Blog [Teilzeithelden] Wie finde ich als Gruppe einen passenden Spieler?

Roger

Redaktion teilzeithelden.de
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Auf Bitte von Hoffi und Skar spiegeln wir vom Rollenspiel-Webmagazin teilzeithelden.de künftig unsere Artikel rund um RSP-Tipps und Metaspiel hier in dieses Forum

Original: http://www.teilzeithelden.de/2012/11/30/wie-finde-ich-als-gruppe-einen-passenden-spieler/

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Vor Kurzem erreichte mich eine Mail von einer Rollenspielerin, die mit ihrer Gruppe auf der Suche nach einem vierten Mitspieler ist – leider bisher vergeblich. Hier einmal die Mail, damit ihr wisst, worum es geht:

Hallo Annika und Team,

ich wollte fragen, ob ihr mal einen Beitrag zu einem bestimmten Thema machen könntet, was in unserer Gruppe ein kleines Problem darstellt.
Wir (2 Spielerinnen + 1 Spieler + weibliche SL) spielen seit etwa einem 3/4 Jahr begeistert in einer Runde und können einfach auf Teufel komm raus keinen passenden 4. Spieler finden, den wir echt gern aufgrund der Gruppendynamik dabei hätten. Wir hatten schon etliche Spieler über die Spielerzentrale, die bei uns probeweise mitgespielt haben. Ausser einem waren auch alle von unserer Gruppe begeistert und wollten gerne mitspielen, aber von unserer Seite aus passte es halt nie…
Vielleicht liegt es daran, dass wir eine sehr frauendominierte Gruppe sind und alle kleine Dramaqueens. Vielleicht sind wir zu wählerisch? Zu intolerant?
Wie bringt man einen neuen Spieler in eine bestehende Gruppe, die einen sehr eigenen und emotionalen Spielstil hat, den wir auch weiter pflegen möchten? Wie definiert man seinen Rollenspielstil am besten, um die richtigen Leute anzusprechen? Wie weit sollte sich die Gruppe verbiegen, damit ein neuer Spieler in die Gruppe passt?
Ich hoffe, das Thema ist für euch interessant genug, um sich mal darüber Gedanken zu machen. Wir sind ratlos und verzweifeln langsam.

Bisher ging es bei uns häufig darum, wie man als einzelner Spieler eine Runde findet, die zu einem passt und in der man sich wohl fühlt. Die alten Hase kennen da diverse Anlaufstellen und wissen sich zu helfen – wie ist es aber anders herum? Wie kann ich vorgehen, wenn ich als Gruppe einen passenden Spieler suche? Nachfolgend habe ich mir mal ein paar Gedanken dazu gemacht.
Definition ist das A und O

Ich denke, das erste, worüber man sich als Gruppe klar werden sollte, bevor man die Suche startet sind ein paar Dinge:
Wer sind wir?
  • Eine genaue Beschreibung der eigenen Gruppe (Durchschnittsalter, Anzahl der Mitspieler, Geschlechterverteilung)
  • Welche Systeme spielen wir?
  • Wie spielen wir die Systeme? Stehen wir auf Action? Auf Interaktion? Spielen wir emotional oder eher nicht? Halten wir uns streng an den Hintergrund oder definieren wir schonmal unseren eigenen?
  • Wie oft spielen wir?
  • Wo spielen wir?
Den eigenen Spielstil für Außenstehende zu definieren kann tricky sein, es macht aber durchaus Sinn, sich zusammen darüber mal ein paar Gedanken zu machen, damit man ein möglichst genaues Bild der eigenen Gruppe vermitteln kann. Dabei geht’s nicht darum mit irgendwelchen Buzzwords um sich zu schmeissen, sondern um eine gute Umschreibung. Jeder weiss, was gemeint ist wenn ihr sagt „Wir mögen actionreiche Kloppereien, Interaktion ist uns nicht wichtig“ (überspitzt formuliert).
Was wollen/erwarten wir bzw. wollen/erwarten wir nicht?
  • Soll es zwingend ein männlicher/weiblicher Mitspieler sein?
  • Altersvorgabe?Sollte der Mitspieler schon Erfahrung haben mit dem Rollenspiel allgemein / dem System im Speziellen oder sind auch „Newbies“ gern gesehen?
  • Passt der Spielstil des potentiellen Mitspielers zum Rest der Gruppe?
Auch Dinge wie Pünktlichkeit und die Verpflegung mit Essen/Trinken können ruhig angesprochen werden, auch wenn sie für viele selbstverständlich sind.
Wo finde ich einen Mitspieler?

