Wie mache ich eine Stadt zu einer Entität?

Wie bekomme ich es im Spiel hin ein Stadt wie ein großes Ganzes erfahrbahr zu machen? Wie eine Entität mit einer Seele.

Es gibt zig Stadtteile und natürlich noch viel mehr Schauplätze, die alle ihre eigene Coleur haben, aber wie bekomme ich etwas übergeordnetes, durchgehendes und vor allem erfahrbares hinein, sodass die Stadt auch als Ganzes wahrgenommen wird?

Geht das überhaupt, wenn nur IN der Stadt gespielt wird oder muss sie sich dafür von einer Außenwelt abheben? (Ich würde aber lieber nur IN der Stadt spielen.)

Und ich meine damit nicht nur ein Genregefühl. Es soll die Stadt an sich sein, die sozusagen ein Eigenleben führt. Prominentestes Beispiel könnte wohl Gotham City sein.


Ein Gedanke dazu: Könnte ich die Stadt "reden" lassen? Träume? Flüsternder Wind? Könnten es fliegende Gedanken sein?
Einzelne Worte nur, die bestimmte Emotionen auslösen sollen. Am Beispiel von Gotham vielleicht: bring sie um / nimm dir, was dir zusteht / das sollte dir gehören / Macht / Gewalt / Beute /Opfer?

Interessanter Gedanke.

Mir gefällt das Konzept von Dresden Files, die Stadt als Gruppe zu erstellen, so dass die Spieler ihre eigenen Ideen mit einbringen können. Ggf. lassen sich in dem Ideenpool dann auch weitere Stilmittel finden, wie sich ein "Charakter" der Stadt besser ausarbeiten lässt.
Je nach System gibt es bestimmt auch noch weitere Elemente, die man nutzen kann: In der WoD oder wie gesagt Dresden Files könnte es einen "Geist", "Locus" %oder "Hüter" der Stadt geben, der eine emotionale Spiegelung der Stadt in der Geisterwelt ist, ein emotionales Abbild und Gedächtnis des Ortes. Die akkumulierten Ereignisse in der Stadt würden diesen entsprechend prägen. Geschehen zu viele schreckliche Dinge vor Ort, könnte das diese Entität entsprechend prägen. Je nach Sensitivität der Spielercharaktere für das Übernatürlich könnten sie diese Entität dann mehr oder weniger stark wahrnehmen. Ein Medium oder Schamane sicherlich intensiver als es ein extrem weltlicher Charakter würde der sich seiner spirituellen Seite nicht bewusst ist. Gerade eine Stadt wie Gotham mit ihrer extremen Kriminalitätsrate, den Ghettos und den wirren Ausstrahlungen des Arcam Asylum sammelt sich da schon was an.

Ich denke, die braucht einfach Fleisch an den Knochen. Eine weit zurückzeichende Geschichte, deren Überbleibsel bis in die Gegenwart reichen, würde (für mich persönlich) genügen. Geht auch darum, wie die Leute darin über die Stadt sprechen, welche Begriffe sie für bestimmte Orte und Institutionen benutzen.

Isolierte Städte mit wenig Umfeld haben es da sicher leichter, als Städte mit vielen Außenbezirken, wo die Besucher maximal die Hotspots kennen (London z.B.)

Skar schrieb:

Geht das überhaupt, wenn nur IN der Stadt gespielt wird

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Das geht bestens: Luna City bei Mutant Chronicles. Dagegen ist Gotham City ein Bällebad.

Skar schrieb:

Geht das überhaupt, wenn nur IN der Stadt gespielt wird oder muss sie sich dafür von einer Außenwelt abheben? (Ich würde aber lieber nur IN der Stadt spielen.)

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Wenn die SC von außerhalb der Stadt sind, ließe sich das durch ihre Erfahrungen illustrieren.
Selena Kyle fallen Schüsse und Sirenen Tag und Nacht sicher weniger auf als Clark Kent, weil sie damit aufgewachsen ist statt auf einem Bauernhof. Jemand der in Metropolis aufwuchs findet seine erste Zeit in Gotham wahrscheinlich auch gewöhnungsbedürftig obwohl beides Metropolen sind.

