Crowdfunding Wie steht ihr zu Kickstarter-Projekten?

Skar

Dr. Spiele
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Wie steht ihr zu Kickstarter- oder anderen Crowdfunding-Projekten?

Ich finde Crowdfunding von nicht- oder semikommerziellen Gruppierungen vom Grundsatz her sehr positiv.
Bei kommerziellen Verlagen bin ich da zwiegespalten: Zwar sind wir hier in einem Hobbymarkt, aber das komplette Budget eines kommerziellen Produktes als Vorschuss aus der Community zu finanzieren hat für mich so sein Geschmäckle.

Insbesondere bei Normal-Produkten und nicht irgendwelchen besonderen Gimmicks oder klein aufgelegten Herzensprojekten, die vielleicht sogar aus der Community heraus angestoßen wurden.

Wie steht ihr dazu?

Und welche anderen Tücken und Probleme (oder auch Positives) seht ihr beim Crowdfunding?
 
Im jüngsten Fall von Shadowrun fand' ich's jetzt ganz cool. Da hat man auch mitverfolgen können, dass es was bringt, mit Dankesgelaber usw. alles. Das gibt einem ein gutes Gefühl. Allerdings frage ich mich in solchen Momenten gerne auch mal, warum Crowdfounding bei wirklich wichtigen Sachen nicht so schnieke funktioniert. Vermutlich sorgen sich Menschen in solchen Fällen eher darum, dass ihr Geld zweckentfremdet wird, als bei im Grunde eher unwichtigen Sachen.

Positiv ist das Gefühl des Zusammenhalts in der Community wenn sowas klappt, find' ich. Shadowrunfans (mit Geld übrig) mag ich momentan wieder recht gerne, dieses Crowdfounding hat mich über einiges an negativen und peinlichen Erfahrungen mit der speziellen Community in der Vergangenheit etwas hinweggetröstet.

Negativ ist natürlich, dass die Founder sich auch nach Hawai'i absetzen können und wir haben alle keine Garantien. Wir Idioten.
 
Negativ ist natürlich, dass die Founder sich auch nach Hawai'i absetzen können und wir haben alle keine Garantien. Wir Idioten.
Ist das so? Für das grundsätzliche Prozedere müsste doch die Plattform gerade stehen und lässt sich ja auch dafür bezahlen.

So ein richtig negativer Wurf ist mir in dem Zusammenhang auch noch nicht zu Ohren gekommen,

Wenn jetzt die Kosten eine Projekts gegenüber der Schätzung auf Kickstarter nochmal richtig explodieren, was ja bei digitalen Games durchaus passieren kann, dann wäre es mal spannend, wie das noch gerettet wird.
 
Absetzen hätte er nichts von, da die Leute erst dann zahlen, wenn sie auch das Produkt bekommen.

Aber gerade explodierende Kosten und was mich bei Computerspielen noch mehr beschäftigt - die lange Zeit um es ordentlich zu programmieren - macht es eigentlich für diesen Sektor eher blöde. Denn was bitte nutzt uns ein cooles Spiel für das wir jetzt Interesse haben, wenn es dann in 10 Jahren fertig sind und die Leute von damals das gar nicht mehr wollen. Die Bieter wollen es ja nunmal jetzt.
Bei RPG Büchern ist das ja in der Regel innerhalb einer guten Zeit zu schaffen, aber jeder der nur den hauch einer Ahnung vom Programmieren hat, weiß, dass das einfach ein wenig dauert, wenn das vernünftig sein soll (und für was blödes hat ja keiner geboten).
 
Die Leute zahlen erst, wenn die Sammelzeit abgelaufen ist und genug Geld für das Projekt zusammengekommen ist. Daher ist Absetzen schon eine Option. Oder einfach insolvent gehen. Das ist ja der Knackpunkt bei Crowdfunding. Die Projektemacher haben Kosten, die sie nicht allein stemmen können und die üblichen Kapitalgeber wollen das Risiko nicht eingehen.
Auf den Hype werden auch einige Gauner aufspringen.
Soweit ich gelesen hatte, garantiert Kickstarter für nichts - sie vermitteln nur die Cowd an das Projekt. Ich denke, wenn jemand nicht liefern kann, wird er in Zukunft keine Projekte mehr starten können, aber bzgl. der Forderungen aus der Finanzierung muß man sich schon an die Projektstarter halten.
 
