The Shadow of Yesterday [TSOY] The Shadow of Yesterday

Skyrock

t. Sgeyerog :DDDDD
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Da ich in den kommenden Wochen ein Testspiel zu [wiki]The Shadow of Yesterday[/wiki] durchführen will, wäre ich an Erfahrungen mit diesem Spiel interessiert.

Wer von euch hat es schon gespielt?
Was habt ihr dazu zu sagen?
Was ist an TSoY mißlungen? Was ist an dem Spiel besonders gelungen?
Worauf sollte man achten?

Mich interessiert v.a. wie lange die Charaktererschaffung normalerweise dauert, da ich noch schwanke ob ich die Spieler ihre Charaktere selbst machen lasse oder ob ich im stillen Kämmerlein Charaktere mit eingebautem Konfliktpotential vorbastle.
 
AW: The Shadow of Yesterday

Infernal Teddy schrieb:
Sagt mir nix - erzähl mal...
No gods. No monsters. Just people.

Folge einfach dem Wikilink im ersten Post, und wenn dann noch Fragen da sind, dann frage.

roland.rpg schrieb:
Ich nehme an, die Sessionberichte im GroFaFo hast Du gelesen?
Ja, ich habe alle 3 oder 4 gelesen, sowie ein paar der AP-Threads auf der Schmiede.
 
AW: The Shadow of Yesterday

Skyrock schrieb:
No gods. No monsters. Just people.
Das schreibst Du so, als ob das was Gutes wäre.

TSoY ist eine Art Gammaworld-jetzt-mit-weniger-Technik-und-mehr-Magie-Setting.

Dieses Setting hat eines nicht, was (nicht nur) für Fantasy-Settings unabdingbar ist: eine überzeugende spirituelle Ausrichtung der Völker, eben ein echtes Glaubenssystem, aus dem heraus die üblichen Fragen aller Menschen (und nicht nur der) nach dem Woher?, Wohin?, Warum? beantwortet werden.

Es wirkt (auch von dem zweiteiligen Mechanismus mit einfachem oder komplexerem Abwickeln von Konflikten) wie ein HeroQuest-Klon, nur ohne brauchbaren und glaubhaften spirituellen Überbau.

Auch das uralte Gammaworld von 1978 hatte (sehr absichtsvoll und zum Vorteil der Spielleiter und Spieler) minimalistisch anmutende Settingbeschreibungen zu bieten. Aber allein durch die ideologisch oder religiös stark geprägten Cryptic Alliances gab es hier für die armen Mutanten der Wiederaufbauzeit nach der großen Vernichtung eben etwas, woran sie sich lehnen konnten, was ihnen Halt in einer besonders unsicheren Zeit gab (religio). So etwas ist bei noch so knapper Settinginformation in der Konstellation der Spielwelt, die bei TSoY vorliegt, einfach zwingende Notwendigkeit zum Überleben der dortigen Völker.

Mir erscheint (klar aus der Außenperspektive, weil ich mir das Teil garantiert nicht kaufen werde, sondern nur die Webseiten und die kostenlose Preview kenne), daß hier mit dem Kokettieren, daß es "nur Völker" oder "nur Leute" geben soll, und daß das etwas Hach-wie-Tolles sei, eine moderne, unspirituelle, völlig materialistische Sicht in für Fantasy völlig unverträglicher Weise hineingerührt wurde. Das Resultat ist ein total verkopftes nur "rational als schön empfindbares", aber jegliche Identifikation und jegliche wirkliche Phantasie einengendes Pseudo-Fantasy-Setting mit einem "Forgisten-Pleaser"-Regelsystem, welches den eigentlichen Grund für das Ganze darstellt.

Man bekommt hier - wieder einmal - ein Regelsystem aus der Forschungs-&Entwicklungs-Abteilung der Mad-Scientist-Forgisten serviert. Diesmal im Fantasy-Schlafrock. Drin ist nur was für den Kopf (so er in die richtige und einzig wahre Ideologie des Wissenschaftlichen Rollenspiels (tm) gebürstet ist), aber nichts für den Punkt, wo Fantasy eigentlich hinzielt: das Herz.

