Zubehör Störendes Zubehör?

Zornhau

Freßt NAPALM!
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Ich habe bei Engel das Spielen mit nur einem Kartenstoß der Engel-Arkana-Karten und OHNE sonstiges Zubehör kennen- und schätzengelernt.

Ich habe bei Savage Worlds das Spielen mit reichlich Zubehör (Glassteinen, Pokerkarten, 2D-,2.5D-,3D-Szenerien, Figuren, Adventure-Cards, NSC-Karten, Poker-Chips, Patronenhülsen, jeder Menge und vieler Arten von Würfeln, Würfelbechern, Spielleiterschirmen, Zustands-Markern, Zaubereffekt-Markern, usw. ) kennen- und schätzengelernt.

Ich empfand Zubehör wie Figuren oder Poker-Chips usw. an sich noch nie als "störend" für meinen Spielgenuß.

Manches Zubehör wie die Zeitstrahl-Spielhilfen in Aces&Eights und die dortigen Silhouetten als NOTWENDIGE Spielmaterialien für das Kampfsystem empfand ich hingegen durchaus als störend (was aber daran lag, daß das Regelsystem auch OHNE diese Spielhilfen verkorkst ist - mit den Hilfen wird es dann nicht besser, nur manuell umständlicher).

Ich NUTZE sogar sehr gerne Zubehör als STIMMUNGSTRÄGER.

So verwende ich für Necropolis mein Propaganda-Poker-Deck, und für Western-Rollenspiele eines meiner Western-Decks, usw. - Die optische Gestaltung transportiert den Flair des Settings mit.

Und das trifft natürlich auf andere solcher Zubehörsteile in noch viel stärkerem Maße zu: Miniaturen und Szenerien.

Faltfiguren im "realistischen" Poser-3D-Graphik-Stil setzen schon eher eine "realistisch" ausgerichtete, eine "mit beiden Beinen am Boden" Stimmung um. Faltfiguren im überkandidelten, bunten und kitschigen Comic-Stil machen klar, daß hier ebenso überkandidelte Action gespielt werden soll.

Meines Erachtens STÖRT etwas in puncto Zubehör nur dann, wenn es "eine andere Geschichte erzählt", als gerade gespielt wird.

Wenn ich mit bunten, knalligen, eher comic-artigen Figuren in einem düsteren, bitteren, ziemlich unhumorigen Setting spiele, dann paßt das nicht zusammen (siehe die Sundered Skies Figureflats).

Und wenn ich in einem fäntelalterlichen Setting mit meinen "unsichtbaren" Pokerkarten für Sci-Fi-Settings daher komme, dann stört bei jeder Initiative-Austeilung dessen extrem modernes Design das Einfühlen in das Fantasy-Umfeld etwas.

Nicht das Verwenden des Zubehörs an sich ist hier störend, sondern dessen GESTALTUNG. Diese ist es, die nicht zum gespielten Setting paßt. - Daß solche unpassenden Zubehörteile als störend empfunden werden, zeigt, wie STARK das Zubehör als STIMMUNGSTRÄGER wirkt.

Daß es z.B. für Savage Worlds nun Bennies mit unterschiedlichen Aufdrucken für unterschiedliche Settings gibt, daß man im SW-Spielleiterschirm unterschiedliche Setting-Illustrationen als "Gesicht" des Schirms zu den Spielern bieten kann, das alles gehört ganz stark in den Bereich "stimmungsvolles Rollenspiel".

Klar könnte man auch mit einem nüchternen tabellengefüllten Spielleiterschirm spielen und statt Bennies im Setting-Design zum Anfassen eben einfach nur eine Strichliste auf dem Charakterbogen führen, doch ginge hier VIEL Stimmung verloren.

Und diese Stimmung, die unter anderem durch die passende Wahl des Zubehörs unterstützt wird, ist augenscheinlich den Rollenspielern wichtig genug, daß es sich lohnt solche Zubehör-Produkte anzufertigen und zu verkaufen.

Ein funktionierendes Regelsystem wird durch schönes, passendes Zubehör einfach mit mehr Spielgenuß erlebt.

Aber noch so qualitativ hochwertig produziertes Zubehör kann ein nicht funktionierendes Regelsystem auch nicht mehr retten - da bleibt die Spaßbremse schon regelseitig angezogen.



Soviel zu meiner Meinung zum "störenden Zubehör".

Was meint Ihr dazu?

Stört Euch Zubehör? Generell? Oder nur bestimmte Arten?

Bei welchen Gelegenheiten fühlt Ihr Euch durch Zubehör gestört?

Wie müßte das IDEALE ZUBEHÖR sein, daß es nicht nur nicht stört, sondern für Euch einen GEWINN für das Spiel darstellt?
 
AW: Störendes Zubehör?

