[16.08.2008] Howdy Partner, Mister Sheriff, Sir!

Morticcia

Addams
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Jenny hatte sich direkt nach dem Telefonat aufgemacht.
Sie fuhr beinahe aus Gewohnheit einige komplizierte Umwege um mögliche Verfolger anzuhängen und parkte ihr Motorrad erst als sie sicher war, dass ihr niemand gefolgt war. Die Zeiten, in denen sie sich widerrechtlich in Finstertal aufgehalten hatte, waren zwar lange vorbei, aber es gab eben liebgewonnene Gewohnheiten von denen man nur ungerne abließ. Irgendwann würde es ihr wieder zu Gute kommen, dass sie bei allem was sie tat mit der nötigen Vorsicht zu Werke ging. Feinde hatte sie genug, wahrscheinlich wesentlich mehr als ihr bewusst war. Aus diesem Grund stellte sie auch ihre Yamaha gut fünfhundert Meter vom Stadion entfernt ab. Es war eine weitere Möglichkeit, eventuelle Verfolger abzuschütteln. Außerdem würde sie selbst dann niemand finden, wenn er zufällig das geparkte Motorrad entdeckte. Jenny kettete ihren Helm an, wuschelte sich einmal durch die tiefschwarze Mähne und begab sich dann zum Treffpunkt.

Als sie den Haupteingang des Stadions erreicht hatte, zündete sich die Caitiff eine Zigarette an und wartete auf das Eintreffen des Sheriffs. Die Wartezeit verbrachte sie indess mit einer knappen Kontrolle der Umgebung. Fluchtwege, mögliche Hinterhalte, verdächtig wirkende Personen, Gefahrenstellen....

Auch das eine Gewohnheit, die ihr nicht einmal richtig bewusst wurde.
 
Moishe war direkt nach dem Telefonat mit Sybille aufgebrochend hing während der Fahrt seinen Gedanken über die kommende Nacht nach. Das er in eine Falle laufen würde glaubte er nicht, hatte aber sicherheitshalber David informiert Alarm zu schlagen wenn er diese Nacht sich nicht zurückmelden würde.
Jenny stand schon vor dem Stadion als der Jaguar des Ventrue fast lautlos neben ihr in eine Parklücke rollte. Moishe sprang aus dem Wagen und ging auf Jenny zu wobei er sich übervorsichtige Beobachtung der Umgebung, die zudem völlig ausgestorben wirkte, sparte um nicht überängstlich zu wirken. Wenn Jenny wollte konnte sie ihn sowieso auf jede Art töten die sie wollte.
"Hallo Frau Färber", wie geht es Ihnen?" begrüsste er die Anarche.
 
Am Telefon hatte Jenny den Sheriff nicht erkannt. Nun aber, wo sie ihn auf sich zukommen sah, wusste sie plötzlich wo er ihr das letzte Mal über den Weg gelaufen war. Er hatte sie mit dem Duke zusammen in der Fabrik besucht und er hatte dabei nicht den schlechtesten Eindruck gemacht. So gesehen, war es sogar ein gutes Zeichen, dass sie sich nicht erinnern konnte. Immerhin war er ihr nicht unangenehm aufgefallen, für einen Ventrue im Amt eines Sheriffs eine gehörige Leistung.

"Ich hoffe, dass es mir gleich besser geht!", Jenny entschied sich, auf einen Gruß zu verzichten. Sie musste sich unter Umständen etwas herber mit dem Sternträger anlegen und wollte keine falschen Vertrautheit aufkommen lassen, bevor die wichtigsten Punkte geklärt waren. Die Anarche spielte gerne mit offen Karten, direkt, ehrlich und schnurrstracks geradeaus. Wenn man etwas von ihr nicht befürchten musste, dann das sie einem einen Hinterhalt stellte. Wenn sie jemanden töten wollte, dann wusste der Betreffende das auch. "Wenn es dich nicht stört, verzichte ich auf das übliche Gerede über das tolle Wetter und die neusten Hofgeschichten und komme direkt zur Sache. Der Duke hat mir erzählt, dass du seine Erziehung übernommen hast. Ich möchte, dass du mir die Verantwortung für ihn überträgst und ihn in Ruhe lässt."

Im Grunde ganz einfach.

Sicher hatte der Ventrue direkt einige hochtrabende Antworten parat, dass hatten Ventrue immer.
Hochwichtige Gründe, mit denen klar dargelegt werden konnte, warum dies getan und das andere gelassen werden musste. Natürlich so dermaßen bedeutend, dass eine niedere Caitiff niemals die komplizierten Zusammenhänge kapieren konnte und eigentlich froh sein durfte, dass man ihr dieses vertrackt verwirrende Gebilde vorenthielt. Im Sinne von: "Geht nicht! Und sei froh, dass du nicht verstehst warum es nicht geht. Es würde die schlaflose Tage bereiten und dich ganz doll zum weinen bringen!"

"Bitte, warte einen Augenblick mit deiner Antwort. Es ist für uns beide leichter, wenn ich dir zuerst ein zwei Dinge über mich erzähle."

Sie lächelte emotionslos und entzündete eine neue Zigarette am Stummel der alten.

"Keine Ahnung was man dir bisher über mich erzählt hat. Ich habe fast zwei Jahre in dieser Stadt zugebracht, ohne das irgendwer von meiner Existenz geahnt hätte. Als ich mich endlich gezeigt hatte, stürzten sich direkt deine Vorgänger und geißelnden Amtskollegen auf mich. Sie versuchten aus mir einen wertvollen Teil dieser Gesellschaft zu machen. Ich musste mich zweimal die Woche melden, Regeln auswendig lernen, Stöckchen holen und brav Männchen machen. Leider überleben Offizielle in dieser Stadt nicht lange..."

Das Lächeln wurde vielsagend und für einen kurzen Augenblick blitzte etwas in ihren Augen vergnügt auf.

"Für mich bedeutete diese hohe Sterblichkeit, dass jeder neue Sheriff und jede neue Geißel gleich versuchten das Rad neu zu erfinden und mich den ganzen Mist noch einmal durchmachen ließen. Denkst du, dass es diese Gehampel war, dass mich letztlich zu dem gemacht hat, was ich heute bin? Zu dem stinkfreundlichen Lieblingsancillakätzchen, die sich ganz brav zu einem gemütlichen Plausch mit einem hochwichtigen Sheriff trifft. Sogar mit allen Regeln der Etikette!"

Jaja, ich weiß! Meine Etikette besagen aber, dass es ungehörig ist mit deinem Gesicht den Boden aufzuwischen.Viel mehr gibt's da nicht...
Ich finde, ich benehme mich prächtig!

"Was mich also zu einem wertvollen Teil der Gesellschaft gemacht hat, war Freundschaft!"

Ich werde den Namen des Pilgers nicht aussprechen. Dieser Verräterarsch kann sich im quietschgrünen Irland die Eier schaukeln bis sie runter zur Erde hängen und gegen Stiefmütterchen baumeln...