[...] was mich bei Computerspielen noch mehr beschäftigt - die lange Zeit um es ordentlich zu programmieren [...]
Auf Gothic 1 oder Black and White haben viele Spieler auch jahrelang gewartet weil sie nicht in die Pötte kamen und als es dann da war, waren alle begeistert ... also aus Sicht von Computerspielern scheints schlimmeres zu geben. Hauptsächlich, dass der Softwareklitsche unterwegs das Geld ausgeht und das Spiel nie in die Läden kommt.

Bei Rollenspielprodukten wäre ich da eher aus dem Grund vorsichtig, dass bei den meisten Verlagen eine zu hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass Mist dabei heraus kommt, den ich bei einem Blick ins Buch niemals kaufen würde. Oder dass sich die Firma intern zerfleischt und aufgibt, alle gute Autoren rausschmeisst und was in dem Sektor sonst so gang und gäbe zu sein scheint.
 
Wie steht ihr zu Kickstarter- oder anderen Crowdfunding-Projekten?
Ich finde es sowohl bei Rollenspielen, Computerspielen wie auch sonstigen Kram (Filme, Brettspiele, Buecher etc.) eine durchaus spannende Sache der ich ueberaus aufgeschlossen gegenueber stehe.
Dabei muss es nicht immer ein Mammut-Projekt wie Wasteland 2 oder Shadowrun Returns sein.
Es koennen auch kleine Indie-Rollenspiele sein wie Avarice Industries, ambitionierte RPG-Projekte wie Witch Girls: BOS, Neuauflagen wie Hellas, Gimmicks zu RPG-Indies wie Illustrating Legend oder auch Projekte von Rollenspiel Verlagen wie White Wolf V20 Companion Deluxe Version Kickstarter.

Weshalb ich auch im Tanelorn einen Thread eroeffnete mit dem Ziel eine Uebersicht zu bekommen beziehungsweise zu erhalten bzw. zur Verfuegung zu stellen.

Und welche anderen Tücken und Probleme (oder auch Positives) seht ihr beim Crowdfunding?
Ein Problem, finde ich, ist das es recht schwer ist eine Uebersicht zu gewinnen was auf Kickstarter sowie IndieGoGo gerade fuer Projekte laufen.
Das heisst es dauert etwas bis man alle RPG bezogenen Sachen zusammen gekratzt hat, und ggf. uebersieht man noch etwas.
Das das ganze selten mal drei Monate umspannt, also eher eine kurze Zeitspanne hat, hilft auch nicht.
In Bezug auf Vorbestellungen, und gerade White Wolf nutzte es in die Richtung, fehlt es mir an Bestellkomfort.
Dazu akzeptiert Kickstarter standardmaessig bei den Projekten nur Kreditkarten, was schonmal frustrierend sein kann wenn man keine hat.

Zwiegespalten bin ich ob der Tatsache das Kickstarter/IndieGoGo sehr stark auf Mund zu Mund Propaganda setzt.
Das heisst will man als Fan sein Projekt gefunded sehen, waere es gut die Zaehne auseinander zu kriegen und selbst Werbung zu machen.

Die Awards sind auch toll, irgendwie. Auch wenn sie teilweise echt unerreichbar teuer werden und/oder man in die Verlegenheit kommt mehr als einen Account zu machen um fuer mehrere Awards pledgen zu koennen.
Auf der andern Seite finde ich es deprimierend wenn ein Projekt dann nicht zustande kommt.
 
Vermutlich sorgen sich Menschen in solchen Fällen eher darum, dass ihr Geld zweckentfremdet wird, als bei im Grunde eher unwichtigen Sachen.
Ich glaube eher, daß "wichtig" eben individuell definiert wird - und für manchen scheint ein neues Shadowrun-Computerspiel (o.ä.) eben so wichtig zu sein, daß er dafür gerne ein paar Dollar "spendet".
 
Stimme ich dir zu Skar, aber bevor ich mich nochmal exakt wiederhole:

