Rezension Kreml

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Kreml von Urs Hostettler, Verlag Fata Morgana, 3 – 6 Spieler ab 15 Jahren, Spieldauer 60 – 120 Minuten, Preis ca. 20 Euro

Dieses satirische Spiel bezieht sich auf die Zustände im russischen Politbüro um 1951 und nimmt die zu dieser Zeit herrschende Gerontokratie aufs Korn.

Zu Beginn des Spiels wählen die Spieler 10 der 24 vorhandenen Politikern geheim aus. Unter diesen befinden sich so illustre Gestalten wie Juri Nikotin, Oleg Satin, Ludmilla Patina, Tigran Zehnjahrplan, Anatol Fuckoff oder Ulan Putschnik. Auf diese Politiker werden nun 1 bis 10 Punkte Einfluss verteilt. Im Verlauf des Spieles können diese Punkte nun schrittweise bis zum angegebenen Wert aufgedeckt werden, um den Politiker während der Ausübung seiner Ämter zu kontrollieren.

Es stehen insgesamt 8 Ämter zur Verfügung, wie z.B. KGB-Chef, Außenminister, Sportminister. Das Amt des Parteichefs ist zu Beginn von Nestor Aparatschik besetzt, auf den die Spieler keinen Einfluss ausüben können.

Ziel des Spiels ist es, einen der eigenen Politiker zum Parteichef zu machen und die Oktoberparade 3 Mal abzunehmen, was vom Gesundheitszustand und dem Ergebnis eines Würfelwurfs abhängt. Gewonnen hat dann derjenige, der den meisten Einfluss auf diesen Politiker hat, was nicht unbedingt derjenige sein muss, der ihn in das Amt gebracht hat.

In den einzelnen Phasen des Spiels werden die möglichen Aktionen der einzelnen Ämter ausgeführt. Der Chef des KGB kann beispielsweise andere Politiker nach Sibirien verbannen lassen. Über den Erfolg der Aktion entscheidet ein Würfelwurf mit einem W20, welcher je nach Position des Opfers im Politbüro modifiziert wird. Welcher Politiker nach Sibirien gehen muss bestimmt jeweils der Spieler, der zum entsprechenden Zeitpunkt den meisten Einfluss auf den KGB-Chef aufgedeckt hat. Befindet sich ein Politiker während seiner Phase im sondern im Sanatorium übernimmt ein festgelegter Vertreter die Amtsgeschäfte.

Jede Aktion, die von einem Politiker durchgeführt wird oder ihn trifft, verursacht eine bestimmte Anzahl von Stresspunkten die sich nachteilig auf das Alter der Person auswirken. Misslungene Aktionen verursachen sogar eine besonders schnelle Alterung, wobei zu bedenken ist, dass der jüngste Politiker 50, der älteste sogar schon 90 Jahre alt ist.

Das Alter spielt eine große Rolle in der Spielphase „Krankheiten und Todesfälle“. In dieser Phase wird für jeden Politiker ausgewürfelt ob sich sein Gesundheitszustand verändert. Hierzu dienen zwei Tabellen, von denen eine Personen im Amt und eine für Personen im Sanatorium gilt. Der Aufenthalt in einem Sanatorium kann von dem Spieler angeordnet werden, der die Figur aktuell führt, und verbessert die Chancen auf Genesung. Aber Vorsicht! Im Sanatorium säubert es sich für den KGB viel leichter! Anhand des Würfelwurfes und des derzeitigen Alters des Politikers wird nun in der passenden Tabelle abgelesen inwiefern sich der Gesundheitszustand ändert. Dabei gilt je höher das Alter, desto geringer die Chance auf Genesung , desto höher die Chance für plötzliches Ableben.

Sollten nach dieser Phase Todesfälle zu bedauern sein, werden die freigewordenen Ämter neu besetzt. Dies erfolgt entweder durch von Spielern geführte Vorgesetzte (Stresspunkte!) oder bringt die Ältesten nach oben.

Zusätzlich zu den vorgegebenen Aktionsmöglichkeiten der Ämter gibt es noch verschiedene Ereigniskarten, die in unterschiedlichen Phasen zum Tragen kommen. Mit Hilfe eines Attentäters kann man versuchen Politiker „an die Kreml-Mauer“ zu bringen, ein Leibwächter dient als Schutz dagegen. Eine Grippewelle hat natürlich verheerenden Einfluss auf die Genesungschancen des Politbüros, wohingegen ein Leibarzt diese deutlich verbessert.

In der Original-Spielregel ist es vorgesehen, beim Ableben eines Politikers durch den ihn führenden Spieler eine Rede halten zu lassen. Nach dieser Trauerrede sollen dann alle Mitspieler einen Wodka auf den Verblichenen trinken. Bei einigen Spielen an die ich mich erinnern kann, hätte diese Regel zu einem ziemlich erhöhten Blutalkoholgehalt geführt, woran diverse Grippewellen, Attentäter und hohe Würfelwürfe nicht ganz unschuldig gewesen wären. Spaß gemacht haben diese Partien Kreml natürlich auch nüchtern.
 
Mir gefällt das Spiel auch besonders. War ein "Geheimtipp" eines Verkäufers in einem recht netten Laden in Bremen. Gekauft, gespielt, begeistert.
Es ist so simpel, macht aber dennoch Spaß. Und das jedes mal wieder. ;)
 
Ui! *staun* Das das noch jemand kennt...
Ich hab das ja auch hier, find blos so selten Leute, die das mitspielen (was wohl daran liegt, daß Leute unterhalb eines bestimmten Alters mit dem Spielhintergrund einfach nichts mehr anfangen können...:rolleyes:)

Es gab da übrigens auch mal eine amerikanische Ausgabe von Avalon Hill, mit leichten Regelmodifikationen, aber vor allem mit deutlich besserem Spielmaterial, is aber - wie fast alles, was von AH gut war - seit der Übernahme durch Hasbro nicht mehr im Programm (bzw. glaube ich, daß es sogar schon länger nciht mehr dabei ist...)
 
Weiß jemand zufällig ob bzw. wo man das Spiel noch erstehen kann?
Hört sich nämlich sehr interessant an :)
 
Die Avalon Hill Version wohl nur noch bei eBay, aber die schweizer Originalausgabe ist meines Wissens noch ganz offiziell erhältlich, jedenfals hab ich sie unlängst noch im Laden gesehen, weiß nur dummerweiße nicht mehr wo.
Aber vielleicht hilft Dir ver Verlag:
Fata Morgana Spiele
Güterstr. 32
3008 Bern
Schweiz
 
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