"Der Duke ist mein Freund, mein Gefährte! Ich übernehme hiermit die Verantwortung für alles was er tut. Dafür verlange ich, dass du ihn aus deinen Klauen entlässt!"

Lange Rede, perfekt vorgetragen.
Als hätte ich sie stundenlang vor dem Spiegel geübt.

Jenny war durchaus mit sich zufrieden...
 
Moishe hatte genau das kommen sehen. Nun würde er improvisieren müssen, immerhin wollte er sich nicht mit Jenny an den Kopp kriegen wie man es landläufig ausdrückte. Aber er befürchtete ddas würde sich nicht vermeiden lassen.

"Ok, mal vorab...das hier hat nichts mit Etikette zu tun, weil Du ehrlich gesagt garnicht weisst was in unseren Kreisen als Etikette gilt, das ist keine Beleidigung sondern einfach eine Tatsache. Außerdem zeigt Dein ganzes Auftreten das Dir das auch völlig wurscht ist, was Deine Sache ist und mich solange wir uns hier zwanglos unterhalten auch überbehaupt nicht stört. Geradeheraus heisst auch immer schnell und unkompliziert und darum hatte ich ja auch gebeten.
Was den Duke angeht habe ich die Aufgabe mich um ihn zu kümmern im Namen des aktuellen Prinzen durch die amtierende Seneschall erhalten und nur die könnten diese Aufgabe stattdessen Dir übertragen, was sie alleine aufgrund der Dir mangelnden Kenntnisse der Etikette nicht tun werden, denn genau wegen seine Unwissenheit darin hat den Duke erst in diese Situation gebracht."
So, das war Klartext wie von Madamme ja gewünscht. Mal sehen wie lange mein Kopf noch auf den Schultern sitzt.
"Es geht überhaupt nicht darum den Duke zu schikanieren, ich hoffe ehrlich gesagt ihm helfen zu können. Mir geht es garnicht darum ihn in eine Ventruemarionette zu verwandeln, ich will nur das er lernt Zusammenhänge zu begreifen und dann wenn er alle Fakten kennt und versteht bewusst zu entscheiden was er tun will. Dazu gehört ein gewisses Maß an Allgemeinbildung aber auch Wissen über die kainitische Lebensweise und unsere Traditionen. Außerdem braucht er das auch um mir in der Ausübung meines Amtes helfen zu können, was Teil des Geschäfts ist. Mir geht es dabei auch darum das er mehr als ein Schläger ist den jeder nur fürchtet oder hasst wenn diese Ausbildung vorbei ist, eine Geißel in Finstertal ist mehr als genug. Ich will das er respektiert wird und die Leute aufgrund seiner Leistungen diesen Blödsinn den er im Cafe´ angestellt hat vollkommen vergessen haben. Das wird gut für ihn als Mann und als Persönlichkeit sein. Deshalb muss ich Dein Ersuchen ablehnen,aber..."
Moishe machte eine bedeutungsvolle Pause,
"... ich würde mich freuen wenn Du mir bei dieserAufgabe helfen würdest. Erstens ist es nicht nur so das er unsere Sitten und Etikette nicht kennt, sondern das gilt bis zu einem gewissen Grad auch für mich wenn es um Gebräuche in Euren Kreisen geht. Es wäre gut wenn jemand mir sagen würde wenn ich ihn gegenüber den Leuten die ihm wichtig sind in eine Situation bringe die ihm schadet oder ihn quasi unmöglich macht. Außerdem habe ich heute erfahren das er weder lesen noch schreiben kann. Ich kenne viele Fälle noch aus meiner sterblichen Zeit im Libanon wo ein Erwachsener das in Gegenwart seiner Kinder lernen musste, es war für die Leute demütigend und ältere Menschen tun sich leichter dergleichen von einem Freund zu lernen. Wie wärs?"
 
"Immer langsam, Sternträger! Nur weil du nein gesagt hast, sind wir nicht plötzlich einer Meinung! Im Gegenteil, dein Vorschlag zeigt mir deutlich, wie wichtig es ist dass ICH mich um Duke kümmere. Meine Kenntnisse zur Etikette und zu den Regeln eurer Gesellschaft sind wesentlich ausgeprägter als du denkst. Meinst du, man kann immer und immer wieder vor einen motivierten Ausbilder treten und NICHTS mitbekommen? Das ich mich nicht an diese Regeln halte und sie soger komplett aus meiner Existenz ausgeschlossen habe, sind das Resultat eben jener freien Entscheidung, die du Duke zugewilligt hast. Mein Problem an der Erziehung die DU ihm angedeihen lässt ist, dass du ein Ventrue bist. Als solcher erschaffen, großgezogen und verinnerlicht. Dir fehlt der Blick auf die Dinge die für ihn als Brujah von Bedeutung sind. Hätte sich dein verschissener Vorgänger nicht klammheimlich verdrückt, hätte ich längst bei ihm Beschwerde eingelegt. Aber das geht nun einmal nicht. Auch kann man keinen anderen Brujah heranziehen. Also bleibe nur ich, um das zu übernehmen."

Die Caitiff erschien ruhiger, als man es hätte erwarten können.
Aber auch entschlossener...

"Das die Akademie unbedingt will, dass einer der ihren im Kopf von Duke rumpuhlt, kann ich mir lebhaft vorstellen. Aber selbst du musst zugeben, dass dies schon von der Grundidee her, falsch ist."

Den Worten folgte eine weitere Zigarette.

"Ich verstehe aber, dass du eine Verpflichtung hast der du nachkommen musst. Vorschlag zur Güte meinerseits. ICH übernehme die komplette Erziehung Dukes. In regelmäßigen Abständen wird er dich aufsuchen und dir sein Vorankommen präsentieren. Gefällt es dir nicht, kannst du unsere Vereinbarung jederzeit wieder zurücknehmen. Darüber hinaus übernehme ich die komplette Verantwortung für alles was er tut. Seine Fehler sind meine Fehler, seine Strafen sind meine Strafen. Niemals wieder wirst du ein bessere Druckmittel gegen mich in die Hand bekommen. Außerdem sollte es dir beweisen, wie wichtig mir die Angelegenheit ist."

Das letzte Wort wurde von einem bläulichen Rauchkringel begeleitet.

"Oh! Und das nur am Rande, ich verstehe eine ganze Menge von Politik. Auch wenn ich nicht so wirke, ich sehe und höre viel. Ich weiß sehr gut, dass die Archonten sich wahrscheinlich bald absetzen werden. Wenn du mich fragst, übernehmen die Tremere das Ruder. Sie sind die stärkste Fraktion in der Stadt und haben kaum Konkurrenz. Es sei denn, ihr wählt Buchet zu eurem Prinzen. Dann allerdings ist ein schlecht erzogener Brujah euer kleinestes Problem! Aber das meine ich gar nicht. Was ich sagen will: Komm mir nicht mit, ich muss das tun weil die Chefs das wollen..."

