Rezension Stunde Null (Resident Evil #7)

Nepharite

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S.D. Perry - Resident Evil Band 7: Stunde Null


[User-Rezi] von Nepharite


Rebecca Chambers erster Auftrag als frischgebackenes Mitglied des S.T.A.R.S.-Bravo-Teams gerät zu einem Alptraum. Bei der Suche nach einem bestialischen Mörder stürzt der Helikopter des Teams über dem Racoon Forest ab. Es überleben (zunächst) zwar alle, aber schnell wird klar, dass kein normaler Mensch die Gegend um Racoon City unsicher macht und jeder von ihnen in tödlicher Gefahr schwebt.

Beim Stolpern durch den nächtlichen Wald wird Rebecca erstens von ihrer Gruppe getrennt und trifft zweitens in einem verseuchten Firmenzug der Umbrella Corporation, welcher aus unerfindlichen Gründen mitten im Wald, auf freier Strecke liegen geblieben ist, auf Billy Coen, einem Ex-Special-Forces-Mitglied, der als zum Tode Verurteilter nichts zu verlieren hat. Notgedrungen beschließen die Beiden, zusammen zu arbeiten und zunächst das Gefährt von Zombies und seltsameren Kreaturen zu säubern, um danach Hilfe herbei zu funken. Plötzlich jedoch setzt sich der Zug in Bewegung, nimmt immer mehr Fahrt auf und donnert schließlich, da es Rebecca und Billy nicht verhindern können, in ein Betriebsgebäude des dubiosen Konzerns.
Weil sie durch den weitgehend zerstörten Zug nicht zurück ins Freie gelangen, sind sie gezwungen, sich ihren Weg durch den riesigen Gebäudekomplex zu bahnen. Dabei müssen sie sich sowohl T-Virus-infizierter Zombies und tierhafter Monster erwehren, die in großer Zahl durch die Räume streifen, als auch einige Aufgaben und Rätsel lösen, durch welche die paranoiden Erbauer Gänge und Türen zu schützen hofften.

Rebecca und Billy sind jedoch nicht die einzigen intelligenten Wesen in der Anlage. Zwei Umbrella-Angestellte, William Birkin und der psychopathische Adam Wesker, haben den Auftrag, die Daten über das T-Virus zu sichern, um danach das Gebäude dem Erdboden gleich zu machen. Außerdem ist da noch der unheimliche, geheimnisvolle Fremde, der über Legionen schleimiger, gestaltwandelnder Egel, seine "Kinder", gebietet und der mit der Umbrella Corporaten eine Rechnung offen hat; in den beiden Helden sieht er zunächst ein Werkzeug seiner Rache.

Fast bin ich geneigt, zu sagen, "Nomen est Omen", denn Stunde Null bietet Unterhaltung knapp über dem absoluten Nullpunkt; und das für alle Zielgruppen gleichermaßen. Denjenigen, die sich durch Band 1 bis 6 gequält haben, sollte die Story mit ihrem eintönigen Hack´n´Slay durch Umbrellas Gebäude und Intrigen so platt wie ihre Resident-Evil-DVDs vorkommen. Die, die bisher ohne die gleichnamigen Spielen, Filmen und Büchern leben konnten, werden nicht nachvollziehen können, worum es in diesem Prequel überhaupt geht, da die Autorin weder etwas zum Hintergrund dieser speziellen Story ausführt, noch Relevantes und fundamental Neues bezüglich des Gesamtzyklus´ zu sagen hat (ich jedenfalls konnte nichts dergleichen entdecken).

Die Figuren -"Charaktere" erscheint unangemessen, da dieses Wort entfernt etwas mit Charakter zu tun hat- sind stereotype, klischeehafte Tötungsmaschinen, gleichsam der verlängerte Arm des Lesers ohne Joystick-Interface. Sie sind in ihrer Zeichnung so beliebig und unoriginell, wie in ihren Reaktionen vorhersehbar, werden dadurch aber immerhin der Story selbst zu 100 Prozent gerecht.
Diese Story ist für Kenner der ersten Bände -aller oder auch nur einzelner- ein einziges, großes Déjà Vu, allerdings kommt ob des Wiedererkennens keine Freude auf. Das fortwährende Zombie-Massakrieren, das Metzeln durch eine vollkommen unglaubwürdige Handlung lassen kein anderes Gefühl als Langeweile zu, weil es der Autorin in keinem Moment gelingt, eine Atmosphäre der Gefahr oder Bedrohlichkeit zu erzeugen sowie die Motive insbesondere der Umbrella-Verantwortlichen für ihre vielen kleinen, paranoiden "Gimmicks" glaubhaft zu machen. Wenn die beiden Hauptprotagonisten bis zu den Knien durch verseuchtes Blut waten, ohne sich zu infizieren, und dabei hier ein Knöpfchen drücken, dort einen Hebel ziehen und schließlich irgendwelche Rätsel lösen, um sich irgendwo Zugang zu verschaffen, so wirkt das bei Perry im höchsten Maße lächerlich. Ebenfalls lächerlich erscheinen die Antagonisten, Wesker und der junge Marcus, die in ihrer Unbeholfenheit durchgängig wie die schlecht programmierte KI eines billigen Computer-Spiels wirken.
Die kruden Resident Evil-Stories nehmen sich viel zu ernst, um unterhaltsam zu sein. Ihnen fehlt ganz eindeutig die ironische Distanz, welche beispielsweise die Doom-Romane Daiydd ab Hughs und Brad Lineweavers auszeichnet. Zudem halte ich Perry nicht für eine besonders talentierte und von der Muse geküsste Autorin. Zu einfach ist die Struktur ihrer Texte, zu arm ihre Sprache, zu sehr erkennt man das Handwerk des Schreibens und vermisst den Spaß am Fabulieren, der einen Leser mitzureißen vermag; statt Eleganz oder Eloquenz steht über allem lediglich ein großes Dollar-Zeichen.

Fazit: Die Steigerung von öde und öder lautet ab sofort "Resident Evil - Stunde Null". Uninspiriertes Hack´n´Slay in einer Story, die sich nur marginal von denen der Bände 1 bis 6 unterscheidet und damit überflüssiger kaum sein kann. Bleibt zu hoffen, dass dieses ihr letzter regulärer Resident-Evil-Roman ist und S.D. Perry fortan die Fans anderer (TV-)Serien mit ihrer Schreibkunst beglücken wird.Den Artikel im Blog lesen
 
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