@Ioelet:
Ein 15-jähriger Kainit ist in der Regel ein erwachsener Mensch, der 15 Jahre lang einer Geheimgesellschaft unsterblicher Untoter angehört.
15 Jahre sind für einen Unsterblichen eine nicht wirklich lange Zeitspanne, insbesondere, da man so einiges von Grund auf neu lernen muss, wenn man von einem lebenden Menschen zu einem untoten Monster wird, das bei Kontakt mit Sonnenlicht zu brennen beginnt, sich gegenüber Sterblichen komplizierte Strategien zurechtlegen muss, um eine Enttarnung zu verhindern, und das auch noch so ziemlich jede Nacht einer Tätigkeit nachgehen muss, die die Wahrung der Maskerade ziemlich schwierig macht und einem noch nicht auf Unmenschlichkeit abgestumpften Vampir noch ziemlich Unbehagen bereiten dürfte. Gerade die ersten Jahre der Eingewöhnung an dieses neue Dasein wird der Vampir erst einmal mit sich selbst beschäftigt sein. Und ich glaube, dass Vampirismus noch etwas schwerer verdaulich ist als die Pubertät.
aber da wir hier ja wohl im Schnitt alle Menschen irgendwo zwischen dem Ende der Teenie-Zeit, den Zwanzigern und vielleicht auch beginnenden 30ern sind, finde ich diese Lässigkeit mit der da 15 Jahre beiseite gewischt werden, etwas seltsam.
S.o. In diesen fünfzehn Jahren ist das alte Leben des Vampirs immer noch in greifbarer Nähe, was es schwerer macht, loszulassen. Man muss schon ein wirklich armseliges Leben geführt haben, wenn einem das Unleben als eine Verbesserung vorkommen soll, dementsprechend fällt es eben auch schwer, das neue „Leben“ zu akzeptieren. Und da die Gesellschaft der Vampire, egal ob nun Camarilla oder Sabbat, weder freundlich noch fair ist, dürfte die Motivation, ausgerechnet mit denen anzubandeln, erst mal gering bleiben.
Was macht denn in deiner Vorstellung der Vampir 15 Jahre lang?
Jagen lernen, sein Territorium kennenlernen und den neuen Bedürfnissen anpassen, den weiteren Umgang mit Menschen lernen (der als Vampir nicht leichter wird, sondern nur schwerer), sich abmühen, den Erwartungen der Älteren gerecht zu werden und noch so viele kleine Dinge, die einem auch so auf die Schnelle vielleicht gar nicht einfallen würden, aber plötzlich Bedeutung gewinnen. Da ist ein direkter Einstieg in den Alltag der Camarilla ein Sprung ins Feuer, den man sich mehr als zweimal überlegt. Vor allem, da der Erzeuger einen wohl auch warnen wird, wie scheissgefährlich das ist. Dass der Vampir sein neues Dasein als leidvoll empfinden wird, ist Nebeneffekt, aber um das die ganze Nacht zu machen hat er wohl kaum Zeit – immerhin muss er ein paar Stündchen damit verbringen, seine Versorgung mit dem roten Saft zu organisieren und gleichzeitig seine Tarnung aufrecht zu halten, Geld zu verdienen (das fällt ja auch nicht vom Himmel) und so weiter. Da bleibt nicht so viel Zeit, wie manche vielleicht glauben.
Abgesehen davon weise ich gerne nochmal darauf hin: Ich habe überhaupt nicht gesagt, dass der Vampir auf Teufel komm raus jeden Kontakt meidet, wie du es hier interpretierst. Ich habe lediglich gesagt, dass er unnötigen Kontakt zu anderen Vampiren meiden wird. Was die Anzahl der Begegnungen soweit einschränken wird, dass man eben nicht den Wissensstand eines Spielers, der das Regelbuch komplett gelesen hat, besitzt. Wenn deine Vampire es in fünfzehn Jahren schaffen, sich alle Informationen, die das Regelbuch hergibt, zu erarbeiten, Hut ab. Meine Gruppe könnte das nicht.
ich würde meinen Arsch in Bewegung setzen und Teil der neuen Welt sein wollen.
Whatever floats your boat.
und warum er mir nur dumme Klischees und Propaganda eintrichtern sollte, leuchtet mir nicht ein
Warum sollte er dir selbstlos und uneigennützig die Wahrheit erzählen? Abgesehen davon fällt es mir wiederum schwer vorzustellen, wie dein Charakter ohne Spielerwissen zwischen Propaganda und Wahrheit unterscheiden will, zumal diese Klischees eben nicht an den Haaren herbeigezogen sind, sondern sich immer wieder bestätigen? (Dass ein Clansfluch keine optionale Sache ist, die man nur für das Amusement der anderen demonstriert, muss ich ja nicht erst erwähnen?)
Ich gehe mal davon aus, dass sich zumindest in der Camarilla jeder Vampir zumindest ein bisschen Gedanken darüber, ob und warum er ein Kind erschafft. Und da die Taten des Kindes sehr leicht auf den Erzeuger zurückfallen, wird er sich denke ich auch bemühen, dich erst mal von anderen Vampiren, die dich gern als Schachfigur oder Sündenbock ausborgen möchten, abzuschirmen. Ebenso erhofft er sich sicherlich auch, dass du ihm noch mal nützlich sein und in seinem Sinne handeln wirst und ebenso im Sinne deines Clans. Ein gewisses Gefühl, Teil einer Elite gegenüber einem Haufen Neider zu sein, die einen aufgrunddessen zu Fall zu bringen wünschen, hat noch nie geschadet, die Loyalität der Brut etwas zu steigern. Klappt vielleicht nicht immer, aber den Versuch ist es wert.
