AW: Spielwelten für verschiedene Altersklassen gleichzeitig möglich?
Bei Filmen gibt es dafür haufenweise Beispiele.
Von "Kinder"filmen wie Coraline, Oben usw. angefangen über Familienkomödien wie Hangover oder wenn wir weiter in die Vergangenheit gehen Hund namens Beethoven usw. bis hin zu Abenteuerfilmen wie Reise bis zum Mittelpunkt der Erde usw. finden sich überall Filme die gleichermaßen von jungen Erwachsenen sowie Leuten mittleren Alters, Eltern (oft auch auf Wunsch ihrer Kinder) und Rentnern geschaut werden. Ich jobbe in einer Videothek und sehe das jeden Tag.
Bücher? Sachen wie Harry Potter werden in allen Altersklassen gelesen.
Spiele allgemein sind schwierigere Sache. Klassiker wie Mensch ärgere dich nicht, Monopoly oder Risiko werden mit wechselnder Inbrunst aber in verschiedenen Alterklassen gespielt (ein gewisses Grundalter vorrausgesetz). Sicher.
Allerdings:
Sicher haben Risiko und Monopoly ein "Setting" und eine "Story" dahinter. Allerdings ist diese sehr weit im Hinterkopf und unwichtig. Im Grunde geht es nicht darum und man kann das Spielprinzip OHNE etwas vom prinzipiellen Spaß zu verlieren wechseln. Z.B: Warum nicht Risiko und Monpoly tauschen lassen? Eine "Weltkarte" die verschiedene Stadtbezirke abbildet. Die Einheiten sind Investionen oder Tochterfirmen oder oder oder, das Kämpfen ist der Wettberwerb auf dem Markt wer als bestes Hotel bestehen kann. Monopoly wiederum wird gespielt indem man -optisch leicht verändert aber durch festen Pfad ebenso linear- auf der Weltkarte entlang geht und sich unterwegs durch "Armeen" die man ausgibt kauft. Wenn jemand anderes auf dem Land seine Truppenverbände rasten lässt werden teile davon überfallen und Zwangsrekrutiert. Natürlich ist das Beispiel erzwungen aber man sieht es geht ohne Probleme.
Bei Spielen die durch ihre Hintergrundwelt Spaß machen sieht das schon anders aus. Hier ist meist ein direkter Anspruch vorhanden, der die Altersgruppe festlegt. Die Story von Pandemie IST für echte Kinder einfach uninteressant und nicht greifbar. Ein storygetriebenes Gesellschaftsspiel für Kinder kenne ich gar nicht, aber ich bin selber aus de Alter raus und hab noch keine insoweit liegts vermutlich daran. Ich gehe aber davon aus, dass es diese ebenso gibt.
Rollenspiele haben wie Gesellschaftsspiele vom Hintergrund her dasselbe Problem. Entweder macht man es so generisch, dass es langweilig wird, aber für alle Altersklassen gleichermaßen greifbar. Will dann aber keiner Spielen.
Du fragst ja aber nach etwas ganz anderem EIN Setting mit mehreren Produkten.
Ein Setting wohlgemerkt.
Das heißt der Umweg über Regionen ist nur ein Scheinsieg. Wenn ich ein RPG über Anton den kleinen Vampir mache und eins über böse schnetzelnden Werwölfe, kann ich noch so oft sagen, dass es dieselbe Welt ist, am Ende sind es zwei verschiedene Settings, die bestenfalls FLUFF Crossover geeignet sind (und das auch nur auf dem Papier). Also sollte es WIRKLICH dasselbe Setting sein. Vielleicht ein leicht anderer Fokus was gespielt wird, aber eben doch merkbar verwandt. Damit hätte man das Setting bedient und gut ist.
Natürlich muss man dann immer noch erklären warum in der selben Welt ganz allgemeine Sache anders (sprich altersgemäß) aufbereitet werden, aber das ist verkraftbar. Die Kleinen stört es nicht solange sie nur "ihre" Kost kriegen (ganz wertfrei!) und die Großen können das als Designaspekt akzeptieren.
Beispiel hier: Diebe. Einmal die Diebesgilde der Kinder. Romantisch verklärt, vielleicht ein wenig wie bei Herr der Diebe oder so. Auf der anderen Seite die erwachsene Diebesgilde, die keineswegs lieb und nett ist. Fiese Gestalten Mord und Totschlag usw. Die Erwachsene Diebesgilde schützt ihren Nachwuchs die Kinder vor den schlimmsten (nicht altersgerechten) Sachen, lässt sie aber sonst fast alleine agieren. Kinder ide zu alt werden können übertreten in die echte Gilde.
Was die Regeln angeht ist die Lösung genauso leicht (eingängig) wie schwer (auszuführen). Ein sehr simples Regelkonstrukt, das in sich geschlossen ist und funktioniert und vor allem nicht abgespeckt schmeckt! Dann noch einmal dasselbe mit einigen Zusatzregeln für weiteres Detail. Die Detailregeln müssen sich nahtlos anfügen und nicht "aufgesetzt" wirken.
In beiden GRWs muss die jeweils andere Möglichkeit ebenfalls erklärt werden. Einmal als wirklich optionale Regeln, die nicht empfohlen sondern nur dargestellt werden, und einmal als mögliche Vereinfachung (z.B. für NSCs). Die einzige andere Alternative sind 2 komplett verschiedene Regelwerke. Allerdings schreckt man so beim Übergang von dem einen ins andere ab.
Wenn wir diese Situation haben, dann haben wie 2 Produkte, die deine Anforderungen erfüllen.
Wohlgemerkt nur die Produkte.
Wie diese wahrgenommen werden kommt viel auf die Schreibweise, das Marketing, die Illus und die Präsenz der Autoren an.
Beispielsweise müssten beide GRWs gleichzeitig rauskommen oder zumindest SEHR zeitnah sonst ist das eine immer ein Abklatsch vom anderen. Eben genau dieses "ist ja doch eher was für Kinder" was du bemerkst wenn z.B das Kinderprodukt zu erst rauskommt. Genauso darf der Unterschied aber auch nicht zu groß sein, sonst fühlen sich die kleinen nicht ernstgenommen.
Auch Folgeprodukte müssten immer so gemacht werden das nicht der wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund steht sondern beide Systeme beidermaßen bedient werden.
Fazit: In der Theorie leicht möglich. Praktisch braucht man SEHR SEHR gute Autoren, viel Glück und vor allem einen Verlag mit mächtig Kohle in der Hinterhand ohne wirtschaftliche Interessen.