Sie sagte absichtlich euer Prinz und euer Problem. Noch immer sah sich Jenny nicht als Teil der Camarilla. Eher als derzeit Verbündete...

"Auch ne Kippe?"

Sie hielt Moishe eine Schachtel blauer Gauloises hin...
 
"Danke, nein. Ich habe eigene." Moishe holte ein silbernes Zigarettenetui mit Zigarillos heraus und bot seinerseits zuerst Jenny eine an bevor er sich selbst bediente. "Ich mag die französischen Zigaretten nicht sonderlich, nichts persönliches." Welche Wahl die Caitiff auch treffen würde, der Jude bot ihr Feuer aus einem kostspieligen Feuerzeug an.
"Was die Sache mit dem Clan angeht heisst es doch immer das spielt bei den Anarchen und Caitiff keine Rolle und jetzt diskriminierst Du mich wegen meines Clans, ziemlich scheinheilig Jenny! Auch mir einfach zu unterstellen ich würde den Duke mittels Beherrschung gefügig machen finde ich ziemlich unverschämt, wenn ich das täte wäre alles was ich Dir gerade gesagt hätte gelogen, ich will nicht sagen das ich nie lügen würde, aber nicht in dem Fall. Der Duke wurde in meine Verantwortung übergeben, ihm dabei mit Falschheit und Hinterhältigkeit zu begegnen wäre würdelos und pflichtvergessen, nichts ist den Ventrue mehr zuwider als würdeloses Verhalten."
Moishe machte wieder eine Pause um genüsslich den Rauch seines Zigarillos zu inhalieren und seine Gedanken zu sammeln.
"Aber selbst wenn ich Dir die Erziehung des Dukes übergeben könnte, was ohne Befehl des amtierenden Prinzen nicht geht, würde ich das nicht tun. Du sagst du kennst die Etikette und Sitten der Kainskinder aber aufgrund Deiner Individualität verweigerst Du Dich ihnen. Aber Du lebst in Finstertal, einer Camarilla - Domäne. Die Camarilla und ihre Mitglieder waren hier Jahrhunderte bevor Du oder ich überhaupt erschaffen wurden. Du wurdest hier aufgenommen, Dir wurde verdientermaßen Respekt zuteil und offensichtlich willst Du auch hier unter uns leben sonst wärest Du nicht da. Findest Du nicht da wäre es ein Zeichen von Anerkennung deinerseits nicht alles abzulehnen was die Camarilla ist? Ich finde diese Einstellung inakzeptabel, aber mir sagen viele Leute in der Stadt die ich schätze" auch wenn die mich nicht zwangsläufig ebenso schätzen "das Du hier wertvoll bist und mit in diese Domäne gehörst wie jedes andere Camarillamitglied. Das und Deine Teilnahme am Kampf gegen Zach und seine Plagen genügt mir um Dich zu akzeptieren, warum kannst Du nicht ebenso weltoffen sein, anstatt unsere Lebensweise und Gesetze abzulehnen? Von jedem Menschen der nach Deutschland kommt um hier zu leben und Geld zu verdienen erwartet man das er sich integriert, warum ist das von Dir zu viel verlangt? Lange Rede kurzer Sinn ich kann den Duke nicht in Deine Obhut geben so lange Du zwar hier geschätzt wirst aber uns nicht genauso schätzt."
Moishe fuhr fort und griff ein anderes Thema auf.
"Mir ist auch klar das ich den Duke nicht wie einen Ventrue erziehen kann und das will ich auch garnicht. Ich werde mit Enio Pareto in den kommenden Nächten über die Angelegenheit sprechen und hoffe das der mir helfen wird ihn im Sinne der Brujah zu unterrichten, also das Herr Pareto sich um die Sitten seines Clans als Lehrer mit dem Duke kurzschliesst."
Moishe hoffte sehr das Jenny begriff das er es wirklich gut meinte mit dem was er tat und er auch kein Granitkopf von Ventrue war, der nur die eigenen Prinzipien in allen Lebenslagen gelten liess. Aber er konnte ihrem Begehren einfach nicht nachgeben.
 
"Echt jetzt?"

Er war also genau so wie all die anderen vor ihm. Heiße Luft, leeres Gerede, viel Blah-Blah. Aufgeplusterte Brust, übersteigertes Ego. Leider sogar sich selbst widersprechend...
Jenny fühlte sich tatsächlich ein wenig in ihrem Intellekt gekränkt.

Wann habe ich von Beherrschung gesprochen? Ich weiß nicht mal was man da macht, wie sowas wirkt oder was das bringen soll?
Das einzige was sich hier beherrscht bin ich, damit ich dir nicht meinen Stiefel hintenrein ramme.
Fatzke!

Trotzdem gelang ihr ein herausforderndes Lächeln.
Gut, war nicht schwer. Der Gedanke aus dem Sheriff ne Fußpuppe zu machen, war... erheiternd!

Erheiternd würde er wohl sagen, wäre er an meiner Stelle. Aber dann hätte er keine Schwierigkeiten ich habe nämlich keinen Bock auf Bullshit! und gebe jedem seine Chance!

"Was bin ich denn jetzt? Ein wertvolles Mitglied der Stadt oder ne gemeingefährliche Tussi, die alle Nase lang die Regeln bricht? Dann mal raus damit, Sheriff: Was habe ich denn wann verbrochen? Das IST nichts und das weißt du!
Mir gehen eure Regeln auf den Sack. - JA! Ich finde sie scheißblöd und langweilig. - JA! Ich bin überzeugt, dass sie nur existieren um die Massen zu lenken. - JA! Aber trotzdem spiele ich nach euren Regeln! Daher sagte ich gerade, und ich wäre dir echt dankbar wenn du ausnahmsweise mal zuhören würdest, ich bin eure Verbündete! Enio wusste das als er deinen Job hatte und er hat mir vertraut..."

Wir waren offensichtlich nicht so eng befreundet wie ich gehofft habe, aber ich habe ihm nie einen Grund gegeben mir nicht zu vertrauen!
Im Gegenteil, niemand hat jemals mit offeneren Karten gespielt! Oh und danke übrigens für den Hinweis, dass er bis morgen wieder hier sein wird. Gehe ich halt den Weg über ihn! Oder über Vater? Oder Helena? Oder alles gleichzeitig wenn es sein muss. Sind alles wichtige Leutz, die schon irgendwie dafür sorgen werden, dass ich Duke aus deinen gierigen Klauen winde...

"Mal im ernst, Cowboy! Was noch? Ich habe dir meinen Hals in der Schlinge präsentiert. Mich vollkommen abhängig gemacht von deinem Urteil. Ich habe mich offiziell für Duke verantwortlich erklärt und dir Angeboten MICH zu bestrafen, wenn er Scheiße baut. Ich habe versprochen, dass er einmal die Woche bei dir reinschneit und sich von dir abfragen lässt, damit du siehst dass es uns ernst ist. Was kann ich noch machen? Soll ich auf den Knien rutschen? Dir den adeligen Schwanz lutschen oder deine Drecksarbeit erledigen? Sag was nötig ist und ich werde überdenken ob ich es leisten kann. Aber..."

