Rezension Comanche 1 - Red Dust

Taysal

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Comanche Band 1: Red Dust


Ein Cowboy steht am Wegesrand, er hält die Postkutsche an und bekommt sofort Ärger mit einem üblen Revolverhelden. Also erschießt der Cowboy den Revolverhelden, begräbt ihn ordentlich und besteigt die Kutsche nach Greenstone Falls. Der Name des Cowboys: Red Dust!

In der Stadt angekommen verwechselt man ihn mit dem just erschossenen Revolverhelden, doch ein alter Freund von Dust klärt den Irrtum schnell auf und beide Männer stehen kurz darauf auf unterschiedlichen Seiten. Dust hat nämlich beschlossen der jungen Comanche und ihrem alten Vormann Ten Gallons beizustehen. Irgendjemand will deren Tripple-Six-Ranch in seine Hände bekommen und die Mittel die der Unbekannte einsetzt, stoßen Red Dust sauer auf - und Dust ist ein Mann mit Prinzipien, der zudem verdammt schnell zieht ...

„Comanche“ ist eine außergewöhnliche Reihe, in der von 1969 bis 1982 zehn Alben und etliche Kurzgeschichten erschienen. Den Anfang nahm die Serie im Magazin „Tintin“ und der Rest ist Comiclegende. Wer nun einen tiefen geschichtlichen Blick in die Entstehung der Serie werfen möchte, dem sei das im Anhang des vorliegenden Albums enthaltene Special wärmstens empfohlen. Es wurde von Volker Hamann geschrieben und mit alten Illustration und Covers ausgeschmückt. Sehr unterhaltsam und – vor allem – informativ. Als weiteren Bonus ist die Kurzgeschichte „Erinnerst du dich Kentucky?“ enthalten, in der auf die Freundschaft zwischen Red Dust und Kentucky Kid eingegangen wird.

Überhaupt ist die Edition aus dem Hause Splitter sehr edel in Szene gesetzt. Die künstlerische und redaktionelle Bearbeitung durch den Verlag ist vorbildlich. So ist das Cover stilistisch westernlike umgesetzt und glänzt mit einer Spotlack-Illustration. Der Hybrideffekt ist einfach wunderschön. Zudem gibt es das Cover nochmals als beigelegten Kunstdruck, der einen vor die Qual der Wahl stellt: Im Comic eingelegt lassen (der Druck wird mittels Plastikecken fixiert) oder doch an die Wand hängen? Es ist allerdings eine süße Qual.

Das Album selbst kommt dann im Hochglanzdruck daher. Die Farben sind nun blasser und wirken subtiler, als es in manch anderer – knalligeren – Version der Fall war. Damit dürfte Splitter Huppens Intention ziemlich nahe kommen, denn immerhin ist „Comanche“ eine ernsthafte Westernreihe, die keineswegs durch poppige Kolorierung die Blicke auf sich ziehen sollte. Diese nun realistische Färbung kommt hervorragend zum Tragen und sorgt für einen ernsthaften Anstrich der Geschichte. Und die hat es in sich.

Angelehnt an die guten alten Italo-Western, bedienen die Figuren des Comics die Klischees der damaligen Hochzeit des Genres, das vor allem von Sergio Leone gestaltet wurde. Die Typen sind markige Gestalten, vordergründig mit limitierten Wesenszügen, zeichnen sich aber schlussendlich durch unheimliche Charaktertiefe aus. Allen voran Red Dust, der einen knalligen Einstieg in die raue und grimmige Westernwelt bietet. Das von Hermann (Hermann Huppen) und Greg (Michel Régnier) gezeichnete Bild ist keineswegs realistisch, sondern markige Wunschvorstellung. Wünsche und Klischees werden dann auch fleißig bemüht, lassen das Herz eines jeden Italo-Western-Fans schneller schlagen. Was fehlt sind lediglich nackte Tatsachen.

Gregs Geschichte ist eine episodenhafte Zusammensetzung, was natürlich dem Magazin „Tintin“ geschuldet ist. Der Comic ist ziemlich textlastig und es gibt kaum Panels ohne Sprechblasen. Das unterstützt zwar die typische Westernstory, bietet aber wenig Raum für offensichtliche Eyecatcher. Diese werden dann durch die realistischen Zeichnungen Hermanns geboten, primär durch die Figuren. Die Charaktere sind offensichtlich im Leben angekommen, weisen Kratzer, Falten und andere Spuren der Zeit auf. Dadurch wirken sie lebendig. Gelegentlich ist der Stil aber etwas überladen, sind es zu viel der Faltenstriche oder Schattenspiele. Ab und an scheint auch der Kopf ein wenig zu groß geraten, doch im Ganzen fallen diese Negativpunkte kaum ins Gewicht. Das Gesamtwerk ist einfach überzeugend.

Die Handlung zeigt einen Mann, der zu seinen Prinzipien steht: Red Dust. Er trotzt dem offensichtlich Überlegenen und steht der Rancherin Comanche treu zur Seite. Die junge Frau ist voller Selbstzweifel, reißt sich aber immer wieder zusammen. Immerhin hat sie nun einen starken Mann an ihrer Seite, der auch dem gealterten Vormann Ten Gallons auf die Sprünge hilft. Im Laufe der Geschichte kommen weitere - scheinbare – Verlierertypen hinzu und schon bald bilden die Underdogs eine starke Mannschaft, die im Wilden Westen Spuren hinterlassen wird. Doch auch die Schurken haben es in sich, bekommen aber schlussendlich genau das, was sie verdienen. Es gibt keine überraschenden Wendungen oder verborgene Intrigen. Was sich der Mannschaft der 666-Ranch nur langsam offenbart, ist dem versierten Westernfan schon früh klar. Aber der Weg zum Ziel ist es, der zählt. Ein Mann, seine Revolver und Dummköpfe, die sich ihm in den Weg stellen. Genau das macht „Red Dust“ aus, genau das will man sehen. Und genau das setzt Hermann gelungen in Bilder um. Grandios!

„Red Dust“ ist der gelungene Auftakt der „Comanche“-Reihe, die bei Splitter zu neuen Ehren kommt. Eine klare Handlung, authentische Zeichnungen, eine edle Aufmachung und ordentlich Zusatzmaterial machen das Album zu einer erstklassigen Empfehlung!

Comanche Band 1
Splitter Verlag, Hardcover, 10/2009
72 Seiten, Spotlack, Kunstdruck
Text: Michel Régnier
Zeichnungen: Hermann Huppen
Übersetzung: Horst Gotta
Redaktion: Uwe Peter
Redaktion Special: Volker Hamann
Originaltitel: Comanche: Red Dust
ISBN 978-3-86869-052-1

Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysal.net und Buchrezicenter.de.Den Artikel im Blog lesen
 
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