Rezension [T-Rezi] Doctor Who – Staffel 5.2

Caninus

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Doctor Who – Staffel 5.2


Science-Fiction-Serie für die ganze Familie [T-Rezi]


Es ist schon eine nervige und teure Sache, dass die einzelnen Staffeln einer Serie heutzutage geteilt und dann in zwei Boxen auf den Markt geworfen werden. Dieses Schicksal hat auch "Doctor Who" mit der fünften Staffel (seit Restart 2005) ereilt. Auf Blu-rays ist nun auch die zweite Hälfte der Staffel erschienen und somit die gesamte fünfte Staffel komplett. Die Boxen sind übrigens mit dem Zusatz „Fan-Edition“ versehen. Warum bleibt ein Rätsel, es mag an dem vielen Bonusmaterial liegen oder daran, dass vielleicht noch eine andere Edition erscheint.

Von dem kleinen Ärgernis der Staffelteilung einmal abgesehen, ist nun der neue Doktor auf deutschen Bildschirmen angekommen. Löblicherweise beinhalten die schön gestalteten Blu-rays eine deutsche und eine englische Tonspur. Das Original ist natürlich das non plus ultra und jedem ans Herz zu legen, der über gute Englischkenntnisse verfügt. Aber auch die deutsche Tonspur macht Laune. Einzig das bekannte Problem mit dem Namen des Doktors und die entsprechende förmliche Anrede trüben den Spaß der ansonsten gelungenen Synchronisation. Das fällt derzeit besonders durch die Figur der River Song auf, denn sie hat eindeutig ein sehr persönliches Verhältnis zu "ihrem" Doktor. Auch die Übersetzung der Episodentitel sind manchmal recht unglücklich. Aber: Der Doktor spricht Deutsch! Und das ist erst einmal die Hauptsache.

Fans der Serie kennen sich natürlich in der Materie aus. Allen anderen sei kurz gesagt, dass es sich beim Doktor um den letzten der Timelords handelt, der in seinem Raumschiff - der TARDIS - durch Raum und Zeit rast. Dabei nimmt er gerne Begleiter mit (meist weiblich), seine Companions. Die Companions vervollständigen sozusagen den Doktor. Und mit Menschen reist er am liebsten herum. Bei "Doctor Who" handelt es sich zudem um eine Familienserie. Deswegen ist das Konzept familientauglich gestaltet. Doch Obacht, der Engländer an sich ist etwas härter im Nehmen und traut seinen Kindern auch mal etwas anspruchsvollere und auch gewalttätigere Fernsehkost zu. Die Geschichten sind vor allem ziemlich dramatisch, emotional und oft auch episch. Der Doktor rettet nicht nur die Welt, sondern das Universum und den ganzen Rest.

Die Serie ist etwas trashig aufgemacht. Das ist Absicht und soll auch die Fremdartigkeit von Raum und Zeit darstellen. Außerdem spart sich die Produktion gleichzeitig auch den Anspruch von Realismus und lässt viel Platz für ausgefallene Designs. Das - und noch einiges mehr - macht den Charme von "Doctor Who" aus.

Nach der ersten Staffelhälfte („Doctor Who – Staffel 5.1“) mit einem kleinen Zwischenfinale (ebenfalls ein us-amerikanisches Ding, das leider Erzählstrukturen zementiert), wird es für den neuen Doktor nun Zeit, auf die Zielgerade einzubiegen. Neuer Doktor? Genau! Denn der Doktor kann nicht sterben, sondern regeneriert. Eine geniale Erfindung, denn so stellt niemand einen neuen Darsteller in Frage und die Serie kann sich stets neu erfinden. Der Doktor der fünften Staffel wird nun von Matt Smith gespielt, der sich beweisen darf.

Es gibt sechs Episoden, die auf zwei Blu-rays verteilt sind. Die erste Folge startet bereits ziemlich stark, vor allem für Fans. In "Hungrige Erde" treten nämlich die Silurianer auf. Und die sind dem Kenner bereits aus den 1970ern bekannt. Da werden Erinnerungen wach an den grandiosen John Devon Roland „Jon“ Pertwee (* 7. Juli 1919; † 20. Mai 1996). Überhaupt tauchen einige alte Bekannte des Doktors auf und erfreuen das Fan-Herz auf erstaunliche Art und Weise. Aber selbst ohne tiefere Kenntnisse der Serie, bleibt die Handlung verständlich.

In den sechs Episoden stecken dann auch gleich mal zwei Doppelfolgen drin. Einmal zu Beginn und dann wieder zum Ende. Das Finale mutet dabei ziemlich episch an, aber es fehlt der Kick zum Ultimativen. Das liegt sicherlich daran, dass sich der neue Doktor die Herzen der Zuschauer und Fans erst noch erobern muss, bevor diese mit solch einem Schocker konfrontiert werden sollten. Bei nur einer Staffel sind die Bande noch zu locker geknüpft, um Tragik und Ausmaß zu begreifen. Zudem schwächeln die Drehbücher in Smiths Einsteigerstaffel arg. Christopher Eccleston konnte (als der neunte Doktor) schneller und besser punkten. Allerdings waren die Bücher bei ihm weniger künstlich strukturiert und die Erzählung konnte einfach laufen.

Matt Smith ist schon ein großes Erbe angetreten, macht seine Sache aber gut. Er hat sichtlich Spaß an seiner Rolle und das macht auch dem Zuschauer Spaß. Smith ist einfach ein netter und durchgedrehter Kerl. Dazu hat er ein sehr markantes Äußeres und ihm stehen die ganzen altmodischen Kostüme einfach hervorragend. Seine Leistung als Schauspieler ist einfach toll.

