AW: Theorie: Railroading und selbsterstellte Abenteuer/Kampagnen
Zornhau schrieb:
Ein noch so intensive Vorbereitung, die die Kulturen, die Gruppierungen, die NSCs mit ihren Vorhaben, ihren Motivationen, ihre Beziehungen umfaßt, ist gänzlich unverdächtig für einen erzwungenen Handlungsablauf. - Da ist ein en detail vorgegebener Plot, der den Spielern/Spielercharakteren wenige bis keine Freiheitsgrade zur Entscheidung mehr läßt, eher ein Kandidat für ein potentielles Railroading.
Aber wenn man sich mit einem Abenteuer entsprechend vorbereitet und vor allem die NSCs auch akribisch ausarbeitet, ist der SL, der diese Arbeit auf sich genommen hat, nicht auch daran interessiert, diese NSCs auftreten zu lassen?
Da man ja nur NSCs so genau vorbereitet, weil diese nur für einen bestimmten Weg, das Abenteuer zu lösen, vorgesehen sind, führt das kontinuierliche Einsetzen dieser NSC doch wiederum zum Railroading, weil damit der Plot des SLs unterstützt wird.
Aber intensive Vorbereitung (man kann ja nicht "gute" Vorbereitung sagen, denn was heißt hier schon für wen "gut"?) ist nicht mal eine notwendige Vorraussetzung für Spielleiter-Railroading. Das kann einem auch beim freiesten Improvisieren eines Spielleiters passieren, daß er die SCs UNBEDINGT dorthin und nicht dahin haben will - und schon ist man mitten im Railroading gelandet, und zumeist einem weitaus WILLKÜRLICHEREM als dem Entlangleiten an einem lange vorher ausgedachten Plot, da hier weitaus weniger Überlegung und Planung des Spielleiters, sondern nur sein spontaner Wille in das Railroading einfließt.
Gehe ich also recht in der Annahme, daß SLs, die improvisieren und bei der Improvisation railroaden, daß diese Form des Railroadings für Dich einen negativeren Beigeschmack hat als das Railroaden, was ein vorbereiteter SL veranstaltet?
Desweiteren denkst Du nicht auch, daß ein SL, der sich intensiv vorbereitet hat, den Spielern seine Arbeit näherbringen will und somit eher zum Railroading neigt, als ein SL, der rein improvisiert, zumal der 2. Typ SL keine Plotlinie und somit allenfalls kurze Strecken im Abenteuer railroaden kann.
Und dieses Thema - Wille gegen Entscheidungsfreiheit - sehe ich als völlig unabhängig von Intensität, Arbeitsaufwand und Tiefe der Vorbereitung eines Spielleiters an.
Also wenn ein SL, der Zeit und Arbeit in Abenteuer investiert und dieses auch leiten möchte, wird er dennoch nicht zum Railroading neigen, nur weil diese Art des Leitens etwas mit Willen zu tun hat und nicht zum Beispiel damit, daß ein SL auch gerne mal seine Arbeit gewürdigt wissen will?
Wenn das Abenteuer gelaufen ist, kann er vieles von seiner Arbeit wegschmeißen. Der geniale Plot ist weg und nicht selten wird er auch einige NSCs abtun können.
Nur weil ein Spielleiter in seine dicken Vorbereitungsunterlagen Tag um Tag, Woche um Woche sein Herzblut gegossen hat und das Kind seiner Kreativität gerne im Spiel zur Geburt bringen und heranwachsen sehen würde, muß das nämlich nicht heißen, daß er seine Spieler im Falle der von ihnen gewollten Abweichung von den lange geplanten Wegen und Richtungen in den Unterlagen, auch tatsächlich ZWINGT seinen vorgegebenen Weg einzuhalten.
Stimm! Es muß nicht, aber es ist sehr förderlich, oder?
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Ich werde mal die These etwas anders formulieren. Danke für die Einwände Zornhau:
Je intensiver ein SL sich auf ein Abenteuer/eine Kampagne vorbereitet, desto eher ist er geneigt, Railroading zu betreiben.
Gehe ich übrigens recht in der Annahme, daß diejenigen, die bislang zum Thema beigetragen haben, sich intensiv vorbereiten?