"Ich denke nicht. Ich sehe nur was jeder Fremde sieht.
Nichts. Ich stehe im Dunkeln und werde von Fonti im völliger Dunkelheit gehalten.
Man spricht nicht mit mir.
Man respektiert nicht das Blut in meinen Adern.
Man gibt mir Aufträge hört nichtmals das Ergebnis.
Man respektiert nicht das Blut an meinen Händen.
Es ist das eine Fremd in einem Land, in einer Stadt zu sein.
Es ist das andere keine Familie und keinen Paten zu haben."
Das Konzept der Fremde mochte Vicente noch verstehen. Jedoch kein Teil der Familie zu sein entzog sich im. Er war sehr alt und sehr traditionell. Die Zeiten das er als Außenstehender dafür kämpfte auch nur als Soldat angenommen zu werden lag über ein Jahrhundert und ein Leben zurück. Die Vorstellung das es nicht mehr als die Landeszugehörigkeit und eine reichlich unverbindliche Empfehlung war widersprach dem Erfahrungsschatz und Selbstbild. Er hatte die Möglichkeit gehabt seinem Don direkt zu dienen, mit ihm zu reden und nun nicht einmal daran denken vor dem Türken auch nur zu Knien.
"Wie ich bereits sagte bin ich Signore Fonti mit Respekt begegnet.
Den Worten nach hat er mir zugesagt das er mich bei größeren Aktionen berücksichtigen werde.
Er hat es mir damit vergolten das ich euch Unwissend gegenüber treten muss, nur meine Gedanken äußern kann.
Er hat es mir damit vergolten das es dem reinen Zufall geschuldet war das ich von den Maßnahmen, von der Hitze des Krieges, erfahren habe.
Fonti sprach davon das ich die hiesigen Landleute kennen lerne und von Unterstützung.
Er spricht jetzt das seine mir völlig fremden, unbekannte 'Freunde' auf mich zutreten werden und mir in seinem Namen Weisungen geben als würde man ihn Hergül nennen.
Fonti bat mich einen Mediziner zu beschaffen. Ich bereitete mich vor ihm die Aquise die mir gelang zu erklären und ergriff darüberhinaus die Initiative beim Cafe. Das erste kümmert ihn nicht mehr und das zweite hat er entweder vergessen oder einfach so hingenommen.
Ihr seid, ihr wart lange meine Pate wie es auch bereits euer Vater vor euch war.
Eine Empfehlung von euch beudetet mir viel. Dennoch hat sich Fonti mir gegenüber als ein Mann gezeigt der lügt, der noch mehr als das weder Personen noch Leistungen respektiert.
Wie soll ich ihm dann, geschweige den seinen Hunden, mit Respekt begegnen?"
Vicente sprach ruhig, gefasst und im üblichen kalten Tonfall. Brach dennoch nach der Frage ab. Das Tier schlug gegen die Fesseln. Erinnerte daran das er nichtmals seinen Paten hier kannte und das Fonti offensichtlich den Weg versperrte. Hetzte das sein Kontakt keinerlei Respekt zeigte, ihn behandelte wie Dreck. Das es Vicentes schuld war nicht mehr nach Macht gegriffen zu haben das man ihn jetzt auf dem Mob, der Familie ausschloss und über auf ein Jahrhundert Treue spieh.
"Ihr wisst ich bin ein geduldiger Mann.
Mein Beruf erfordert das ich Geduld habe. Meine Aufgaben habe ich stets gewissenhaft und mit Geduld erfüllt. Stets zeichnete ich mich im Umgang mit euch, mit anderen und mit meinen Geschäftspartnern durch Geduld aus."
Sag ihm das du gerade gut eine Stunde wie ein Depp dagestanden hast und einen verdammten Sozialversager zuzuschauen! Der sich immernoch an alles erinnert! Hetzte die Bestie. Vicente ballte die Faust. Die Zurechtweisung als wäre er ein Kind, gerade nachdem er bereits aufgrund der von Fonti verschuldeten Unwissenheit korrigiert war, war arbeitete hart am Italiener. Hart am Nekromanten der sich dem Studium verschrieben hatte und Emotionen nicht nur Schwäche sondern als Versagen betrachtete. Er biss die Zähne zusammen. Ich bin ein Scholar.
Schloss kurz die Augen und ging die ersten Buchstaben des hebräischen Alphabet durch.