Ja. Mein Eindruck ist, das TSoY eines der herzlosesten, lieblosesten Fantasy-Rollenspiele ist, welches mir bekannt ist.

So wie serielle 12-Ton-Musik auch nur etwas für den mathematisch-überlegenen Musikgeschmacksfaschisten ist, so ist dieses Rollenspiel, wie so viele seiner Herkunftsrichtung, mit demselben Theorie-ist-das-bessere-Spiel-Mief ausgestattet. Hier hat man Rollenspieltheoriegammelfleisch kräftig in die Fantasy-Sauce getaucht - und trotzdem bleibt immer noch ein "Geschmäckle".
 
AW: The Shadow of Yesterday

Zornhau schrieb:
Dieses Setting hat eines nicht, was (nicht nur) für Fantasy-Settings unabdingbar ist: eine überzeugende spirituelle Ausrichtung der Völker, eben ein echtes Glaubenssystem, aus dem heraus die üblichen Fragen aller Menschen (und nicht nur der) nach dem Woher?, Wohin?, Warum? beantwortet werden.
So weit ich weiß soll das Absicht sein. Es soll um rein menschliche Ziele und niedere Triebe gehen, ähnlich wie in der alten Sword&Sorcery-Literatur. (Howards Hyboria z.B. hat auch die spirituelle Tiefe eines Schnapsglases - Religion kommt dort nur in Form von Kulten vor, in denen Monstrositäten angebetet werden um mehr Macht zu erlangen. Trotzdem würde ich die Conan-Kurzgeschichten nicht als rein intellektuell ansprechende Fingerübung betrachten.)
 
AW: The Shadow of Yesterday

Zornhau schrieb:
Dieses Setting hat eines nicht, was (nicht nur) für Fantasy-Settings unabdingbar ist: eine überzeugende spirituelle Ausrichtung der Völker, eben ein echtes Glaubenssystem, aus dem heraus die üblichen Fragen aller Menschen (und nicht nur der) nach dem Woher?, Wohin?, Warum? beantwortet werden.

Aus welchem Umstand (ausser Deinen persönlichen Vorlieben) leitest Du diese Notwendigkeit ab?
Howard, Leiber, Vance und viele andere Autoren kommen sehr gut ohne tiefgreifende Spiritualität aus.

Ich kann einerm Fantasy Setting, das, ähnlich wie z.B. Unknown Armies, den Fokus sehr stark auf Spieler und SCs richtet, sehr viel abgewinnen. Wenn ein Spieler Wert auf Spiritualität legt, kann er seinen Charakter problemlos darauf hin ausrichten und dem SL im gleichen Atemzug passende Konflikte aufzeigen.

Zornhau schrieb:
Man bekommt hier - wieder einmal - ein Regelsystem aus der Forschungs-&Entwicklungs-Abteilung der Mad-Scientist-Forgisten serviert.

TSoY hat ein recht konventionelles Regelsystem. Neben "The Burning Wheel" würde ich es bedenkenlos jedem empfehlen, der im Fantasy Bereich mal in neue Konzepte hereinschnuppern will.
Natürlich bekommt man bei TSoY weder ein raffe, raffe, Level schaffe Spiel, noch einen 1000seitigen Hintergund zum Auswendiglernen mit drangepapptem Task Resolution System. Aber die (zumindest die letztgenannten) gibts ja schon zur Genüge.


Aber mal zurück zu den Ausgangsfragen. Nicht ganz so gelungen sind manche Erklärungen im Regelteil, dazu gibts ja schon genügend Threads in den einschlägigen Foren.

Bei der Charaktererschaffung kommts auf die Gruppe an. Ich traue vielen Spielern meiner regelmässigen Runden zu, zügig passende Charaktere zu entwerfen, bei manchen hätte ich gewisse Vorbehalte, vor allem, was kompatibles Konfliktpotential angeht.

Für kurze One Shots würde ich Charaktere vorfertigen.
 
