Ungewohnte Veraltensweisen in der Spielwelt

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Gott
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Alexandro schrieb:

Korollar zu These #1: Die Kontinuität der Spielwelt sollte nicht durch "triviale" Spielerhandlungen zerstört werden.
Ein solcher "Grenzfall" findet sich im Rollenspiel "Engel", wo festgelegt wird, dass die Gesellschaft im Endzeit-Europa sehr zurückhaltend bis ängstlich im Bezug auf Berührungen ist. Das ist deswegen problematisch, weil man die Spieler ständig daran erinnern muss und dass einige Handlungen schon von vorneherein ausgeschlossen werden...
SC: "Ich strecke dem an der Klippe hängenden Kaufmann meine Hand entgegen und ziehe ihn rauf"
SL: "Ahem..."
SC: "Ach stimmt ja, ich...ummm...Mist..."
Das ist einer der Punkte, bei dem ich keinen Spaß mehr habe, allerdings scheint vielen Spielern gerade das Spaß zu machen, deshalb ist das eher persönliche Präferenz (die ich natürlich als solche (an)erkenne).


Was meint ihr denn dazu?


Mir gefallen solche Abweichungen von westlichen Handlungsmustern eigentlich ganz gut, solange sie nur kurz und bündig irgendwo aufgeführt sind. Blöd ist das z.B. bei Weapons of the Gods, wo man sich natürlich sino-fantastisch verhalten soll. Nur leider ist das alles sehr vage, sehr umfassend und sehr im Fließtext versteckt.

Reign ist da besser. Da gibts einige ganz klar begrenzte Absurditäten wie die Männer, die nur im Damensattel reiten. So eine sprachliche Fassbarkeit brauche ich, da ich sowas natürlich nur über kognitive Schiene ins Spiel bekomme.
 
AW: Ungewohnte Veraltensweisen in der Spielwelt

Ich finde solche Besonderheiten gut. Das sind halt die kleinen Hooks im Setting, an denen man anknüpfen kann.

Das zitierte Beispiel scheint mir auch ein schlechtes zu sein. Denn in der Gefahr von der Klippe zu stürzen, würde wohl jeder (ingame) eher zugreifen.
 
AW: Ungewohnte Veraltensweisen in der Spielwelt

Das zitierte Beispiel scheint mir auch ein schlechtes zu sein. Denn in der Gefahr von der Klippe zu stürzen, würde wohl jeder (ingame) eher zugreifen.

Klar. Hierzulande gibts ja auch Mund-zu-Mund-Beatmung, obwohl man eigentlich nicht wildfremde Leute küsst.
 
AW: Ungewohnte Veraltensweisen in der Spielwelt

Ich sehe sowas vor allem als Sprungbrett und Hilfe um die Spielwelt und das Spiel etwas stimmungsvoller zu gestalten. Gerade wenn man am Fremdartigen und Phantastischen Gefallen findet, sind solche Abweichungen von der "Normalität" ein Segen für's Spiel.

Ohne sie wird das Setting halt etwas austauschbarer. Was ja nicht in jeder Spielrunde etwas schlechtes sein muss.
 
AW: Ungewohnte Veraltensweisen in der Spielwelt

Ich find sowas doof und aufgesetzt. Das mit dem Damensattel ist meinetwegen OK, aber vom Setting vorgeschriebene Verhaltensregeln, die in zahlreichen typischen Spielsituationen (z.B. Lebensgefahr) für Diskussionsstoff sorgen sind einfach nur spielhemmend. Solch verschrobene, sinnfreie Details werden von Autoren wohl vor allem deswegen eingefügt, um die kewle Andersartigkeit ihrer tollen Welt zu betonen, führen aber im Endeffekt zu ärgerlichen Debatten darüber, wie man seinen Elfen denn "richtig" zu spielen hat.
Einer der Gründe, warum ich Fantasy nicht mag.
 
AW: Ungewohnte Veraltensweisen in der Spielwelt

vom Setting vorgeschriebene Verhaltensregeln, die in zahlreichen typischen Spielsituationen (z.B. Lebensgefahr) für Diskussionsstoff sorgen sind einfach nur spielhemmend.
Ganz im Gegenteil. Sie sind SPIELBEREICHERND.

