Rezension [A-Rezi] Bushido – Der Weg des Kriegers

Caninus

heiliges Caninchen!
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Bushido – Der Weg des Kriegers


Eine Gesellschaftsspiel-[A!-Rezi] von Durro-Dhun


Im feudalen Japan des 16ten Jahrhunderts neigt sich die Sengoku Epoche dem Ende entgegen, verschiedene Kriegerfürsten trachten danach, selbst der Shogun der japanischen Inseln zu werden. Doch dazu ist mehr notwendig, als nur kriegerisches Geschick und Schlachtenglück: Die Möchtegernherrscher müssen sich dem Weg des Kriegers als würdig erweisen und ein Gleichgewicht aus Erfolg, Ehre, Treue und Weisheit finden.
Bushido ist ein Strategiespiel für 3 bis 5 Spieler aus dem Hause des Heidelberger Spieleverlages und verspricht eine ungewöhnliche, herausfordernde Spielmechanik. Sehen wir uns an, wie das Spiel gelungen ist!

ERSCHEINUNGSBILD & VERARBEITUNG

„Bushido“ liegt in sehr ordentlicher Verarbeitung vor. Die einzelnen Marker und Plättchen sind ordentlich bedruckt und stabil. Lediglich bei zwei Markern ist mir ein kleiner Druckfehler aufgefallen.
Die Ehremarker u+3 und +6 sind in einigen Fällen nicht einheitlich bedruckt sondern jeweils auf einer Seite mit einem der beiden Werte.
Die Spielanleitung ist optisch schön gestaltet, könnte aber meiner Meinung nach etwas deutlicher strukturiert sein, so werden beispielsweise die Effektmarker an zwei Stellen erklärt, das hätte man auch auf einen Ruck machen können. Alles in Allem ist das Spiel aber bezüglich des Erscheinungsbildes und der Verarbeitung gut gelungen.

SPIELMECHANIK

Das Spiel startet mit dem Aufbau des zufälligen Spielfeldes. Anschließend setzen alle Spieler abwechselnd ihre Truppen auf das Feld und decken dieses dabei auf. Die Felder des Spielbrettes haben dabei drei verschiedene Attribute: Die Gebietsehre, also die Ehre, die der Besitz des Feldes dem Inhaber bringt, die Reisproduktion, die die Menge an Truppen bestimmt, die mit dem Feld unterhalten werden können und der Verstärkungswert, der bestimmt, wie viele Verstärkungen diese Provinz gewährt. Sind alle Felder aufgedeckt, setzen alle Spieler ihre Truppen. Wenn alle Truppen verteilt sind, beginnt das eigentliche Spiel.

Das Interessante an Bushido ist seine Spielmechanik: Anstatt wie bei anderen Strategiespielen üblich, ziehen nicht alle Spieler gleichzeitig ihre Truppen in die Schlacht und kämpfen gegeneinander. Statt dessen gibt es jeweils nur einen einzigen aktiven Spieler, der jede Runde Wechselt. Dieser Spieler ist der Daymio: Er ist derjenige, der die Rollen der restlichen Spieler festlegt, die Rollen des Samurai, des Bushi, des Sensei und bei fünf Spielern die Rolle des Hatamoto. Die Verteilung der Rollen ist dabei essentiell, denn je nach dem, welche Rolle man inne hat, hat man unterschiedliche Möglichkeiten:

Der Daymio ist wie gesagt derjenige, der die Rollen der anderen festlegt und entscheidet, wer welche inne hat. Außerdem ist er derjenige, der direkt Daymio-Ehre erringen kann.

Der Samurai ist der Heerführer des Daymios. Er führt die Truppen des Daymio in der Schlacht und kann damit für seinen Herren Daymio-Ehre und für sich selbst Samurai-Ehre erringen. Jedoch ist hier Vorsicht geboten: Manchmal bietet es sich für einen Samurai an, einen Kampf zu verlieren. Zwar kann er dadurch seine Samurai-Ehre verlieren, aber unter Umständen verhindern, dass der Daymio zu mächtig wird und das Spiel gewinnt.
Der Bushi ist der Verteidigungsspieler: Er muss seine eigene Provinz gegen den Angriffs des Samurai verteidigen und kann dabei Samurai-Ehre gewinnen – und natürlich seine eigene Provinz verteidigen. Im Gegensatz zum Samurai ist es für ihn eigentlich immer von Vorteil, den Kampf zu gewinnen.

Der Sensei ist der weise Ratgeber des Daymio. Er kann durch bestimmte Regelmechaniken verhindern, dass der Daymio überhaupt einen Angriffszug machen kann, kann bestimmte Intrigen veranlassen und die Bestrafung des Samurai festlegen, sollte dieser bei seinem Angriff nicht erfolgreich sein.

