Einfluss So viel wie möglich in der Kürze der Zeit

Totz66

Kainit
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Es war früh am Abend, direkt nach dem Aufwachen und Moishe sass schon im Jaguar und brauste zu einer politischen Versammlung der die Stadt regierenden Partei aus der konservativen Ecke.
Der Ventrue war durch seine guten Kontakte zu Parteimitgliedern eingeladen worden. Eigentlich waren keine Besucher angedacht gewesen, aber da Moishe Konakte auf Bundes- und Landesebene der Partei hate wurde die übliche Ausnahme gemacht. Es ging in erster Linie darum Bekanntschaften in Finstertal zu schliessen, Talente auszumachen die man beim Aufstieg begleiten konnte und um das große Projekt für das er die Hilfe der regierenden Konservativen brauchen würde. Bestimmt würde das nicht leicht werden, denn nben den Vorteilen bot ein ansässiger Rüstungskonzern immer auch Probleme, Sicherheit, Demonstrationen, öffentliches Image der Stadt. Da galt es vorsichtig zu sein und Mishe wusste auch jetzt schon das es im Industriegebiet lange Gesichter geben würde wenn die coolen Plätze zum Abhängen gut ausgebauten Zufahrtsstraßen, einer neuen Autobahnzufahrt direkt vom Werksgelände aus und extrem gesicherten Fabrikhallen weichen würden.
Es galt also die Menschen mit der heiligen Kuh - dem sicheren Arbeitsplatz für das Projekt zu gewinnen. Das Schöne war, das dafür eigentlich alle großen Volksparteien zu begeistern waren, na gut die Friedensbewegung und die Grünen vielleicht nicht, aber es sollte möglich sein einen Mehrheitskonsenz im Stadtrat zu erzielen.

"Schauen wir doch mal wer so da ist und nützliche Ansichten vertritt.

Moishe fuhr vor dem kleinen Vereinslokal vor, dass sonst einem örtlichen Kleingartenverein als Treffpunkt diente und fü heute Abend der Partei obdach gewährte.

Moishe trat ein und hörte einen der Parteifunktionäre schon schwadronieren. Das übliche Blabla, Arbeit, Geld für den der auch arbeitet, Sicherheit und Ordnung.

Prima, alles Punkte an denen ich Euch kriegen könnte...mal sehen was sich ergibt.
 
Warum sollte auch über was anderes als über das normale Blabla geredet werden, zumindest da allen klar war, daß es letztendlich doch nur darum ging genug in die eigenen Taschen zu spülen und das war eine Rechnung, die ging irgendwie immer auf.

Einige Blicke gingen in Moishes Richtung und es war an den Blicken abzulesen, daß ihm so ziemlich jede Emotion zwischen freudiger Erregung und tiefstem Misstrauen entgegenflog. Er war zwar geladen worden, doch nicht jeder stand auf Aussenstehende in ihrem elitären Kreis.

Man ließ ihn einige Sekunden in der Tür stehen, bis einer sich erhob und ihm entgegen trat. Das übliche grauer Anzug, ein paar Kilo zuviel auf den Rippen, aber bemüht, das selber nicht zu bemerken, graumelierte Haare und ein Lächeln, das die Augen nicht erreichte.

"Ach, kommen sie doch mit an den Tisch. Ich bin Peter Keller ..." Er hielt ihm die Hand entgegen, leicht schwitzig, aber mit festen Händedruck, dann stellte er die Anderen am Tisch vor.
 
"Guten Abend Hr. Keller. Moishe ben Levy, schön Sie kennenzulernen. Was steht denn heute an, will heissen was wird diskutiert?" Moishes Präsenz sollte schnell dafür Sorge tragen Misstrauen zu zerstreuen. Sein Händedruck war kräftig ohne dem Gegenüber seine Hand zu zerquetschen, er sah Keller dirkt an, suchte aber einen Punkt auf der stirn statt des direkten Augenkontaktes, um bei seinem Gesprächspartner keine unterschwelligen Aggressionen zu schüren."
 
