Pierrot's Midnight Circus

Pierrot

Anthropophobic
Registriert
26. Mai 2005
Beiträge
1.014
Jeden Tag um Mitternacht herum ein neues "Werk", zum Zerreisen und Zerfleischen freigegeben. Bin kein guter Künstler, aber es ist mir lieber dies in einem Thread zu sammeln, statt jeden Abend im vergänglichen und halb-überfülltem Depri-Poem-Club.

Eingeleitet mit einem meiner ersten Werke, dem Anfang von allem.

Wirren einer Liebe


"Es ist aus"
sind die letzten drei Worte
die ich deinem Mund entlocken konnte.
Meine Glieder erkalten, erschlaffen,
werden Gefühllos,
ihrer einstigen Wärme beraubt.

Erstarrt,
alleine gelassen
umfängt mich der Schatten
aus längst vergessenen
nein, verdrängten Zeiten.
Er drängt sich auf,
lässt mich nicht mehr sehen
und grenzt mich von dem ab
was ich sehnlichst zu greifen versuche:
dich.

Blind taste ich nach dir,
doch jedes Gefühl dich zu spüren,
ja gar dich zu sehen
wird zu quälender Illusion.

"Es ist aus"
dieser Fluch
hallt gleich eines Schreies
ewig in meinem Schädel wieder,
um nie zu verstummen;
beantwortet mit der letzten Wahrheit
die dieser Irre kennt: "Ich liebe dich!"

Dich zu spüren, zu liebkosen,
dir Freude zu schenken;
sind die letzten Wünsche
die er nicht mehr auszusprechen vermag.

Ich will dich spüren, dich nie mehr alleine lassen.
Ich fessle dich und werde immer für dich da sein.
Ich liebkose dich, gebe dir alles was du willst,
werde dir jeden Wunsch von den Lippen ablesen.
Hast du Durst, so gebe ich dir zu trinken.
Hast du Hunger, gebe ich dir zu essen.
Bist du verletzt werde ich deine Wunden reinigen.
Nur damit du mein bist,
niemand sonst soll dich mehr zu Gesicht bekommen.

So hängst du an seidenen Fäden,
schlaff wie eine Marionette.
Jene schnüren dir in die Haut,
so dass kleine Rinnsale von scharlachrotem Blut
deine Arme hinunterlaufen.
So wie du dahängst,
lecke ich dir das Blut von den Fingern
und umarme dich,
dass deine Knochen zu brechen drohen.
Ich blicke dir ins Antlitz
und du verachtest mich mit einem Lächeln.

"Es ist aus"
Schlag mich, treibe mir deine Klauen in den Rücken.
Zerreise mein Fleisch, so dass es meiner Seele gleicht
und töte mich, es ist mir nun gleich.
Zerstöre diesen Körper,
der nur noch in der Ecke sitzt,
denn sonst beginnt das Ende zu leben.

Dazu, dafür, dass es das erste Posting ist noch ein kleines Gedicht eines meiner Lieblingsdichter:

Fügungen

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica]Es heißt
ein Dichter
ist einer
der Worte
zusammenfügt[/FONT]

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica]
[/FONT]

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica] [/FONT][FONT=Verdana, Arial, Helvetica]Das stimmt nicht[/FONT]
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica]
[/FONT]

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica] [/FONT][FONT=Verdana, Arial, Helvetica]Ein Dichter
ist einer
den Worte
noch halbwegs
zusammenfügen[/FONT]

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica]
[/FONT]

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica] [/FONT][FONT=Verdana, Arial, Helvetica]wenn er Glück hat[/FONT]
[FONT=Verdana, Arial, Helvetica]
[/FONT]

[FONT=Verdana, Arial, Helvetica] [/FONT][FONT=Verdana, Arial, Helvetica]Wenn er Unglück hat
reißen die Worte
ihn auseinander

~Erich Fried

[/FONT]
 
AW: Pierrot's Midnight Circus

Gleisende Nacht

Gleisende Nacht der frühe
wie verachte ich dich.
Trostlos zu beiden Seiten
in dunkler Ferne schwindend.

Kaum eine Möglichkeit
der Flucht.
umfliest
süß und schauerlich
der Wind meine zitternden
Gliedmaßen.

Kalt, gefühllos
schlurft das schlaffe etwas
entlang, die Lichter
immer wieder funkelnd,
im weisenden Blickfeld.

Den Nacken auf dem Rücken
den Kopf zur Seite gedreht
im Ächzen des Alltags
ist es noch nicht so weit,
über die Schwelle
und
ins ende zu treten.

Alsbald
von Einsamkeit umschlungen
dringen die Seelen ein.
Flüsternd, nicht mehr als
ein Hauch
dringt der Ruf auf mich ein.

Ungeachtet
geht man den Schritt vorwärts
um all dem ein Ende zu setzen
und befindet sich endlich
im Zug zu seiner Liebe.
 
AW: Pierrot's Midnight Circus

Von Künstlerhand

Der erste Gedanke,
die ersten Striche
auf Papier aus Mitleid gepresst.
Sachte gleitend,
huscht der Stift
über samtene Oberfläsche
um im nächsten Moment
von starrer Hand
gleich einer Gesichtes
begutachtet,
gefühlt werden
auf flachen Papier
die Konturen zu Ahnen.

