombre! Im Westen - vor allem auf dem Coyote Trail - ist es niemals gut, wenn einer etwas zu genau wissen will.

Klar kann man in 75 Seiten (ohne Enhancement Pack) nicht viel Inhalt packen, daher sollte man sich schon vorher überlegen, ob man Western auf die Schnelle anspielen möchte (dann meine Empfehlung für Coyote Trail plus Enhancement Pack), oder ob man intensiver vorhat in den Old West einzusteigen (dann bekommt man von Coyote Trail leider zu wenig Setting-Information, und die Abenteuer sind auch bald durchgespielt). Bei tieferem Einstieg ins Western-Rollenspiel wäre als Alternative gegenüber einem der vielen anderen Old West (oder Weird West oder Savage West) Rollenspiele auch eines der "Generika" plus ein Quellenband (Western Hero, GURPS Old West, Time Life Bücher über Cowboys, den Bürgerkrieg und dergleichen mehr) genauso gut - oder bei Vorkenntnis des betreffenden Systems eventuell noch besser - angezeigt.

Bei dem, wofür es verfaßt wurde, ist Coyote Trail aber durchaus erfolgreich. Man darf natürlich nicht von einem solchen kompakten Angebot erwarten, daß man hier den Regalmeter an Deadlands-Informationsfülle geliefert bekommt. Das ist schließlich ein Weites Land, Leute.

Die Faustvoll Dollar, die mich Coyote Trail gekostet hat, ist es jedenfalls vollauf wert. Der Preis ist sogar im Hinblick auf das solide System und die taugliche Darbietung als recht günstig zu bezeichnen.

Kaufen. Gringo. Kaufen.
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Kleiner Nachtrag einer späten Erkenntnis...
Zornhau schrieb:

Coyote Trail
ist analog zu Hardnova II aufgebaut. Das Regelsystem ist identisch. Die settingbezogenen Unterschiede im reinen Regelsystem sind minimal (klar gibt es im Western keine Aliens und Pferdewagen sind im Sci-Fi-Umfeld eher untypisch - trotzdem: keine Überraschungen).
Ich vergaß ja fast, daß es natürlich DOCH Pferdewagen in der Sci-Fi gibt, und zwar in einem Sci-Fi-Setting OHNE Aliens.

*Titelmusik einspiel*

Take my love, take my land
Take me where I cannot stand
I don't care, I'm still free
You can't take the sky from me
Take me out to the black
Tell them I ain't comin' back
Burn the land and boil the sea
You can't take the sky from me
There's no place I can be
Since I found Serenity
But you can't take the sky from me...​

Firefly

Man kann mit dem Material von Hardnova II und Coyote Trail, sowie den Infos aus Firefly-Fanseiten bzw. dem Firefly-Wiki, bestens ein stimmiges Firefly-Rollenspiel aufsetzen. Man muß nur die Archetypen ein wenig auf den Firefly-Hintergrund anpassen (keine herkulische Tätigkeit) und hat Regeln für Raumschiffe, Planwagen, Shootouts, Raumkämpfe schnell unter Dach und Fach. - Das liegt daran, daß eben beide Spiele dasselbe Regelsystem einsetzen.

Hiermit noch einmal meine Empfehlung für ein 'low cost' Firefly-Rollenspiel: Hardnova II plus Coyote Trail (plus Webresourcen zur Firefly-Serie) und alles ist shiny im 'verse. Dong Ma?
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Tja, die Idee dürften bei der Auswahl (Country UND Western, äh, SciFi und Western) gleich noch ein paar andere Leute gehabt haben...

Ich mag die "Alk & Opium"-Regeln aus Coyote Trail...gibt's im 'verse was analoges zu Snake Oil und Laudanum?

-Silver, hofft jetzt noch auf ein ordentliches GDi-Horror-RPG.
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Ja, die Intoxication-Regeln im Vorgänger, Shady Gulch, waren einer der (wenigen) Lichtblicke darin. Hier sind sie auf das Hardnova II System angepaßt worden, was ja nicht nur die Kompatibilität erhöht (siehe Firefly), sondern auch eine Investionssicherung durch Wiederverwendung eines funktionierenden Systems ist.

Nachdem Du ja mit Hardnova II schon praktische Spielerfahrungen gesammelt hast: wie spielt und wie leitet es sich denn so? Welchen Aufwand muß man tatsächlich als SL treiben um nach regeltechnischer Stimmigkeit NSCs hinzubekommen? Haben Deine Spieler das Regelsystem schnell verstanden, oder sind da an bestimmten Stellen Probleme aufgetreten?


Silvermane schrieb:
...gibt's im 'verse was analoges zu Snake Oil und Laudanum?[/I]
Klar. Einen ganzen Haufen:

Neben Alkohol gehören "Drops" zu den gängigen Drogen (siehe "Heart of Gold"-Episode - das Rund-um-Service-Bordell).

Pharmazeutika mit unterschiedlichsten Effekten (beabsichtiger GEbrauch oder MISSbrauch) sind gerade auf den äußeren Welten, wo sie eh Mangelware sind, ständig in Bedarf.

Auch andere Dinge des (Kolonisten-)Lebens wie "Genseeds", genetisch manipulierte Saaten, die unter den Bedingungen der terraformten Welten wachsen können, sind teuer und daher (ähnlich wie das Snake Oil, oder das Original Cajun Elixir - my favorite :D ) oft auch gefälscht (und daher unbrauchbar) zu bekommen.

Überhaupt gibt es so wie die Snake Oil Salesmen im Westen eine ganze Menge zwielichtiger Typen im 'verse, die einem unbedarften Kolonisten irgendwelchen Scheiß andrehen und schneller, als der seine Schrotknarre holen kann, wieder weg von Dirtside sind.