"Es geht mal wieder um das leidige Thema Arbeitslosogkeit und wie man die vorhandene Arbeit besser und gerechter verteilen kann", erklärte Keller. "Vorallem ist es nicht gut, daß immer mehr junge Menschen keine Arbeit finden und auch die Schulbildung mehr und mehr zu wünschen übrig läßt."

Man konnte ja mal ein wirkliches soziales Problem ansprechen, würde bestimmt ein gutes Bild auf sie werfen.

"Ein paar neue Ideen von Außenstehenden könnte schließlich neuen Wind in die Diskussion bringen." Ein Lächeln. "Meint ihr nicht auch, Genossen?"
 
Moishe grinste innerlich wie ein Katze die einen Kanarienvogel verspeist hatte. Das lief ja wunderbar, genau die Kerbe in die er schlagen wollte, aber das musste er langsam angehen.

"Nun, Arbeit ist überall eine Frage des Angebots und der Kosten. Man muss es den Unternehmen lukrativ machen sich in Finstertal anzusiedeln. Dazu gehören die Steuern am Standort, aber auch gewisse Zugeständnisse bezüglich des Werkgeländes und der Verkehrsanbindung. Außerdem führt die Ansiedlung neuer Industrie auch oft zu einem Umsatzzuwachs bei den schon im Ort ansässigen Unternehmen. Es ist einer meiner Gründe hier zu sein, um herauszufinden wie Ernst der Wunsch Ihrer Partei ist bei solch einem Projekt federführend voranzugehen."
 
"Die Frage ist doch, was stellen sie sich vor?" fragte einer der Parteimitglieder aus der Runde, dessen Nachnamen Rosenkranz eventuell auch auf jüdische Vorfahren hindeuten könnte, doch so wirklich war ihm da nichts bekannt.

Moishe hingegen war nicht nur vom Glauben sondern auch vom Namen her eindeutig Juden und was immer man für oder gegen sie vorbringen konnte, sie waren schon zu biblischen Zeiten ziemlich begabte und auch oft gewissenlose Geschäftsleute gewesen.
 
"Nun, die Bereitschaft zum Wohle der Gemeinde eine neue Industrie anzusiedeln beispielsweise, die bisher in der Stadt nicht ansässig ist und auf den ersten Blick keinen guten Ruf hat...sagen wir das damit auch eine Erneuerung der Infrastruktur in den zerfallenen Teilen Ihres Industriegebietes hervorgehen sollte. Die Schaffunge von mehreren Tausenden Arbeitsplätzen in der Region würde das doch rechtfertigen nehme ich an?"
 
"Jaja, da wird schon seid Jahren versucht etwas anzusiedeln, aber irgendwie hat das bisher alles nicht geklappt, alles was man angefangen hat, stand unter einem schlechten Stern", kam als Einwand. "Aber an was haben sie denn gedacht, hoffentlich nicht irgendwelche Rüstungsdinge oder was mit Atom."

Es war klar zu erkennen, was die Partei nicht haben wollte, immerhin wollte man die nächste Wahl nicht verlieren und es war schwer genug in Finstertal an der Macht zu bleiben.
 
"Was spricht denn gegen die Rüstungsindustrie? Denken Sie doch mal weiter. Das sind saubere Produktionsstätten, kaum Industrieabfälle, sichere Absatzmärkte und viele Möglichkeiten für die Stadt selbst.
Das Unternehmen um das es geht gilt als eines der arbeitnehmer- und familienfreundlichsten in der Republik und wurde dafür schon oft ausgezeichnet. Jeder Standort hat dort einen eigenen Hort für die Kinder der Angestellten und man ist bekannt dafür auch in die lokale Kultur zu investieren.
Was denken Sie wie positiv sich das auf die Kultur und den Sport auswirken kann wenn da ein Unternehmen in der Stadt ist das auch bereit ist in das Gemeinwesen zu investieren, in Projekte die Sie und Ihr Stadtrat sonst nicht alleine finanziert bekämen? Außerdem würde der Bund und das Land für so ein Projekt einige Fördermittel bewilligen die der Stadt zu gute kämen, zum Beispiel im Straßenbau."
 