Unvollkommen...
der Vergangenheit entrissen
still,
geduldig zerissen
gesegnet eines Tropfen Blut

Wieder aufgesetzt
kriecht ein Rinnsal
vom Schaft zu Blatt
es zu überziehen
mit purpurnem Schimmer
während Striche
unklar und unrein
von neuem begonnen
in Verlauf gestoppt
und ihr Schicksal erleiden

wieder geraschell
neuerliche Schnitte
Verzweiflung
der Kraft beraubt
mit jedem Strich
ein neues Blatt zu zerreisen
und den Untergrund
zu tauchen
in tiefstes Blutrot.

Hände
aus Schicksal geboren
zerschnitten
von Güte gebrochen
unfähig
der ehemaligen Gabe beraubt
unwirklich
quälend im Wahn
in Stille getaucht und
verachtet

kalt und grausam, wieder willen
gezogen in einen kreis aus leid
gestoßen in die spirale
camina burananisches rad in endloser sonate versiegelnd
verzehrend
züngelnde flammen hinter geschlossenen lidern
seele aus gequältem feuer
ängstlich
versteckt
unwirklich für sich selbst

verbrennend
vernichtend in der berührung
erdolcht mit dem werkzeug der zerstörung
brennendes blut, aderlass aus flüchtiger erleichterung
unfähige
flammende hände
 
AW: Pierrot's Midnight Circus

2004

1640,
der Sommer ist genaht.
Blumen,
in Anbetracht deiner Schönheit
nur ein purer Abklatsch der Natur.
Dein Duft,
lieblicher als der laue Wind
auf unserer Haut
inmitten dieses Hügels.
Mit dir,
so da in den Blumen liegend
waren sie vollkommen
auf ewig,
denn du standest nie mehr auf.

1733,
dein fröhliches Lachen,
unvergleichlich
und wohlklingend
vermischt mit dem
Säuseln der Ströhmung
des Flusses
an dessen Ufer wir tollten.
Die Dämmerung zog hinein
und beschiehn dein Antlitz
welches
so wunderschön
an den Ufern des Flusses
nie mehr
zwischen dem Schilf hervorlächelte.

1826,
zusammen
mit einem Glas roten Weines
vor dem warmen Karmin
deine warmen Wangen
zu spüren
und den friedlichen Puls
in stillem Horchen
zu vernehmen.
Vor deiner Tür
die süßesten Küsse tauschend
bereue ich
dich
in Anbetracht
dieser Kohlen
losgelassen zu haben.

1912,
dir
unter Vorhängen des Regens
meinen Mantel übergeworfen
um dich
zu schützen
vor Kälte und Nässe
ward ich zu ungewand
und sah
hilflos
dich,
im Augenblicke
des Donnerns
deine sonst so
anmutige Gestallt
neben mir
gekrümmt
zusammensinken.

2004,
unfähig
warte ich
auf deine Rückkehr,
doch deine sonst
so schöne Stimme
wande sich mir
voll hass zu
und nun
harre ich
gebückt
und gebrochen
in scharlachrotem
Schnee.
 
AW: Pierrot's Midnight Circus

Seelenleere

Eine Winzigkeit im Strom der Zeit
und doch bedeutend
verloren
und damit den Rest dem Verfall überlassend.

Dieses etwas,
in seiner Vertrautheit
meint man
sich immer daran erinnern zu können

Glück geht einherr,
doch der nächste Moment scheltet
was verloren ist
um Trauer zu säen

Dies winzig Ding
im Auge des Betrachters
nimmt doch
mehr ein als man ist.

Ohne es gehen Dinge verloren,
aber man ist nicht nichts,
dennoch ohne es
so sehr viel weniger.
 
AW: Pierrot's Midnight Circus

Ich persönlich bin ja ein Fan von Reim und Versmaß...
Ich gaub auch, ein Gedicht, dass mehr in diese Form passt würde, deinem Versuch entgegen kommen Gefühle beim Leser zu wecken...
Denn ohne entsprechende Werkzeuge sind deine Gedichte meistens zu lang... außer Fügung das ist eigentlich gut... vor allem find ichs witzig...
 
AW: Pierrot's Midnight Circus

Nunja, ich bin hingegen nicht wirklich ein Fan von Reim und versmaß, sondern eher dem Stil der Trümmerliteratur und dem Sekundenstil.
Reim und Versmaß muss man sich auch zu oft einen abbrechen und da sind die Ergebnisse bei weitem noch unbefriedigender.

Und Fügungen ist, wie auch schon geschrieben, das einzige Gedicht, das nicht von mir ist (und lies mal ein paar Liebesgedichte von Erich Fried. Kein Versmaß, kein Reim, nichts, aber dennoch sehr nahe gehend)
 
AW: Pierrot's Midnight Circus

Sekundenstil bzw. Trümmerliteratur betreibst du alledings nicht wirklich.

Desweitern denke ich deine Gedichte hätte mehr Kraft, wenn du dich kürzer fassen würdest...
 
AW: Pierrot's Midnight Circus

Kannst Du nicht dichten
Dann lass es doch bleiben
Sag's lieber mit Blumen
Bestelle Geigen
Doch hör auf zu schreiben!
Ich bitt' Dich, hab Gnade!
Um meinen Mageninhalt
Ist es zu schade!
 
Zurück
Oben Unten