"Das Warten welches die Geduld auszeichnet zeichnet sich durch ein erstrebenswertes Ziel aus."
Es bedurfte wohl keine weitere Erklärung das Fonti selbst für den Italiener nur noch eingeschränkt ein wertes Ziel darstellte. Geschweige den irgendwelche Freunde des Mannes der sich aufführte wie ein Don.
"Das Warten auf Respekt, auf eine Gegenleistung für die Mühen, die der andere nicht einmal sieht ist keine Geduld sondern Idiotie, eine Narretei!"
Für den Italiener drehte es sich hierbei wesentlich weniger um den Respekt, nichtmals direkt um familiäre Bande, als um den Status. Den Einfluss den er hatte und auch benötigte, der für ihn existentiell war.
"Bitte, mein Pate, behandelt und sprecht nicht zum mir als wäre ich ein Kind."
Er hatte das Ansehen, den Einfluss eines Capo und sollte sich vor einer derart unfähigen Person wie Fonti beweisen wie jemand der den Schwur nicht geleistet hatte. Kein Mitglied war?
"Ihr sprecht von dem bösen Blut unter Fontis Freunden.
Wie würdet ihr als Hergül einem Mann begegnen der den Krieg tatenlos im Schatten verbrachte?
Wie würdet ihr einem Mann begegnen der euch sowohl den Respekt verweigert als auch eure Taten, Gefallen nicht anerkennt, geschweige den bereit ist eigene zu leisten."
Vicente senkte den Blick und ging im Geiste seine Optionen durch.
Wahrscheinlich würde der Pate ihm weiterhin bestenfalls vertrösten, wohl kaum sich um die Behebung des Missstand kümmern. Fonti wiederum nahm scheinbar sowohl die Vermittlung eines Mediziner als auch die Ermordung eines Mannes als unbedeutende Gefälligkeiten hin die man nicht vergelten musste.
Er konnte versuchen mit der russischen Seite Kontakt aufzunehmen. Auszunutzen das man ihn bisher nicht kannte. Allerdings stand nicht nur die Befürchtung an das es dennoch eskalierte, sondern auch das er dort noch weniger vordringen würde.
Er konnte darauf hoffen das Fonti Wort hielt. Nur war die Frage ob und wann sich der Kontakt, der bisher keinen Nutzen gezeigt hatte, der ihn mindestens einmal uninformiert ließ, melden würde. Wieviel Einfluss er aufgrund der Gegenwart des Kontakt überhaupt in Aussicht hatte. Wieviele Jahrzehnte es Dauern würde bis der Einfluss auch nur annährend dort war wo er Bolzano verlassen, wieviele Jahre es dauerte bis der Einfluss auf einen Niveau war das er überhaupt nur halbwegs davon leben konnte wie genug.
Für den "Caitiff" stellte der Einfluss nicht keine optionale Annehmlichkeit dar, eine Möglichkeit in der sterblichen Welt Macht auszuüben. Viel mehr war es für Vicente ein elementares Element seiner Existenz geworden. Sowohl die Jagd war zu einem bedeutenden Anteil an den Einfluß gebunden der Sterbende und Leichen bedeutete, als auch das regelmäßige Studium hing an diesem. Ohne den Einfluss war er nur ein Bestatter.
Ohne Bestattungsinstitut! Selbst wenn er eins ohne die Hilfe des Mob eröffnete würde es Monate benötigen bis es betriebsfertig war. Eher noch um einiges länger. Unannehmlichkeiten wie die drohenden Unruhe sollte das ein oder andere entdeckt werden nicht berücksichtigt. Keine Sterbenden; Keine Leichen; Keine Personen keiner vermisste. Kaum, dennoch machte er sich keine Illusionen was geschehen würde wenn nach der Familie Willbert eine nicht unbedeutende Zahl weitere Penner verschwinden würden.
Die Hand öffnete sich, fuhr in die Hosentasche während sich Vicente überlegte ob er vielleicht irgendwelche Hilfe von der Familie erwarten konnte und wenn nicht wie er eine Abreise gestalten konnte, welche Optionen dort offenstanden. Er war in seinen Kreisen kein Neugebornener mehr, es würde unangenehm, aber letztlich wohl zu verkraften. Gescheitert Ein Attribut das er sich nur ungern eingestand. Vermutlich würde er es vorher zumindest bei den Russen probieren. Dennoch, es war wohl ein Attribut das für die Unternehmung Finstertal in Betracht gezogen werden musste.