Belletristik Ich will mehr von Chuck Palahniuk oder so...

Silke

Klaatu verata nectu
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Ich habe als Jugendliche bis zum Beginn des Studiums einiges an Belletristik gelesen, später fast nur Sachbücher. Die wenigen Ausnahmen waren zumeist Sammlungen von Kurzgeschichten gruseliger oder erotischer Natur.

Dann wurde ich auf Chuck Palahniuk aufmerksam. Ich las "Die Kolonie", oder besser: ich bin damit fast durch. Es gefiel mir. Stil und Inhalt sprechen mich an. Ich bin wirklich begeistert von diesem Buch. Ein Grund, es mal wieder mit einem ganzen Roman zu versuchen, war auch der Aufbau des Buches. Es ist unterteilt in einzelne Geschichten fiktiver Autoren, die durch eine kurzweilige Rahmenhandlung eingebettet werden. Sowas erleichtert das Lesen für eine undisziplinierte Leserin wie mich. Ich kann das Buch auch mal zwei Wochen weglegen, ohne den Anschluss zu verlieren.

Da ich, wie oben erwähnt, damit fast durch bin, suche ich etwas Neues. Von Palahniuk bin ich überzeugt.
Interesse geweckt haben "Der Simulant" und "Das Kainsmal".
"Der Simulant" klingt zwar ein bißchen danach, als hätte Palahniuk vom eigenen Wert "Fight Club" geklaut, aber die Meinungen sind eher sehr positiv über dieses Buch.

Oder besser etwas von einem anderen Autor?

Ich will von Büchern unterhalten werden auf eine knackige Art, die keine 100 Seiten Füllmaterial, Einleitung, Charaktervorstellung usw. beinhaltet. Sowas langweilt mich schlicht.
Vom Inhalt kann es ruhig grob und heftig zur Sache gehen, gern zynisch. Menschliche Abgründe, Überraschungseffekte, Grusel, auch Horror, Surrealität, das alles kann rein.

Also: Vorschläge?
 
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Matt Ruff: absolut kein Füllmaterial! plus Geschichten mit Hirn. Bad Monkeys ist der Wahnsinn.
 
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Die deutsche Ausgabe (etwas anderes kommt auch nicht in Frage), erscheint ja im Februar. Das, was ich darüber kurz in Erfahrung bringen konnte, hört sich gut an.
 
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Dann kannst du dir schon mal sein erstes Buch "Fool in the Hill" zu Gemüte führen, das hat auch den Vorteil von "viele kurze Geschichten, die aber verknüpft sind" (ein Autor, der sich in eine Muse verliebt, ein Hund und eine Katze, die den Himmel suchen (also der Hund tut das, die Katze geht nur mit, um aufzupassen), Feen/Pixies und viele seltsame Studenten). "G.A.S" ist auch lustig, aber "Fool on the Hill" hat mir persönlich besser gefallen.
Das dritte Buch von ihm heißt "Set this house in Order" (auf deutsch irgendsowas wie "Ich und die anderen"). Darin gibt es zwei Protagonisten, aber da beide multiple personality disorder haben, sind es dann doch sehr viele Personen... Ist ein längeres Buch, aber ich zumindest habe es in einem Rutsch verschlungen.
Auch empfehlenswert für all die MPD-Malkis, denn normalerweise spaltet sich die Persönlichkeit nicht ohne Grund...
 
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Seien wir ehrlich, kennt man einen von ihm, kennt man irgendwie alle. Ich les ihn zwar gerne, weil seine Sprache sehr gut runtergeht, aber letztenendes hab ich mich bei seinem vierten Roman (den ich las, nicht SEINEM vierten Werk) echt gelangweilt. Er kann ganz gut schreiben, aber die Variation in seinen Geschichten ist irgendwann ziemlich... Am Ende. Wer weiß, vielleicht wird das in seinen neueren Büchern besser...

Aber wem Palahniuk gefällt, dem dürfte auch Robert Anton Wilson gefallen - quasi Palahniuks literarischer Vorfahr. Und irgendwie auch besser...
 
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Ich kenne leider Palahniuk nicht, aber Robert Anton Wilsons Illuminatus ist ganz ehrlich ganz schöner trash - kann mal witzig sein aber besonders gut geschrieben oder besonders vielschichtig ist es meiner Meinung nach nicht - wenn Palahniuk noch schlechter ist...
 
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Irvine Welsh.

Aber außer Trainspotting fand ich nichts von dem was er so verzapft hat, wirklich lesbar.
 
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Die Kolonie ist Palahniuks brutalstes und durchweg widerlichstes Buch, wobei ich es nur auf englisch gelesen habe. In der Hinsicht können die anderen Bücher nicht mithalten, ich kenne aber auch sonst recht wenige Bücher bei denen ich mit der Zeit ein solches Ekelgefühl hatte.

Lesenswert finde ich von ihm allerdings auf jeden Fall "Lullaby", neben "Choke" - zu Deutsch "Der Simulant", einer meiner persönlichen Favoriten. Durch die Übersetzungen sind zwar bei beiden Büchern viel von den Stimmungen verloren gegangen, aber das es kann auch sein, dass es nur mir so geht weil ich zuerst die englische und dann die deutsche Variante gelesen habe.
Langweilig habe ich bis jetzt noch keines seiner Bücher empfunden, nicht einmal seinen Portland City-Guide.
 
