Schlag

Kelenas

Gruppenlos
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4. Dezember 2003
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3.586
Niemand nahm das bedrohliche Brummen, hoch oben am abendlichen Himmel, wahr.

Die Kinder spielten weiter lachend auf den langen Balkongängen des Wohnhauses fangen, oder in dessen großen Garten mit seinen Büschen und Bäumen verstecken.
Eine kleine Gruppe erwachsener Männer sah ihnen von ihrem Tisch aus zu, während sie Karten spielten, gemütlich ihr Bier tranken und grillten.
Einige Frauen hängten Wäsche über die Balkongeländer, damit diese in der warmen Sommerluft trocknen konnte.
Eine junge Mutter stieg mit ihrer Tocher die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf, beladen mit einigen Einkaufstüten. Ihr Mann würde bald nach Hause kommen und sie musste noch Essen kochen.

Obwohl das Brummen schon lauter geworden war, schenkte ihm noch immer niemand wirklich beachtung. Das Klacken, der sich öffnenden Ladeluken konnte niemand hören, ebenso wie das leise Pfeifen der herabfallenden, todbringenden Fracht. Die Taste eines Funkgeräts wurde betätigt.

Ein kleiner Junge, der seinen Freund in einem Busch gesehen hatte rief seine Entdeckung laut hinaus, während zur gleichen Zeit von oben die aufgeregte Stimme des Mädchens, die ihren kleinen Bruder soeben gefangen hatte, ertönte.
Die Männer unten lachten gemeinsam über den Scherz, den einer von ihnen gemacht hatte, während einer dabei aufstand um sich um den Grill zu kümmern.
Die Frauen hatten ihre Wäsche aufgehangen und gingen nun, die leeren Waschkörbe in die Hüften gestützt, in ihre Wohnungen zurück.
Das Essen hatte die junge Mutter mittlerweile, mit eifriger Hilfe ihrer Tochter, fertig gekocht und begann nun den Tisch zu decken.
Einige Straßen weiter verabschiedete sich ein Mann von seinem Vorgesetzten um sich auf den Weg zu seiner Frau zu machen. Sie würde, zusammen mit ihrer beider Tocher, schon mit dem Essen auf ihn warten. Er salutierte noch vor der uniformierten Wache, die ihm das Kasernentor öffnete.

Viele Kilometer entfernt erwachte eine Funkstation zum Leben, Befehle wurden gebrüllt und sofort war die Luft vom lauten Donnern schwerer Geschütze erfüllt.

Einige Stunden später wurde ein Bericht auf dem Tisch eines Offiziers abgelegt.

Der Wortlaut:
'Feindstellung bei H29/14 mittels kombiniertem Luft- und Artillerieschlag ausgeschaltet. Feindeinheiten zu schätzungsweise 70-75% aufgerieben.'

Den kleinen Nachtrag hatte man hinausgestrichen, er war zu unwichtig gewesen; 'Kollateralschäden minimal.'




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So, seit langem mal wieder ein wenig geschreibsel von mir. Man möge mir bitte nachsehen wenn es hier und da Fehler aufweist, immerhin ist es zwischen halb drei und drei Uhr Nachts entstanden.

freundlichst,
Kelenas
 
Hey, Leute, jetzt ziert euch nicht so!Ich weis zwar das mein Text vom "üblichen Stil", vorgelegt von SeelenBlut und Co., abweicht ;) , aber ein kleines bischen Feedback fände ich trotzdem nicht schlecht :D .

freundlichst,
Kelenas
 
Gute Story. Zwar sterben zwar auch hier wieder leute, aber wenigstens besingt keiner die traurige Glorie des Leidens in Einsamkeit...*hach*

Es ist besser, mit einem Knalleffekt zu gehen. Relativ überraschendes Ende, trockene Zivilisationskritik. Mehr davon!

-Silver
 
schalte die nachrichten ein, da gibt es das live und in farbe....

grundsätzlich:
wenn ein charakter aufgebaut worden wäre, dann wäre die identifikation grösser und die emotionen, die diese geschichte hervorrufen soll, wirkungsvoller gewesen.

so würde mehr ein bild und dessen ende beschrieben. imo nicht lebendig genug.
 
wie sagt man so schön: 10 % Verlust sind immer dabei..?!

Nicht aufregend geschrieben, so wenig aufregend wie eigentlich der ganze Abend ist, wie es auch am Ende gehalten wird.
Mir gefällt es sehr gut.
Eben wegen dieser Emotionslosigkeit, der Charakterlosigkeit. Klar ist das wie ein Bericht im Fernsehen, aber was interessieren mich die Charaktere? Tot sind sie am Ende doch, und ob ich nun mehr als nur das Geschlecht von ihnen weiß.. der Tod des einzelnen berührt mich doch nicht. Auch nicht wenn ich mehr über ihn weiß.
Die Stimmung für die Geschichte ist meiner Meinung nach gut rüber gebracht.

Marina
 
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