Rezension Winternacht [Team-Rezi]

Odin

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Winternacht


DSA Abenteuer 92 [Team-Rezi]


Winternacht ist ein Abenteuer für 3-5 Helden der Stufen 4-8, geschrieben von Momo Evers und illustriert von Caryad. Es ist für die dritte Regeledition des Schwarzen Auges erschienen. Die spieltechnischen Werte lassen sich aber mit wenig Aufwand an die aktuelle, vierte Edition anpassen. Das Cover von Ralf Berszuck lässt schon erahnen, dass dieses Abenteuer die Helden in den höchsten Norden Aventuriens führen wird – ins ewige Eis.

Inhalt:
Kailäkinnen, der greise Hochschamane der Nivesen bittet die Helden eine Sippe der Lieska-Jaärna und ihre Karenherden auf dem Weg zu ihren Sommerweiden nahe Paavi zu begleiten und die Nivesen dabei auf ihrem langen Weg zu beschützen, falls es notwendig werden sollte.
Der erste Teil der Reise verläuft auch problemlos, bis sich kurz hinter der Nordgrenze des Bornlandes, dort wo eigentlich der Frühling Einzug gehalten haben sollte, plötzlich eine unendliche, eisige Einöde auftut. Genau das hatte der Alte in düsteren Visionen vorausgesehen: einen Winter der nicht mehr weichen will und eisige Schrecken für Mensch und Tier beherbergt.
Da die Karenherden der Nivesen aber der ungewöhnlichen Umgebung zum Trotz ihrem Wandertrieb folgen und sich von Eis und Schnee nicht aufhalten lassen sind die Nivesen und die Helden gezwungen, die Wanderung fortzusetzen.
Schon bald zeigt sich, dass in der merkwürdigen Eislandschaft wirklich nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Normalerweise friedliche Tiere wenden sich äußerst aggressiv gegen Menschen und Karene, Eis und Schnee schaden und verletzen und schließlich tauchen sogar daimonide Kreaturen auf.
Eines Abends erscheint dann der Grolm Olek und versetzt mittels finsterer Magie Karene, Nivesen und die Helden in die Alptraumwelt eines Morcans. Die Menschen und erst recht die Tiere bemerken davon jedoch nichts.
Von grausamen Todesfällen, über verschwundene Kinder und Tiere bis hin zu einer Karenstampede und einem Blutbad, in dem sich Helden und Nivesen beinahe gegenseitig abschlachten, steigern sich die erlebten Schrecken in Folge stetig.
Während die Nivesen nach und nach von dem Morcanen in den Wahnsinn getrieben werden, können sich die Helden behaupten und machen den Dämon so auf sich aufmerksam. Dieser bietet ihnen an, sie aus der Alptraumwelt zu entlassen, wenn sie im Gegenzug den Paktierer Feuermal, der ihn beschworen hat, beseitigen und ihm so zur Freiheit verhelfen.
Die Helden „erwachen“ in einem versteckten Tal, in das sie in der Zwischenzeit getrieben wurden und stellen fest, dass sie und die Nivesensippe dort als willenlose Arbeitssklaven missbraucht werden. Sie können den Magier töten, die Nivesen befreien und aus dem schwer bewachten Tal entkommen, die Herde jedoch ist verloren.
Zurück in der dämonischen Eiswüste folgt eine halsbrecherische Flucht vor dem Grolm, einigen Riesenalken und schließlich Eispiraten auf ihren Seglern, denen sie nur mit Hilfe des von Iloinen Schwanentochter geführten Ifirnsrudels entkommen können.

Fazit:
Dieses Abenteuer ist mit Sicherheit nichts für zarte Gemüter. Es gibt nichts zu gewinnen aber umso mehr zu verlieren. Fast von der ersten Seite an geht es derbe zur Sache und die durchlittenen Schrecken der Alptraumwelt steigern sich stetig. Am Ende können die Helden froh sein, mit dem nackten Leben davongekommen zu sein. Allerdings werden sie die ersten sein, die von den niederhöllischen Schrecken des Nagrachreiches berichten können.
Da die Handlung unmittelbar nach der Entstehung des dämonischen Eisreiches angesetzt ist, ist das Abenteuer zeitlich an das Frühjahr 25 Hal (1021 BF) gebunden und lässt sich nicht ohne weiteres umdatieren.
Der Band ist sehr gut geschrieben und liest sich recht flüssig. Jedes Kapitel ist unterteilt in notwendige, Stimmungs- und Kampfszenen, so dass jeder Meister sich hier raussuchen kann, was er in seinem Abenteuer unterbringen will und was nicht. Die Innenillustrationen unterstreichen die düstere Stimmung teilweise sehr deutlich.
Ebenfalls positiv sind die ausführlichen Informationen zur Vorgeschichte, die kompakte Inhaltsübersicht und der Anhang, in dem speziell auf einige Heldentypen eingegangen wird, die in dem Abenteuer zu Problemen führen könnten.
Negativ fällt hingegen auf, dass in dem Abenteuerband nur minimal auf Kultur und Lebensweise einer Nivesensippe eingegangen wird. Ein Spielleiter wird hier wohl nicht um die Regionalbox „Raues Land im hohen Norden“ herumkommen. Dazu empfehlen sich noch „Firuns Atem“ und „Borbarads Erben“ um einen besseren Eindruck des dämonischen Eisreiches zu bekommen.
Alles in allem handelt es sich bei Winternacht um ein sehr stimmungsvolles, aber auch sehr düsteres, solides Abenteuer, das einer geneigten Gruppe bestimmt einige denkenswerte Spielabende bescheren kann.Den Artikel im Blog lesen
 
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