Nun trat Jenny einen großen Schritt auf den Ventrue zu. Ihr war bewusst das sie ihn problemlos erledigen konnte. Sie wollte ihm zeigen, dass ihr das absolut klar war und sie trotzdem nichts unternahm.

"...erspar mir den verschissenes Ventruegeschwafel! Ich kann nicht, ich darf nicht. Du bist immer so böse und gemein. Außerdem so arm, dass du dir nichtmal einen Clan leisten kannst... GESCHWÄTZ! Mach ne klare Ansage, oder bei allem was mir heilig ist, ich werde an jeder Strippe in dieser Stadt ziehen, hinter jedes deiner Geheimnisse gucken und all deine Schandtaten aufdecken die mittlerweile auf deinen Deckel gehen. Wir wissen beiden, dass du es bist der hier die Regeln der Camarilla bricht und sich nicht an die Vorgaben hält..."

Uuuups, übers Ziel hinausgeschossen.
Husch, husch Jenny zurück mit dir hinter die Aufschlaglinie.

"Im Ernst! Ich verspreche dir, dass aus Duke ein äußerst wertvolles Mitglied der Finstertalgesellschaft wird. Entsprechend seiner Möglichkeiten, du weißt was ich meine... Sag was mich das kosten wird und ich zahle!"

Sie sah zu Boden, dass war jetzt kam war Premiere:

Für dich....

"Bitte!"
 
Moishe hielt den Blickkontakt und zuckte nicht mit der Wimper zu Jennys Drohgebärde. Er zeigte keine Angst und hatte auch keine...es geschah was geschehen sollte und er würde sich nicht einschüchtern zu lassen.

"Nun, zuerst, Du hast behauptet die Akademie wolle das man, Zitat: Im Kopf des Duke herumpuhlt - ich habe das als Anspielung auf die Disziplin der Beherrschung meines Clans verstanden und wenn Du wirklich so viel über die Gesellschaft der Kainskinder wüsstest wäre Dir das auch vollkommen klar.
Das Du die Regeln brichst kann ich nicht behaupten, aber einen Kampf mit der Geißel anzuzetteln, wovon ich Zeuge war, kann ich nicht unbedingt als Regelkonform bezeichnen was unsere Gesellschaft angeht, wobei ich nicht beurteilen will wie es dazu kam und wessen Schuld es war...aber in eine solche Situation bringt man sich einfach nicht. Das Du es dennoch tust macht Dich nicht unbedingt zu einer vertrauenswürdigen Lehrerin für den Duke. Bisher weiss ich nicht mal ob Du die notwendigen Kenntnisse hättest, um den Duke über die Camarilla zu unterrichten. Wie sollte ich Dir da einfach diese Aufgabe übertragen?
Du verhohnepiepelst bei Deinem Anruf bei mir Deinen Rang als Ancilla schon verbal - wie willst Du dem Duke da klarmachen das es in unserer Gesellschaft eine Rangordnung gibt nach der wir leben?
Weiterhin magst Du gerne alles was ich sage als Geschwafel ansehen und als unwichtig erachten, aber was für Dich uninteressant ist muss es noch lange nicht für mich sein und ich werde mich vor dieser Aufgabe als Lehrer des Duke nicht drücken und ich werde sie auxh ernst nehmen. Wie sollte ich von jemandem dem unsere Regeln auf den Sack gehen" nette anatomische Unmöglichkeit außerhalb von Clan Tzimisce "glauben das Du diese Regeln vernünftig vermittelst? Auf diesen Vorschlag kann ich nicht eingehen, ich könnte nie sicher sein das Du nicht quasi bewusst oder unbewusst alles hintertreibst was der Duke lernen soll, weil Du das aus Prinzip ablehnst.
Was Dein Angebot angeht mir etwas für das Abtreten zu bieten kommt das nicht in Frage, ich bin nicht käuflich und werde nichts von Dir dafür verlangen das ich Dir die Erziehung des Dukes überlasse, einfach weil das kein käufliches Privileg ist und ich zwar Jude bin aber kein Teppichhändler auf einem Basar. Du kannst gerne an jeder Unterrichtsstunde teilnehmen die der Duke hat und ihn auch weiter so oft ihr beide wollt treffen und ihm dabei erzählen was für eine gemeine Ideologie ich ihm unterjubele, aber mehr ist nicht.
Ich glaube Dir das Du ernst meinst was Du sagst und du ehrlich dem Duke zu helfen versuchen wirst, aber ich spreche Dir die Fähigkeit dazu ab. Ich habe überhaupt nichts dagegen wenn Du die Archonten oder den nächsten Prinzen dazu bringst ihn in Deine Aufsicht zu übergeben, aber ich kann das nicht tun."

Moishe wappnete sich innerlich für den fast unvermeidlichen Wutausbruch der Caitiff.
 
"Das ich mich nicht scheue, Probleme direkt anzugehen, war euch im Kampf gegen Zacharii, gegen die Werwölfe und Plagen aber dann doch recht? Hat auf jeden Fall keine Klagen gegeben! Ich alleine habe ner hausgroßen Plage den verfickten Kopf abgerissen. Aber natürlich fällt so etwas viel weniger ins Gewicht als eine verkackte Meinungsverschiedenheit gegen einen Mann der sich ohne Zweifel des öffentlichen Mordes schuldig gemacht hat. Ich wüsste nicht, dass die arme Sau von Caitiff vor seiner Hinrichtung im Fernsehen einen Prozess bekommen hätte. Sowas gilt nur für Prinzen. Siehst du wie gut ich eure Regeln kenne? Nur spreche ich solche Dinge auch aus, ich sage was ich denke und mache kein Geheimnis aus meinen Vorhaben. Echt mal, mir vorzuwerfen, dass ich IMMER ehrlich und direkt meine Meinung sage, kann nur von einem Ventrue kommen. Das ihr mit sowas nicht umkönnt, hätte mir klar sein müssen. Genauso wie die Tatsache, dass du nicht bemerkst, dass die Kontrolle des Lernerfolgs beim Duke auch gleichzeitig eine Kontrolle des Lerngerfolgs bei MIR wäre. Zwei Schritte voraus denken, liegt dir nicht so...hm?"

Sie versuchte ein Grinsen, stellte dann aber fest das sie keine Lust dazu hatte.
Ihr Kippe schmeckte auch nicht, sie schnippte sie -halb geraucht- den Parkplatz hinunter.
Sogar Enio wäre in dieser Sekunde der Unterkiefer heruntergeklappt.

Oh ja! Jenny wollte dem Typen weh tun. In ihrem Kopf erschienen Bilder wie sie seinen Schädel gegen den Asphalt knallte bis aus dem knackenden Geräusch ein feuchtes Schmatzen wurde. Sie wünschte sich seine Brustkorb mit ihren Krallen zu zerfetzen, ihm sein scheiß kaltes Herz herauszureißen und dann zu fressen zu geben. Sie wollte ihn töten, ihn leiden sehen und um Gnade winseln....

