Brainstorming Thema Seelsorge bei Charakteren

Wirrkopf

Titan
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Konkret geht es gerade um Necropolis, aber andere Spielsettings (hauptsächlich wohl in der Horrorrichtung Cthulhu fällt mir da ein oder im bereich Militär) haben wohl ähnliche Situationen.

Daher meine Frage im Allgemeinen: Wie spielt man Seelsorge vernünftig aus?

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Meine Spieler rennen momentan nach jedem Horror Erlebnis und nach jeder Entdeckung, die das Weltbild ankratzt zum Priester für Seelischen Beistand. Ansonsten bin ich wirklich nicht auf den Mund gefallen. Aber beim Darstellen eines Seelsorgers fällt mir nichts sinnvolles ein, das über "Die Wege des Herren sind unergründlich" hinausgeht.

Vielleicht habt Ihr ja tipps für mich
 
Oder sprich mal mit einem Dir bekannten Pfarrer über das Thema, falls er Zeit hat.

Oder Bud Spencer / Terence Hill hatten Priester dargestellt
Der Film mit Terence Hill als Don Camillo hat (neben dem Umstand, daß Fernandel nicht Don Camillo spielt (er war schon verstorben)) den unverzeihlichen Makel, daß Peppone nicht von Bud Spencer gespielt wird.
 
Natürlich kann man sich auch Shepherd Book in Firefly mal anschauen.

Oder - wenn man Trekkie ist - Counsellor Troy.

Wenn Du sehen willst, wie man in der Praxis als Seelsorger (oder in entsprechender Funktion) mit Leuten redet, die Probleme haben: Domian - die Telefon-Talk-Radio-Sendung in den Dritten.
 
Seelsorger können auch über Gläubige anderer Religionen eingebracht werden, und sei es mittels beruhigender Riten.

Alternativ können Charaktere auch schlicht zum Psychiater/Psychologen ihres Vertrauens gehen.
Ich freue mich schon, einen Teil der Gespräche zwischen einem schwer erschütterten Char und einem Außerirdischen der Humanpsychologie studiert hat auszuspielen ;) :D

Wobei beim Ausspielen, egal ob Psychologe, Psychiater, Priester, anderweitiger Seelsorger: Entscheidend ist den Charakter reden zu lassen, der andere hört aktiv zu und versucht beim Rat geben vor allem Denkanstöße zu geben, so dass der Charakter das Gefühl hat, die Lösung selbst gefunden zu haben
 
Hier noch ein Forum zur Orthodoxie, in dem unter anderm seelsorgerische Fragen von Priestern beantwortet werden: http://www.orthodoxes-forum.de/viewforum.php?f=96

Für die spezifische Darstellung von Seelsorgern im militärischen Umfeld kann ich noch ein paar Bücher empfehlen:

  • Mensch, was wollt ihr denen sagen? (mehrere kurze Schilderungen ehemaliger Kriegspfarrer in der Wehrmacht)
  • Priester in Uniform von Hans J. Brandt (Hrsg.) (kurze Schilderungen von als einfache Soldaten einberufenen Priestern)
  • Auf verlorenem Posten? Als Marinepfarrer im Zweiten Weltkrieg von Franz M. Eich (der Autor hat auch eine kurze Schilderung in Mensch... beigetragen)
  • Priestersoldat in Hitlers Wehrmacht und Stalins Roter Armee von Georg Wagner (Erinnerungen eines Priestersoldaten im 2. Weltkrieg und in sowjetischer Kriegsgefangenschaft)

Die Bücher sind allesamt gebraucht (das von Eich sogar neu) für ca. 3 bis 5 € erhältlich (vor allem bei booklooker).
 
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Und wenn Du noch Zitate suchst zum Ausschmücken, schau mal einfach in den ollen Schinken Namens "Bibel" (gibt's auch online), und zwar bei den Psalmen, da findest Du bestimmt was. Besonders die Psamlen Davids sind oft kriegerisch und würden gut passen um Personen welchen gegen die Finsternis kämpfen aufzumuntern. Hast dann ein bißchen mehr Variation als nur "Die Wege des Herrn sind unergründlich".



Ansonsten Würde ich mir auch Filme wie "Der Exorzist", "Name der Rose" usw. an.
Aber auch auf Youtube findest Du etwas zum Bereich Militärseelsorge, z.B.:




EDIT: Auch das Stichwort "Notfallseelsorge" bringt Dir vielleicht ein paar inspirierende Treffer.

