Shadowrun-Kurzgeschichte

Schlangengott

Chaosgod
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18. Februar 2005
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Nebenbei schreibe ich grade an einem Shadowrun-Kurzabenteuer namens >>TOXISCH!!!<< (15-16 Seiten) - dies ist die Hintergrundgeschichte



Hintergrundgeschichte

In diesem vergifteten Acker gedeiht der Samen des Hasses...
Devin Razor alias Burning Bones betrachtete im Astralraum den giftgrünleuchtenden Boden eines Lagerraumes des Ortes der früher liebevoll >>Das Loch<< genannt wurde. Nur eine klägliche Ansammlung von schäbigen Arbeitsräumen ehemaliger Kanalisationsarbeiter irgendwo vergessen unter Redmond - Glow City.
Doch hier hatten sie sich noch vor einem halben Jahr alle zusammengerottet: Die Penner, die Kranken, die Süchtigen, die Verstoßenen, die Sträflinge, die Schwachen und Verlierer - der gesamte Abschaum der Menschheit. Sie alle hatten gehofft im >>Loch<< Zuflucht zu finden - Zuflucht vor der Gesellschaft da draußen. Einen eigenen Platz zu Leben fern von Polizei, Konzernen und Politik - das war alles was sie wollten. Nur ein Minimum: Ihr eigenes Leben.
Sie alle waren ahnungslos gewesen.
Denn kaum hatte die Metroplexverwaltung es aufgegeben nach der teilweisen Kernschmelze von Trojan-Satsop die Menschen zu schützen, da landeten mit den Rusted Stilettos schon die Geier.
Sie kamen nicht um zu stehlen.
Aber die Stilettos wollten nicht wie üblich Schutzgeld nehmen, ganz im Gegenteil sogar: Sie brachten etwas.
Giftmüll!
Eine ganze Lieferung Fässer voll frisch verstrahlten Labormaterial direkt vom Konzern. Welcher klangheimlich das Loch als neue Giftmülldeponie auserkoren hatte. Wer sollte es auch merken? Ganz Glow City war doch zum Bersten voll mit der Scheiße.
Allein die Metamenschen störten.
Zwischen den Stilettos und der dicken Konzernknete standen jetzt nur noch die erbärmlichen Seelen der Strasse. In ihren Augen nicht mehr als eine Ansammlung von krankem Fleisch und porösen Knochen: Wertlos. Mit der Aussicht auf dicke Beute schlugen die Stilettos mit ihren Knüppeln und Totschlägern so hart zu wie sie nur konnten.
Es ging schief - die Enklave wehrte sich.
Die Obdachlosen hatten allerdings durch die vielen Angriffe gelernt und Bündnisse für den Fall der Fälle geschlossen: Laut ertönte ihre Alarmglocke. Ihr Ton war in dem Armenviertel mehr als nur ein Zeichen von Ärger, sie stand für tiefste Not! Bei ihrem Klang wusste jeder einzelne Stiletto, dass es bald von Abschaum nur so wimmeln würde. So entsprang die Entscheidung welche die Gang dann traf und ihr trauriges Ergebnis, halb ihrer Panik und halb dem Wahnsinn ihrer verstrahlten Gehirne.
Sie schlachteten alle ab.
Jeder einzelne Ganger verwandelte sich wie auf bösen Zauberklang der Glocke zu einem rasenden Meuchler. Männer, Frauen und Kinder, keiner sollte das blutige Gemetzel überleben - noch heute erzählen sich die ersten Ankömmlinge das die Kanalbrühe an diesem Tag rot vor Blut war. Wenig später machten Berichte von aus der Kloake auftauchenden Köpfen, Gliedmaßen und Leibern in ganz Redmond die Runde.
Der Boden wurde mit Gift und Blut getränkt.
Burning Bones atmete tief die tote Luft dieses verseuchten Ortes ein. Er konnte die Geister des unsichtbaren Feuers direkt schmecken, so tief waren sie seitdem hier verwurzelt. Ihre vielen Worte waren wie ein leises Flüstern im Raum und wie ein gewaltiges Hallen in seinem Kopf.
>>Beschwöre uns auf dem Acker des Hasses und rot ist der Morgen!<<
Der Rattenschamane schluckte.
Der Tanz mit den Feuergeistern war riskant. Gab er nicht Acht würde sein Geist von dem unsichtbaren Feuer verschlungen werden, bis nur noch der nackte Wahnsinn übrig blieb. Viele vor ihm hatten ihre Macht gekostet und alle hatten sie ihre Seele verloren.
Konnte er es wirklich wagen?
Nein - er konnte es natürlich nicht wagen. Aber von >>können<< konnte gar keine Rede sein, er musste es einfach versuchen! All das Leid der Menschen hier, unter denen er gelebt hatte, die er geliebt hatte, all die Vergiftung, das war wie ein Hammerschlag ins Gesicht! Seine Gefühle beim Anblick der blutbeschmierten Wände dieses Raumes wandelten sich ständig: Trauer, Hass, Trauer, Hass - er wusste nicht ob er heulen oder schreien sollte. Die Tränen erblindeten seine Augen, der Schrei steckte ihm in der Kehle und ein dumpfer Schmerz tobte in seiner Brust.
Würde er nicht kämpfen, würde er an purer Verzweiflung sterben.
Abschätzend schaute Burning Bones von der Tür, wo er die letzten zwei der zur Wache abgestellten Stilettos gegrillt hatte, zu der gegenüberliegenden Wand und dann durch den gesamten Lagerraum: Der Platz würde für einen großen Beschwörungskreis reichen.
Die Geister des unsichtbaren Feuers würden schon bald die Mörder dieser Blutnacht heimsuchen, von der Strasse bis hinauf in den höchsten Wolkenkratzer.
 
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