Aber sie tat es nicht und konnte nicht einmal sagen warum. Sie wusste das der Ventrue ihr flehen genoss und sie ewig so zappeln lassen würde. Je mehr sie ihn bat, desto geringer waren ihre Chancen auf Erfolg. Nicht weil es unmöglich war, sondern weil des den Scheißkerl geil machte, sie bettelnd am Boden zu sehen.

"Machen wir uns mal nichts vor, sooo schwer sind eure Regeln nicht. Benimm dich, ehre die Mächtigen und mach nichts kaputt. Lass die Menschen nicht wissen, dass es uns gibt und, ich lerne gerade dazu, fluche nicht wenn der Sheriff guckt. Ehrlichkeit muss doch aus was wert sein? Loyalität? Sind dass alles Begriffe mit dem ihr Ventrue euch den Arsch abwischt? Wirklich? Oh, im Ton vergriffen! Hab's bemerkt...."

Sie fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar.

"Echt, ich kann es und ich will es! Mehr kann ich nicht sagen, außer das es mir wirklich wichtig ist. Ich weiß nicht was ich noch sagen oder tun kann..."

Jenny war mit ihrem Latein am Ende.
In ihr brodelte ein völlig neues Gefühl, dass sie weder einordnen noch ertragen konnte.

Verzweifelung!

Ihr wurde klar, dass ihr Gefühle für Duke echt und durchdringend waren. Und dass der Sheriff sein Überleben allein der Tatsache verdankte, dass sie ihrem Freund keine Schwierigkeiten bereiten oder ihn in solche mit hineinziehen wollte.

Und doch...
DAS würde der Wichser hier büßen!
Nicht heute, aber bald!
 
"Wer sagt denn das ich den Lernerfolg bei Dir kontrollieren will? Außerdem wenn es nur das wäre was Du hier absonderst wäre es einfacher für mich Dir einfach nachzugeben und den Duke in sein Verderben rennen zu lassen. Meinst Du nicht ich weiss das es gefährlich ist Dir nicht nachzugeben? Das mit der Plage habe ich auch gesehen, Du warst nicht die Einzige dort.
Aber alles was ich sage hat sowieso keine Bedeutung für Dich, Du bist doch hierher schon mit einer vorgefassten Meinung gekommen, nimmst nichts an was ich sage, erkennst auch nicht das ich Dir versuche entgegenzukommen und bist so kompromissbereit wie ein Brückenpfeiler. Es zählen nur Deine Interessen und Vorstellungen und von denen auch nur einen Zentimeter abzuweichen ist nicht drin. Du bist hier natürlich die einzige Person mit Überzeugungen und als einzige auch im Besitz der absoluten Moral und Wahrheit.
Verdammt, gerade die von Dir erwähnte Hinrichtung sollte Dir klarmachen das der Duke es hätte schlimmer treffen können. Für die Verwüstung eines Elysiums kann ich Dir genügend Städte nennen in denen der Tod eine Gnade für ihn im Verhältnis zur gegen ihn verhängten Strafe wäre. Es ist mir auch egal wenn Du denkst das hier macht mir Spaß oder ich hätte mich um den Job als Aufpasser und Erzieher gerissen, aber das stimmt auch nicht.
Was glaubst Du eigentlich was ich mit dem Duke machen würde? Ihn mit einer Gehirnwäsche umdrehen und zu einem muskulösen Finanzexperten im Nadelstreifenanzug umgestalten? Und selbst wenn, ich hab Dir angeboten beim Unterricht des Duke dabei zu sein, Du könntest also nachprüfen wie furchtbar manipulativ meine Methoden sind, aber das ist ja erstens zu anstrengend und zweitens würde es ja beinhalten zugeben zu müssen das Du Dich irrst, was Dein Ego nicht verkraften würde.
Also, nochmal mein Angebot: Wir helfen dem Duke gemeinsam. Sobald ich sicher bin das Du als Lehrer taugst reden wir mit dem Prinzen und der oder die soll dann entscheiden ob Du dann alleine für ihn verantwortlich bist."
Moishe wusste durchaus das Jenny mit ihrer Bitte über ihren Schatten gesprungen war, aber sie benahm sich wie ein verzogenes Kind und dem tat ein Nein im rechten Moment eben besser als ihm jeden Wunsch zu erfüllen.
"Außerdem muss ich sagen das es mich wundert das Du hier auftauchst und so tust als würde ich den Duke in Ketten legen und foltern. Was ist denn so furchtbar an dem was ich tue? Immerhin habe ich heute erst eine Stunde mich mit ihm unterhalten und ihm weder physisch noch emotional ein Haar gekrümmt. Ich weiss zwar das ihn die Sache mit der Schule und dem Lesen und Schreiben unangenehm ist, aber wenn er das durchzieht müsste er sich in der Zukunft nicht mehr hinter Ausreden verstecken sondern wäre selbstbewusster und damit auch ein stärkerer Mann. Glaub mir als jemandem dem Bildung als Jugendlicher versagt wurde das Wissen den Menschen befreit. Vielleicht glaubst Du auch das nicht, aber Du bist nicht die einzige Person die den Duke mag. Ich finde eigentlich das er ein prima Typ ist. Ich empfinde keinen Spaß daran ihn zu schikanieren oder nach meiner Pfeife tanzen zu lassen, ich möchte das er etwas mitnimmt aus dem was wir zusammen tun und dafür werde ich tun was ich kann, also komm von Deinem hohen Ross runter und hilf mir ihm was beizubringen oder geh zum Teufel."
Moishe sprach inzwischen genauso Klartext wie Jenny. Sicher konnte er sowieso nicht einfach die Erziehung des Duke in ihre Hände legen, das wäre für sie alle drei nur zu einer Katastrophe geworden, aber dem Ventrue war durchaus klar das er den Duke nicht so formen konnte wie einen Aspiranten für seinen eigenen Clan. Was Jenny aber vollkommen übersah war das der Duke kein Clanloser war. Er war ein Brujah und dem würde man Rechnung tragen müssen. Er war Mitglied eines angesehenen Clans der Camarilla und bisher hatte ihm niemand gezeigt was das bedeutete, etwas das Moishe nachzuholen gedachte.
 
Jennys kurze Lunte brannte schon viel zu lange.
Sie verlor die Beherrschung...

"GEMEINSAM? Hast du den Arsch auf? Wie kommst du darauf das ich mit jemandem wie dir etwas gemeinsam machen will? Oder kann? Ich traue dir nicht über den Weg, weil ich weiß wie Typen wie du sind. Ich habe direkt nach meinem Tod versucht mit euch zusammenzuarbeiten. Weißte was passiert ist? Ich wurde genommen und einen kompletten Monat in ein dunkles Loch gesperrt. Dort hat man mir immer und immer wieder eingetrichtert was ich wissen musste. Ratten habe ich zu trinken bekommen und Gläser mit halb geronnenem Blut. Ich habe geweint, gefleht, gebettelt. Ähnlich wie jetzt, nur.... weicher! Aber es gab immer nur die gleiche Litanei. Irgendwann habe ich es geglaubt und bin zerbrochen. Da hat man mich rausgelassen. Ich wankte auf die Straße. Vollkommen desorientiert, verwirrt und am Ende meiner Kräfte. Ich wollte nicht mehr sein und fast so, als hätte man mich erhöht geriet ich in die Hände der Geißel..."