Ich hab noch nicht so oft mit Zubehör, jenseist dem üblichen (Würfel Char-Datenblätte) zu tun gehabt. Aber wenn man zB Charakterdarstellungen dazurechnet, dann gibbet wohl nen Grund, warum zB viele SR-Spieler das verbale kotzen kriegen, wenn jemand seinen Charakter durch Manga/Animebildchen darstellt. Ebenso, wie ich eher angewidert dastand, als jemand seinen SR-Ork durch ne WH40K Mini beschrieb. Die Darstellung einer Run-umgebung (ja, wieder SR) durch Lego-Bauteile fand ich ja noch irgendwie knuffig, als ich sie erlebt habe (auch,wenn das leider der absolute Höhepunkt an Originalität war, in dem Abenteuer)
Ansonsten könnte mich höchstens unnötiger Krimskrams oder reiner merchandise-Scheiss nerven, je nachdem, wie damit umgegangen wird. Aber da fehlt mir offen gesagt die Praxis zu ner klaren Aussage.
Nervig wird zubehör auch dann sicherlich, wenn dessen Einsatz erst weitere Kenntnisse nötig macht und/oder dieser Einsatz umständlich ist. Wenn zB ein Spiel mit Tarrot-karten funktionieren würde und ich erst lernen müsste, wie die Dinger funktionieren (wo ich gerade mal null Bock drauf hätte), wäre mir sicherlich egal, wie sehr es zum Setting passt, da würde ich nicht mitmachen (auch, weil ich gegen Eso-Spinner bin).
 
AW: Störendes Zubehör?

Ich hab mal mit Diddl-Karten Savage Worlds geleitet, weil ich nix anderes da hatte.^^ Das war halt für einige Lacher gut, so richtig störend aber nicht.

Ich denke auch, dass Rollenspieler mit solchen Improvisierungsfällen wenig Probleme haben, da sie ja eh ein Spiel spielen, dass im Gegensatz zu "fertigen" Gesellschaftsspielen in einer Box eher "unfertig" daherkommen. Der positive Anklang bei stimmungsförderndem Spielmaterial wirkt da meines Erachtens stärker als seine negative Ausprägung.

Anders sehe ich das in den (wenigen) Fällen, wo eben offizielles ("fertiges") Material mitgeliefert ist und das unzureichend aufbereitet ist. So sind bei der Warhammer-Fantasy-3-Box manche Karten sehr ärgerlich klein ausgefallen. Oder damals bei der einen DSA-Box mit den Ausrüstungsgegenständen, die ebenfalls einfach zu friemelig waren.

Fertiges beiliegendes Material stört also meines Erachtens mehr, als wenn man Spielmaterial improvisiert.
 
AW: Störendes Zubehör?

Sonntag haben wir Sundered Skies (Savage Worlds) mit Flugzeug-Karten gespielt. Hat auch keinen gestört. Hat höchstens dafür gesorgt, dass die Leute beim ersten Austeilen drüber gelacht haben..

Auf der letzten ReuCon habe ich ein Savage Worlds Zombie Setting geleitet und als Figuren die aus dem Zombies!!! (Brett-?) Spiel benutzt. Dadurch hatten die Spieler eben blaue, grüne, braune und rosafarbene Figuren. Da hatte ich auch nicht den Eindruck, dass die Farben jemanden stören. Gut, der einzige weibliche SC war das rosa Ding... ;)

Und ich bin es auch schon so gewöhnt, dass massenhaft auftretende Gegner durch die kleinen, roten Chessex W6 dargestellt werden, dass eigentlich wenn die Würfel ausgepackt werden immer nur der Scherz kommt: "Aaaaah, die roten W6! Wir werden alle sterben!!" Oder auch im zweiten Kampf zu einem der Würfel "Hey! Hab ich dich nicht vorhin schonmal umgebracht?"

Ich schätze mal bis zu einem gewissen Grad wäre das störend, wenn man versuchen würde, wirklich ernst zu spielen. Aber ich hab in meinem Umfeld noch keine wirklich ernste Savage Worlds Runde erlebt. Für uns ist das eben ein eher lockeres System.

Was mich wirklich nervt sind eigentlich nur diese dämlichen Papiermännchen. Ich finde die sind so klein, dass man da auf ein bisschen Entfernung eh nix drauf erkennt und dann sehen die alle gleich aus, so dass ich früher oder später keine Ahnung mehr habe welches eigentlich meins war. Da hab ichs wirklich lieber wenn jeder irgend einen Würfel benutzt. Die kann ich besser zuordnen, und ich hab genug Fantasie um in meinem Kopf die Leute draus zu machen.
"Störendes" Zubehör sind für mich einfach Sachen, die das Spiel nur komplizierter machen statt es zu vereinfachen.
 
AW: Störendes Zubehör?

Figure Flats kann man beim Ausdrucken in der Größe skalieren, wenn einen das stört...
 
AW: Störendes Zubehör?

