Rezension Wege der Helden [Team-Rezi]

Odin

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Wege der Helden


DSA Kernregelwerk Band 1 [Team-Rezi]


Mit „Wege der Helden“ ist, nach dem Grundregelwerk, das erste der vier Kernregelwerke für die neue DSA Edition erschienen, oder eher für das Update von DSA4 auf DSA4.1. Dieser Brocken von einem Regelwerk vereint die Bände „Aventurische Helden“ aus der Box „Schwerter & Helden“, „Aventurische Zauberer“ aus „Zauberei & Hexenwerk“ und „Aventurische Götterdiener“ aus „Götter & Dämonen“ und dient somit als umfassendes Generierungswerk zum Erschaffen (beinahe) aller denkbaren DSA-Charaktere.

Von außen macht das Buch einen fantastischen Eindruck, stabil gebundenes Hardcover mit einer sehr ansehnlichen Titelillustration von Slawomir Maniak, die eine typische Heldengruppe in einem unterirdischen Gang zeigt. Äußerst nützlich sind die, ähnlich wie bei einem Lexikon, am seitlichen Buchschnitt aufgedruckten Registersymbole, die es sehr erleichtern ein bestimmtes Kapitel schnell wiederzufinden. Ein Lesebändchen, diesmal bordeauxrot, fehlt ebenfalls nicht.

Zum Inhalt:
Den Anfang macht das Kapitel zur Heldengenerierung. Nach einem kurzen Überblick über die wichtigsten Regelbegriffe wird die Generierung eines aventurischen Helden anschaulich und sehr ausführlich Schritt für Schritt erklärt.
Daran anschließend folgen die drei Kernkapitel des Bandes. Hier werden ausführlich die 15 Rassen, 48 spielbaren Kulturen und mehrere Hundert zur Verfügung stehenden Professionen (größtenteils noch mit mehreren Varianten) vorgestellt und mit Startwerten versehen.
Ein Großteil dieser drei Kapitel wurde unverändert aus den drei Anfangs genannten Bänden übernommen, lediglich bei den Startwerten hat es teilweise kleine Änderung gegeben, um bestimmte Rassen, Kulturen oder Professionen besser auszubalancieren und bestimmte, teils übermächtige Kombinationsmöglichkeiten zu verhindern.
Als Neuerung ist die Zwergenkultur der „wilden Zwerge“ oder auch Brobim hinzugekommen und die Kultur Yaquirien wurde in Almada und Horasreich aufgeteilt.
Vergessen hingegen wurden scheinbar die elfische Kultur der „verweltlichten Sippe“ und zwei elfische Professionsvarianten.
Im nächsten Kapitel werden ausführlich alle (profane, magische und göttliche) Vor- und Nachteile und etwas kompakter (sie sollen in den Folgebänden ausführlicher erläutert werden) die Sonderfertigkeiten vorgestellt, mit denen neu erschaffene Charaktere ausgestattet werden können.
Auch hier hat es einige Änderungen gegeben: Ortskenntnis wird beispielsweise nun durch Sonderfertigkeiten dargestellt, die schlechten Eigenschaften wurden massiv erweitert und die neue SF Kulturkunde eingeführt. Auch wurden die bisher nur in der Zoo-Botanica enthaltenen SFs mit aufgenommen. Bei etlichen Vorteilen, Nachteilen und Sonderfertigkeiten hat es kleine bis mittlere Änderungen gegeben, die ebenfalls wieder angeblich dem besseren Balancing dienen sollen.
An dieses Kapitel anschließend finden sich die 20 Fragen an den Helden aus der Basisbox, die den Spielern helfen sollen ihre Charaktere näher auszugestalten.
Den Abschluss des Bandes bilden, wie gewohnt, die Anhänge. Hier findet der Leser näheres zu exotischen Charakteren, zum Erschaffen eigener Kulturen und Professionen, eine umfangreiche Liste aventurischer Namen aller Kulturen, sowie Tabellen zu Talenten, Zaubersprüchen, Liturgien und Schamanen-Ritualen.
Nach dem obligatorischen Index finden sich zu guter Letzt noch Kopiervorlagen für Heldendokumente, auch wenn es recht schwierig und für die Haltbarkeit nicht gerade förderlich seien dürfte das Buch unter den Deckel eines Kopierers zu quetschen.