Das ist heute einfacher, als man denken mag. Gute Anlaufpunkte (grade für Studenten) sind sicherlich schwarze Bretter in der Uni, wo man sein Gesuch aushängen kann. Manchmal gibt es solche schwarzen Bretter auch im Rollenspielladen vor Ort, einfach mal vorbeischauen. Online gibt es diverse Foren wie zum Beispiel Aktion Abenteuer oderTanelorn, wo man ein Gesuch einstellen kann. Auch die Spielerzentrale könnte ein Anlaufpunkt im Netz sein, allerdings habe ich da keine Erfahrungswerte, wie gut die Suche da klappt.
In manchen Orten gibt’s auch Rollenspielvereine, die LARP und Rollenspiel anbieten. Die Chance dort Gleichgesinnte zu treffen ist sehr hoch.
Leider ist es oftmals so, dass sich die Suchenden die Gesuche nicht unbedingt genau durchlesen, es kann also bei so einer öffentlichen Suche durchaus sein, dass sich Leute melden, von denen man schon nach einer Minute weiß, dass sie nicht zur Gruppe passen. Um dem Vorzubeugen müsste man den Suchradius einengen, was aber wiederum die Gefahr birgt, dass sich gar keiner meldet.
Die Spreu vom Weizen trennen

Ist es erst mal soweit und man hat ein paar Leute, die gerne einmal in der Runde mitspielen würden kann man, bevor es ans eigentliche Spielen geht, auch noch eine Art „Vorgespräch“ führen. Hört sich jetzt vielleicht übertrieben an, hat aber den Vorteil, dass man den Spieler vorab als Mensch kennenlernt und schon mal herausfinden kann, ob die zwischenmenschliche Chemie stimmt.
Entweder trifft man sich auf einen Kaffee/auf ein Bier und lädt die ganze Gruppe ein, ein Google-Hangout oder Skype bieten da sicherlich auch gute Möglichkeiten, oder man greift zum guten alten Telefon.
Von Vorteil wäre im Vorfeld so eine Gesprächs auch eine Art „Fragenkatalog“. Was wollt ihr von eurem neuen Mitspieler wissen? Sollte es Dinge geben, auf die ihr besonderen Wert legt, dann solltet ihr die auch ansprechen. Sprecht ihr die gleiche „Sprache“? Meint ihr z.B. das Gleiche wie euer potentieller Mitspieler wenn ihr von „erzählorientiert“ oder ähnlichem sprecht? Die Definitionen lassen da manchmal viel Spielraum!
Jetzt wird getestet

Okay, bis hierhin hat euch euer neuer Kollege also überzeugt und ihr ladet ihn/sie ein, in eurer Runde mal für ein paar Abende mitzuspielen – ja, ein paar Abende. Ich denke, mit einem Testabend ist es nicht getan. Als Neuling muss man sich erst mal in ein bestehendes Gruppenkonstrukt einfinden, das schaffen die wenigsten am ersten Abend. Ich würde ihm/ihr mindestens zwei Abende geben, besser noch drei. So hat er/sie die Möglichkeit sind einzufinden und auch aktiv am Spiel teilzunehmen, ohne die Hemmschwelle des ersten Kennenlernens.
Passt es oder passt es nicht?

Am Ende der Testphase solltet ihr als Gruppe zusammenkommen und euch darüber klar werden, ob der neue Mitspieler in die Gruppe passt oder nicht. Seid dabei ehrlich zu euch selbst, denn es bringt ja nichts, wenn ihr im Grunde ein ungutes Gefühl habt und nur ja sagt, weil alle anderen ja sagen. Solche Sachen könnten nachher für Zündstoff sorgen. Seid ihr bereit, Kompromisse einzugehen? Vielleicht gibt es nur ein paar Kleinigkeiten, die noch nicht richtig zueinander passen, bei denen ihr aber gewillt wäret, einen Kompromiss einzugehen. Ihr müsst entscheiden, ob und wie weit ihr bereit seid, euch selber oder eure Gruppe zu „verbiegen“. Bedenkt nur, dass auch das nachher zu Frust auf eurer Seite führen kann, wenn ihr nicht so spielen könnt, wie ihr gerne würdet.
Und zu guter Letzt: Seid fair! Sprecht mit ihm/ihr und erklärt ihr, warum es unter Umständen nicht gepasst hat oder fragt, ob er/sie bereit wäre, ebenfalls einen Kompromiss einzugehen, damit es passt.
Das waren die Punkte, die mir zur Spielersuche eingefallen sind. Dazu muss ich sagen: ich lebe, was das Rollenspielumfeld angeht, im Luxus. Seit ich mit Rollenspiel angefangen habe, habe ich auch konstant eine oder mehrere Gruppen, die sich immer aus dem Freundeskreis herauskristallisiert haben. Ich hatte also nie die Notwendigkeit, mir eine Gruppe suchen zu müssen. Falls ich daher also etwas Wichtiges nicht bedacht habe, seid ihr frei, mich darauf aufmerksam zu machen.
 
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