Nein, da hatte ich noch gar nichts angestellt.
Ich habe nur meinen Ehemann gekillt, weil ich Hunger hatte und nicht wusste was geschehen war...

"Die Geißel war nicht so freundlich mich in ein Rattenloch zu sperren. Sie kettete mich an einen Stuhl in irgend so einer Halle und folterte mich mehrer Tage lang. Als sie keine Lust mehr auf mich hatte, warf sie mich blutend und mit dutzenden gebrochenen Knochen ins Hafenbecken wo mich die Nosferatu fanden."

Jenny hob die Hand und zeigte mit dem Finger auf Moishe.
Ihre Fingerkuppen troffen vor Blut.

"Wage nicht mir zu sagen, dass das nur Ausnahmen waren. Wage es nicht! Seit mich irgendwas auf einer Bahntrasse angefallen und getötet hat, setze ich mich mit diesem Scheiß auseinander. IMMER wurde ich enttäuscht! IMMER gedemütigt! IMMER wie Dreck behandelt! Irgendwann habe ich begonnen mich zur Wehr zu setzen und seit dem... seit ich so bin wie ich jetzt bin -STARK... lässt man mich in Ruhe. Ich bin also nicht so, weil ich ein scheißblöd verkommenes Waisenkind bin, sondern weil Wichser wie du mich dazu gemacht haben! Und genau deshalb WILL ich nicht das du Duke das gleiche antust. Ich kann es nicht! Ich könnte es nicht einmal, wenn ich dir glauben würde..."

Die Hand ging wieder runter, mutlos.

"Weil ich in deinen Worten höre, dass es so wird. Du denkst wie alle in der Camarilla. Du bist so erzogen, über Jahrzehnte. Ich bettele, ich flehe, ich rede und rede, mache alles was ich kann. Ohne Erfolg! Aber du wirfst mir vor, mich nicht bewegen zu wollen. Ist dir mal der Gedanke gekommen, dass ich mich nicht bewegen kann? Deine Vorurteile gegen mich sind soo offensichtlich. Du verlangst Vertrauen von jemanden, dem man dieses Gefühl gewaltsam aus der Brust gerissen hat. Zeig mir das du anders bist, tatsächlich anders bist und vertraue zur Abwechlung mal mir. Damit Duke einen Lehrer bekommt der ihn liebt und der wirklich um ihn besorgt ist. WIRKLICH besorgt ist meine ich ... und damit ich zum ersten Mal seit meiner Ermordung auf einen Ventrue treffe der sich nicht nur hinter Worten versteckt..."

Ihr Augen bekamen eine rosa Schleier.
Jenny spielte ihre letzte Karte.

"Scheiße man! Habe ich nicht bewiesen, dass ich es wert bin? Ich habe neben euch gekämpft. Ich bin Ancilla geworden und hätte glaube ich sogar das Recht die Erziehung zu verlangen, wenn ich nicht clanlos wäre. Ich habe alles gegeben und bin immer noch der Dreck von der Bahnschiene. Wie soll ich dir da die Hand reichen? Du gibst sie mir nicht, weil du mich als Partner willst, sondern weil du denkst mir aufhelfen zu müssen..."

Du weißt das es so ist!
 
Moishe dachte nun lange nach bevor er etwas sagte. Er wusste das Jenny sich das nicht audgedacht hatte und Moishes Rechtsempfinden sagte ihm das sie Recht hatte damit das ein solches Verhalten unrecht war, das sollte man keinem Kainskind antun, das war klar dem Ventrue klar, so degeneriert und entmenschlicht war er noch nicht das anders zu empfinden. Er war nach Finstertal gekommen mit dem Wunsch Leute um sich zu scharen die es Wert waren, die er respektierte und von denen er respektiert werden wollte. Konnte er da einfach jemandem dem an einem anderen etwas lag verbieten dem Freund zu helfen weil er angst vor den Konsequenzen hatte?

Scheiße, das ist sentimental, allein der Gedanke. Wenn der Duke noch einmal etwas ausfrisst ist es Dein Kopf den man fordern wird. Aber da ist noch was offen das ich noch nie jemandem erzählt habe und das ich jetzt dieser heisblütigen Verrückten anvertraue...

"Jenny, das tut mir Leid. Ich weiss was es bedeutet gejagt und gefoltert zu werden und keinen Freund auf der Welt zu haben. Ich bin mit 13 vor der Deportation meiner Familie durch die Nazis in die Lager fortgelaufen. Ich hab mich 4 Jahre bis Kriegsende im Wald, unter Müllhaufen und später in zerbombten Ruinen vor deren Schergen versteckt und ich hatte Tag und Nacht Angst. Ich durfte mit niemandem reden weil mich jeder an die Polizei oder die Gestapo hätte ausliefern können...es war eine andere Art von Folter. Aber einmal, als ich krank war und vor Fieber glühte, hat mich ein alter Bauer in seiner Scheune gesundgepflegt und versteckt. Er wusste das ich jude war und wenn er erwischt worden wäre hätte man ihn auf der stelle exekutiert...dem bin ich was schuldig...als ich nach dem Krieg zu seinem Hof kam war der verlassen...die Nachbarn sagten das er kurz vor Kriegsende verhaftet wurde und nie wiedergekommen ist..."
Moishes Stimme war rau und er blickte an Jenny vorbei in die Nacht...als könnte er die Zeit zurückdrehen.
"Also, wenn ich Dir erlaube zu tun was Du verlangst...dann müssen der Duke und Du wissen das wenn das rauskommt mein Kopf fällt. Wenn der Duke irgendwelchen Blödsinn macht bin ich verantwortlich, ganz egal ob Du das unfair findest...es kann mein Todesurteil sein...kannst Du ihn absolut von Schwierigkeiten fernhalten und wird er trotzdem da sein wenn ich ihn brauche um mir als Sheriff zu helfen? Das war eine der Bedingungen warum diese Abmachung getroffen wurde! Wenn ich nicht ab und zu mit ihm gesehen werde, wenn er zum Beispiel morgen Nacht nicht hilft die Verhandlung gegen Buchet vor ungewollten Besuchern abzusichern fällt das schnell auf und ich weiss nicht was dann passiert..."
 
Huh?

