AW: Negativismus im Rollenspiel
Äh, ne, der Post wird aus dem UA Forum kopiert.
Ich hatte die Überlegung mal vor ein paar Jahren, und zwar beim Lesen von Engel. Ich halte dieses Spiel für das bisher Krasseste in diesem Bereich, nicht durch Splatter oder Wahnsinn (vgl. Vampire), auch nicht durch eine korrupte (Shadowrun) oder hoffnungslose (Cthulhu) Welt, sondern einfach durch die vorherrschende Ordinärität des Perversen. Die Traumsaat ist überall, die Welt steht am Abgrund, und selbst die, die sie retten sollen, sind körperliche wie geistige Perversionen. Es regnet ständig aus dunklen Wolken, es gibt Krieg und Intrigen, und man kann niemandem vertrauen, jeder bescheißt jeden, Teufel, Monster usw.
Ich bin nach längerem Nachsinnen über unsere Spielrunden zu einem Ergebnis gekommen. Wir haben nie wirklich negativ gespielt, egal welches System. In unserer World of Darkness geht es nicht darum, wie schlecht die Welt ist, sondern darum, wie die Charaktere mit dieser Welt klarkommen. Die Hoffnung, die bei allen Charakten bei uns allgegenwärtig war, war immer das beherrschende Gefühl. Der Konflikt ist das, was überwunden werden muss. In Changeling und Shadowrun ist die Mystik etwas Bezauberndes, das durch alle Dunkelheit dieser Welten durchscheint (genau das mag ich auch daran), die kranken Geister der Figuren sind nur ein weiterer Stolperstein in einer lebenswerten Welt. Und selbst bei Engel spielt man am Ende Kakerlaken, die irgendwie durchkommen.
ich hätte keine Lust auf eine Chronik, die mit dem Untergang der Welt endet. Es geht immer um Hoffnung, natürlich nicht immer direkt ausgesprochen.
Btw ist das auch der Grund, warum ich kein Vampire mehr spiele. Selbst das wesentlich differenziertere Requiem ist stark negativ geprägt, denn es kann am Ende ja nicht in jeder Chronik um die Golconda gehen. Ränkespiel schön und gut, aber da ist nur wenig (meist trügerische) Hoffnung.
Naja, was erwarte ich. Auf dem Cover steht "Gothic [Horror]", nicht etwa "Beautiful Madness" wie bei Changeling.
Kurze Antwort: Negativität nur als Stimmung, nicht als Hintergrund.
Cthulhu und Vampire, wie gesagt, gehen ziemlich in die depressiver-Hintergrund-Richtung
Noch ein besonderer Fall: Promethean. Alle (!) hassen einen, man ist per definare allein, man ist nicht menschlich, (in den meisten Fällen) hässlich und wird zu allem Überfluss auch noch von Monstern gejagt. Trotzdem ist das Spiel alles andere als negativ, denn es geht um die Suche, um das
Herauskommen aus dieser Welt. Ist sozusagen das beste Beispiel für ein schönes, positives Spiel mit extrem negativer Atmosphäre.