Crowd Funding scheint wirklich DAS neue überhaupt zu sein. Die Methode hat schon einiges an Schlagkraft aufgebaut und ich bin irgendwo unterwegs ehrlich gesagt zu einem Fan davon geworden. Was Crowd Funding überhaupt ist? Ehrlich gesagt haben das die zahlreichen Plattformen selbst oder auch Wikipedia das schon ganz gut erklärt, aber das Grundprinzip ist schnell beschrieben: Zeige dein Projekt oder Produkt den Leuten, die es vermutlich haben wollen und lass dich durch die Menge einfach vorab bezahlen um das Produkt dann erst wirklich herzustellen. Diese Art der Finanzierung wurde bisher vor allem von Projekten gestartet, die eben keine große Firma hinter sich haben und so einfach nicht das Geld haben auf Verdacht von Erfolg mal schnell Geld zu investieren.
Und was bedeutet das fürs Rollenspiel? Wie die meisten von euch wissen, gab es schon einige ganze Rollenspiele oder Rollenspielprodukte, die den Weg gegangen sind. Do: Pilgrims of the Flying Temple, Hellas und so weiter. Wenn ihr in den Blogs mitlest, hört ihr eh alle 1-2 Wochen etwas über das ein oder andere Projekt.
Ihr könnt auch einfach selber schauen. Ein zwei Rollenspiel-Projekte sind eigentlich fast zu jeder Zeit zu finden. Leider gibt es zwar keine eigene Kategorie aber mit dieser Suche solltet ihr zumindest das meiste finden (auf Kickstarter)
http://www.kickstarter.com/projects/search?term=RPG
Leider sind da auch ein zwar digitale RPGs zwischen aber auch ohne die bleiben genug Projekte übrig.
Ihr könnt auch einfach hier in den Thread im Tanelorn schauen. Da finden sich die meisten:
http://tanelorn.net/index.php/topic,73783.0.html
Der Punkt auf den ich hinauswill ist aber ein anderer. Viele von euch werden vom V20 Companion Buch von White Wolf gehört haben. Das ganze wurde auch über Kickstarter finanziert und hat damit die Szene für uns verändert.
Vorher standen hinter solchen Projekten immer kleine Spiele von Typen, die ihr Spiel geliebt haben, aber eben keinen Verlag hatten. Sicher die meisten hätten auch ein PDF einigermaßen layouten können und es auf die Welt umsonst loslassen. Allerdings sind es viele Spiele einfach wert etwas mehr Arbeit in sie zu stecken und ihnen ein bessere Layout, Illustrationen und eine Druckversion zu spendieren. DAS was die RPG Szene im Crowd Funding.
White Wolf auf der anderen Seite, hat sicherlich gerade einige Probleme und die V20 Edition ist auch irgendwie nicht "normal" entstanden, aber es ist immer noch ein echter Verlag der dahinter steckt. Das ganze hat nun weniger den Eindruck von einer überzeugten Person, die einfach nicht das Geld hat, sondern mehr von einer Firma, die sich nicht sicher ist überhaupt am Produkt zu verdienen.
Für mich verwässert das massiv den "wir haben die Macht!" Aspekt vom Crowd Funding.
Andererseits: Man kann auch argumentieren, dass das doch egal ist. Hauptsache ein weiteres Buch auf dem Markt, was Leute glücklich macht.
Zumindest ich habe jedoch dieses vielleicht etwas unlogische Gefühl verdrängt zu werden. Kickstarter (oder für uns deutsche Startnext) war immer durch Individuen oder Garagenfirmas von uns vertreten. Die großen Jungs fühlen sich halt wie ein Fremdkörper an.
 
Es gab bereits vor White Wolf Kickstarter zu Computer oder Konsolenspielen sowie Filmen wo eine größere Firma dahinter stand bzw. steht.
 
Joah ich weiß. Deswegen schreibe ich im Zitat ja mehrmals, dass es mir nur um den RPG Bereich geht.
 
Ich glaube eher, daß "wichtig" eben individuell definiert wird - und für manchen scheint ein neues Shadowrun-Computerspiel (o.ä.) eben so wichtig zu sein, daß er dafür gerne ein paar Dollar "spendet".

Es gibt wichtigeres, als ein neues Shadowrun Computerspiel. Und das sollte ganz universell auch so verstanden werden.
Trotzdem wird dafür (augenscheinlich) schneller mal Geld gespendet.
 
Ich denke damit das die Spende nicht unbedingt als Spende verstanden wird sondern als Vorbestellung respektive Förderung eigener Interessen. Wenn man Spendengelder an entsprechende Hilfsorganisationen nach Indien schickt sieht man sehr wahrscheinlich nicht wie diese dort wirken und erhält keinen offensichtlichen direkten oder indirekten Gegenwert. Dazu ist die Kommunikation mit der Spendenorganisation vermutlich unpersoenlicher als mit den Machern / Organisatoren hinter den Kickstarter Projekten.
 
Entsprechende Kommunikation und Aufmachung wären sicherlich auch für wichtigere Themen sinnvoll, mein' ich so. Aus solchen Programmen könnte man einiges lernen.
 
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