AW: The Shadow of Yesterday

Das mit den teilweise schwammig formulierten Regeln ist mir auch schon aufgefallen... Ich denke ich habe aber alle Klarheiten bereits in den einschlägigen Foren beseitigt.

Was die Charaktererschaffung angeht schaue ich dann am besten mal wie sich meine potentiellen Testspieler unter mir als Sorcerer-SL anstellen und wie gut sie dabei mit forgigen Ideen zurechtkommen.
 
AW: The Shadow of Yesterday

Natürlich bekommt man bei TSoY weder ein raffe, raffe, Level schaffe Spiel,[...]

LOL

Das Spiel erwartet von seinen Benutzern kräftig XP zu scheffeln. (Und kann dann auch damit umgehen.)


Ja, ich habs gespielt. Ich hatte Spaß dabei.

Besonders gelungen finde ich die Rassen. Und natürlich die Karte. (Ich liebe Ostereier.)

Charaktererschaffung geht eigentlich recht zügig. Ich würde genügend Ausdrucke mit den Secrets und Keys zur Hand haben. Wie bei den meisten Rollenspielen ist "grade nicht lesen können" das Nadelöhr Nummer 1.
 
AW: The Shadow of Yesterday

Als freies oder als "kostenpflichtiges" RSP? PDF oder auch toter-Baum? Erzähl mich was! :)

Sylandryl
 
AW: The Shadow of Yesterday

Im Moment erst einmal nur ebenso kosten- wie schmuckloses HTML.

Ansonsten waren im Grofafo Überlegungen gegen Bares noch ein richtig schickes PDF sowie evtl. toten Baum anzubieten, aber wie weit die Überlegungen gediehen sind kann ich gerade aus naheliegenden Gründen nicht nachschauen.
 
AW: The Shadow of Yesterday

Zornhau schrieb:
So wie serielle 12-Ton-Musik auch nur etwas für den mathematisch-überlegenen Musikgeschmacksfaschisten ist, ...
Also inhaltlich gebe ich deiner Forge-Kritik ja recht - aber könntest du bitte den armen Schönberg in Ruhe lassen, der kann nichts für Ron den Verstopften.
 
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Ich habe lange überlegt, wie man Zornhaus Beitrag kommentieren könnte. Lasst es mich so versuchen:

Ich habe TSoY gekauft, gelesen und mit diversen Gruppen gespielt. Aus dieser Erfahrung kann ich berichten, dass alles, was Zornhau oben geschrieben hat, komplett an der Sache vorbei geht und zeigt, dass da keinerlei irgendwie gearteter Durchblick in Sicht ist.

Und die Götter im Herrn der Ringe muss er mir auch noch mal zeigen.
 
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Lord Verminaard schrieb:
Und die Götter im Herrn der Ringe muss er mir auch noch mal zeigen.
Das geht einfacher als du denkst. Der einzige echte Gott im HdR ist der katholisch christliche. Es ging Zornhau nämlich weniger um vorhandene Götter als vielmehr um Werte und Sinnvorstelluingen, und da konnte Tolkien nunmal nicht aus seiner kreuzkatholischen Haut, was man dem Roman an jeder Ecke anmerkt.
 
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aber könntest du bitte den armen Schönberg in Ruhe lassen,
Schönberg hatte aber - wenn mich meine Erinnerung an so manche quälenden Stunden im Musikunterricht nicht im Stich läßt - nichts mit der SERIELLEN 12-Ton-Musik am Hut. Und Schönberg konnte auch anders.

Die serielle 12-Ton-Musik ist eine vollkommen am "Rezipienten", d.h. dem Hörer vorbei-"verkopfte" Sackgasse, in welcher sich die Intellektualitätseliten gerne einfinden, um sich gegenseitig zu bestätigen, daß sie besser als alle anderen sind. - Die extremen Festlegungen bei der seriellen 12-Ton-Musik überfordern aber auch die Ausübenden, die Musiker und Sänger.

Somit ist diese Musik nicht so spielbar wie vom Autor - ähm, Komponisten erdacht. Und sie kommt bei den Empfängern auch nicht an, weil sie an grundsätzlichen Eigenschaften des Menschen vorbeigedacht ist.

