Re: Eure Charkterkonzepte
Paulus H. Mair Geschäftsführer einer Filiale einer großen, allseits bekannten Supermarktkette.
Paulus H. (wie Hector) Mair, "Mair mit a ohne e", ist nicht gerne in seinem Job, auch wenn seine Regions-Manager ihn für einen "guten Mann" halten. So etwas nennt man auch bisweilen "innere Kündigung". Er macht halt seinen Job so gut er kann, aber er erfährt keine Erfolgserlebnisse aus seiner eigenen Arbeit.
Paulus Mair ist mittelgroß, hat eine gute Anzugfigur und eine sehr verbindliche Art. Sein ehemals schwarzes Haar hat inzwischen schon ein paar graue Haare bekommen und sein kurzer Schnurrbart ist schon fast ganz grau. Seine Augen wirken meist konzentriert oder gar verärgert, außer wenn er mit seinen Untergebenen spricht. Da ist eine ehrliche Freundlichkeit in seinen hellbraunen Augen zu spüren.
Lange ist es her, da hatte er während seines Wirtschaftsingenieursstudiums seine Frau Anne kennengelernt. Man zog zusammen, hatte bälder als sich beide es wünschten eine Tochter, Yasmin, und hatte noch während der Schwangerschaft geheiratet. Seine Frau arbeitete bis dahin als Büroangestellte und finanzierte die gemeinsame Wohnung, doch konnte sie nun nichts mehr zum gemeinsamen Unterhalt beitragen. Daher brach er sein Studium ab und diente sich im Einzelhandel hoch bis zum Store Manager, auf gut deutsch Geschäftsführer, einer Filiale einer großen, unübersehbar allgegenwärtigen Supermarktkette.
Früher war er eigentlich mehr daran begeistert Dinge bewegen zu können, die Aussicht wichtige Projekte zu machen oder zumindest mehr technisch orientiert zu arbeiten motivierte ihn zum Studium. Doch mit dem Abbruch, der Notwendigkeit jetzt sofort Geld heranzuschaffen blieb ihm das Ausleben dieser Interessen verwehrt. - Je länger er arbeitete, desto schlechter wurde seine Laune, desto unzufriedener wurde er. So kam es ständig zu Spannungen in der kleinen Familie. Richtig schlimm wurde es aber erst nach der Geburt der Zwillinge Tanja und Sofia. Eigentlich hatte er sich mit Anne während der Schwangerschaft wieder gut zusammengerauft. In der Arbeit ging auch alles nicht außergewöhnlich schlimm. Aber sie distanzierte sich mit der Zeit immer mehr von ihm, was ihn zu Selbstvorwürfen brachte. - Als er aber eine neue, größere Filiale übernehmen sollte, mußte er länger auswärts arbeiten und wurde zum Wochenendpendler. Eines Samstag abends kam er nach Hause zurück und fand die Wohnung verlassen und eine lapidare Notiz, daß Anne nun die Scheidung beantragen würde.
Da war er wirklich am Boden.
In der Arbeit ließ er sich nichts anmerken - wie man sich zusammenreißt und trotzdem seine Arbeit macht, das hatte er von seinen Eltern gelernt. Wie genau die Scheidung ablief, daran kann er sich kaum noch erinnern. Das ist alles wie ein Nebel, wenn er daran zurückdenkt. Aber alleine in seiner Wohnung, wo ihn immer noch genug an die guten Zeiten des gemeinsamen Zusammenlebens als Familie erinnerten, da hatte er jedenfalls keinen eigenen Antrieb mehr. Er hing durch. Jahrelang. - Selbst das Besuchsrecht bei seinen Kindern nahm er nur noch selten wahr. Die schauten ihn auch immer so an, als ob er schlimmer noch als fremd wäre. Das zog ihn nur noch mehr runter.
Das ging so lange, bis ein alter Studienkollege zu Paulus' 30. seine zweijährige Lethargie unterbrach und Paulus auf einen Rundflug einlud. Dieser Studienkumpel, Johann Spleiß, hatte ein eigenes zweimotoriges Flugzeug. Paulus begeisterte der Flug so sehr, daß er fragte, wie kompliziert das sei, dies selbst zu lernen. Das war vor acht Jahren. Nun mit 38 hat er so ziemlich alles, was irgendwie flugfähig ist, mal selbst geflogen. Die Fliegerei läßt ihn sich selbst abheben von dem ganzen unaufrichtigen Getue in der Arbeit und der ständigen Terminhektik und läßt ihn zu sich selbst zurückkehren. Ein Ruhepol, den er inzwischen auch in die Arbeit mitnehmen kann. In seinem Büro stehen neben Modellen seiner eigenen Maschinen auch noch Modelle von Flugzeugen, die er gerne noch einmal selbst fliegen möchte. Selbst sein Kalender ist nicht der nach Konzernrichtlinie vorgegebene Wandkalender, sondern ein großformatiges Teil mit wunderschönen Segelflugaufnahmen.