Ich stehe Zubehör immer zwiegespalten gegenüber. Der Sextant bei Earthdawn war schön, aber auch etwas unpraktisch zum Entfernungen messen.

Miniaturen, Battlemap, Figureflats, 3D-Bauteile (wie Gebäude, etc), Bennies , etc. sind je nach Auswahl schön anzusehen und haben auch ihre jeweiligen Funktionen, aber man muss diese auch zum jeweiligen Spielort, wenn man als SL nicht daheim spielen kann, transportieren.
 
AW: Störendes Zubehör?

Bei den meisten Systemen verwende ich ausschließlich Charakterbögen und Würfel als Zubehör (und natürlich gern auch Kerzen und IMMER passende Musik oder passenden Hintergrundsound).

Bei D&D 3.5 verwenden wir für die Kämpfe Miniaturen mit Bodenplänen. Wobei ich auf die offiziellen D&D-Miniaturen zurückgreife und sie mit selbstbemalten Herr der Ringe Miniaturen ergänze. Bei den Bodenplänen greife ich auf die D&D-Tilesets zurück.

D&D 3.5 ist das einzige System in welchem ich Miniaturen verwende. Zu Anfang war ich diesbezüglich sehr skeptisch, da ich zuerst befürchtet habe, dass die Spielatmosphäre eher darunter leidet, wenn Kämpfe zu "Schachbrett-mäßig" ablaufen, allerdings wurden meine Zweifel schnell weggefegt. Durch die Unterstützung der Miniaturen und Bodenpläne gewannen die Kämpfe deutlich an taktischer Tiefe und erleichterten mir die Kampf-Darstellung (beispielsweise gibt es keine strittigen Fragen mehr bei Flächenzaubern, Deckung, Reichweiten usw.). Kämpfe wurden nun nicht nur aufgrund von guten SC-Spielwerten gewonnen, sondern vor allem wegen gut gewählter Gruppen-Kampftaktik (sprich Abfolge von Angriffsmustern, genau Positionierung der Charaktere, Ausnutzung der Spielumgebung).

Allerdings büßt man mit dem Einsatz solcher Mittel auch ein wenig an erzählerischer Freiheit ein. Kämpfe sind nun eben taktisch, aber wenig cineastisch oder ästhetisch. Dennoch passt es meiner Ansicht nach gut zu D&D.

Ich selbst bin jemand, der sich eigentlich alle Szenen wie einen Kinofilm im Kopf vorstellt. Bei Verwendung von Miniaturen und Bodenplänen fällt mir dies allerdings sehr viel schwerer. Deswegen bevorzuge ich weiterhin eher das „Zubehör-freie“ Rollenspiel.

Störend empfinde ich Zubehör vor allem dann, wenn es funktional und thematisch nicht zum Stil des Rollenspiels passt. Beispielsweise spielen wir auch Engel komplett ohne jegliche Werte und Würfel mit dem Arkana-System. Dort würde es mir nie im Traum einfallen, das erzählerisch betonte Kampfgeschehen mit Miniaturen und einem Bodenplan zu zerstören. Engel ist für mich ein pures Erzählrollenspiel mit sehr cineastischen und dynamischen Kämpfen, da würde mich ein statisches Brett einfach nur stören und meines Erachtens die Atmosphäre des Spiels, die ich darstellen möchte, zerstören.

Bei den Hohen 1.0 habe ich Spielsteine zur Darstellung der Essenz verwendet. Klappte auch sehr gut. Bei den Hohen 2.0 kam für den Kampf noch eine Zeitschablone samt Figuren dazu. Hier aber störte mich das Zubehör, denn aus den vorher ebenfalls sehr cineastischen over-the-top Kämpfen wurde plötzlich ein zerhacktes Kampfgeschehen, wo schnelle Aktionen elendig gestreckt und Attacken unheimlich verkompliziert wurden. Natürlich lag dies nicht nur am Zubehör, sondern vor allem am runderneuerten Kampfsystem.

Ansonsten verwende ich auch gerne selbstgemachte Handouts wie beispielsweise Büchertexte, Bilder und Karten. Gerade die Gestaltung und das Verfassen von altwirkenden Texten macht mir eine Menge Spaß und ich finde es schöner, wenn Spieler Recherchen tatsächlich einigermaßen durch das Lesen solcher Texte nachspielen können, als nur stur eine Würfelprobe zu bestehen.

Mein Zubehör-Fazit wäre: Ich verwende Zubehör nur wenn es auch thematisch zum Spielkonzept passt. Einem dynamischen Erzähl-Rollenspiele zwinge ich kein statisches Zubehör auf. Weiterhin empfinde ich auch die Optik des Zubehörs als sehr wichtig. So finde ich es bei D&D deutlich stimmungsloser anstatt schöner Miniaturen Hosenknöpfe oder grobe Spielsteine zu verwenden.
 
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