Das paßt für viele Forge-Spiele ziemlich gut.

Und Ron Edwards ist auch kein Schönberg, da er sonst ja auch "normale" Rollenspiele schreiben könnte. Schönberg hat nicht aus purer Rechthaberei sein theoretischen Werke geschrieben. Das hatte er auch nicht nötig.

Ich meinte hier auch keinen Vertreter der seriellen 12-Ton-Musik persönlich, sondern diese Musikrichtung als Beispiel für am Menschen vorbei erdachte theorielastige Entwicklung von etwas, wofür Menschen eigentlich einen ganz natürliche Empfindung haben - nämlich Musik. - Und da Ron Edwards dieses natürliche Empfinden in seinem Brain-Damage-Beitrag ja auch für das Geschichtenerzählen postuliert, paßt der Vergleich ganz gut, finde ich.
 
AW: The Shadow of Yesterday

Zumindest sind wir uns uns in der Ablehnung Ronnys einig - und da das hier kein Musikforum ist ...
 
AW: The Shadow of Yesterday

Es ging Zornhau nämlich weniger um vorhandene Götter als vielmehr um Werte und Sinnvorstelluingen
Was er sagt.

Die Spiritualität als solche, nicht eine bestimmte Religion oder genau einen Gott meinend. - Aber daß ein Autor seine eigene spirituelle Ausrichtung in seine Figuren dichtet, das ist ja wohl das Selbstverständlichste der Welt. Vor allem, wenn diese Spiritualität nicht EXPLIZIT zum Thema gemacht wird, so daß er BEWUSST andere als die seinigen Auffassungen einbringt, sondern sie implizit einfließt.
 
AW: The Shadow of Yesterday

Wertvorstellungen, auch solche spiritueller Natur, sind in TSoY zu Genüge vorhanden, nebst Konflikten zwischen den verschiedenen und innerhalb der einzelnen Wertvorstellungen. Tatsächlich ist gerade das eine der Stärken des Settings. Mir drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass ein faires Urteil über das Spiel hier ohnehin nicht das Ziel war. Das Ziel dürfte eher gewesen sein, blöde Forge-Freaks wie mich, der ich TSoY nun mal wirklich sehr mag, auf 180 zu bringen. Das jedenfalls ist gelungen.
 
AW: The Shadow of Yesterday

Wertvorstellungen, auch solche spiritueller Natur, sind in TSoY zu Genüge vorhanden, nebst Konflikten zwischen den verschiedenen und innerhalb der einzelnen Wertvorstellungen. Tatsächlich ist gerade das eine der Stärken des Settings.
Mich stört hierbei das "auch" in "auch solche spiritueller Natur". - Wenn Spirituelles eine der Stärken des Settings ist, dann hätte ich das hier neugierhalber gerne einmal ein wenig ausgeführt gesehen. (Eventuell im Vergleich zu Glorantha, wo Spiritualität WIRKLICH die Stärke des Settings ist.)

Mein Eindruck, daß hier eine seelenlose Hülle bar jeglicher für solch ein Setting zu erwartender Spiritualität abgeliefert wird, besteht jedenfalls immer noch.

Mir drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass ein faires Urteil über das Spiel hier ohnehin nicht das Ziel war.
Also mein Ziel war jedenfalls KEIN URTEIL - und somit schon gar kein faires. Sondern nur das Bilden einer Meinung, die - das dürfte klar sein - von Vorerfahrungen und Eindrücken zu anderen Forge-Produkten und Forge-Autoren geprägt ist. - Fairness hat damit nie etwas zu tun gehabt. Nur Neugier. Meine jedenfalls.

Das Ziel dürfte eher gewesen sein, blöde Forge-Freaks wie mich, der ich TSoY nun mal wirklich sehr mag, auf 180 zu bringen. Das jedenfalls ist gelungen.
Interessant. Das nennt man dann "Kollateralschaden". War aber weder Ziel noch gewünscht. Wenn ich jemanden nur reizen wollte, dann liest sich das anders.
 
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