Caninus
heiliges Caninchen!
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Die Schiffbrüchigen von Ythaq, Band 6 [T-Rezi]
Die Astronavigatorin Granit und ihre Freunde hatten sich im letzten Band der Reihe (Splitter, "Das letzte Geheimnis") mit Dhokas auseinandergesetzt und erfahren, dass sie alle Teil eines Spiels sind. Die einen als einfache, unwissende Spielfiguren, die anderen als Spieler, die um das Spiel wissen. Kein angenehmer Gedanke, so fremdbestimmt zu sein.
Granit, Narvath, Callista, Krurgor, Tao und Fraine erwachen nun auf einer tropischen Insel, die von einem dichten Dschungel bewachsen ist. Wenigstens ist die kleine Gruppe erst einmal sicher und beschließt das Gelände zu erkunden. Dabei spielt Granit der armen Callista einen Streich, der blutig endet und die versammelte Mannschaft festsetzt.
Das ist eine spannende Überraschung innerhalb der Handlung, denn dadurch werden neue Bewohner des Planeten Ythaq vorgestellt und es stoßen weitere Figuren hinzu. Dabei spielen Gewalt, Sex und Humor eine große Rolle, die vor allem Callista um einige Facetten bereichern. Mal ganz davon abgesehen, dass der Leser sich am Anblick nackter Tatsachen erfreuen darf. Granit und Callista sind ziemlich aufreizende Persönlichkeiten, die hier in einigen spannenden Szenen bewundert werden dürfen.
Kaum wieder in geschlossener Montur, geht es zum Strand und dann auf eine Nachbarinsel. Dort befinden sich weitere Spielfiguren, die allesamt über besondere Fähigkeiten verfügen. Sie haben am Fuße eines alten Tempels ein Dorf errichtet und arbeiten daran, die Insel zu verlassen. Der Tempel selbst ist erst einmal unauffällig, doch Narvath fühlt sich zu dem Gebäude hingezogen. Das kann jedoch auch an der Infektion durch den Skopander liegen, die ihn erneut einholt. Narvaths Verhalten sorgt jedenfalls dafür, dass Granit und ihre kleine Gruppe losziehen, um den Tempel während eines tosenden Sturms zu untersuchen. Dabei machen sie einige wichtige Entdeckungen und es kommt für Granit zu einer bösen Überraschung ...
Mit "Aufstand der Spielfiguren" erreicht die Reihe "Die Schiffbrüchigen von Ythaq" einen neuen Meilenstein in der Geschichte. Erzählerisch verdichtet Christophe Arleston die Handlung und führt sie zu einem zentralen Punkt. Zwar erzählt er zum Einstieg von Kenghis und Hetzel, doch dann ruht der Fokus auf Granit. Und genau das ist es, was derzeit den Leser neugierig macht. Das große Geheimnis scheint gelüftet und nun soll, nein, muss gezeigt werden, wie damit umgegangen wird. Immerhin ist es schon ziemlich ungeheuerlich, Teil eines Spiels zu sein. Zudem ist es spannend zu sehen ob und wie Granit, Narvath und Callista heil aus der Sache herauskommen.
Das Liebeskarussell zwischen den dreien dreht sich jedenfalls spürbar langsamer, dafür aber um so dramatischer. Granit offenbart Narvath ihre Liebe, doch der hat ganz andere Sorgen. Callista ist dagegen mehr als genervt, zeigt Zähne und macht mal wieder deutlich, dass sie gut austeilen kann. Insgesamt hat sie im Laufe der Geschichte doch einige wirklich brutale Züge bekommen, die hier verstärkt werden. Callista ist attraktiv, nervig und gefährlich. Um den Charakter ein wenig aufzulockern und sympathischer zu gestalten, muss sie für einige humorvolle Einlagen herhalten. Die sind aber gut umgesetzt und passen hervorragend in die Handlung, denn gleichzeitig werden damit weitere Bewohner des Planeten vorgestellt, denen eine wichtige Funktion zukommt. Ziemlich gut umgesetzt. Bravo, Christophe Arleston!
Auch die Zeichnungen sind wieder erstklassig. Adrien Floch besitzt einen tollen Stil, der einfach Laune macht. Er unterstreicht die Dramatik und die spannungsgeladene Handlung der Geschichte hervorragend. Die Zeichnungen sind ziemlich detailverliebt und laden zum Entdecken ein. Alleine die Panels auf Seite 13 sind ein Augenschmaus und streichen die Wildheit und die Attraktivität Callistas besonders gut hervor. Vor allem die Dynamik von Flochs Zeichnungen ist atemberaubend. Das liegt natürlich auch an der hervorragenden Kolorierung.
Bisher war die Reihe bereits mit satten und bunten Farben gesegnet, was vor allem der Exotik des Planeten Rechnung trug und für sehr überzeugende, fremdartige Bilder sorgte. Nun hat Claude Guth die Farben übernommen und präsentiert zwar eine ebenfalls satte Kolorierug, geht aber doch etwas zurückhaltender mit der Palette um. Dadurch wirkt die Geschichte nun etwas reifer, dramatischer - und passt perfekt zur nun auf die übergreifende Handlung ausgerichteten Geschichte. Guth hat das Zepter von Crazytoons übernommen und erweist sich mit seiner Kolorierung mehr als würdig.
"Aufstand der Spielfiguren" ist der sechste Band der Reihe und erweitert die Geschichte hervorragend. Das Comic hat alles, was es braucht, um auf hohem Niveau zu unterhalten: Humor, Action, Mystik, Dramatik, Sex, Gewalt und Erotik. Die ganze Palette ist vorhanden und toll aufeinander abgestimmt. Das gilt besonders für die deutsche Ausgabe, denn Splitter hat mal wieder exzellente Arbeit geleistet. Aufmachung und Verarbeitung des Albums sind erstklassig und die Übersetzung durch Tanja Krämling über jeden Zweifel erhaben. Frau Krämling beherrscht nicht nur Sprache und Text, sondern besitzt auch ein feines Gespür für Comics. Das sorgt dann für eine verdammt runde Sache.
Mit "Aufstand der Spielfiguren" liegt erneut ein toller Comic vor, der einfach Laune macht. Für Kenner der Reihe ein Muss, Comicliebhaber sollten zugreifen und alle anderen mit Band 1 einsteigen. Bisher ist jedes Album aus der Reihe einfach ein Hit!
Copyright © 2010 by Günther Lietz
Diese Rezension erschien zum Zeitpunkt des Eintrags ebenfalls auf Taysals WebBlog und Buchrezicenter.
Aufstand der Spielfiguren
Die Schiffbrüchigen von Ythaq, Band 6
Splitter Hardcover (2009)
Albumformat, 56 Seiten, ISBN: 978-3-939823-89-5
Originaltitel: Les Naufragés d'Ythaq: La révolte des pions
Text: Christophe Arleston
Zeichnungen: Adrien Floch
Farben: Claude Guth
Übersetzer: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-SchulzDen Artikel im Blog lesen