Finde das cool das ihr das ausspielt. Geistliche Seelsorge hat wie Psychologie viel mit Empathie zu tun, mit zuhören, für den anderen da sein, den anderen Ernst nehmen. Kommt darauf an wie weit man das ausspielen möchte. Wie es das denn bei Euren System, ist der Horror allgemein bekannt oder erfahren ihn nur wenig (D.h. ein "normaler" würde leugnen was den Helden passiert ist und sie evt. für verrückzt halten)? Dann wäre der Seelsorger auch derjenige der sich nicht als Irre abstempelt und ihnen gluben schnekt um sie aufzubauen.

BTW, @Supergerm , gibt es da bei DSA vielleicht Material (was man dann ummnünzen könnte)? Ich weiß noch von früher das es ein Talent "Heilkunde: Seele" gab.
 
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Ein paar Folgen M*A*S*H* können wegen Father Mulcahy hilfreich sein.

Edit: Bei Babylon 5 gibt es in der dritten Staffel zwei Folgen, "Die Schrift aus Blut (Passing through Gethsemane)" und "Tod eines Intriganten (And The Rocks Cried Out, No Hiding Place), in denen ein paar seelsorgerische Szenen vorkommen.

gibt es da bei DSA vielleicht Material (was man dann ummnünzen könnte)? Ich weiß noch von früher das es ein Talent "Heilkunde: Seele" gab.
Im Boron-Vademecum könnte etwas darin stehen, allerdings habe ich es selber noch nicht.
 
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Ich würde mich ein bißchen mit klientenzentrierter Gesprächsttherapie von Carl Rogers beschäftigen.
Das ist schon mal eine ganz gute Grundlage.

Dazu kommt christliche Anthropologie (also was dem Menschen wesenhaft ist). Die gehören dazu: Der zur Freiheit berufene Mensch; die Bestimmung des Mensch als Partner Gottes; Sünde verstanden als Trennung von sich selbst, den Mitmenschen und Gott.

Und dann noch Rituale und Gebete (als Sinnstiftungsinstrumente).


Ratschläge im Sinn von: "Tun sie das!" - sind von Seelsorgern eher auf Nachfrage zu erhalten. Allerdings leiten sich die Handlungsempfehlungen eher aus der Person selbst ab und aus religiösen Regeln. Das heißt: Das empfohlenes Handeln hat seine Quelle im Seelsorgeempfänger selbst, wird herausgearbeitet und harmonisiert.


Als Anschauungsobjekte:
Wenn man Psychoanalyse und Domian mischt und um eine transzendente Dimension mit praktischen Symbolen und Ritualen verbindet, dann hat man mMn ne ganz passable Vorstellung.



Wobei Horror & Seelsorge ... das müsste schon spezieller sein: Auch im echten Leben sind Trauma und Seelsorge nicht unbedingt Dinge, die so gut zusammen passen.
Einfach, weil die Werkzeuge nicht gut passen. Wobei das bei Wald- und Wiesenpsychologen auch nicht anders ist. Traumata werden mit (zusatzausgebildeten) Traumatherapeuten oder Trauma"beratern" (das können wiederum Seelsorger sein) bearbeitet.

Insofern: Wenn das Ausspielen glaubwürdig sein soll, wäre vielleicht der erste Schritt sich mit Traumatologie (Entstehung und Behandlung von Traumata) zu beschäftigen. Nicht mit Psychologie/Therapie allgemein oder Seelsorge. Die Methoden, die bei Trauma-Patienten anschlagen sind weit weg von denen, die bei Menschen mit seelischen, psychischen oder geistlichen Schwierigkeiten helfen.
 
Erst einmal vielen Dank an euch alle, für die vielen hilfreichen Antworten.

Ich habe mit durchgelesen und angesehen, was ich bekommen konnte und wofür meine Zeit gereicht hat.
Shepherd Book, war eine Gute idee. Counsellor Troy hat erstaunlicherweise nicht viel gebracht, aber Guinan war eine wahre Fundgrube.
Ich habe mir sogar stundenlang Domian Themensendungen angesehen. Leider gibt er die Gespräche immer an den für mich interessanten Stellen ab an seinen Psychologen.
Die Youtube Videos über Seelsorge waren leider nicht so ergiebig. Es wird darüber erzählt, was die Aufgaben eines Militärseelsorgers sind. Aber ich konnte auch bei längerfristiger Recherche nichts dazu finden, WIE sie diese aufgaben bewerkstelligen.