Fazit:
Dieser Band macht eigentlich einen rundum sehr ordentlichen Eindruck und ist für die Generierung neuer Charaktere quasi unentbehrlich. Es muss nun nicht mehr ständig in zwei bis vier verschiedenen Büchern herumgeblättert werden um einen neuen Helden zu erschaffen, da sich alle Angaben, die man braucht, kompakt in diesem Band befinden. Das Layout mit den umlaufenden Schmuckrahmen auf jeder Seite begeistert sofort. Die Informationen sind übersichtlich aufgeteilt und man findet sich schnell zurecht. Dass Professionsvarianten aus Regionalbeschreibungen oder Abenteuern nicht mit aufgenommen wurden, stört wenig. Wer solch spezialisierte Charaktere spielen möchte, wird das entsprechende Buch wohl sowieso besitzen. Dass allerdings elfische Kultur- und Professionsvarianten vergessen wurden ist schon ein grober Schnitzer, der aber leider für DSA-Produkte mittlerweile symptomatisch zu sein scheint, denn allein dabei bleibt es nicht.
Obwohl große Teile der Texte direkt aus den alten Vorlagen entnommen wurden, finden sich etliche Zahlendreher, falsche Verweise, fehlerhafte Erklärungen oder simpelste Rechtschreibfehler in dem Band. Die mittlerweile von Ulisses veröffentlichte offizielle Errata umfasst nicht weniger als 5 engbeschriebene DIN A4 Seiten und enthält unter anderem mal wieder eine korrigierte Steigerungskostentabelle sowie die Tabellen für Schriften und Sprachen, die man wohl vergessen hat.
Hier hätte man meinen können, dass Ulisses eventuell aus den Fehlern von Fanpro lernt und sich beim Lektorat mehr Mühe gibt. Andererseits ist man so was ja als langjähriger DSA-Spieler leider schon gewohnt und so verwundert es auch nicht, dass mal wieder der Leser (und Käufer) zum Lektor gemacht wird.
Ein zweiter Kritikpunkt ist die Tatsache, dass Ulisses diesen Band, der ursprünglich wie das noch von Fanpro produzierte Grundregelwerk in Farbe erscheinen sollte, nun in schwarzweiß herausgebracht und den stolzen Preis von 35€ trotzdem beibehalten hat. (von den 50€ für die Edelvariante ganz zu schweigen)
Einigen Innenillustrationen sieht man so leider nur zu deutlich an, dass sie eigentlich für Farbdruck vorgesehen waren, wirken sie nun doch sehr dunkel und kontrastarm. Auch die meisten Tabellen , die wohl eigentlich farbig hinterlegt werden sollten, sind recht mühsam zu lesen.
Nichtsdestotrotz machen die meisten Illustrationen doch einen sehr guten Eindruck, wenn auch zumeist auf Altbekanntes zurückgegriffen wurde und sich hier wenig Neues findet.

Bis auf die erwähnten Mängel ist „Wege der Helden“ ein rundum gelungener Band und wird vielen Runden die Generierung erheblich erleichtern können. Auf Dauer wird aber wohl sowieso keine Gruppe die nach dem aktuellen Stand der Regeln spielen will an diesem Werk vorbeikommen, da es die (hoffentlich) endgültige Regelfassung der 4. Edition darstellt.
Noch zu erwähnen wäre, dass dieser Band auch als in rotes Kunstleder mit Goldprägung gebundene auf 1000 Stück limitierte Version erschienen ist, die sich aber inhaltlich bis auf ein von den Redakteuren signiertes Vorsatzblatt nicht von der Standartvariante unterscheidet. Der Preis für diese Edelvariante liegt bei stolzen 50€.Den Artikel im Blog lesen
 
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