Der Hatamoto hingegen kann eine Revolte der Ronin, der Aufständischen, veranlassen und so ein weiteres Zünglein an der Waage sein.
Die oben erwähnte Samurai-Ehre kann nach einem festgelegten Regelsystem mittels einer „Teezeremonie“ in Daymio-Ehre umgewandelt werden. Derjenige Spieler, der zuerst 50 Punkte Daymio-Ehre errungen hat, hat sofort das Spiel gewonnen. Das war es im Grunde genommen schon, so einfach ist Bushido.
Nun, so ganz einfach dann jedoch doch nicht: So gibt es noch die Kampfmechanik sowie die Effekte einiger Intrigenmarker. Die Kämpfe finden idR ohne ein Zufallselement ab, sind aber trotzdem nicht wirklich vorhersagbar, denn abgesehen von der Kampfstärker – die jeder Spieler selbst durch die Auswahl seiner vorhandenen Stärkemarker bestimmen kann – werden noch Strategien gewählt, die die Stärke der Armeen zusätzlich beeinflussen. Alles in allem bietet Bushido damit ein äußerst tiefgründiges Spielerlebnis.

FAZIT

Bushido ist ein interessantes und kurzweiliges Spiel, das in überraschend überschaubarer Zeit eine hohe taktische Tiefe ermöglicht. Mit persönlich gefällt vor allem die enorme Bedeutung, die das Verteilen der Rollenkarten innehat: Schon ein kleiner Fehler kann dazu führen, dass ein Konkurrent auf die falsche Art und Weise zu viel Ehre anhäuft und einem gefährlich wird. Dieses System erfordert ein Umdenken. Das beste aber ist, dass diese Spieltiefe nicht auf Kosten einer überlangen Spieldauer daherkommt. Bushido ist so in seiner Art neu und meines Wissens nach einzigartig. Ich bin jedenfalls äußerst angetan davon und werde es in meinem Bekanntenkreis nun häufiger spielen.

Ein paar kleine Kritikpunkte habe ich dennoch: Wie oben aufgeführt ist die Zugreihenfolge von enormer Bedeutung. Sie ist zwar nicht übermäßig komplex, aber die Reihenfolge der einzelnen Schritte ist wichtig. Diese Reihenfolge musste meine Testgruppe regelmäßig in den Regeln nachschlagen. Hier wären kleine Übersichtskarten von Vorteil, die jedem Spieler die Reihenfolge und Details der Schritte vor Augen halten. Somit wäre ohne viel Aufwand ein deutlich spürbarer Mehraufwand möglich!

Wer die Geduld hat, sich in die auf den ersten Blick nicht ganz klar strukturierten Regeln zu arbeiten und diese zu verinnerlichen, der erhält mit Bushido auf jeden Fall ein unterhaltsames, taktisch anspruchsvolles und durchdacht designtes Spiel. Für 25€ macht man meiner Meinung nach hier nichts verkehrt! Von mir jedenfalls eine definitive Kaufentscheidung!





Mit freundlicher Unterstützung des Heidelberger Spieleverlages in Form eines Rezensionsexemplars und durch Bildmaterial.
www.heidelberger-spieleverlag.deDen Artikel im Blog lesen
 
Ich hatte das Spiel auch mal, samt Erweiterung. Geschenk.
Ich glaub es war ein Fehler das ich mir kurz vorher den Eisenthron gekauft hatte. Dagegen stinkt's nämlich ein wenig. Vor allem fand ich die Anleitung stellenweise etwas sehr verwirrend. Wir haben erst mal einige Proberunden gebraucht bis wir kapiert haben wie der Hase richtig läuft. Lag wohl auch an dem etwas ungewöhnlichen Spielprinzip.
So viel Kooperation ist man bei dieser Art Spiel irgendwie nicht gewohnt.

Alles in allem aber ok, vor allem für den Preis.
 
@LushWoods:
Das kommt halt ganz darauf an, was man erwartet: Der Eiserne Thron ist immer noch eines meiner absoluten Lieblingsspiele. Aber Bushido schafft es halt mit einer recht einzigartigen Spielmechanik eine ähnliche Spieltiefe in eine viel kürzere Spieldauer zu packen. Mir passiert es oft, dass ich mit ein paar Freunden Lust auf eine Runde anforderndes Strategiespiel bekomme, aber keine Lust habe, mit 4, 5 Stunden mit DET oder Civilization oder Axis&Allies um die Ohren zu schlagen. Dafür ist dann Bushido definitiv die richtige Wahl!

Was die Spielanleitung angeht, hast Du durchaus recht: Die ist tatsächlich an manchen Stellen ein wenig art unstrukturiert. Habe ich so ja auch in der Rezension erwähnt. Was aber - wenn man sich mal eingearbeitet hat - nichts an der Tatsache ändert, dass das Spiel - mMn - sehr gut gelungen ist.
 
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