Ihm selbst ist es nicht so bewußt, aber seine Kontakte nach außen zu Kollegen, Kunden und generell zu anderen Menschen haben an Wärme und Mitgefühl gewonnen, seit er sich für das Fliegen mehr als nur begeistern kann. Die Menschen merken, wenn er entspannt mit ihnen spricht, daß er in sich den Funken der Begeisterung trägt.
Begeistern kann er sich für seine Arbeit leider weniger. Er "schönt" seine Zahlen. Ja, klar. Das macht doch jeder. - Aber Paulus H. Mair hat dabei ein so glückliches Händchen, daß er damit besser durchkommt als manch anderer. Das liegt aber auch daran, daß sein Auftreten in der Regel tadellos ist und er seine Berichte stets gut "verkaufen" kann.
In Wirklichkeit wäre er gerne raus aus dem ganzen Trott, doch für eine Selbstständigkeit fehlt ihm der Mut, und als Store Manager hat er stets Angst, daß jemand doch mal rausfindet, was an seinen Zahlen geschönt ist. Diese Angst ist umso stärker, als er dieses Lügen eigentlich haßt. Für ihn ist Unaufrichtigkeit etwas wirklich Schlimmes. Seine Angst und auch sein Mitgefühl für die Angestellten in seinem Store zwingen ihn jedoch förmlich dazu. Unwahrheiten ohne mit der Wimper zu zucken zu erzählen fällt ihm nicht leicht, auch wenn er es durch inzwischen lange Übung gut genug kann. Aber am liebsten würde er öfter mal den Mund aufmachen und das rauslassen, was er wirklich denkt, damit die ihm Vorgesetzten mal verstehen, was es heißt, wenn man wahre Verantwortung übernimmt.
Über die Fliegerei hat er inzwischen auch internationale Kontakte und Freundschaften knüpfen können und wenn er nicht gerade selbst fliegt, so ist er in seiner Freizeit oft beim Chatten mit seinen Bekannten weltweit. Für eine neue, stabile Zweierbeziehung hat es aber bislang nicht mehr gereicht. Da ist er selbst auch zu vorsichtig.
Es betrübt ihn etwas, daß er seine Töchter nicht wirklich hat aufwachsen sehen. Er macht sich selbst Schuldgefühle, daß er sie hätte öfter besuchen sollen. Doch, so sagt er sich dann immer, ist Anne eine gute Mutter und die Scheidung war tatsächlich für alle die bessere Wahl, statt sich gegenseitig kleinzumachen. Irgendwann würde er gerne mal seine Töchter mit auf einen Flug nehmen, damit sie auch mal sehen können, wie frei man da oben sein kann.
Attribute:
Körper: 40 "Schreibtischtäter, der schon mal fitter war."
Schnelligkeit: 65 "The sky is the limit."
Verstand: 50 "Informiert Entscheiden geht nur, wenn man weiß was Sache ist."
Seele: 65 "Toyota!"
Fertigkeiten Körper:
Sportlichkeit: 30 "Nur wer sich bewegt, lebt noch."
Handgemenge: 15 "Au! Dafür werde ich Sie verklagen!"
Ranklotzen: 25 "Schlafen war gestern, heute ist Quartalsabschluß."
Fertigkeiten Schnelligkeit:
Ausweichen: 15 (+5 Zusatzpunkte) "He! Mein Anzug! Können Sie nicht aufpassen?"
Fahren: 15 "Defensive Fahrer kommen sicherer ans Ziel."
Initiative: 32 "Sie bleiben beim Kunden, sie holen den Krankenwagen und sie Eimer und Lappen. Worauf warten Sie denn noch? Zackzack!"
Roter Baron: 50* "Einmotorig oder mehrmotorig, ultraleicht oder Segler - ich fliege alles, was in der Luft bleibt."
Fastest Hand in the Web: 15 "Am Keyboard sind meine Finger schneller als das Licht - zumindest manchmal."
Fertigkeiten Verstand:
Allgemeinbildung: 25 "Ich kann ja nicht den ganzen Tag Zeitung lesen..."
Verbergen: 15 "Könnten Sie vielleicht einen Augenblick vor der Tür warten, Herr Wachtmeister?"
Wahrnehmung: 20 "Das ist mir garnicht aufgefallen! Wieso haben Sie mir das nicht schon früher gezeigt?"
Vorzeigbare Geschäftsführung: 25 "Oje, die Zahlen für September sehen nicht gut aus. Hm, wenn man das aber herausrechnet und dorthin schiebt..."
Doppeldecker selbstgebaut: 10 (+5 Zusatzpunkte) "Natürlich habe ich an alles gedacht. Ich will das Ding schließlich selbst fliegen. - Nanu, was klemmt denn da am Höhenruder?"