Aber neben Drogen und dem ganzen Cyberplunder der Kernwelten gibt es auch noch Schmuggel von unappetitlicheren Dingen: künstlich gezüchtete Organe werden in Trägern geschmuggelt (siehe "The Message").

Und dann und wann ist ja auch eine gut gefüllte Schiffsapotheke notwendig, bevor man mit den Folgen der "Chain of Command" konfrontiert wird. ;)

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Noch was am Rande: heute kam eine E-Mail von Political Incorrect Games an, in der eine korrigierte Fassung (Seiten 13 und 46) von Coyote Trail herunterzuladen war. Das ist das Nette an Kauf-PDFs: man kann da (einen kundenfreundlichen Verlag vorausgesetzt) problemlos Updates und eingearbeitet Errata bekommen. Das ist mal guter Kundenservice.
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Nachdem Du ja mit Hardnova II schon praktische Spielerfahrungen gesammelt hast: wie spielt und wie leitet es sich denn so? Welchen Aufwand muß man tatsächlich als SL treiben um nach regeltechnischer Stimmigkeit NSCs hinzubekommen? Haben Deine Spieler das Regelsystem schnell verstanden, oder sind da an bestimmten Stellen Probleme aufgetreten?

Mh, es ist ein recht angenehmes kleines System. Die NSC-Erschaffung ging mehr Pi mal Daumen, aber da das System eine feste Werteobergrenze hat (Attribute 5 Punkte, Skills 8 Punkte) ist es relativ einfach, jemandem anhand seines benötigten Kompetenzlevels Werte zuzuordnen.

Man kann das auch Regelkonform machen, dann werden eben einfach Punkte verteilt. Die Skillliste ist erfreulich kurz, also kann man auch das fast schon im Kopf machen.

Bei der Charaktererschaffung empfehle ich (wie im Buch vorgeschlagen), ein paar Bonuspunkte auszuhhändigen; die Standard-Vorgabe im Buch ist etwas unheroisch, und ich wollte immerhin Space Opera.

Das Regelsystem ist relativ leicht verständlich ("Skill+zugehöriges Attribut, mit 2W6 drunterkommen..."). Was ein bißchen problematisch war sind die Calamity-Regeln (da die nur bei massiv erschwerten Probem zustande kommen können, was dazu führt das es der Spieler meist lieber lässt).

Die Funktionsweise von Panzerung erschliesst sich den meisten auch erst durch die Praxis; ebenso ist zu beachten das Spieler ohne Panzerung (oder in Coyote Trail: Tenderfoots die nicht in Deckung gehen, wenn die Kugeln fliegen) sehr schnell sehr große Löcher haben.

Die Kampfregeln sind generell recht brauchbar, und die benötigten Tabellen kann man den Spielern problemlos als Handout geben; 2-3 Seiten für das komplette System der Task Resolution. Wenn deine etwas mehr Elan beim kämpfen an den Tag legen als meine sollte danke "Two Weapons" "Quick Draw" und Co. auch für den cinematischen Anteil gesorgt sein.

Gegen Leute, die sich lieber grummelnd das letzte Hemd abnehmen lassen anstatt mit dem Blaster ihren Standpunkt zum Thema Eigentum klarzumachen hilft leider auch das beste System nichts.

Mich persönlich störte noch ein bißchen, das alle Figuren und Critter die gleiche Anzahl an Gesundheitsstufen haben. Große, böse Riesenviecher werden normalerweise so modelliert, das man ihnen mehr Toughness (=Panzerung!) gibt. Oder sie gleich als Fahrzeuge definiert, und die Regeln zum beschädigen solcher aus dem generischen GDi Regelwerk benutzt.


Bevor es jetzt so klingt als ob ich gar kein gutes Haar am System lasse: Die obigen Problemchen sind genau das, Problemchen. Nichts ernstes, nichts was irrsinnigen Aufwand seitens des SL verlangt um es zu beheben oder zu erklären (im Gegensatz z.B. zum Artesia-Erfahrungspunktesystem, welches in der Praxis bei mir Alpträume verursacht...).

-Silver
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Hmm, klingt ganz interessant. Aber... auf der Webside von Political Incorrect games wird auch noch ein "Bonus Bundle" angeboten. Hat das einer von euch beidne auch schon und kann was dazu sagen?
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Du bekommst beim Bonus Bundle die beiden Bücher (GRW + Erweiterung) und den Eagle Saloon von Whitewash City noch als Bonus dazu. (Das ist ein PDF-Pappmodell zum basteln, und es gibt 'ne Menge anderer vom gleichen Anbieter).

-Silver
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

So, frisch von P.I.G.:

Shady Gulch Revisited

Eine detailierte Beschreibung eines archetypischen Western-Kuhkaffs (inkl. Chinatown) komplett mit einem Abenteuer, zig Abenteuerideen und etlichen NSCs zur Verwendung für Spieler oder Spielleiter.

Das alles für 2.50$ - Was soll ich sagen, Preise wie im Wilden Westen.

-Silver, wünschte sich andere Firmen würden SO brauchbares Material in dieser Preisklasse publizieren.
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Welche Unterschiede (bis auf das Regelsystem, welches ja zwangsläufig überarbeitet wurde) gibt es denn zum alten Shady Gulch?
 
AW: Sattelt die Pferde! Coyote Trail ist draussen!

Mh, Shady Gulch Revisited ist eigentlich nur ein Kampagnenband/Supplement für Coyote Trail; es beschreibt die Stadt Shady Gulch und ihre Einwohner.

Das "alte" Shady Gulch entsprach ja eher dem neuen Coyote Trail, will sagen war das Grundregelwerk.

-Silver
 
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