Dann kommt es darauf an, was "in" der Stadt umfasst. Bruce Wayne wohnt in Gotham und profitiert wie Selena Kyle von den Vorteilen der Kriminalität (zB als er für den Abschlussball Wodka+Gras kaufen wollte), aber mit seinen finanziellen Möglichkeiten und einer Villa mit einem gigantischen Garten drum herum hat er sich einer sehr viel theoretischere und distanziertere Einstellung zur negativen Seite der Kriminalität und wird entsprechend anders darauf reagieren.

Je nach Spiel kann man das sich-abheben von anderen Orten auch über NSC inszenieren, die als Touris in die Stadt kommen, als Auftraggeber ("In welcher Stadt findet man sonst so Gesindel wie hier? Was? Ja, natürlich meine ich euch.") usw.

Direkter geht es, wenn man sich überlegt, welches Bild die Spieler von dem Land haben, wovon sich die Stadt absetzt. Kanada verbindet man mit Europäern und Ureinwohnern, aber in Vancouver gibt es verdammt viele Asiaten. In Warhammer Fantasy ist Marienburg mega-exotisch weil es dort Hochelfen gibt. Das hängt halt schwer davon ab, was die Spieler erwarten, was man als SL ja auch nur bedingt beeinflussen kann.

Skar schrieb:

Es gibt zig Stadtteile und natürlich noch viel mehr Schauplätze

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Das, bzw das Gegenteil kann man an sich schon als ein übergeordnetes Merkmal nutzen. Wenn es auch in vielen Settings schwer zu transportieren sein wird, weil in großen Fantasystädten die Viertel häufig von unterschiedlichen Planeten sein könnten.
Aber zB. stehen in einer Hafenstadt die mit allen Ländern Handel treibt hat sicher überall Tempel jeder denkbaren Gottheit herum - nur in dem einen Viertel, in dem die Kirche des Hlg. Brotgebers seit 400 Jahren die Armen speist stehen nur dessen Kirchen weil Tempel anderer Götter "spontan in Flammen aufgehen". Das macht nicht nur das Viertel besonders, durch den Gegensatz betont es auch die Diversität der restlichen Stadt.
Umgekehrt kann auch ein Verbrechersyndikat die Unterwelt der kompletten Stadt beherrschen, was erst richtig offenbar wird, wenn ein Viertelchen von einer Gang der dortigen Einwohner beherrscht wird.

Skar schrieb:

Ein Gedanke dazu: Könnte ich die Stadt "reden" lassen? Träume? Flüsternder Wind? Könnten es fliegende Gedanken sein?

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Wie wärs ganz banal mit einer Lokalzeitung? Wenn im Daily Planet steht "Verbrechensrate in Gotham wächst das 7e Jahr in Folge in zweistelliger Prozentzahl" fällt das auch jemand abgebrühtem wie Selena Kyle auf. Offensivere Exposition direkt auf die Nase geht wohl kaum.
Oder Ausrufer? Die verkünden, dass der König wegen der Rekordernte mehr Getreide für die Armee einzieht und sich dann ducken muss weil die auffällig verhungert aussehende Bevölkerung Zweifel an einer Rekordernte hat und ihn mit Exkrementen bewirft.
Demonstrationen? Gegen korrupte Politiker oder eine Polizei die mit der Mafia unter einer Decke steckt.
Straßenkämpfe? Einfach weil warum nicht.
Graffiti? Gab es schon im alten Rom - Gangzeichen, Schmierereien über Politiker oder Händler, politische Symbole, wo es zum Bordell geht.
NSC, die mit den SC verbandelt sind? Ob die Schwester vom 8en Überfall dieses Jahr auf ihren Kiosk erzählt hinterlässt einen anderen Eindruck als wenn ihr Bibelkreis einen Kuchenverkauf für Schulen in Afrika veranstaltet ("Die Schulen hier wollten unser Geld gar nicht weil sie gut ausgestattet sind.").