[Unknown Armies] Die Welt verändern

Skar

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Man liest öfter, dass die Charaktere bei Unknown Armies die Welt verändern/verbessern können.

In welchem Maße und in welcher Form haben Charaktere in Unknown Armies die Macht die Welt zu verändern?

Sind sie dazu allein in der Lage, oder wäre das ein Gemeinschaftsprojekt der Charaktere der Spielgruppe (arbeiten die Charaktere der Spielgruppe zusammen)?
 
Re: Die Welt verändern

Erstmal kommt es darauf an, auf welchem Powerniveau du spielst. Auf dem Straßenlevel werden die Chars wohl kaum die Welt verändern können.
 
Re: Die Welt verändern

Der absolute Gipfel ist sicherlich der Versuch eines Avatars, zum Godwalker und schliesslich direkt zum Archetypen in der Invisible Clergy aufzusteigen, und somit praktisch zum Gott zu werden.

Als solcher hat man zwar nicht wirkliche allmacht, aber man verschiebt sozusagen den Fokus menschlicher Wahrnehmung. Der gesamten Menschheit.

Eines der populärsten Beispiele ist wohl Dermott Arkane, der derzeitige Godwalker des Messenger-Avatars. Sollte Arkane es schaffen, den derzeitigen Archetypen aus der Clergy zu stürzen und selbst aufzusteigen, würde sich der Archetyp im menschlichen Bewusstsein verschieben, vom traditionellen Bild des Messengers als überbringer von Nachrichten, als Bote, der alle Widerstände überwindet, um die Wahrhheit zu übermitteln, zum "Heisenberg Messenger", jemandem, der weniger die Wahrheit bringt, sondern unsicherheit, der feste Strukturen aufbricht und für den die Wahrheit formbar ist.

Mit anderen Worten würde Arkanes aufstieg mit ziemlicher sicherheit zu einer noch verlogeneren Presse führen, in der die Wahrheit weniger wert ist als die Interpretation selbiger (manch ein Zyniker könnte behaupten, das angesichts der "Wahrheitsinterpretation" während der Irakinvasion aus dieser Fiktion bereits realität wurde).


Es ist theoretisch möglich, diesen Weg ganz allein zu gehen, der Freak z.b., Godwalker des Mystic Hermaphodite, ist, zumindest seit der Godwalker ist, allein unterwegs, viele andere dagegen haben Verbündete, Freunde oder einen Kult um sich geschart.

Es ist absolut denkbar (und wird in den Büchern auch vorgeschlagen) das die SCs sich zusammenschliessen um einen aufstrebenden Avatar zu "fördern", oder sogar das einer SCs selbst den Weg zum Godwalker beschreitet. Das wäre dann ohne zweifel eine ziemliche lange Story in einem Cosmic Campaign.
 
Re: Die Welt verändern

Den Godwalker bzw. Archetypen in der Invisible Clergy gibt es einmal? Oder könnte es mehrere für verschiedene Bereiche geben?
 
Re: Die Welt verändern

Es gibt insgesamt 333 Archetypen, die im Verlauf der menschheitsgeschichte evolvieren, eben die verkörperung eines allseits bekannten Charakterklischees, das im menschlichen Bewusstsein so verwurzelt ist, das es Macht verleiht.
Wieviele Archetypen es derzeit gibt ist unbekannt, aber jeder uns bekannte Archetyp ist in der Clergy vertreten, und für jeden gibt es auch einen Godwalker, welcher praktisch die perfekte menschliche Verkörperung des Archetypen auf Erden ist.

Der älteste Archetyp dürfte z.b. "Die Mutter" sein, dann folgten sicherlich "Der Krieger", "Der Jäger", usw, später dann "Der Chronist", "Der wahre König", "Der Narr", "Der Zauberer", "Der Bote" usw.

Die Clergy hat Macht, weil sie die menschliche Wahnehmung gleichzeitig verkörpern und beeinflussen. Wir geben ihnen diese Macht, und wenn der Archetyp, den sie verkörpern, irgendwann zu altmodisch wird und aus dem menschlichen Bewusstsein verschwindet, stürzt der Archetyp und wird von einem moderneren ersetzt. Robin Hood z.b. verkörpert nicht mehr länger unsere Wahrnehmung des klischeehaften "Rebellen" und wurde abgelöst, ebenso wie der Jäger in unserer Wahnehmung nicht mehr länger den altmodischen speerbewaffneten Jäger verkörpert, sondern in zukunft vielleicht von einem Kopfgeldjäger, oder einem Headhunter einer Jobvermittlung oder einem Reporter oder etwas ähnlichen abgelöst wird.
Dermott Arkane ist der meinung, das der alte Archetyp des Messengers, der praktisch seit der Zeit von Marathon unverändert ist, nun von seiner neuen Interpretation des Messengers abgelöst werden kann.

Die Clergy ist im prinzip ein von unserem Unterbewusstsein demokratisch gewähltes Parlament, das in unserem Auftrag die Realität verwaltet.
 
Re: Die Welt verändern

Ah, jetzt verstehe ich. :)

Gibt es eine feste Stufenleiter auf dem Weg zum Godwalker, oder ist das ein fließender Übergang? Wo steht zum Beispiel der "Avatar"?

Muss man immer über die Öffentlichkeit seinen Fortschritt Richtung Godwalker vorantreiben? Also zum Beispiel Bücher schreiben, um ein neues Klischee einzuführen und zu festigen (deren perfekte menschliche Verkörperung man am besten selber ist)?

Oder gibt es da andere Möglichkeiten?
 