Fertigkeiten Seele:
Professioneller Anzugträger (Ausstrahlung): 35 "Guten Tag. Mair mein Name. Mit a ohne e. Haha. Ich bin ja hocherfreut Sie als unseren neuen Regional Supervising Manager endlich einmal kennenzulernen. Darf ich ihnen etwas anbieten?"
Zielgruppenorientierte Kommunikation (Lügen): 30 (+5 Zusatzpunkte) "Und unsere Filiale hat im letzten Quartal folgende Steigerungen realisieren können..."
Gespür für seine Mitarbeiter: 30 "Frau Körber, ich habe erfahren, daß sie ihre Mutter zu Hause pflegen. Meinen Respekt dafür. Das könnte nicht jeder leisten. - Was halten Sie übrigens davon, wenn Sie auf Dauer nur die Frühschicht machen, statt immer zu wechseln? Ich denke, dann können sie die Zeiten für den Pflegedienst besser einrichten, nicht wahr?"
Obesssion:
Flieger ("Piloten ist nichts verboten, drum gib Vollgas und flieg um die Welt...")
Temperament:
Furcht: Versagensangst (Identität) "Wenn jemand spannt, wie mies es wirklich läuft, dann drehe ich durch!"
Wut: Verlogenheit "Ich kriege jedesmal den Zorn, wenn ich für diesen Scheiß-Job lügen muß. Aber wenn ich selbst auch noch angelogen werde, dann könnte ich ausrasten!"
Tugend: Wahre Verantwortung "Die 'Vollzeiteinheiten' sind doch nur Zahlen, wir reden hier von Menschen! Jede Zahl ein Schicksal - können wir DAFÜR wirklich die Verantwortung tragen? Denn das ist die wahre Verantwortung, die wir haben!"
Auslöser:
Paulus geht es jetzt so langsam seelisch besser, und er sehnt sich schon ein wenig danach seine vergangenen Fehler im Umgang mit seiner Ex-Frau Anne und erst Recht mit den Kindern wiedergutzumachen. Doch das ist irgendwie schwerer als er das dachte. Vor einem halben Jahr, als er nach einem weiteren Umzug um einen noch größeren Store zu übernehmen, seine Akten aus den Umzugskartons zusammensuchte, konnte er die Heiratsurkunde nicht mehr finden. Er hat fast das ganze Wochende mit Kramen in Umzugskartons gesucht, konnte aber weder die Urkunde noch die Scheidungsunterlagen finden. Und die Visitenkarte des Anwalts, der ihn vertreten hatte, war irgendwie ziemlich verblaßt bedruckt. Weder der Name noch die Adresse oder Telefonnummer konnte man noch lesen. - Einen Monat später war Paulus in der Nähe der Schule, wo die Zwillinge unterrichtet werden. Ihm war klar, daß er sie nicht einfach ansprechen können würde. Aber zumindest mal sehen, wie sie sich in der sechsten Klasse so machen, wollte er. Die Klasse 3c war es, das wußte er - woher war ihm nicht so ganz klar. Vielleicht hatte Anne ihm das geschrieben? Auf jeden Fall waren die beiden Mädchen nicht auffindbar. Da fuhr er heim und wollte ihnen seine Unterhaltszahlungen etwas erhöhen. In seinem Online-Banking war aber der Dauerauftrag für die Überweisung nicht auffindbar. Dabei hatte er diesen seit Jahren nicht geändert. Die letzten paar Kontoauszüge hatten auch schon keinen entsprechenden Buchungspunkt mehr. Einzig ein schriftlicher Beleg für eine Bareinzahlung, die er in der Bankfiliale zum Geburtstag von Yasmin gemacht hatte, fand er noch. Aber diese war auf irgendeinem Thermopapier ausgedruckt worden, daß er zwar die Unterschrift des Bankangestellten noch lesen konnte, aber nicht mehr die Kontonummer entziffern konnte. - Letzte Woche hätte sich sein Hochzeitstag zum 17. Mal gejährt. Nächstes Jahr würde Yasmin volljährig sein. Er suchte nach den alten Fotos, aber die Alben, in denen er hätte schwören können, daß sie diese Bilder enthielten, waren nur voller Bilder mit seinen Studienkumpels von einer Hüttenfahrt wohl in den Alpen, an die Paulus sich nicht so recht erinnern konnte. Vor allem, weil er darauf den blauen Pullover anhatte, den Anne ihm während ihrer Schwangerschaft mit Yasmin gestrickt hatte. So jung, wie er auf diesen Bildern war, mit den langen Haaren und so, muß die Hütte genau zu der Zeit gewesen sein, wo Paulus ständig bei Anne war und sich um die neugeborene Yasmin gekümmert hatte. Genau im ersten Winter nach Yasmins Geburt. Das kann aber nicht sein. Oder doch?