Wunder

Lethrael

Schreiberling
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9. März 2004
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Heute bin ich ganz kreativ. Aber versprochen, dass ist meine letzte für heute. Viel Spaß.
Wunder.
Ich wusste nicht, wieso sie zu mir kam. Wir waren doch bloß Freunde, nichts weiter. Gut wir kannten uns seit der Grundschule und waren schon immer Freunde. Aber dass sie in ihrem Zustand zu mir kommt hätte ich trotzdem nicht erwartet. Ihr geliebter Mann hatte sie allein gelassen und das, obwohl er wusste, dass sie in anderen Umständen war, aber ihm war das Wohl seiner Freundin egal und so saß sie spätabends in meinem unaufgeräumten Zimmer auf der Couch und versuchte ruhig und gelassen zu wirken. Aber ich kannte sie besser, sie war aufgewühlt und angeschlagen. Ihre Stimme überschlug sich beinahe, während sie redete und wurde immer schneller: „Ich versteh ihn nicht, wieso tut er uns das an.“, ja sie redete, seit sie es wusste immer in der Wir Form, ich nickte bloß. „Wieso lässt er uns allein? Er weis doch, es kann jeden Augenblick passieren.“ Ich sah auf meinen alten Teppich. „Aber doch hoffentlich nicht in dieser Drecksbude.“; hoffte ich in Gedanken. „Sie trank einen Schluck Salbei Tee, aus meiner einzigen noch sauberen Tasse. „Ein Schriftsteller der keinen Erfolg hat bietet ein jammervolles Bild.“, dachte ich und sah an mir hinunter. Ein sauberes Hemd und eine schon etwas ältere Hose bedeckten meinen, vollschlanken Körper. Doch sie begann wieder über Liebe, Zuneigung und von mir als Freund zu sprechen, doch etwas Neues kam hinzu. „Er hat mir einen Brief geschrieben…er schreibt es sei aus. Er wolle kein Kind haben…ich versteh das nicht.“, nun war es um ihre Beherrschung endgültig geschehen. Sie weinte und schluchzte wie ein kleines Kind und ihr Körper zuckte wie ein grotesker Kürbis. Entschuldigung, aber so sah er aus. „Hey, Maria, es wird alles gut, vertrau mir. Wir werden das schon schaffen.“, versuchte ich ihr Mut und Trost zuzusprechen, aber meine Gedanken waren nicht so optimistisch. „Red du nur, du verkappter Schriftsteller. Du traust dich doch noch nicht mal auf die Straße, weil du Angst hast.“ Ja, und ich bin Demophobisch, aber hier geht es um meine beste Freundin, um meine erste Liebe. Ich weis dies ist etwas albern, aber sie braucht meine Hilfe und wozu sind Freunde da. Ich beuge mich zu ihr hinab und versuche ihr Trost zuzusprechen, doch kaum berühre ich sie spürte ich, wie ein… ich würde es als Zittern beschreiben, durch sie hindurchging. Sie blickte mich mit verheulten Augen an und stammelte etwas von: „Es kommt. Tatsächlich meine alte Couch war durchnässt, oh wie toll, und die erste Wehe brach sich bahn. Ich konnte nicht ruhig bleiben und doch versuchte ich stammelnd den Rettungswagen anzurufen, doch man konnte mich vermutlich nicht richtig, denn sie fragten dreimal nach und selbst dann vermutete ich, dass sie mich über die Peilung aufgespürt hatten. So ging ich zurück zur Couch und sah meine Freundin leiden, ich nahm ihre Hand und versuchte sie zu beruhigen, aber es half kaum.
Endlich schellte es an der Tür und zwei Männer vom Notdienst kamen herein und fragten, ob ich der Vater sei. Ich nickte bloß, ich wollte sie nicht alleine lassen. Ich wusste nichts über Geburtshilfe und war auch bei keinem Vorgeburtskurs dabei, aber ich glaube ich half ihr besser dadurch dass ich für sie da war, als jeder Kurs es mir vermitteln konnte. Die Geburt war schön, auch wenn es nicht mein eigenes Kind war, ich spürte, es berührte mich tiefer als alles zuvor und ich vergas sogar, dass ich einem Raum voller fremder Menschen war.
Rückblickend war ein das schönste Gefühl meines Lebens. Ich wünscht ich könnte es wieder erleben, doch sie zog zu ihrer Mutter und ließ mich wieder allein in meiner Wohnung. Ich bin wieder allein. Warum bloß?
 
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