Rezension The Kobold Guide to Worldbuilding

Durro-Dhun

Erklär(wer)bär
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The Kobold Guide to Worldbuilding
Eine [Team-Rezi] von Durro-Dhun


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Heute ist es wieder mal an der Zeit für ein klein wenig Rollenspieltheorie. Auch wenn man meinen könnte, dass über Rollenspiele und die Grundlagen des Rollenspiels eigentlich schon alles gesagt ist, was es zu erzählen gilt, habe ich immer noch ein Faible dafür, mich auch mit der theoretischen Seite unseres Hobbies zu beschäftigen. Genau aus diesem Grund hatte ich daher vor kurzem beim Sphärenmeister beherzt zugeschlagen und mir den „Kobold Guide to Worldbuilding“ zugelegt und möchte ihn euch heute hier präsentieren.

Das 124 Seiten schmale Büchlein gibt es für 20$ bzw. 18€ im Fachhandel zu erstehen. Es ist im Paperback-Format und schwarz-weiß gehalten, das Cover hingegen in Farbe. Gelegentlich durchbricht eine Skizze oder Zeichnung das sonst einheitliche, einspaltige Textbild. Die Schriftgröße ist zwar relativ klein, aber immer noch gut lesbar. Lediglich die Überschriften der einzelnen Essays/Kapitel sind für meinen persönlichen Geschmack etwas zu groß geraten.

Soviel zu den Äußerlichkeiten. Doch was erwartet uns im Innern?
Das Büchlein ergänzt die Reihe der anderen bei Kobold Press erschienen Bände „Complete Kobold Guide to Game Design“ und „Kobold Guide to Board Game Design“. Als Zielpublikum richtet sich das Werk also sowohl an Spieledesigner und Autoren, aber auch an Leiter von Rollenspielrunden. Enthalten sind Essays verschiedener Autoren und Designer, deren Namen in der Szene teilweise bekannt sein könnten. So haben Keith Baker, Wolfgang Baur, David „Zeb“ Cook, Monte Cook, Jeff Grubb, Scott Hungerford, Chris Pramas, Jonathan Roberts, Janna Silverstein, Michael A. Stackpole und Steve Winter Artikel beigesteuert.

In diesen Artikeln setzen sich die Autoren intensiv mit den verschiedenen Aspekten des Worldbuilding auseinander, also dem (Er)Schaffen und Designen ganzer Spiel- und Romanwelten. Dabei geht es zum einen sowohl um die jeweils bevorzugten Techniken diesbezüglich, als auch um spezifische Tips und Tricks. So gibt es – um einige Beispiele zu nennen – Artikel über das Design von Stadtstaaten und Stämmen, Anleitungen zum Erstellen eines „High-Magic Settings“, einen Essay über die Auswirkung des Technologielevels auf ein Setting und noch vieles, vieles mehr. Selbst die Betrachtung eines Endzeit-Settings findet Platz, ebenso wie Überlegungen, warum für eine Spielewelt eine Monotheistische Religion weniger interessant sei oder eine Anleitung zur Erstellung eines Götterpantheons.

Symphatisch finde ich dabei, dass das Büchlein sich selbst nicht für das Gelbe vom Ei hält: während manche Rollenspielratgeber schon sehr von den eigenen Techniken und Vorschlägen eingenommen sind, fährt der „Kobold Guide to Worldbuilding“ hier keine einheitliche Linie – wie auch, bei der Vielzahl an Autoren? So unterscheidet sich Monte Cooks Essay über die verschiedenen Arten des Worldbuildings in seinen Tips schon sehr stark von denen Chris Pramas oder Wolfgang Baurs. Während der eine rät, sich bei der Erstellung einer Welt nicht zu sehr in Details zu verlieren und statt dessen auf das Wesentliche zu konzentrieren werden einem beim anderen Tips und Techniken dafür gegeben, wie man möglichst stimmig und effektiv eine große Menge an genau diesen Details generiert.
Gerade diese Vielzahl an Herangehensweisen macht dieses Büchlein aber daher auch so nützlich, öffnet es einem doch ein klein wenig den Horizont für andere Techniken und Ideen. Den Erfolg dieser Ideen zumindest kann man den Autoren schließlich nicht absprechen, immerhin leben sie mehr oder weniger davon, wie sie mit diesen ihren Techniken schreiben!
Dass das aber gleichbedeutend damit ist, dass nicht jede vorgestellte Technik für jeden der Leser hilf- oder lehrreich ist, versteht sich damit auch wieder von selbst ;)


FAZIT:
Wir reden hier immer noch von Rollenspielliteratur und –theorie. Es ist also mehr als verständlich, dass dieses Büchlein nichts für jedermann ist. Es hat eine klar definierte Zielgruppe, bzw. mehrere definierte Zielgruppen, soviel ist klar. Trotzdem kann ich eine Lektüre nur empfehlen. Die Artikel sind durch die Bank durch humorvoll geschrieben und regen zum Nachdenken an. Für mich waren auf jeden Fall die eine oder andere Inspiration mit enthalten und ich habe wieder Lust bekommen Settings zu spielen, die ich vor Jahren das letzte Mal gelesen habe.

Der Preis geht jedenfalls für das was geboten wird voll in Ordnung, lediglich das Taschenbuch-Softcover ist nicht für die Ewigkeit gemacht.
Von mir daher – mal wieder – eine definitive Kaufempfehlung!

Euer Durro
 
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