Re: Die Welt verändern

Das Verändern der Welt ist bei UA gar nicht mal so sehr vom Grad des Eingeweiht-Seins abhängig. Der Grundgedanke des Spiels ist ja, dass deine eigene Interpretation der Welt so umfassend wird, dass sie die Umwelt tatsächlich beeinflusst. Im Fall der Adepten geschieht das auf einer persönlichen Ebene, wenn sie alles und jedes aus dem Blickwinkel von Geld, Drogen, Kostümen oder Elvis betrachten. Indem sie dann dieses eine Prinzip mainpulieren, maipulieren sie auch die Welt.

Bei Avataren spielt das kollektive Unterbewusstsein eine grössere Rolle. Hier muss ich den Vorrednern etwas wiedersprechen, denn im Grunde sind die Anhänger eines bestimmten Pfades restlos abhängig von der Masse der ganz gewöhnlichen Menschen, die keinen blassen Schimmer vom okkulten Untergrund haben, denn die bestimmen darüber, welche Avatarsposten überhaupt verfügbar sind. Erst wenn man einen Platz im unsichtbaren Rat erkämpft hat, hat man die Chance, das nächste Universum den eignen Vorstellungen entsprechend mitzugestalten - um den Preis der totalen Anpassung an die Mehrheitsmeinung auf dem Weg dahin.

Kurz gesagt liegt die Möglichkeit der Beeinflussung bei UA im postmodernen Kern des Spiels. Es gibt nur Menschen und ihre Wahrnehmung. Unabhängig von dieser Wahrnehmung existiert keine Welt an sich. "Wahrheit" gibt es nicht, es existieren nur unterschiedliche Vorschläge, was wir als wahr anerkennen sollen, und welcher sich (zeitweilig) durchsetzt, hängt davon ab, welche Gruppe die Macht erlangt, ihre Weltsicht durchzudrücken. Als Charakter bei UA kannts du genau das versuchen: Ein Modell der Welt entwickeln, dass du allen anderen aufschwatzt, bis es wahr wird. Um diesen Krieg dreht sich das ganze Spiel.
 
Re: Die Welt verändern

Ein Avatar besitzt beispielsweise die Fähigkeit: Avatar des Boten 45%. Je höher der Fertigkeitswert ist, desto mehr Channels (Kräfte) kann er nutzen.

Es gibt immer nur einen Gottläufer mit einem Avatarwert von 100%. Möchte man von 99 % auf 100% kommen, muss man eine Übernahme versuchen und den derzeitigen Gottläufer absägen.

Als Avatar muss man nach außen den Archetyp vertreten - ein Buch hilft halt nur, wenn es zum Archetypen passt... Als Krieger sieht's dafür schlecht aus... Da sind eher blutige Taten angesagt...
 
Re: Die Welt verändern

wjassula schrieb:
Bei Avataren spielt das kollektive Unterbewusstsein eine grössere Rolle. Hier muss ich den Vorrednern etwas wiedersprechen, denn im Grunde sind die Anhänger eines bestimmten Pfades restlos abhängig von der Masse der ganz gewöhnlichen Menschen, die keinen blassen Schimmer vom okkulten Untergrund haben, denn die bestimmen darüber, welche Avatarsposten überhaupt verfügbar sind.

Ich würde vermuten, du meinst mich als Vorredner, aber inwiefern widersprechen wir uns? ?(
 
Re: Die Welt verändern

Avatar ist ja wenn ich das richtig verstanden habe sowas wie eine "Charakterklasse". :D

Neben den Avataren gibt es noch die Adepten. Ist man immer eins von beiden oder gibts da noch mehr?
 
Re: Die Welt verändern

Da würde ich dir vehement widersprechen. Klar hast du im großen ganzen 4 Typen von Charakteren, von denen 3 möglicherweise auf Magie bauen:

Normalos
Wahre Thaumaturgen (Ritualmagie)
Adepten
Avatare

Ein Adept kann immer nur ein Adept sein, selbst wenn er Thaumaturgische Rituale kennt - er kann aber keine thaumaturgischen Ladungsrituale verwenden, da diese dazu führen, dass er Tabu bricht und alle Ladungen verliert. Ein Adept kann auch nicht wirklich gut zum Avatar werden, da dies kaum mit seine Weltanschauung vereinbar ist.

Zwar kann ein Avatar auch zum Adepten werden, aber dann ist er auch auf dem besten Weg, vollkommen durchzudrehen.

Ein Thaumaturg kann zum Adepten werden, hat dann aber auch die gleichen Einschränkungen wie jeder andere Adept.

Ein Normalo kann alles werden.

Diese vier Typen sind nichts anderes als Wege zur Macht - und keine ist wirklich besser als der andere: Adepten können unmittelbar am meisten reißen, sind aber am stärksten eingeschränkt. Avatare sind langfristig am bedeutendsten, sind aber in einem tödlichen Rennen gefangen, bei dem nur einer gewinnen kann. Thaumaturgen wissen immer erst nachher, was das Ritual eigentlich macht..

Und Normalos - sind gleichzeitig die mächtigsten und die schwächsten...

Aber ich empfehle auf jeden Fall, sich immer erst den Charakter zu erschaffen und dann zu überlegen, ob Magie das richtige für den Charakter ist..
 
Re: Die Welt verändern

Skar schrieb:
Ist man immer eins von beiden oder gibts da noch mehr?
Damit meinte ich eigentlich, ob es noch mehr als die beiden "Charakterklassen" gibt. Aber so hast du meine Frage noch ausführlicher beantwortet. :)

(Wobei mir die Ritualmagier schlicht entfallen waren.)
 
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