Etwas verdutzt blinzelte die Brünette gen Hans. Kaum war er da, war er auch schon wieder verschwunden. Statt eines Bellens antwortete ihm Jenny.
Ein seichtes, bloß minimales Schmunzeln legte sich auf die Lippen der Malkavianerin.
"Guten Abend Jenny" erwiderte sie der Caitiff mit höflich grüßendem Nicken.
"Schön dass du es einrichten konntest!
Oh, es geht mir den Umständen entsprechend, würde ich behaupten. Du hingegen scheinst ganz und gar formidablen Befindens zu sein. Das freut mich zu sehen."
Diese Worte schienen untrüglich ernst gemeint.
Interessiert musterte Ligeia die Haut der anderen. Offenkundig empfand sie irgendeine Form von Faszination für die Umengen an Tattoos.
Dann jedoch schloss sie die Augen für einen kurzen Moment, so als müsse oder wolle sie sich auf etwas besinnen und sah Jenny schließlich wieder direkt an, mit großen, grünen, bohrenden Augen die sich vergeblich mühten ihre Schärfe zu mildern und doch Schnitte vermieden.
"Aber....ich möchte wirklich nicht all zu lange um die Angelegenheiten, wegen denen ich dich sprechen wollte, herum reden. Sie sind vielleicht und mitunter von wenig angenehmer Art. Ich hoffe allerdings, dass wir danach wieder zu behaglicherem, zwangloserem Dialog zurückkehren können."
Madelaine hoffte dies sogar inständigst.
Die seriös gekleidete Bleichhäutige schenkte der rebellischen Tätowierten ein unleugbar leicht gekünstelt und dennoch nicht unecht wirkendes Lächeln.
"Ich hätte da die eine oder andere Frage an dich betreffs der Stadt....Finstertal.
Ich sollte gleich vorab anmerken, dass ich mir diese Informationen sicherlich auch von der Prinz -welche sich übrigens wenig begeistert über das Asyl, welches du mir geboten hast, zeigte- selbst würde einholen können, allerdings gehe ich Kraft eigener Arroganz davon aus, dass was auch immer du mir erzählen wirst mutmaßlich der Wahrheit näher kommen wird als das, was jemand Preis gibt, der sich als Repräsentant einer ganzen Stadt verstehen muss..."
Die Ausführung der Psychiaterin wies die Caitiff bewusst, wenn auch lediglich implizit, darauf hin, dass es nicht unüblich oder ungewöhnlich wäre Aussagen zu schönen oder zu verkehren um die Stadt oder sich selbst in ein besseres Licht zu rücken. Allerdings erhoffte sie sich natürlich dass die direkte Bezugnahme darauf, dass Euphemismen wohl die Art des 'Oberbonzen' von einem Prinzen persönlich wären, genau gegenteiliges Verhalten bei der Anarche zu bedingen, sie zumindest in ihrer -wie Ligeia sie einschätzte- sehr direkten Weise noch einmal zu bestärken.
"Nun, selbst die Herrin dieser Domäne war so frei mich gleich bei meinem formalen Antrittsbesuch auf das heillose Chaos in dieser Stadt -im Wortlaut: "Gewalt, Mord und Terror beherrschten das Straßenbild"- zumindest in einem Nebensatz hinzuweisen. Ich muss gestehen, dass dergleichen mich beunruhigt und... nunja, ich möchte dich gerne Fragen, was in dieser Stadt eigentlich vor sich geht.
Es ist mehr als das Vermächtnis eines vollkommen größenwahnsinnigen Vorgängers der Prinz Cruiz, nicht wahr? Es gibt auch anderes, was unsereins in dieser Stadt beschäftigt, oder?"
Leicht neigte sie den Kopf zur Seite, hob dabei die Hände in halb entschuldigender, halb bittender Geste.
"Versteh mich recht, es geht mir hier nicht um jene ganz und gar typischen Ego-Projektions-Geschichten. Aber in dieser Stadt sind mir in wenigen Stunden so viele absonderliche Begebenheiten unterkommen, dass ich mich doch gerne ein wenig über das lokale politische Parkett informieren möchte und..."
Ein verschmitztes Grinsen. "...um ehrlich zu sein glaube ich, dass du die vielleicht einzige Person bist, die mir in möglichst kurzen Worten möglichst alles mitzuteilen vermag, was von wirklicher Relevanz ist - und das ohne die ein oder andere als Kunstfehler getarnten Nachlässigkeit unangemessen schön zu reden."
Von ihrem Gespräch mit Ithamar würde Ligeia vorerst nichts erwähnen. Nicht bevor sie nicht erwogen hatte, ob und wie mit dieser Sache zu verfahren sein würde. Noch wusste sie ja nichts, zumindest nichts bedeutsames von Finstertals Pilotprojekt eines Clan Caitiff und der dazugehörigen Primogena. Ein Detail, welches eine völlig neue Perspektive auf die Sachlage zu eröffnen vermochte.
"Ganz abgesehen davon schulde ich dir fraglos etwas dafür, dass du mich in deinem Eigentum hast übertagen lassen. Ich wäre darum auch durchaus daran interessiert zu hören, wie ich mich dafür zu revanchieren vermag."
Wie ernst es der Mondtochter mit den zuletzt gesprochenen Zeilen war, konnte ihr Jenny wohl kaum ansehen. Und doch sprachen ihre Augen Bände.
//Quid pro quo - du hilfst mir, ich helfe dir.//