AW: [These] Fanboys moegen Powergamer nicht
Mal eine These, die mir gerade eingefallen ist:
Fans eines Systems oder auch Fanboys hegen Powergamern gegenueber eine Abneigung hegen, weil Powergamer die Fehler und Probleme eines Systems durch ihre Spielweise offenlegen und somit den "Heiligen Gral" beschmutzen.
Ich halte mich bei mindestens einem Rollenspiel für SOWOHL einen Fan (manchmal auch Fanboy), als auch - bei mehr als nur einem Rollenspiel - für einen Powergamer.
Ich müßte nach dieser These ja eine Art "Selbsthaß" entwickeln, weil ich als Powergamer mein Lieblingsrollenspiel dermaßen auszureizen versuche, das ein Charakter herauskommt, der "entfesselt" ist und das Rollenspiel zur bestmöglichen Leistung peitscht. - Doch fühle ich mich eigentlich ziemlich ausgeglichen (zumindest in dieser Hinsicht).
Das "weil" ist der Punkt, an dem die These nicht stimmen kann.
Als Fan eines Systems möchte ich DAS BESTE Rollenspielsystem in seiner BESTFORM haben. - Und als Fan und langjähriger Rollenspieler weiß ich natürlich, daß es IMMER Schludrigkeit, Schlamperei, schlichtes Vergessen, Übersehen und den allgegenwärtigen Zeitdruck beim rechtzeitigen Fertigstellen von Rollenspielprodukten gibt.
Also ERWARTE ich auch von meinem Lieblingsrollenspiel KEINE PERFEKTION. - Ich erwarte allerdings ein "gut genug".
Wenn ich das nicht bekomme, dann kriege ich Schaum vor dem Maul und fange an Hardcover zu zerreißen. - Aber dabei bin ich immer noch FAN des Rollenspiels. - Genauer: Ich werde zur Wildsau, WEIL ich Fan dieses Rollenspielsystems bin und einfach Fehler, Probleme, Auslassungen VIEL SCHMERZLICHER empfinde, als es ein Nicht-Fan, der dem Ganzen mit weniger Emotionalität gegenübersteht, empfinden würde.
Das hat aber ÜBERHAUPT NICHTS mit dem "Wirken" von Powergamern zu tun.
Meinem Eindruck nach bringen Powergamer eigentlich nicht merklich viele Probleme und Haken und Fehler in einem Rollenspiel zutage. - Das machen eher die "upright citizens" unter den Fans, die bei JEDER Regeländerung, bei JEDER Publikation mit kritischster Miene alles unter die Lupe nehmen. Und diese "rechtschaffenen Rollenspieler" müssen nicht Powergamer sein (obwohl es bisweilen hilft).
Powergamer sind die Formel-1-Fahrer unter den Rollenspielen. Sie WOLLEN und sie BRAUCHEN die BESTEN Komponenten um ihren Stil fahren zu können. Wer nur in der Tempo 30 Zone zum Zigarettenholen und zurück fährt, der braucht das nicht und der wird nie wissen, was sein Gefährt WIRKLICH kann.
Fans, die nur oberflächlich "Yeah! Das Spiel rockt!" vor sich hin lallen, sind unkritisch und emotional nicht wirklich mit dem Rollenspiel ihrer Verehrung verbunden. Das sind nur Pseudo-Fans, die gemeinhin als "FANBOYS" bezeichnet werden.
Ein Fanboy WILL nämlich NICHT das BESTMÖGLICHE von seinem Objekt der Verehrung, sondern er ist mit ALLEM, was er vom Verlag vorgesetzt bekommt, zufrieden. Ein Fanboy ist somit nicht wirklich am betreffenden Rollenspiel interessiert. Ein Fanboy ist grundsätzlich unkritisch, naiv und hat einen schwachen Willen und ist nah am Wasser gebaut.
Wenn nun ein Powergamer das betreffende Rollenspiel mal wirklich unter harte Last setzt, um sein powergame-typisches Rollenspiel hart am Limit umzusetzen, und das Rollenspiel zeigt sich als schwachbrüstig, geht in die Knie und bettelt um Gnade, dann ist es der Fanboy mit quallenartigem Rückgrat, der sofort rot anläuft und den Powergamer böse angeht. - Es ist NICHT der Fan!
Der Fan nimmt die Erkenntnisse des Powergamers (so er nicht selbst einer ist und das eh eigene Erfahrungen sind) und reibt sie den AUTOREN des Rollenspiels unter die Nase, tunkt sie in ihre Lache an Unvollkommenheit und erwartet, daß sie es nächstes Mal besser machen, denn sonst kommt er mit der zusammengerollten Zeitung zurück.
Fans SIND oft genug SELBST Powergamer.
Fans MÖGEN Powergamer, da sie helfen die "Belastbarkeitsgrenzen" des Systems zu entdecken.
Fans sind KEINE Fanboys.
Fanboys sind KEINE Fans.
Fanboys sind mit ALLEM zufrieden und wollen KEINE VERBESSERUNGEN.
Fanboys HASSEN Powergamer, weil die so fies sind zu ihrem schutzlosen armen Lieblings-Kaninchen.