[16.05.2008] Ersteindruck bei der Primogen

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Die Nacht für Vicente war frisch als er sich von seiner Ruhestätte in Hamburg erhob. Erwählte den für diese Nacht bestimmten Anzug sowie eine passende Krawatte und betrachtete seine Erscheinung im Spiegel. Der Abschluß der Reise die ihn in die neue Stadt führen würde stand unmittelbar bevor.

Er wandte sich von seinem Spiegelbild ab, befestigte die Manchettenknöpfe und suchte sowohl die Nummer der Primogen welche er von Michael erhalten hatte wie auch sein recht mobiles Telephon hervor. Zweifelnd betrachtete er das Display, sinnierte kurz über die Sinnhaftigkeit des Minirechners bevor er schließlich die Wahl-Taste betätigte.

Während der Rufton erklang begab sich Vicente zum Fenster, lies seinen Blick über die Hansestadt gleiten. Es mochte ungewöhnlich sein sich noch am Abend der ersten Begegnung telefonisch zu melden, dennoch hielt er diesen Weg für vorteilhafter. Zumeist federte ein erstes Gespräch zumindest Aspekte des Eindrucks den seine Präsenz schaffte ab.

Vicente würde warten bis entweder seine Gegenüber oder ihr Anrufbeantworter antwortete. Sofern die Nummer auf dem Display des antwortenden Apparat angezeigt wurde wäre erkennbar das es sich um einen italienischen Anschluß handelt. Mit entsprechender Landeskenntnis ferner das es sich um ein mobiles Gerät handeln musste.
 
Helena betrachtete kurz ihr Handy, in Italien kannte sie nur einige Nummern, die hier gehörte nicht dazu und so nahm sie gespannt ab und meldete sich dann auch in ziemlich akzentfreien italienisch.
"Guten Abend, hier Helena O'Niell", meldete sie sich. "Was kann ich für sie tun?"
 
Das die Primogen sich auf italienisch meldete vermochte den Italiener, der sich zuvor sorgfältig auf seine Deutschkenntnisse konzentriert hatte durchaus zu überraschen. So diente der kurze Moment der Stille mehr mit dem zurückfinden in die eigene Muttersprache als der Übersetzung, ebenso der Erwägung wie frei man sprechen konnte. Sein technisches Wissen war beschränkt, dennoch wusste er das zumindest klassische Telefone abgehört werden konnten.

"Guten Abend Signora O'Niell. Wenn Sie gestatten mich kurz vorstellen, mein Name ist Vicente Rosselini. Herr Köning hat für diesen Abend einen Termin mit Ihnen bezüglich der Modalitäten der Einreise vereinbart. Es ist mir bewusst das das Arrangement überaus kurzfristig ist und ich möchte Ihnen hiermit einen ersten Dank dafür ausdrücken das sie es einrichten konnten. Wenn sich Änderungen ergeben haben oder wir Ihnen entgegenkommen können, lassen sie es mich bitte Wissen." Die Stimme für sich genommen klang ruhig, ebenso kultiviert wie fest. Italienisch war eindeutig seine Muttersprache und die Betonung wies auf Einflüsse aus dem Norden.
"Ich bitte Sie zu entschuldigen das ich Sie auf diesen unkonventionellen Weg kontaktiere. Die Umstände verhinderten die Gestaltung eines traditionelleren Schreiben." Auch wenn die die Wortwahl Begriffe aus der kainitischen Gesellschaft vermied war sie in der Höflichkeitsform einer Höhergestellten angemessen, wirkte wohl auch deswegen eher steif.
 
"Keine Ursache, Signor Rosselini", erwiderte Helena. "Ja, Herr Köning hat sie schon angekündigt und für ihre Unterkunft habe ich auch schon gesorgt. Allerdings bin ich im Augenblick sehr beschäftigt und würde sie bitten, daß sie sich nach ihrer Ankunft im Cafe des Trois bei Miss Hayley melden, die wird mich dann informieren, daß sie da sind, daß ich sie als bald dort treffen kann."

Es war in italienisch sehr einfach blumig zu sprechen, alleine deswegen mochte sie diese gerne, auch wenn viele oder die meisten der italienischen Toreador ein ganz passables französisch sprachen.

"Wo sind sie denn im Augenblick, in der Stadt oder auf der Fahrt hierher?"
 
"Vielen Dank. Wir werden unsere Ankunft bei Miss Hayley anmelden lassen." entgegnete Vicente, den Namen sowie das Cafe in einer mentalen Notiz vermerkend. "Im Augenblick befinde ich mich noch in der Stadt; in Hamburg." Die fehlenden Hintergrundgeräuche die ein Auto oder einen belebten Platz verrieten legten nahe das er die Wahrheit sprach. "Wir werden innerhalb der nächsten Minuten die Fahrt antreten."
 
"Gut, dann werden sie noch einige Stunden brauchen, ich wünschen ihnen eine gute Fahrt und wir sehen und hören uns, wenn sie da sind", erwiderte Helena. "Wenn sie sich im Hotel einmieten wollen, nennen sie mich einfach als Referenz, dann bekommen sie passende Zimmer, wie es unsereins benötigt."

Es könnte ja sein, daß die Herschaften was mehr an Gepäck hatten, man konnte ja nie wissen.
 
Er überlegte welchen Zeitrahmen die Wohnungssuche sowie den finalen Umzug wohl beanspruchen würde. Es war ein Thema das er Sofia sowie Sebastiano überlassen hatte und von diesen beiden auch im weiteren bearbeitet würde. Zwar hatte er Vertrauen in die Fähigkeiten seiner Guhle, jedoch erschwerte es die Analyse des Zeitraum. Ob es tatsächlich angebracht war ein Zimmer für längere zu mieten oder eine Buchung für einige Tage, vielleicht Wochen reichte. Wenn wir in die Domäne aufgenommen werden.

"Ich werde gerne auf Ihre Referenz zurück kommen. Sie können sich versichert sehen das ich ihnen diesbezüglich keine Umstände bereiten werden." Eine sichere Zuflucht, ein Schrank für die Anzüge und eine Dusche würden ihm genügen, alles darüberhinaus war angenehm jedoch im Kern verzichtbar. Seine Begleitungen würden vorrübergehend auf normale Hotels zurück greifen können.

Ein kurzer Moment entstand in dem die Primogen die Möglichkeit hatte das Wort zu ergreifen, womit er jedoch nicht rechnete. "Ihnen wünsche eine erfolgreiche Nacht Signora O'Neill." er erwog welche Abschiedsformel angemessen wäre und kam schließlich auf ein knappes. "Bis später."
Er würde die Verbindung nicht grob, knapp hinter der letzten Silbe, trennen, jedoch auflegen wenn Helena nicht noch etwas anfügen würde.
 
"DIe Zimmer gehen auf Kosten der Kunstakademie bis über ihren weiteren Verbleib in der Domäne entschieden ist", fügte Helena noch dazu. Sie kannte die Männer schließlich nicht und nicht immer ging gutes Benehmen auch mit guten Finanzen einher.

"Das Hotel ist speziell für unsereins ausgerüstet. Nochmals gute Fahrt."

Dann legte sie auf.
 
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