[21.04.04] Bibliothek - Gesundet zurück

Ardettes

Beziehungsweise Vergeben.
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9. Februar 2004
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Mittwoch Abend, gegen 20 Uhr hält auf dem Personalparkplatz der Bibliothek ein ganz gewöhnlicher Nissan Sunny.
Nachdem der Motor verstummt und das Licht versiegt entsteigt dem Wagen ein junges Menschlein, dick in einen Daunenparka, Schal und Wollmütze eingepackt.
Schnell wird der Wagen abgesperrt und die paar Stufen zur Eingangstür der Bibliothek überwunden.

"Hallo Sascha! Tut mir leid, das ich am Montag krank war, aber ich konnte mit 39,2° Fieber einfach nicht kommen..." Mit verstopfter Nase begrüßt er den anwesenden Mitarbeiter und guten Freund.
"Hy Georg. ... Kein Problem ... Ich werd dann mal ... " ist die knappe und irgendwie desinteressierte Antwort Saschas. Noch im Reden schnappt dieser sich seinen Mantel und begibt sich Richtung Tür. "Achja ... Das Buch, das du bestellt hast ist gestern gekommen... Komisch, das wir das noch gar nicht hatten... Naja, egal. ... Bis dann..."

Georg zieht seinen Parka aus und setzt die Mütze ab, der Schal bleibt fürs erste wo er ist. "Bis dann."
Die Beschäftigung für die nächsten Stunden steht damit fest: Hinter dem Tresen einer leeren Bibliothek sitzen und die Zeit totschlagen. Am Besten mit dem neuen Buch.
 
Out of Character
Hi... da keiner der eSeL wissen wird um was es in dem ollen Buch geht, übernehme ich das mal gerade... Ist ja auch meine Schuld :)


Das Buch ist in einem wissenschaftlichem Schreibstil gehalten. In den Ersten Kapiteln geht es um die Entstehung alter Legenden und Gruselmärchen, von Lagerfeuergeschichten über lokale Schauermähren bis hin zu bekannteren Geschichten wie Rübezahl.

Wie entstanden die Legenden um Brückentrolle ? Kobolde ? Gremlins ?

Gibt es für alles eine praktische und logische Erklärung ?

In den weiterführenden Artikeln ist der Autor anhand eines selbst entwickelten Suchmusters in der Welt unterwegs, auf den Spuren der verschiedensten Geschichten. Er sucht das Gespräch mit älteren Bewohnern der Gebiete die er Besucht, spricht mit Leuten die behaupten sie hätten einen Yeti gesehen, läßt sich von einem Führer in den Alpen die angebliche Höhle eines Werwolfes zeigen und beschreibt die Geschichte eines Dorfes das fest in der Überzeugung ist es wäre von einer Hexe verflucht.
Er besucht eine Schlucht von der man sagte an ihrem dunklen Ende wohnten widerwärtige Teufel, es geht und Spukhäuser in denen übernachtet wird und Schauermärchen über Moorleichen die immer in einer bestimmten Herbstnacht aufstehen und umherwandern.

Manche dieser Dinge werden aufgeklärt, völlig normale und simple Phänomene, um die sich die verschiedensten Geschichten entwickelt haben.

Manche der Dinge die der Autor erlebt, lassen sich jedoch nicht so einfach erklären. Doch anstatt sie mit einem Achselzucken als einfache `Geschichten´ab zu tun bleibt die Frage. Warum sollen manche Geschichten einen wirklichen Ursprung haben und manche nicht ? Nur weil wir nicht bereit sind den Ursprung als Real zu akzeptieren ?
 
Obwohl der Inhalt des Buches Georg normalerweise stundenlang fesseln würde blättert er die erste Zeit recht lustlos darin umher, sucht sich die wenigen vorhandenen Bilder und betrachtet diese ohne großes Interesse...

... bis er auf das Wort 'Werwolf' stößt. Plötzlich ist sein Interesse geweckt und nicht mehr hinter dieser dicken Nebelsuppe, die sich seit Tagen um seinen Verstand legt, verschollen. Auch die Berichte um Hexen und Kobolde werden verschlungen.

Die Nacht schreitet so bis Mitternacht voran, Georg verbringt sie schweigend und mit dem Buch beschäftigt.

Plötzlich schreckt er hoch, von der großen Standuhr der Bibliothek wieder in die Realität geholt. Etwas zu abrupt. Durch die vorgerückte Stunde, die gedämpfte Beleuchtung und womöglich auch die vor ihm liegende Lektüre, scheint er Bewegungen in den Schatten auszumachen.
Georg drückt eine Taste unter dem Tresen.
Licht flammt in der gesamten Bibliothek auf und erhellt fast alle Winkel und Ecken.
Nichts.
Wahrscheinlich blos meine Augen, die mir mal wieder einen Streich spielen... Vielleicht sollte ich die Kontaktlinsen mal wieder reinigen... Aber ich hab das Mittel jetzt nicht mit. Aber die Brille.
Noch einmal lässt er den Blick durch die Bibliothek gleiten, dreht dann das überflüssig gewordene Licht wieder ab und geht in das Büro. Dort öffnet er seinen Spind und holt die Brille heraus, die er seit Wochen nicht getragen hat.
Routiniert holt er die Linsen aus seinen Augen und setzt die Brille auf, nur um sie Sekunden später wieder abzunehmen und mit dem Hemd vom gesammelten Staub zu befreien.
Die Linsen verstaut er in einer Innentasche seines Parka.

Danach setzt er sich wieder an den Tresen und blättert wieder durch das Buch - der Eifer der vergangenen Stunden kehrt jedoch nicht mehr zurück, weshalb sich die verbleibenden Stunden bis zu seiner Ablöse wie ein Kaugummi ziehen.
 
05:45.

Georgs Nokia piepst.

Er schreckt hoch und weiß nicht, wo er ist. Dann richtet er seine Brille, lässt den Blick durch den dämmrigen Raum schweifen und erkennt die Bibliothek von seinem Platz hinter dem Tresen.
Anscheinend ist er eingeschlafen, als er das Buch durchgeblättert hat.
Der Wecker des Handys läutet immer noch. Abschalten. 05:46. Sollte nicht Maria schon da sein? Ist doch sonst pünktlich. Naja, bis auf die letzte Zeit. ... Was ist nur los in der Stadt?
Träge winden sich diese Gedanken durch Georgs Gehirn.
Er gähnt.
Streckt sich.
Gähnt nochmal.
Reibt sich die Augen hinter der Brille.

Aber so richtig munter wird er nicht.
Er packt seine Sachen.
Trägt in der Anwesenheitsliste 19:55 - 06:02 ein.

06:06.
Maria kommt durch die Tür. "Morgen. Entschuldige, das du warten musstest." - "Schon okay, bin in letzter Zeit auch nicht immer pünktlich. Schreib ruhig 5 vor 6 rein. ... Bis dann."
Schon ist er weg, wieder in seinen Daunenparka gehüllt, auf dem Weg zum Auto. Heim. Bett. Schlafen.
 
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