Konkret geht es mir um die Frage:
"Was kann mein NSC Seelsorger einem SC sagen, der gerade innerhalb eines Einsatzes Mehrere Zivilisten getötet und einen schwer verletzt hat?"

Diese Frage quält mich seit Wochen. Und ich finde keine "Gesprächsstrategie". Einen so wichtigen Abschnitt in der Charakterentwicklung kann ich aber auch nicht einfach in einer Cutszene abhandeln.

* Wer es kennt, es geht hier um das Savage Tale "Schreckenstaktiken" aus Necropolis. Der SC war sich in dem Moment als er den Flächenschlag gewirkt hat also nicht bewusst, dass es zivilisten sind. Es belastet ihn jedoch.
 
"Was kann mein NSC Seelsorger einem SC sagen, der gerade innerhalb eines Einsatzes Mehrere Zivilisten getötet und einen schwer verletzt hat?"

Das ist in Real Life schon nicht einfach, da steckt meistens auch ein Studium und besondere Schulungen dahinter.

Viele Leute (also nicht die Seelsorger, sondern die Betroffenen) zerbrechen an solch traumatischen Erlebnissen wie in diesem Beispiel. Es war teilweise schon hart was Du selbst von Kameraden aus dem Auslandseinsatz von schrecklichen Vorkommnissen gehört hast, und dabei hattest Du es selbst nicht mal erlebt und es ging Dir an die Nieren.
Solche Sachen auf einer Seite auch die Theodizee, was eines der schwierigsten Felder innerhalb der Theologie ist.

Das erste ist für den Seelsorger da, also präsent zu sein, zuhören, den anderen ernst nehmen. Dafür braucht mal viel Empathie und sollte auch psychologisch ausgebildet sein. Solltest vielleicht einmal in die Richtung "Trauma" ("Traumabewältigung" bzw. "Traumatherapie") und "Posttraumatsiche Belastungsstörung (PTBS)" recherchiere.
 
Ich habe mal die Bücher, die ich empfohlen habe, nochmal durchgesehen.

Es ist jedenfalls sehr wichtig, daß der Priester auf den Umstand der Kampfsituation berücksichtigt und darauf eingeht. Und er muß Fragen stellen. Soviel mal aus den Büchern.

Er sollte dabei nicht das Wort "warum" verwenden, da es teilweise anklagend wirkt. Also lieber "Was hast du gesehen?" oder "Welche Umstände haben dich dazu gebracht, den Flächenschlag anzuwenden?".
 
Das ist in Real Life schon nicht einfach, da steckt meistens auch ein Studium und besondere Schulungen dahinter.

Naja, ich möchte das Real Life ja nicht umsetzen sondern nur darstellen.
Wenn ich im RPG einen Wissenschaftler darstelle, dann habe ich auch kein Studium des entsprechenden Faches hinter mir. Oder wenn ich im RPG einen Trickbetrüger darstelle, dann bin ich Outgame noch lange nicht das Kriminelle Genie, das ich darstelle.

Ich hoffe einfach nur, dass mir noch ein paar hilfreiche/tröstliche/aufbauende Sätze und Ratschläge einfallen, die jedoch nicht abgedroschen klingen....
 
Ich hoffe einfach nur, dass mir noch ein paar hilfreiche/tröstliche/aufbauende Sätze und Ratschläge einfallen, die jedoch nicht abgedroschen klingen....
Das meinte ich mit "nicht einfach" ;) Und Du willst ja irgendwie "schaupielerisch" umsetzen (wenn ich das rictig verstanden habe), und nicht einfach ne Charismaprobe würfeln oder Heilkunde: Seele (als Beispiel, ich kenn Euer System nicht) und gut ist.
Es sind auch oft sehr langwierige Prozesse, manchmal sogar ein ganzes Leben.
Von der religiösen Seite her wäre eine Beichte her eine Möglichkeit; Man darf neben der religiösen Bedeutung nicht außer Acht als das es eine positive psychologische Wirkung haben kann wenn man die Seele (ergo das Gewissen) reinwäscht. Der Prozess Erkenntnis - Geständnis - Reue - Buße/Sühne kann befreiend wirken. Wobei beides zu differenzieren undb zu trennen ist.
Phrasen/Floskeln wie "Das wird schon" usw. sind nicht hilfreich, etwas individuelles, konkretes ist definitiv einfühlsamer, es es wird ja eine Auseinandersetzung und Aufbereitung mit der Situtation angestrebt. Es soll nicht(s) verdrängt werden, sondern das Ziel ist das diejenige Person damit normal Leben kann.
 
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