"Wie wäre es mit einer Hoch- und Tiefbau Firma?" fragte Keller. "Was auch gut ankommt, besonders bei den jungen Leuten, die wir als Wähler brauchen, wäre Elektronik.
Finstertal sollte nicht von Vater Staat selbst abhängig werden, zuviele Genehmigungen, zuviel Geschäft mit kriegstreibenden Ländern, wozu wie sie wissen auch ihr Heimatland zählt."

Vermutlich würde da viel Überzeugungsarbeit fällig werden.
 
Moishe warf Keller einen belustigten Blick zu. Auf welchem Planeten lebte der denn?

"Herr Keller, das ist hier kein Wunschkonzert indem ich Ihnen präsentieren kann was sie gerne hätten. Ich vertrete ein Unternehmen das einen Standort sucht an dem es bereit ist zu investieren und Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn Sie es richtig anstellen siedeln sich im Sog dieses Konzerns passende Zulieferer aus Baubranche und Elektronik mit in der Stadt an, aber da müssen eben die Anreize stimmen und die Unternehmen den Eindruck haben das es in der Stadt den entsprechenden Rückhalt für sie gibt.
Was die kriegstreibenden Länder angeht darf ich Sie vielelicht darauf hinweisen das mein Volk seit fast 2000 Jahren verfolgt und mit der Ausrottung bedroht wurde. Fast jeder Konflikt in dem Sie uns hier als Kriegstreiber darstellen ging vom Boden der arabischen Nachbarstaaten aus und beinhaltete immer Angriffe auch auf die Zivilbevölkerung. Sie werden mir sicher Recht geben das meinem Volk erlaubt sein muss sich zu verteidigen."
 
"Nun, die Palästinenser würden vermutlich mit dem selben Argument kommen", war dann die letzte Antwort auf die Verteidigung des Israelis. Man dürfte gegen dieses Volk ja nichts sagen ohne gleich als Antisemit dazustehen, damit hatte der Österreicher Deutschland wirklich einen grossen Mist eingebrockt. Anscheinend kam außer Mozartkugeln nichts brauchbares mehr aus Österreich.

"Dann würde ich sagen, sie legen uns in den nächsten Tagen entsprechende Unterlagen vor", sagte Keller schließlich. Anschauen kostete ja nichts. "Und was springt dabei für sie raus, sie machen das doch bestimmt nicht, weil ihnen diese verkorkste Stadt so am Herzen liegt, oder?"
 
"Eigentlich tue ich in erster Linie einem Freund der dort im Aufsichtsrat sitzt einen Gefallen Herr Keller, der mich gebeten hat die Augen offen zu halten weil ich viel Reise, aber natürlich würde ein Beratungshonorar fällig."
Moishe grinste Keller freundlich zu, sollte der doch denken was er wollte, wie genau seine Vereinbarungen da waren ging ihn nun wirklich nichts an. Zu der Bemerkung den Führer und den Antisemitismus allgemein als rein österreichisches Problem darzustellen sagte Moishe lieber garnichts, wusste er es doch aus eigener Anschauung des Zeitgenossen und Opfers besser. Er war es gewohnt das auf sein Volk gerne eingeschlagen wurde in den politischen Kreisen, aber er merkte sich von wem es kam. Er war schon froh nicht die unsägliche Reparationsdebatte geführt haben zu müssen.
"Was wollen Sie denn genau sehen Hr. Keller? Vollmachten des Unternehmens, wirtschaftliche Kennziffern über Werksgröße und produzierte Produkte, den Finanzrahmen unter dem das Projekt läuft?
Außerdem gestatten Sie mir die Frage, in welcher Funktion spreche ich den mit Ihnen? Welche Aufgabengebiete übernehmen Sie denn in Ihrer Partei? Weiterhin muss ich auch fragen wer die Unterlagen zu sehen bekommen wird, Sie wissen ja sicherlich das solche Informationen im Detail sehr vertraulich sind weil zu viele Mitwisser den Markt in Aufregung versetzen."
 
Out of Character
Kann Moishe denn Gedanken lesen, denn gesagt hat das mit dem Antisemitismus keiner.


