AW: Wie ARStig treibt ihrs?
Ich weiß nicht, ob ich mir Dir reden darf. Bist Du überhaupt Mitglied der
NDE? :headbang:
Ne, mal ernsthaft - für einen (augenscheinlich) wissenschaftlichen Versuchsansatz benötigst Du eine Präambel. Entsprechend muss zum Beispiel der Spielstil auswechselbares Elemente sein, um den Motivationsgrad messen zu können, wenn der Spielstil als einflussgebendes Element charakterisiert wird. Bei so einer Theorie geht es ja darum, mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten menschliches Verhalten vorauszusagen, um im Vorfeld Einfluss darauf nehmen zu können.
Im Kern ist das Bu!!shit (sory, no offense, konnte nur nicht widerstehen). Eine einzelne Theorie kann für einen derart komplexen Gruppenprozess kaum ausschlaggebend sein. Wäre dem so, müssten Spielleiter ein Patentrezept für glückliche und zufriedene Rollenspielabende aus der Dose haben, und dem ist nicht so. Es gibt Abnutzungserscheinungen, die Notwendigkeit, sich selbst neu zu erfinden, Rahmenbedingungen, persönliche Veränderungen die ins Erlebnis getragen werden, momentane Unpässlichkeiten etc.
Zwei Beispiele, um das zu unterstreichen: Man kann mit Kickers, Bangs und Flags an dem einen Abend einen Oscar gewinnen und am zweiten auf den ganzen Schmonsens zugunsten eines Railroad-Dungeons verzichten und ein genau so geiles Spielerlebnis haben. Man kann an dem einen Abend Erzählspiel Deluxe ohne einen einzigen Würfelwurf betreiben, und am anderen mit ARS ohne Ende rocken. Gleiche Runde, gleiches Spielsystem. Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass ein und der derselbe Spieler in zwei unterschiedlichen Runden einen völlig unterschiedlichen Spielstil haben kann - und trotzdem beides als Rollenspiel begreift und Spaß dabei hat.
Entsprechend auch meine ablehnende Haltung gegenüber Rollenspieltheorie. Das Rollenspiel ist nur ein bestimmender Faktor, die anderen werden ausgeblendet - und da liegt das Problem. Viele Theorien sind Verallgemeinerungen, die jede Spielrunde nach und nach herausfindet. Auf ihre eigene Weise, durch Trial and Error. Dadurch erwirbt sich die Gruppe aber auch das spezifische Problemlösungswissen im Sinne einer hochtrainierten und anwendbaren Fertigkeit: Sie haben einen pragmatischen Weg gefunden und nicht nur darüber gelesen.
Rollenspieltheorie hingegen abstrahiert mir zu viel und versucht eine Gleichschaltung. Stellt euch einfach mal ein Rollenspiel vor, das wasserdichte Regeln ohne Diskussionsbedarf hat, in diesen Regeln klar die Core Story und damit eine bestimmte Spielweise unterstützt sowie den Spielleiter mit Regeln und Anweisungen fürs Leiten mit dem Ziel eines bestimmten Spielerlebnisses ausstattet. Das Ergebnis: Man kann von einer Runde zur nächsten wechseln, ohne dass sich was ändert - alles Einheitsbrei. Mal ganz provokant wider die Rollenspieltheorie gesagt.
Für mich ist und bleibt Rollenspiel ein soziales Ereignis, das ich mit Freunden oder netten Leute genieße, und Spaß dran habe. Es gibt Best Practices, die ich gerne Weitergebe, aber nicht verallgemeinere. Und ich passe mich meinen Mitspielern an, genau so, wie sie sich an mich anpassen: Rollenspiel ist Interaktion. Ist dem nicht so, geht man früher oder später, nach mehr oder weniger Stress getrennte Wege.
m4lik
PS: Ich bin übrigens am Freitag und Samstag auf der Spiel, wechseln bei Sighpress, 13mann, Prometheus und Nirvana. Sprich mich einfach an oder frag Jestocost nach mir, dann trinken wir nen Käffchen. Wir müssen da eh mal quatschen.