Solch verschrobene, sinnfreie Details werden von Autoren wohl vor allem deswegen eingefügt, um die kewle Andersartigkeit ihrer tollen Welt zu betonen,
...
Einer der Gründe, warum ich Fantasy nicht mag.
Wenn man sich bei Castle Falkenstein in der Spielergruppe an die Benimmregeln, die Höflichkeit des Umgangs der (natürlich nur im "Hollywood"-Stil dargebotenen) viktorianischen Zeit zu halten versucht, dann spielt man erst Castle Falkenstein und nicht "Typen in Jeans und mit Pizza in der Hand, die einen Charakter mit steifem Kragen und Gehstock spielen".

Ein grundsätzliches Sich-Einlassen auf die Verhaltensnormen einer Spielwelt gehört für mich dazu, um nicht JEDE Spielwelt wie "Deutsche Wohnküche 2008" wirken zu lassen.

Ob das nun "aufgesetzt" wirkt, hängt sehr davon ab, wie die Spieler damit umgehen und ob und welche Anreize es für solch ein Spiel gibt.

Bei Castle Falkenstein habe ich schon Runden erlebt, die wirklich ÖDE wirkten, weil die Spieler auf die eigentlich durchgängig in der Settingbeschreibung vorgeführte "Umständlichkeit" der Beziehungen, des Umgangs miteinander, und sogar die grundsätzlichen Gebote, wie daß man den Oberschurken eben NICHT tötet, sondern ihn "für immer" (hihihi) wegsperren läßt, verstoßen haben. - In diesem Falle kam KEIN Castle Falkenstein Gefühl auf, sondern es war wie "Gangster der heutigen Zeit, wie sie sich über umständlich agieren wollende Idioten (NSCs des Spielleiters, der es wenigstens ein wenig versucht hatte) mit brutalem Verhalten und brutaler Gewalt hinweggesetzt haben".

Auch ohne jegliche Regelunterstützung kann man eben solche, das Setting DEFINIERENDEN Verhaltensweisen im Spiel transportieren. - Fehlen sie, fehlt das DEFINIERENDE. Und damit spielt man ein ANDERES Spiel.

Solange das JEDER Mitspieler so will, ist das ja in Ordnung.

Aber wenn man auf einem Con z.B. zu einer Castle Falkenstein Runde geht, und dort eben NICHT mit seinen Besuchskärtchen hantieren darf und sich überlegen muß, wie man wen in welchem Club antreffen mag, usw. dann war das eben ein ETIKETTENSCHWINDEL (solange nicht EXPLIZIT gesagt wurde, daß man eben NICHT im CF-Setting spielen wird).

Die Breite der AUSLEGUNG der Verhaltens-Besonderheiten, und deren VERBINDLICHKEIT für die Mitspieler sollten IMMER vor dem Spiel klar und deutlich in der Gruppe abgestimmt werden.

Nicht, daß ein Spieler manche Verhaltens-Normen besonders strikt interpretiert, während der Rest der Spieler eine andere Interpretation gewohnt ist. - Und auch hier ist natürlich ein Auslegungsbreite dennoch IMMER gegeben, solange des einen Auslegung nicht das Spielvergnügen des anderen stört.
 
AW: Ungewohnte Veraltensweisen in der Spielwelt

Solch verschrobene, sinnfreie Details werden von Autoren wohl vor allem deswegen eingefügt, um die kewle Andersartigkeit ihrer tollen Welt zu betonen, führen aber im Endeffekt zu ärgerlichen Debatten darüber, wie man seinen Elfen denn "richtig" zu spielen hat.

Nur wenn man den Anfängerfehler macht das Einhalten dieser stilistischen Vorgaben für wichtiger als den Spielfluß zu halten.
 
AW: Ungewohnte Veraltensweisen in der Spielwelt

Hm, ich finde diese kleinen "Marotten" im Grunde auch sehr stimmungsfördernd. Es braucht zwar meist einige Eingewöhnungszeit, aber sobald man es drauf hat kann man sich viel mehr entspannen und "in der Spielwelt aufgehen" (mal umständlich formiert...).

Off-Topic: Das Beispiel ist nur komisch, weil sich die Menschen bei "Engel" eigentlich andauernd berühren. Immerhin geht Kinder kriegen schlecht ohne...
 
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