Der Doktor kann sich auf seinen Abenteuern natürlich auch auf seine beiden Begleiter Amy Pond (Karen Gillan) und Rory Williams (Arthur Darvill) verlassen. Amy und Rory sind ein Paar und planen ihre Hochzeit. Das Erscheinen des Doktors und die Reisen an seiner Seite, wirbeln natürlich alles durcheinander. Das gleich zwei Begleiter mit dem Doktor unterwegs sind, knüpft ebenfalls an alte Zeiten an. Seit dem Reboot 2005 waren die Begleiter stets weiblich und die holde Männlichkeit nur kurz zu Gast. Neben einer starken Frau, ist nun auch ein (schwacher) Mann dabei. Karen Gillan als forsche und selbstbewusste Amy ist dabei eine wahre Freude. Der gute Rory muss schon ordentlich strampeln, um mithalten zu können. Arthur Darvill erweckt seine Rolle dabei charmant zum Leben. Amy und Rory sind als Team einfach super und sorgen für ein weiteres Quäntchen an Dramatik.

Das Finale ("Die Pandorica" und "Der große Knall") beschließt dann auch schon die erste Staffel des elften Doktors. Natürlich, wie nach dem Titel der letzten Folge zu erwarten, mit einem großen Knall. Damit ist auch der übergreifende Handlungsbogen beendet, der wiederum zu keinem Zeitpunkt ein Knaller war. Da haben ihm kleinere Geschichten eindeutig den Rang abgelaufen. Aber es ist ein gutes und spannendes Ende, in dem der Doktor, Amy und Rory große Augenblicke haben.

Die Blu-ray-Box "Doctor Who – Staffel 5.2" trägt dem fantastischen Inhalt nun Rechnung. Wie Eingangs erwähnt handelt es sich um die Fan-Edition, die einiges zu bieten hat.

Erst einmal ist die äußere Aufmachung ziemlich schick und in unterschiedlichen Blautönen gehalten. Das passt zum Doktor und seiner blauen TARDIS ganz hervorragend. Die Plastikhülle befindet sich dabei übrigens in einem Pappschuber. Leider sind Schuber und Inlay mit der hässlichen FSK-Kennzeichnung versehen. Natürlich, die Kennzeichnung muss sein, keine Frage. Aber bitte nicht dort, wo das Layout verunstaltet wird. Zu allem Übel ist das Inlay einseitig bedruckt. Also kein Wendecover und in der Box sieht es hässlich einfarbig aus. Dafür sind die Discs selbst toll gestaltet und zeigen stets den Doktor und Amy als Hauptmotiv. Der Box liegt ein kleines Booklet bei, in dem es Informationen zu den einzelnen Episoden, aber auch interessante Fakten zur Serie und zur Produktion gibt.

Das Bild der Blu-ray ist erstklassig. Matt Smith genießt einen Auftritt in FullHD 1080 - und das ist einfach berauschend. Diese Farbpracht trägt ebenfalls dazu bei, dass der elfte Doktor auf dem Bildschirm zu überzeugen weiß. Gleiches gilt auch für den Ton, der Deutsch und Englisch in DTS-HD 5.1 bietet. Das gut ausgestattete Heimkino wird hier grandios unterstützt. Untertitel liegen wahlweise in Deutsch und Englisch vor. Weil es sich um eine deutsche Box handelt, sind auch alle eingeblendeten Texte (Episodentitel) in deutscher Sprache vorhanden.

Das Bonusmaterial (keine Synchro, nur Untertitel) befindet sich (bis auf die beiden Audiokommentare) auf einer dritten Blu-ray-Disc. Die Confidentials und die Videotagebücher sind einfach toll und bieten dem Fan massig Informationen zu seiner Serie. Aber auch für all diejenigen, die gerne mal hinter die Kulissen blicken möchten. Outtakes, Monsterakten, Teaser und Trailer runden das über zweistündige Bonusmaterial ab. Super!

"Doctor Who – Staffel 5.2" ist eine tolle Sache. Inhalt, Bild und Ton machen einfach große Laune. Ein guter Einstand für den elften Doktor.

Copyright © 2012 by Günther Lietz, all rights reserved
Diese Rezension erschien ebenfalls auf Taysals WebBlog und Filmbesprechungen.de.

Doctor Who – Staffel 5.2

UK 2010
Länge: ca. 320 Minuten; Bonusmaterial: ca. 145 Minuten
Freigabe: ab 12 Jahre

Bild: 16:9 (1.78:1), FullHD 1080
Sprachen: Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Englisch, Deutsch

Regie: Euros Lyn, Toby Haynes, Richard Clark, Adam Smith, Jonny Campbell, Andrew Gunn, Catherine Morshead, Ashley Way
Buch: Steven Moffat, Mark Gatiss, Toby Whithouse, Simon Nye, Chris Chibnall, Richard Curtis, Gareth Roberts
Kamera: Rory Taylor, Stephan Pehrsson, Owen McPolin u.a.
Musik: Murray Gold

Darsteller: Matt Smith, Karen Gillan, Paul Kasey, Arthur Darvill, Ruari Mears, Freema Agyeman, Catherine Tate, Camille Codur, Noel Clarke, Alex Kingston, Barnaby Edwards, John Barrowman, Bernard Cribbins, Jacqueline King, Nicholas Pegg, Lachele Carl, Frances Barber, Silas Carson, John Simm, Caitlin Blackwood, Elisabeth Sladen, Ian McNeice, Dan Starkey, Mark Gatiss, Jessica Hynes

Vertrieb: BBC / Polyband (http://www.polyband.de/)Den Artikel im Blog lesen
 
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