"Ich bin der Parteivorsitzende und Ausschußvorsitzender für die Genehmigung neuer Industrien", erwiderte Keller. "Ein nettes Dosier wäre schön, daß ich vorlegen kann, immerhin braucht es außer mir eine Reihe Spezialisten aus Wirtschaft und Wissenschaft. Der Finanzausschuß wird es sehen wollen und der Refernt für Umweltschutz, das übliche eben. Es versteht sich selbst, daß alles vertraulich behandelt werden wird. Bis alles unter Dach und Fach ist, wird es sowieso einige Jahre dauern, aber ich denke, das wird ihnen bekannt sein."
 
"Das ist mir völlig klar das so etwas nicht von heute auf morgen geht Herr Keller und entschuldigen Sie das ich nicht genau wusste wen ich vor mir habe, als Neuankömmling sind mir die Parteistrukturen nicht so gut bekannt wie in Berlin. Ich sorge dafür das Sie die Unterlagen erhalten und eine Übersicht was in der Fabrik produziert werden soll."
Moishe griff in seine Jackentasche und überreichte Keller eine Visitenkarte.
"Wenn Sie Fragen haben können Sie mich dort erreichen oder eine Nachricht hinterlassen, ich melde mich dann schnellstmöglich bei Ihnen."
Moishe machte eine Pause und wandte sich dann einem anderen Thema zu.
"Welche Ziele hat denn die Partei im Augenblick auf lokaler Ebene und gibt es dagegen Widerstände oder Opposition durch einzelne Personen?"

OOC: Tut mir leid Kalanni, Dein Text war so geschrieben das ich dachte Du fasst das am Tisch gesprochene zusammen und nicht das Du einen Überblick über die Gedanken der Leute gibst. Ich kann editieren oder wir lassen es einfach so stehen - wie Du willst.
 
Out of Character
Naja, hätte ja sein können, daß er es kann.


"Nun, wir sind gerade dabei ein richtig grosses Jugendzentrum zu planen", kam es von einer der wenigen Frauen, einer Frau Richter. "Was das angeht, sind wir weit hinter anderen Städten zurück, vorallem sollte es auch einen Hort geben, in dem auch schon sehr kleine Kinder untergebracht werden können."

Sie seufzte.

"Es ist halt wirklich so, daß viele ältere Kinder und Jugendliche kaum zu bändigen sind."
 
"Natürlich wissen wir das da die erziehende Hand der Mutter fehlt in den Familien Frau Richter, oder? Wir leben in einer Gesellschaft in der immer mehr Familien nur mit zwei Einkommen über die Runden kommen und damit scheidet leider die Frau für die Kindererziehung aus. Deshalb sind solche Einrichtungen sehr wichtig um den den Jugendllichen einen Anlaufpunkt zu bieten und die Betreuung dort verhindert das sich die Jugendlichen selbst in Schwierigkeiten bringen. Vielleicht könnte ich meinen Partner dazu bringen eine Spende für die Einrichtung zu machen, würde das helfen?"
 
"Das wäre natürlich eine gute Sache, die Spendensammlungen gehen immerhin auch nur schleppend voran", freute sich die Frau. "Es ist auch in den Familien nicht besser, in denen keiner arbeitet, manches Mal ist es da sogar schlimmer."

Sie seufzte, es war eine Erscheinung der Zeit, keiner wollte mehr wirklich Verantwortung übernehmen, es war schließlich so einfach Schuldige zu finden.
 
"Jetzt komme ich aber mit dem umkehrschluss Frau Richter: Haben Sie Unterlagen die das Projekt vorstellen, eine Broschüre, Bilder? Wenn ja sagen solche Dinge immer mehr als viele Worte und ich könnte meinem Auftraggeber etwas präsentieren. Wenn Sie sagen es geht mit den Spenden langsam voran, wer finanziert denn das Projekt? Die Stadt alleine oder haben Sie noch andere Träger? Was ist mit den Kirchen, sozialen Jugendeinrichtungen die evtl. mit Personal und Fachkenntnis aushelfen könnten?"
 
"Natürlich, sie können sich entsprechendes Material morgen in meinem Büro abholen oder sie geben mir eine Adresse und ich schicke es ihnen zu", sagte Frau Richter. "Daraus geht auch hervor, wer sich bisher an den Spendenaktionen beteiligt hat, damit sie eine gute Übersicht bekommen, auch Vorabpläne sind dabei."
 
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