Heute Nacht wurden eine Menge Premieren gefeiert und Traditionen gebrochen, aber die Reaktion auf die letzten Worte des Sheriffs waren wohl etwas, dass noch niemand zuvor erlebt hatte. Jenny war total perplex. Innerlich war sie noch immer total auf Kampf gebürstet, ihr toter Körper quoll über vor Adrenalin (oder was einen Kainiten sonst so auf die Palme hilft) und sie hatte sich eigentlich schon damit abgefunden eine große Dummheit zu begehen...
Ihr Unterkiefer klappte herunter, sie fomte ein zwei Worte, die nie ihre Kehle verließen. Mit einer ruckartigen, vollkommen überhasteten Bewegung versteckte sie ihre Hände hinter dem Rücken. Es sollte unauffällig sein, war aber so unbeholfen, dass ein Blinder mitbekommen hätte was sie tat. Schnell verschwanden ihre Krallen wieder im Inneren der Hände. Ein für Jenny extrem schmerzhafter Vorgang, der sich durchaus auch sichtbar in ihrer Mimik widerspiegelte.

Was mache ich denn jetzt?

Irgendwie witterte sie noch immer eine Falle, einen miesen Ventrue-Trick. Ihr böser Schulterteufel schüttelte beinahe schon verzweifelt den Kopf: Warte! Warte, gleich lacht er dich aus und nimmt das Angebot zurück. Er wird dich einen Narren rufen und allen in der Stadt erzählen wie geil er dich verarscht hat. Du bist so scheiß dämlich Mädchen! Naiv und blind! Denk an Enio, der hat dich auch verarscht....

Jenny schniptte den Teufel gedanklich ins Nirvana.
Wenn es eine Chance gab, Duke zu helfen würde sie sie ergreifen...

Wenn er mich verarscht, stirbt er hier und jetzt! Wenn nicht... Ja! Was, mache ich, wenn nicht?
Ich habe ihn angefleht mir zu vertrauen und er hat nachgegeben. Einfach so... Wenn er damals als Jude in Deutschland hat leben müssen, dann hat er sogar mehr durchgemacht als ich...
Mehr wohl als alle anderen!? Vielleicht haben wir mehr gemeinsam als wie angenommen haben?

Jenny fasste einen spontanen Entschluss!
Aber erst noch eine Kippe, die MUSSTE jetzt sein.

Boah, darauf brauche ich eine Flasche Schnaps! Und irgendwas härteres! Viel...


Hoffentlich hatte Moishe die Zeit, denn bis die Caitiff endlich in der Lage war zu antworten, vergingen ein paar Minuten...

"Alles wird so laufen wie du möchtest! Duke wird so handzahm sein, wie man es von ihm verlangen kann. Du weißt wie er ist, verlange also keine Wunder!", sie grinste. Zum ersten Mal in dieser Stunde war es ein ehrliches Lächeln, geboren aus Glück. "Ich habe bereits für den Sheriff gearbeitet. Ich weiß nicht ob er zufrieden war, aber ich habe gegeben was ich hatte. Wenn du möchtest, kann ich da anknüpfen und dir ebenfalls zur Seite stehen. Allerdings werde ich mich niemals gegen Unschuldige wenden. Weder Lebende, noch Tote! Und ich werde dir sagen was ich denke, ob du das nun hören willst oder nicht. Sollte das für dich klar gehen, kann ich dir von Nutzen sein. Sagen wir als Dank, für dein Vertrauen. Ich werde es nicht enttäuschen."
 
Moishe atmete innerlich durch, der Druck war aus der Flasche und Jennys Reaktion erschien ihm aufrichtig. "Hör zu, wichtig ist vor allem das es kein Gequatsche darüber gibt. Ich setze mich hier über die Befehle der Archonten einfach hinweg. Ich will auch garnicht das der Duke sich verbiegt, wenn ihm was nicht passt soll er das sagen und bei Dir erwarte ich das sogar," Moishe grinste jetzt breit, "sonst platzt Du uns noch."
Moishe holte plötzlich zwei große Zigarren aus einem Etui in der Manteltasche heraus.
"So, zur Feier der Nacht rauchst Du jetzt eine mit mir nach Ventrue - Art. Echte Havannas, ich kenn den kubanischen Kulturattache´in deren Botschaft in Berlin. Er liebt gefillte Fisch, den ich dann regelmäßig gegen eine Kiste handgedrehte Zigarren eintausche.
Aber eines muss dir klar sein - ich werde den Duke wöchentlich abhören was unsere Geschichte, Sitten und Regeln angeht und wehe ihr beiden schwänzt diese Stunden oder macht keine Fortschritte." Moishe hatte grinsend mit dem Zeigefinger gedroht...irgendwie schien der Sheriff selbst über seine Entscheidung froh zu sein.
Der Jude knipste für Jenny und sich das Endstück der Zigarren ab und reichte Jenny die bestimmt 20 Zentimeter lange Riesenzigarre mit der pompösen Bauchbinde. Es war eine echt dekadente Geste von Zufriedenheit.
"Was Unschuldige angeht kann ich nur hoffen das wir nicht in die Lage kommen, aber ich bin nicht der Prinz und wenn der befiehlt gehorcht der Sheriff! Ich werde Dich dann nicht um Hilfe bitten wenn ich glaube das es nicht hasenrein ist, das verspreche ich Dir. Aber ab und zu werde ich von Dir auch verlangen müssen meinem Urteil zu vertrauen wenn wir mal keine Zeit haben nach der Schuld eines Gesuchten genau nachzuforschen, was manchmal nicht geht wenn die Kacke am Dampfen ist. Aber ich bin Sheriff, kein Henker. Todesurteile trifft der Prinz wie unsere Traditionen es vorschreiben."
 
"Also soll ich dir doch einen blasen....", sagte die Caitiff beinahe erfürchtig, als sie die Zigarre entgegennahm. Über das, was Moishe bezüglich der Herkunft gesagt hatte, wusste sie schon Sekunden später nichts mehr. Sicher irgendein besonders wichtiger Ventruekram mit ganz besonders wichtigen Leuten und noch wichtigeren vollen Fischen... Sie grinste und entzündete das Riesending mit ihrer Zigarette.

"Ich werde micn Duke schon hinsetzen und büffeln. Mal sehen wie es klappt. Vergiss aber nicht, dass er zuerst mal das Lesen lernen muss."

Ein Schritt nach dem anderen.

"Willst du mich dann morgen auch zum Schutz der Akademie oder denkst du noch immer, dass ich diejenige bin vor der du sie bewachen musst?"

Solche Zeiten hatte es gegeben.
Sie waren lange her, nicht vergessen, aber auf dem Wartegleis. Bisher schien es aber noch, dass es sich lohnte für die Stadt zu kämpfen.
Der Weg war hart gewesen, aber er hatte sich gelohnt. Die Caitiff hatten eigenes Clanrecht und leisteten ihren Beitrag.

"Oh und ich petze nicht! Solche wie ich reden nicht oft mit Archonten...!"
 
Moishe sah mit Bestürzung das Jenny die Zigarre mit ihrer Kippe anzündete...ein Akt der Barbarei wie der Ventrue fand.