Ein Gangrel der ebenfalls erst ein Jahr dabei ist, wäre mir wohl näher als ein anderer Malk, der bereits 200 Jahre alt ist.
Wenn dieser Malkavianer dein Erzeuger ist wohl kaum, denn das wäre so ziemlich der Einzige Vampir, für den du gleichermaßen wertvoll wie gefährlich bist und der sich dementsprechend auch darum bemühen wird, hinter dir her zu räumen. Ganz davon abgesehen, dass es weder gesagt ist, dass überhaupt ein anderer Vampir in deiner Altersklasse in der Domäne ist, noch dass der nicht schon längst in einer coolen neuen Clique ist und sich einen Fussabtreter sucht, um seinen Omega-Status aufzubessern.
Gott, warum kommt immer gleich jemand mit Kuschelvampiren, sobald man von Kommunikation spricht, die aus mehr besteht als prolligen Provokationen gefolgt von Prügeleien?
Der erste, der jetzt von
prolligen Provokationen gefolgt von Prügeleien
spricht, bist doch du? Die In- und Exklusionsmechanismen der Vampirgesellschaft beschränken sich sicherlich nicht auf Prügeleien. Ich spreche deshalb von Kuschelvampiren, weil ich bei deinen bisherigen Schilderungen nicht so viel vom Raubtierinstinkt der Vampire sehe, sondern eher eine rein menschliche und pragmatische Spielerperspektive. Tut mir leid, wenn du dich wegen dem Kuschelvampir ungerecht eingeschätzt fühlst, nehme ich hiermit zurück und ersetze es durch „Vampire, die meiner Lesart des Regelbuchs nicht entsprechen und mir persönlich etwas zu weich
erscheinen“. So besser?
Aber ist denn alles andere als stumpfsinniges Gepöbel wirklich so verweichlicht?
Nun, kultivierte Grausamkeit durch subtile, gezielte Herabwürdigung des Gegenübers würde ich weder als Stumpfsinnig noch als „Gepöbel“ bezeichnen und schon gar nicht als verweichlicht.
Wie viel geschickter kann es da sein, dem jungen Eindringling Verständnis vorzuheucheln, ihn ruhig darauf hinzuweisen, dass jeder andere es ihm verdammt übel nehmen würde, während man selbst ihm das Eindringen in das Revier verzeiht... und ihm mit eigener Propaganda das Ohr vollsülzt oder ihm Informationen über seinen Erzeuger entlockt.
Klar, das ist sogar sehr wahrscheinlich, dass der eine oder andere so vorgehen wird – nur wird diese eine Szene ja auch nicht im Vakuum geschehen und ziemlich schnell wieder auf deinen Vampir zurückfallen sowie sein „Vertrauen“ in den netten Beichtvater erschüttern. Insbesondere, da ein verantwortungsvoller Erzeuger dich sicherlich gewarnt haben wird, dass Freundlichkeit unter Vampiren nie umsonst zu haben ist und man gerade bei den netten Exemplaren aufpassen muss.
Es gibt doch nen Grund, warum sich auch im realen Leben nicht alle Leute mit "Ey Alter, aufs Maul, Wixer!" begrüßen. Und mir wäre nicht bewusst, dass durch den Kuss Manieren verloren gehen - das klassische Dracula-Vampirbild sieht da auch etwas anders aus.
Natürlich begrüßt dich nicht jeder Vampir mit „Ey du [Schimpfwort deiner Wahl]“, wohl aber wird das die unterschwellige Message seiner Ansprache sein: „Ich bin hier der Boss, Kleiner – und du hast jetzt ein Problem!“. Ob er dir das mit einem Schlag aufs Maul oder einer höflichen Belehrung bezüglich deines Faux-pas mit anschließendem Smalltalk vermittelt ist völlig freigestellt, da wollte ich auch gar nichts anderes behaupten.
Meine Vampire sind vielleicht auf den ersten Blick "Kuschelvampire" - angenehme, verständnisvolle und tolerante Zeitgenossen.
Bis du irgendwann etwas falsches sagst.
Ich verstehe deine Schilderungen schon etwas besser und habe den Kuschelvampir ja schon zurückgenommen. Können wir uns darauf einigen, andere Präferenzen zu haben, was die Umsetzung des Spiels angeht und den jeweils anderen daher etwas missverstanden haben?
@Larizza:
Ja die erzeugergespräche waren nie groß meine Aufgabe als SL
Merkt man -.- aber ich hab eben andere stärken
Die wollte ich dir auch nicht absprechen, es hat mir nur etwas gewundert. Wenn ich mich als Spielleiter mit meinen Spielern zusammensetze und sie einen Vampir erstellen, der nicht gerade erst erschaffen wurde, gehen wir immer mit zuerst durch, was er wann und wo gelernt hat (Natürlich nicht jedes hitzibitzi-kleine Detail, aber die groben Infoblöcke), da es sich dabei ja um eine nicht unwesentliche Angelegenheit in der Entwicklungsgeschichte handelt.