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Ich fand Survivor recht lustig. Wenn auch vor allem wegen des "an-die-stirn-klatsch"-Endes. :D
 
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Die Kolonie ist Palahniuks brutalstes und durchweg widerlichstes Buch, wobei ich es nur auf englisch gelesen habe. In der Hinsicht können die anderen Bücher nicht mithalten, ich kenne aber auch sonst recht wenige Bücher bei denen ich mit der Zeit ein solches Ekelgefühl hatte.
Ja, so ging es mir auch. Aber ich steh auf solch ein Zeug!
Allein der Eintrag im deutschen Wikipedia ('Die Kurzgeschichte "Guts" sorgte auf Palahniuks Lesungen für Aufregung, da bei mehreren Vorlesungen insgesamt 73 Leute ohnmächtig wurden.') brachte mich dazu, es mal mit dem Buch zu versuchen.

Danke für die vielen Tipps. Ich habe erstmal "Der Simulant" bestellt und schaue mal in der Bibliothek nach, ob ich einen Blick in die anderen Vorschläge werfen kann.
 
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Also wenn Du auf das Ekelgefühl stehst und lieber eine kurze Geschichte lesen willst, als eine lange:

"Der Zementgarten" von Ian McEwan.
War in der Hinsicht vor "Die Kolonie" der Rekordhalter in meinem persönlichen Ekelgefühl durch ein Buch, und ist gerade mal etwa 120 Seiten lang. Darüber hinaus dürfte es auch recht billig zu bekommen sein, schließlich wars bei der SZ-Bibliothek dabei. :)

Und ganz persönlich: "Guts" fand ich nicht unbedingt die schlimmste der Geschichten. Für mich waren die Teile zwischen den Geschichten weit heftiger.
 
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"Der Zementgarten" von Ian McEwan.
War in der Hinsicht vor "Die Kolonie" der Rekordhalter in meinem persönlichen Ekelgefühl durch ein Buch, und ist gerade mal etwa 120 Seiten lang. Darüber hinaus dürfte es auch recht billig zu bekommen sein, schließlich wars bei der SZ-Bibliothek dabei. :)
Das hört sich verdammt verlockend an!

Und ganz persönlich: "Guts" fand ich nicht unbedingt die schlimmste der Geschichten. Für mich waren die Teile zwischen den Geschichten weit heftiger.
Als Einleitungsgeschichte für dieses Buch ahnte ich schon, dass es schlimmer kommen muss und so war es auch. :]
 
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Ich kenne leider Palahniuk nicht, aber Robert Anton Wilsons Illuminatus ist ganz ehrlich ganz schöner trash - kann mal witzig sein aber besonders gut geschrieben oder besonders vielschichtig ist es meiner Meinung nach nicht - wenn Palahniuk noch schlechter ist...

Ist bei Silkes Beschreibung der Lesegewohnheiten aber genau der denkbar schlechteste Tipp auf der Welt, den man so geben kann. Illuminatus! springt permanent zwischen den Handlungssträngen, die alle miteinander verwoben wären, hat Zeitsprünge und enorm viele Pro- und Antagonisten; so ein Buch jemandem zu empfehlen, der beim Lesen gerne mal ein paar Tage bis Wochen Pause macht, ist eigentlich purer Sadismus - bei den ganzen Büchern von Wilson kommt man ja schon kaum mit, wenn man sie an einem Tag in der Hängematte am Stück liest.


Zu Matt Ruff: Fool on the Hill und GAS sind sehr unterhaltsam, aber bei beiden sind auch die Handlungsstränge eher verwoben, wenn man also gerade von dem lockeren "Metaplot" von "Die Kolonie" angetan war, wird man hier auch etwas mehr Ausdauer an den Tag legen müssen. Allerdings hat Ruff den Vorteil, dass die Erzählstruktur übersichtlich ist und die handelnden Charaktere gut unterscheidbar sind - man also keine Probleme hat, sich den Kram zu merken.
Ach und eins zu Ruff noch: "Ich und die Anderen" - ein sehr gutes Buch, allerdings wird das überall wegen seinem Humor beworben. Ich glaube keiner der Rezensenten hat das Buch gelesen, denn: Es hat nicht einen Witz, keine Ironie und auch sonst nichts. Auf 400 Seiten habe ich nicht einmal geschmunzelt. Das Buch ist spannend, brutal und gut geschrieben, aber es ist verdammtnochmal nicht witzig.

Zu Palahniuk: Hör' auf Husk.
 
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@ Cry

ich habs ja mit keinem Wort empfohlen, sondern lediglich ausgedrückt, das ich es schlecht finde... ich habe mich nur gefragt, ob die Behauptung Robert Wilson sei qusi ein besserer Palahniuk von allen hier geteilt wird - weil das für mich persönlich bedeuten würde, dass ich Palahniuk nie lesen werde.
 
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Naja wer Palahniuk mag - jedenfalls zu der Frage: Ich find's gar nicht vergleichbar.

Und natürlich ist Illuminatus! trash. Aber unterhaltsamer Trash. Liegen ja schließlich auch 30 Jahre und 2-3 Genres dazwischen...
 
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Kann mir mal jemand "Trash" erklären? Ich verstehe nicht so ganz warum der Begriff mit Illuminatus gleichgesetzt wird.
 
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Ich auch nicht, jedenfalls nicht ganz. Illuminatus ist sehr clever geschrieben, ziert sich aber nicht, mit jeder nur erdenklichen Obszönität zu jonglieren.
Trash würde ich RAWs Werke deswegen aber noch lange nicht nennen.
 
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... ich habe mich nur gefragt, ob die Behauptung Robert Wilson sei qusi ein besserer Palahniuk von allen hier geteilt wird...

Also von mir nicht. Ich kann Wilson nicht lesen, ich finds unglaublich nervig geschrieben. Palahniuk hingegen ist für mich mehr als nur unterhaltsam, deshalb würde ich klar zu Palahniuk hin und von Wilson abraten. Aber das bin vielleicht auch nur ich.
 
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