"Nicht nur nicht mit den Archonten, mit niemandem! Das bleibt zwischen Dir, dem Duke und mir. Bitte sag ihm das auch eindringlich. Wenn jemand fragt bin ich weiter der böse Ventrue - Zuchtmeister der ihn triezt und ihm Kram beibringt den kein Brujah braucht. Nur keine Lobhudeleien das ich Euch den Gefallen tue, das führt nur dazu das irgendjemand neugierig wird.
Aber was heisst er muss erst Lesen lernen? In der Schule gibt es auch mehrere Fächer in der Woche, der Duke kann Camarillakunde und Lesen lernen."
Moishe sah schon das er da würde regelmässig Druck würde machen müssen sonst passierte nichts. "Was die Sitten der Brujah angeht würde ich vorschlagen das er sich selbst mit Enio Pareto dazu in Verbindung setzt."

Wieder einmal sammelte der Ventrue seine Gedanken. Er wollte Jenny nicht vor den Kopf stossen wenn er ihr Angebot ablehnte.

"Mir wäre es diesmal lieber wenn der Duke morgen alleine zur Akademie käme. Ich möchte ihn und Kai Braun da zusammen die Sache regeln lassen. Ich organisiere die Sicherheit dort zusammen mit Malik Trapper. Ich will nicht das Du dort nach dessen Pfeife tanzen musst, was sich nicht vermeiden liese wenn er es drauf anlegen würde...außerdem musst Du nicht unbedingt in deren letzten Nacht in Finstertal noch mit den Archonten zusammenrumpeln wenn man es vermeiden kann.
Das ist kein Misstrauen von meiner Seite sondern einfach Vermeidung von Konfliktpotential."
 
Jenny nahm das Entsetzen des Sheriffs ob der Zigarre mit sichtlicher Befriedigung zur Kenntnis.

"Ich foppe dich nur! Duke lernt Lesen, Benehmen, die Gesetze und auch alles andere was nötig ist. Ich werde mich reinknien. Aber du hast ihn kennengelernt. Musterschüler ist nicht..."

Ich kann Kringel, guck mal.

"Was den Rest angeht, mach dir keine Gedanken. Ich bin voll gut ihm Sheriff scheiße finden. Und auch das mit morgen Abend ist kein Ding. Du hättest mit mir nur ... wesentlich mehr Sicherheit!

Die hättest du bereits, wenn ich alleine deinen Hilfstrupp ersetze....

"Aber danke das du mir diesen durchgeknallten Geißelarsch vom Hals hälst. Vielleicht doch sicherer ohne mich. Hab aber bitte ein Auge auf Duke, er vergisst sich manchmal!"

Vielleicht fiel dem Sheriff auf, dass Jenny den Namen ihres Freundes als einzige ohne jeden Zusatz benutzte. Für sie war Duke, einfach Duke. Eigentlich erst seit dem Kuss.
Es war ihr Spitzname für ihn. Duke war wie er immer sagte, schon so pefekt wie er war. Nur das sie ihn in der ersten Person anreden und ihm damit zeigen wollte, dass er ihr wichtig war.
Nicht das er es je bemerken würde....

"Oh, nebenbei! Wann kommt Enio denn wieder? Du hast da eben schon was durchblicken lassen...?"
 
Der entspannte Ton der nun zwischen ihm und Jenny herrschte war für Moishe eine echte Entschädigung dafür das der Ventrue tatsächlich befürchtet hatte von der Anarche in dieser Nacht zu Hackfleisch verarbeitet zu werden. Der Ventrue entspannte sich merklich in den letzten Minuten.

"Signore Pareto ist schon wieder zurück, wohl seit heute Nacht. Ich muss sehen das ich ihn heute Nacht noch zu fassen kriege. Deshalb werde ich unsere lustige Zusammenkunft hier gleich auflösen. Ich will nachher noch kurz bei den Buchets vorbei und nach dem Rechten sehen...es geht heute Nacht zu wie im Taubenschlag. Was den duke angeht ist mir klar das er in den nächsten Monaten nicht Gefahr läuft für den Physik-Nobelpreis nominiert zu werden...aber das erwarte ich auch garnicht. Ich will nur Fortschritte sehen, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut und das was wir ja zu Genüge haben ist Zeit, also keine Panik.
Würdest Du dem Duke bitte sagen das er morgen Abend gegen 22.00 Uhr vor der Kunstakademie sein soll? Da ich nicht weiss was da noch so auf mich zukommt werde ich Kai bitten sich da mit ihm zu treffen und auch Aaron und David die er heute kennengelernt hat werden dort sein.
Also, dann würde ich mich mal auf den weg machen...ich hoffe es beruht auf Gegenseitigkeit wenn ich sage: Es war mir ein Vergnügen und Dir hoffentlich nicht gänzlich unangenehm! Kraul Hansi von mir hinter den Ohren. Achja, wenn irgendwas ist habt ihr ja meine Telefonnummer. Kann zwar sein das sich David oder Aaron da melden aber denen könnt ihr alles ausrichten...die Jungs sind zuverlässig und haben mein volles Vertrauen. Also, machs gut und bis zum nächsten Mal!"

Moishe schenkte Jenny ein freundliches Lachen und ging immer noch an seiner Zigarre paffend zu seinem Wagen. Noch bevor er den Motor startete wählte er die Nummer von Enio Pareto.
 
"Richte dem Pilger meine Grüße aus!", sagte die Caitiff nicht ohne eine gewisse Bissigkeit in der Stimme. "Ich sage Duke bescheid!"

Zum Abschied gab es nur ein kurzes winken mit der Hand. Jenny wartete, bis der Sheriff außer Sichtweite war und machte sich auf Richtung Stadtpark, er lag vom Stadion aus gesehen nur ein paar Minuten entfernt. Sie wusste, dass einer der Landstreicher, Horst Senfkorn, hier meistens die Nacht vebrachte.

Lange musste sie nicht suchen. Der Alte lag an seiner Lieblingsstelle, hinter einer Holunderhecke und schlief. Jenny hockte sich neben ihn und weckte ihn sanft. Verschlafen sah er zu ihr hoch.

"Jenny? Hurh? Was ist?", er war noch gar nicht richtig bei sich.

"Alles gut, Horst! Beruhig dich. Ich hab was für dich, kann leider nicht warten..."

Mit einem breiten Grinsen schob sie dem Landstreicher die Zigarre zwischen die Zähne.
Es waren noch zwei Drittel übrig.

"Musste sie leider anzünden, um sie zu bekommen. Das meiste ist noch dran... Ich weiß es ist spät, aber vielleicht hast du ja trotzdem Spaß?"

Der olle Senfkorn war einst Chef einer Bank gewesen, bis ihm die Trennung von seiner Frau und der Teufel Alkohol den Boden unter den Füßen weggezogen hatten. Früher hatte er es geliebt eine gute Zigarre zu rauchen, Horst hatte es Jenny mal erzählt, als sie eines Abends zusammen am Ufer der Finster gesessen hatten.

Nun saß er in seinem verdreckten Schlafsack und paffte selig an seiner Zigarre.
Jenny war bereits wieder verschwunden, sie hatte noch einiges vor die Nacht...
 
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